Volltext Seite (XML)
Melier über öle Zukunft -es Zeppellnbaues Keim WimmmmM mit Englan» Berlin, 2. Sept. Der „Daily Herald" veröffentlicht die Nachricht, das, der deutsche Luftschiffbau vor einer grund legende» Aendcrung stehe. Anläßlich des kürzlichen Besuches in Cardington habe Dr. Eckcner mit der englischen Luftschiff bau AG. die Frage berührt, ob eine Kombination des Zeppelins mit dem englischen Luftschiff möglich sei. Am Mitt woch werde in Brüssel eine Konferenz stattfindcn, auf der im einzelnen besprochen werben solle, wie in Zukunft der neue englisch-deutsche Typ des Luftschiffes konstruiert werden solle. Dr. Eckcner stellt den Sachverhalt wie folgt richtig: Auf der Brüsseler Luftfahrtkonfcrenz wird eine Reihe von Vorträgen gehalten, darunter auch solche über die englischen und die deutschen Luftschiffe. Heber den „Graf Zeppelin" und die deutschen Zeppeltnlustschtsse überhaupt spricht der Direktor am Luftschiffbau Zeppelin, Diplomingenieur Dörr, der mit dem Chefkonstrukteur der Zcppelinwerft Dr. h. c. Dürr, nicht identisch ist. Weder Dr. Eckcner noch Dr. Dürr wohnen der Brüsseler Tagung bei. Schon damit entfallen alle die weitgehenden Kombi nationen, die englischcrseits an diese Tagung geknüpft werden. Diese Kombinationen gehen offenbar aus einen Meinungs austausch zurück, den Dr. Eckener mit dem Konstrukteur deö N lül, Nichmond, und anderen englischen Sachverständigen über grundsätzliche Fragen des Luftschiffbaues, wie das V-r- hältnis von Schisfslängc zum Durchschnitt, die Wahl der Ballonhülle, die Verwendung von Schiverülmotoren und der- letchcn mehr, hatte. Selbstverständlich, so fügt Eckener hinzu, nd mit den nenen Konstrukteure« auch neue Methoden in den Lnstschissbau gekommen und haben Acnbcrungcn und Verbesserungen gebracht, die fortan dem Luftschiffbau überhaupt zugute kommen werden. N. 100 und R. 101 unterscheiden sich von den deutschen Luft schiffen hauptsächlich durch die größere Dicke im Verhältnis, zur Länge und durch die Verstärkung der Spitze zur Ver ankerung am Mast. N 100 hat ferner Nohölmvtoren, doch dürfte die Technik noch jahrelang mit der Frage der Ballast- wassergewtnnung zu schaffen haben. Wir in Friedrichshofen bleibe» bei unserem Blaugas» das kolossale Vorteile hat. An der Konstruktion des L. Z. 128 hat sich seither nichts mehr geändert. Die einzelnen Bauteile lausen in der Fabrikation und cs wird jetzt mit der Montage begonnen. Ebenso dementiert Dr. Eckener das Gerücht von finanziellen Verhandlungen des Deutschen Luftschiffbaues Zeppelin mit den englischen Interessengruppen. Rachifluv „Graf Zeppelins" nach Kassel Friedrichshasen, 2. September. Heute abend 11,10 Uhr stieg das Luftschiff „Gras Zeppelin" unter Führung von Kapitän Lehmann zu einem Nachtslug nach Kassel aus, wo es morgen früh um 8 Uhr lande» wird. Nach einer Rundfahrt während des Tages wird das Lustschiss abends gegen 7 Uhr wieder zum Rückflug aussteigcn. EosteS in Eurtisfield gelandet Neuyork, 2. Sept. Der Flieger Co st es erschien «m 7,08 Uhr abends sOrtszeit) über dem Flugplatz Cnrtis» sield und landete um 7,12 Uhr abcnds (12,12 Uhr MEZ.f. Der Flug von Costes «nd Bellonte an der amerikanischen Küste glich einem Triumphzuge, da sie überall von be geisterte« Menschenmengen