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MMufferTageblatt für -ie Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. 77. Jahrg. Mittwoch den 24. April 1918 Nr. 94. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre 4844. II Das .Mjödwfter Tageblatt erschein! täglich, mit Aufnahme der Sonn, und Festtage, abend« s Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung von »er Druckerei wöchenftlch Al Pfg-, monatlich 70 Pfg., viertelickhrlich 2,10 Ml.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich Sv Pfg., vierteljährlich 2,40 Ml.; bei den deutjchen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne Iustellungsgebühr. 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Königliche Amtsgericht und ben Stadtrat zu Wilsdruff §orffrentamt zu 3>ßarandt. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite. Rittmeister Manfred Freiherr v. Richthosen f Oer aste Geist. In allen Kirchen der Grünen Insel ist an diesen. Sonntag eine Kundgebung der irischen Bischöfe verlesen worden, worin das Volk von Irland aufgefordert wird, sich der oom britischen Parlament beschlossenen Ausdehnunci der Wehrpflicht zu widersetzen, ja, den Gemeinden des, iLandes ist von ihren geistlichen Führern der feierliche Eid auferlegt worden, daß sie mit allen Mitteln dem Blutzoll Widerstand leisten werden, der ihnen abverlangt werdens soll. Die nationalistischen Abgeordneten des Unterhauses find in ihren Wahlkreisen eingetroffen und werden vor? läufig nicht nach London zurückkehren: sie bleiben in deij Mitte ihrer Landsleute, um den Kampf gegen die Dienst pflicht zu organisieren. Schon mehren sich die Nachrichten Kber andauernde Unruhen im Lande. Wenn nicht alle« ! stäuscht, 'geht Großbritannien sehr bewegten innerpolitischen i Stürmen entgegen. ! Lloyd George glaubte im Wege des Kuhhandels den- Iren die Dienstpflicht aufschwatzen zu können. „Gebt Ihr Mir die Jugend Eures Landes, als Kanonenfutter für dies Westfront, und ich gebe Euch die Selbstverwaltung mit ^mem eigenen Parlament, um die Ihr seit Jahrzehnten, vergebens gekämpft habt.' Aber das Angebot stützt aut sbeleikigendes Mißtrauen. Zunächst einmal: das Wehr- pflichtgesetz wird beschlossen. Homerule dagegen nur Versprochen. Und dann: kann man denn zumUnterhause, das Vertrauen haben, daß es Ja und Amen sagen wird »u allen Vorschlägen, die der Premierminister ihm unter» breiten wird? Und was wird das Oberhaus zuihnen sagen, und! Derr Carson, der Führer der Ulsterleute, der sich aus einem leibhaftigen Rebellen in einen allmächtigen Minister ver- tvandelte, seinen Bosten aber vor einigen Monaten auf-" gegeben hat, weil er den Zeitpunkt herannahen sah, da er Dieder in seiner engeren Heimat gegen die Selbständig-! keitsgelüste des irischen Volkes auf die Schanzen reiten! Müßte? Einen Vorgeschmack von den Zumutungen, denen ste auch nach Gewährung der Selbstverwaltung ausgesetzh bleiben sollen, bekamen die Irländer überdies sofort zu! kosten: ihr Vorschlag, die Dienstpflicht erst durch das neu! »u schaffende irische Parlament beschließen zu lassen, wurde« iglatt abgelehnt. So war es nicht gemeint, was Lloyd' George mit ihnen im Sinne hatte. Ein Schaugericht für die Welt, die sich durch britische Schach- und Winkelzüge, immer noch täuschen läßt, nichts weiter steht auf dem Spick Besonders in Amerika soll der Eindruck erweckt werden, alK würde nun endlich für das Jahrhunderte lang geknechtet« und schauerlich mißhandelte Volk die Sonne der Freiheit' aufgehen. In irischen Dingen sind ja die Amerikaner nicht ganz so unwissend wie sonst in europäischen Staats- und Äölksrfragen, dank der starken Einwanderung von der Grünen Insel, und dank der lebhaften Aufklärungsarbeit, die von diesen kraftvoll organisierten Menschenmassen Jahr aus Jahr ein entfaltet wird. So hat sich in der Neuen Welt von jeher viel Teilnahme für das Unglück Irlands gezeigt, und die Engländer wären nicht die guten Ge schäftsleute, als die sie allenthalben bestens bekannt sind, wenn sie nicht versuchten, aus dem neuesten Blutschacher-, auf den es ihnen ankommt, auch den Vereinigten Staaten gegenüber möglichst viel moralisches Kapital zu schlagen. Schon hört man Stimmen von drüben, die sich entzückt darüber äußern, daß die Iren nun auch zu einem Menschen-, würdigen Dasein erhoben werden sollen. In Wirklichkeit sind die Zugeständnisse, am die es sich handelt, den guten Engländern natürlich durch die furcht- > barste Not abgepreßt worden, in der das gewaltige Reich sich jemals befunden hat. Seine bisherigen Hilfsquellen drohen zu versiegen, und während der deutschen Kampf front ohne Unterlaß immer neue Reserven zuströmen, weist Marschall Haig bald gar nicht mehr, woher er die gelichtetes Reihen seiner müde gewordenen Streiter wieder auffüllen soll. Jetzt heißt es plötzlich: „Die Iren an die Front!