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Z2. Stück. Plauen, Sonnabends den 5. August 1820. Einige zeitgemäße Worte über des Men schen Fortdauer nach dem Tod. Es gibt in unsern Zeiten keine geringe Zahl Menschen, die sich in Vie Lehre von der menschlichen Fortdauer nach dem Tod, nicht finden können, und deshalb diese heilige Lehre entweder in der Stille, oder auch laut be, zweifeln, und wohl gar darüber spotten. Dieß ist nun zwar die natürliche Wirkung einer natürlichen Ursache, aber es bleibt doch immer »ine sehr traurige Erscheinung unserS und jedes Zeitalters. Menschen nchmlich, die ihre Fortdauer bezweifeln und läugnen, sind solche, die nur sinnlich und körperlich leben, die nur auf irdische und zeitliche Dinge ihr Augenmerk richten, die nur vergängliche Gü- ter und Vvrtheile und Ehren und Vergnü gungen suchen, und in diesem einseitigen und ntedern Dichten und Trachten sich Wohlgefal len.. Können dergleichen Menschen einen an dern, als sinnlichen und sinnlich rechnenden Verstand haben, oder bekommen? Und muß nicht in ihnen der höhere Geist mit dem geisti gen Leben ersticken und erlöschen, und ledig lich bas Gefühl ihrer Körperlichkeit übrig bleiben? Und werden solche lebendig Tobte, solche nur noch körperlich Lebende, nun nicht auch alles andere in der Welt für bloß körper lich, und die Welt selbst für ein bloßes Spiel und Spielwerk des Zufalls halten? Kinnen also solche der Sinnlichkeit und deren Treiben Erlegene ihren Geist und feine himmlische Natur und Unsterblichkeit fühlen und begrei, fen? Aber gibt es darum keinen unvergäng lichen Geist im Menschen und keinen Instand nach dem Tod? Dicß wissen die am besten, bei denen nicht bloß der Körper, nicht bloß das Fleisch, son dern auch der Geist lebt, und die aus dem Leben ihres Geistes und dessen himmlischen Gedanken und Wirkungen noch ein Höhere- Wesen, oder Gott, die Quelle alles Geistes, fühlen und durch Nachdenken erkennen. Aus bicser Erkenntniß ihres Geistes und GotteS, aus dieser Erkenntniß des Zusammenhanges zwischen ihrem und dem göttlichen Geist, aus dieser Erkenntniß der Verschiedenheit ihre- Geistes und Gottes von allem Aeußerlichen geht selchen Vernünftigen die Wahrheit von des Menschen Unsterblichkeit wie ein Licht auf, und darin eine ewige Trost, und Freuden quelle. Welche Thorheit und Unvernunft, des Menschen Fortdauer zu bezweifeln! Kann denn etwas Aeußeres ohne etwas Inneres daseyn? So wenig die Welt, oder die Natur ohne Ein letztes und ewiges an sich und in sich lebendes Grundwesen, ohne Gott, da ist; eben so wenig ist auch der Mensch ohne eine von diesem ewigen Urgeist herkommende, und gleichfalls an und in sich lebendige Kraft oder Seele. Kann aber «in an sich und in sich selbst lebendiger, und von nichts außer Gott abhängiger Geist, ein unauflößltcher und un zerstörbarer Geist durch den Tod des irdischen Leibes, oder durch sonst eine Deranderun- untergehen? Unmöglich. — Das Weitere mag man in Schriften, die von diesem großen Gegenstand der menschlichen Fortdauer Han, dein, oder auch in meiner Schrift über Vie Unsterblichkeit ec. Nachsehen. — Gott läßt übrigens dem MenW» seine Freiheit/ so da-