begrübt wurdeu. Dutzende von Flugzeugen begleiteten das „Fragezeichen" ans seinem Fluge nach Neuyork. Oberst Lindbergh ist in Curtisseld eingetrosse«, «m die erfolgreichen französischen Ozeanflicger zu begrüße«. Der Lufthafen Curttsfield teilt mit, daß das Flugzeug Costes um 10,30 Uhr örtlicher Zeit über South Old jLong Islands, etwa SO Kilometer von Neuyork. gesichtet wurde. Der Bordsunkapparat funktionierte nicht mehr. Aus diesem Grunde waren die Versuche der amerikanischen Nadio- korporationen und auch mehrerer Schiffe, mit dem Flugzeug in Verbindung zu kommen, in den letzten Stunden vergeblich geblieben. Um 14,55 Uhr örtlicher Zeit war das Flugzeug über Hancock jStaat Maines gemeldet worden. TuidkMmMk um Eurlius und AwirmmS vraktmolSung nuooror Uorllnor SvdrUUoltuug Berlin, 2. Sept. In der „Dossischen Zeitung" findet sich folgende „Sensation": „Zwischen Dr. Curtius und Tre viranus hat nach der Rückkehr des Reichsaustcnministcrs aus Baden-Baden eine Auseinandersetzung stattgefunden, deren Anlaß das immer häufigere rednerische und publi zistische Hcrvortreten des Reichsmintsters Treviranus aus dem Gebiete der auswärtigen Politik war. Dr Curtius hat seinen konservativen Ministerkollcgcn daran er innert, daß er und nicht Treviranus für die aus wärtige Politik verantwortlich zeichne, und daß es weder den Gepflogenheiten entspreche, noch dem Interesse des Reiches nützlich sei, wenn Mitglieder des Kabinetts öffentlich zu Fragen der auswärtigen Politik Stellung nehmen, ohne sich vorher mit dem Außenminister in Verbindung zu setzen und sich seines Einverständnisses zu versichern. Dr. Curtius hat Treviranus ersucht, sich in Zukunft in dieser Richtung mehr Zurückhaltung aufzuerlegen." Dle ganze Meldung ist eine einzige böse Mahlmache. Tatsache ist, dab seit der letzten KabinettSsltzung die Minister Treviranus und Curtins nicht miteinander gesprochen haben, da beide aus Wahlreisen waren. Das erste Wiedersehen wird erst bei der morgigen Kabinetts- sitzunq stattfindcn. Damit ist die T e n d e n z me ld u n g der „Vossischcn Zeitung" deutlich erwiesen. Darüber hinaus aber wird von der „Vossischen Zeitung" betont, „daß der Reichskanzler in seiner Rede inTrier, ohne den Namen seines Freundes Treviranus zu nennen, den Netchsmintstcr ohne Portefeuille in seine Schranken ver wies und unterstrich, daß für die Führung der auswärtigen Politik verfassungsmäßig nnr der Chef der NeichSregierung und der NeichSaußenministcr verantwortlich seien". Dieser zweiten Tendcnzmeldung gegenüber können wir seststellen, daß die Rede Brünings vorher mit dem Reichs- irußenminister verabredet war und daß dieser den Inhalt durchaus billigte! Es ist völlig unsinnig, daß der Kanzler von der Rede seines Kollegen TreviranuS abgerückt wäre.. Die gesamte französische Presse hat das auch richtig verstanden. Wenn aber Brüning und Treviranus sich einig sind und das gleiche von Brüning und Curtius gilt, dann können auch keine Meinungsverschiedenheiten zwischen Curtius und TreviranuS in bezug auf ihre Rcvisionspolittk bestehen, die Anlaß zu einem Konflikt wären. ^ SnmMA Anerkennung für TreviranuS Die „Volants" über das Artikelduell mit Poincar» Paris, 2. Sept. Die radikale Zeitung „Volonts" be schäftigt