*. Und um sie willig zu machen, sollen ihnen einige politische Zugeständnisse gemacht werden. Aber in Dublin verspürt num keine Neigung, für den englischen Tyrannen die Kastaniett au: dem Feuer der deutschen Geschütze zu holen. Der alte Geish des Hasses gegen alles, was britisch ist, ist noch zu lebendig^ um sich durch ein nur zu durchsichtiges parlamentarisches Spiel beschwichtigen zu lassen. Die Iren wissen heut«; wie je, daß sie vollends verloren sind, wenn sie die bestq Kraft ihres Volkes für englische Herrschaftsinteressen da^ hingeben. Die Macht, die sie bis jetzt geknebelt hat, stehti ohnedies vor dem Zusammenbruch — Selbstmord wäre eÄ also, nicht mehr und nicht weniger, wollten sie diese un« vermeidliche Katastrophe mit dem Blut ihrer Jugend auf halten. Nein, um diesen Preis ist Irland nicht zu kaufen., Lloyd George wird sich diesmal gründlich verrechnen, so' sehr es ihm auch bisher immer noch gelungen ist, sÄnev, Willen durchzusetzen. Kaiser Wilhelm an die Batten. Empfang tm Großen Hauptquartier. Die Abordnung des Vereinigten Landesrates von kLivland, Estland, Riga und Osel, die sich ins Große -Hauptquartier begeben hat, ist dort am Sonntag vom' 'Reichskanzler Grafen v. Hertling empfangen worden. Der Reichskanzler war beauftragt, ihr die Antwort des Kaisers «uf den bekannten Beschluß des Vereinigten Landesrates mitzuteilen. Danach ist der Kaiser bereit, den baltischen Landen den militärischen Schutz des Deutschen Reiches zu gewähren und sie bei der endgültigen Durchführung ihrer Loslösung von Rußland wirksam zu unterstützen. Ebenso ist er bereit, sie" nachher auch formell als selbständige Staaten anzuerkennen. Er begrüßt ferner den Wunsch des Baltikums, aus Livland.! Estland, .Kurland und den vorgelagerten Inseln mitsamt der Stadt Riga einen einheitlich geschlossenen monarchisch-kon stitutionellen Staat mit einheitlicher Verfassung und Ver waltung zu bilden. Endlich sagt der Kaiser dem Wunsche» das Baltikum an das Deutsche Reich durch Personalunion mit dem König von Preußen anzuschließen, eine wohlwollende Prüfung zu. Der erbetene AbWutz der erforderlichen Militär-, Münzverkehr-, Zoll-, Maß- und sonstigen Abkommen wir» den Balten vom Kaiser in Aussicht gestellt. Gesandter Kommissar Losse. -ckk. Berlin, 22. April. " Unmittelbar nach seinem Eintreffen in Berlin hat der neue diplomatische Vertreter Rußlands in Berlin, Volks kommissar Joffe, im Auswärtigen Amt sein Beglaubigungs schreiben überreicht. Er wurde vom Unterstaatssekretär v. d. Bussche-Haddenhausen empfangen, da Staats sekretär Dr. v. Kühlmann bekanntlich einer Halsentzündung halber das Zimmer hüten muß. Die formelle Seite der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland hat damit ihre Erledigung ge funden, in der Stille und geräuschlos, genau in denselben Einfachen Formen, in denen sich der Einzug des neuen russischen Diplomaten vollzog. In der Tat, es ist ein gewaltiger Wandel! Der be glaubigte Vertreter der „Russischen Sozialen Föderativen Sowjet-Republik" kam in Begleitung von etwa 30 Damen und Herren, also mit stattlichem Gefolge, aber schon beim Empfang auf dem Bahnsteige merkte man den Unterschied gegen einst. Zwei jüngere Herren vom Auswärtigen Amt hatten die Begrüßung übernommen, die — stilgerecht dem Rahmen des immerhin eigenartigen Empfanges angepaßt — mit wenigen Worten im Fürstenzimmer des Bahnhofs Friedrichstraße stattfand. Ein seltsames Spiel des Schicksals wollte es, daß der spanische Botschafter die Heraus gabe des Botschaftsschlüssels von der Erfüllung gewisses Formalitäten abhängig machte. Volkskommissar Joffes — in der offiziellen Empfangsliste war er als Gesandter^ nicht als Botschafter verzeichnet — mußte vorläufig ins! Hotel ziehen, in dem man ihm und seiner Begleitung 35; Zimmer hatte bereitstelleu lassen. , In wenigen Tagen wird er in das russische Botschafts- Valais übersiedeln und in denselben Zimmern die Geschäfte. Rußlands führen, in denen bisher die Vertreter des Zaren' ihre diplomatischen Fäden spannen. Der Verkehr von Amt zu Amt wird anfangs nicht leicht sein, denn im imer- nationalen diplomatischen Geschäft haben sich doch gewisse Formen hcrausgebildet, von denen sich der Vertreter der bolschewistischen Regierung in Moskau entweder abgewaudt jat oder die tennenzulernen er keine Gelegenheit hatte. Immerhin beseelt den untersetzten Mann mit den bebrillten fugen Augen der feste Wille, seinem Vaterlande nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen. Und vielleicht hat öine Arbeit Erfolg, je mehr sich das neue Staatswesen n sich festigt und sich der neuen WAllage und den daraus ich ergebenden Folgerungen anpatzt. Gesandter Kommissar Joffe, wie er sich selbst nennt, sat als einen der ersten Berliner Bekannten — nach seinem rmtlichen Besuch bei Herrn v. d. Bussche-Haddenhausen — ßranz Mehring besucht, den unentwegten Vorkämpfer ,er Internationale. Und auch das zeigt den Wandel der weiten, denn nie wäre sonst ein Vertreter Rußlands iin ! Hause eines Sozialisten gewesen . . . Hottän-isch-deuifche Verhandlungen. Wirtschaftsvertrag und Schiffsraum. Gegenwärtig finden Verhandlungen zwischen Deutsch land und den Niederlanden statt, über die von maßgebende Seite folgendes mitgeteilt wird: Wichtige Verhandlungen, die zurzeit zwischen Holland' und Deutschland im Gange sind, beziehen sich auf die Ver»- tängerung des am »1. März abgelanscncn Wirtschafts.» »errrngcS. Die Verhandluugen scheinen einen günstigen Bcrlanf zu nehmen. Wir sind bereit, an Holland, kohlen und Holz zu liefern, während wir ander seits von Holland aus de» eigenen holländische« -Vorräten Lebensmittel, insbesondere Butter, Käse, Gemüse, Artie erwarten. Daneben finden zurzeit andere Verhand lungen zwischen einer holländische» nnd e.ner deutschen Kommission statt znr Herbeiführnng einer Verbindung be- -dressend den AirStausch von >» holländischen Häfen liegendem ^Schiffsraum gegcu Schiffe, die sich in der Macht der Mntentc befinden, und die Brotgetreide nach Holland bringe« iiollen. ' Ein Vertragsentwurf dieser Kommission hat bereit»! t»ie verschiedenen zuständigen Stellen in Berlin durch-j Saufen und wird voraussichtlich mit einigen Änderungen j in den nächsten Tagen der holländischen Regierung üb«-> mittelt werden können. Der bevorstehende Frieden mit Rumäniens Fortgesetzte Verhandlungen. Die Verzögerung der Unterzeichnung des rumänischen Medensvertrages ist nicht in irgendwelchen Hemmnissen! auf unserer Seite begründet. Vielmehr versprechen die Verhandlungen in kurzer Zeit ein günstiges Schlußergebnis. Staatssekretär v. Kühlmann wird sich, wie wir hören, l8ndc der Woche gemeinsam mit Baro» Burian nach Bukarest zur Fortsetzung der Verhandlungen begeben. Der in Aussicht genommene Besuch des Baron Burian in Berlin hat infolgedessen verschoben werden müssen. Wie bei jedem von mehreren Mächten geführten Krieg, so muß auch hier der Frieden von allen Verbündeten unterzeichne! werden. Und zwischen einzelnen unserer Bundesgenossen schweben bekanntlich noch einige kleine Meinungsverschiedenheiten, die sich hauptsächlich auf Gebiets-Fragen beziehen dürsten. * Wird König Ferdinand abdankcn? In Wien glaubt man, daß der Rücktritt Graf Czernins mch durch seine Meinung für die Erhaltung König Ferdinands auf dem rumänischen Thron beeinflußt war- 8s bestanden angeblich abweichende Ansichten über die. Amänische Dynastiefrage zwischen Czernin und der Krone. Ls wurde dem Grafen Czernin mehrfach zum Vorwurf icmacht, daß er unter Berufung auf das Nichteinmischungs- »rinzip die Dynastiefrage in Rumänien nicht berührt vissen wollte und sich persönlich durch seinen Besuch bei ikönig Ferdinand sür dessen Anerkennung und Belassung, ms dem Throne eingesetzt habe. — Diese Stellungnahme oll man an der höchsten Stelle als nicht berechtigt gr ünden haben. König Ferdinand werde sich überzeuge«, Nüssen, daß sein Thronverzicht nicht zu vermeiden seft Die Kämpfe bei Wern. Am Kemmelberge. Obwohl der deutsche Generalstabsbericht nur Teil-, Handlungen auf den verschiedenen Kampfgebieten meldet- bleibt die Schlacht im Gange. Die neutralen Bericht-! erstatter wenden ihre Aufmerksamkeit jetzt besonders den! Ereignissen bei Ipern zu. So schreibt der Militärkritiker'