sich mit dem Arttkclduell Pvincars—Treviranus. Das Blatt ist vernünftig genug, die sachlichen Einwände beider Autoren zu beleuchten. Es schreibt, bas Dokument Tre viranus' sei ausgezeichnet und sehr vernünftig. Der funge deutsche Staatsmann scheine die derzeitigen Realitäten des internationalen Lebens bei weitem bester begriffen zu haben, als der alte lothringische Staatsmann. TreviranuS wisse mit einem Taktgefühl zu sprechen, das die Aufrichtigkeit nicht ausschlicße. Poincars habe einen Artikel geschrieben, besten juristische Haarspalterei doch nicht die Unrichtigkeit der auf geführten Tatsachen verdecken könne. Frankreich habe Deutschland keine Konzessionen gemacht, denn jede französische Geste zugunsten Deutschlands sei nur im Austausch gegen deutsche Gesten oder Garantien erfolgt, deren Bedeutung für Frankreich groß gewesen sei. TreviranuS habe leichtes Spiel gehabt, als er Poincarö hieran erinnerte. Treviranus weise auch darauf hin, daß die Verträge für Europa geschaffen seien, nicht aber Europa für die Verträge. TreviranuS, der bank seiner Jugend die Zukunft begreife, gebe hier eine elementare Wahrheit wieder. Möge man doch in Frankreich so ehrlich, mutig und weitblickend sein, das anzuerkennen. . Anörös Logbuch teilweise leserlich TromSö, 2. Sept. In Andrss Logbuch sind im Gegensätze zum Tagcbuche mehrere Stellen lesbar. Der Titel lautet: Beobachtungsbuch während der Schlittenfahrt südwärts. DaS Buch wurde also nach dem Niedcrgehen des Ballons auf dem Eise geführt. Die ExpedltionSteilnchmer haben anscheinend bereits wenige Tage nach dem Start den Ballon unter 88 Grad nördlicher Brette und 30 Grad östlicher Länge ver lassen und den mühsamen Weg nach Süden angetreten. Der Präsident der Reichsversicherung s. Der Präsident de» Direktoriums der ReichsverstcherungSanstalt für An gestellte, Dr. Theodor v. OlS Hausen, ist im Alter von öS Jahren einem Herzschlag erlegen. Sie SlrMumr Mvnemtstk» vnlestiem, Paris, 2. Sept. In -er gestrigen Sitzung -es Straß burger Gemeinderates hat -ie autonomistische Gruppe eine Entschließung eingebracht, die gegen die Annullierung der Wahl des Autonomtsten Schall -um Gemeinderat durch den Staatsrat protestiert. Diese Entschließung wurde mit 20 gegen 6 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. In ihr wird u. a. gesagt, daß der Spruch des StaatSratcS einen Verstoß gegen die Wahlfreiheit darstelle, der um so verletzender sei, als die Negierung eine Amnestie für die im Kolmarer Prozeß «Verurteilten in Aussicht gestellt, jedoch niemals ernstlich vor- > berettet habe. Seltsame Fräse Die Linksdemokraten sind ganz eingeschüchtert. Ihr gute, und gerechter Bürgerschlaf wird allnächtlich durch einen bösen Alpdruck gestört. Und dieser Alpdruck ist niemand anders als Dr. Scholz, der Führer der Deutschen Volkspartet. Seit Wochen fragt der ltnksdemokratische Chefredakteur vom „Berliner Tageblatt", Theodor Wolfs, mit hartnäckiger Aengstlichkett bei Scholz an, er solle klipp und klar erklären, daß er sich niemals an einer Thüringer Koalition im Reiche beteiligen werde, und seit ebenso vielen Wochen bleibt der Aermste ohne Antwort. Warum fragt Theodor Wolfs mit soviel Ausdauer? Glaubt er etwa, daß die Parteien, die in Thüringen die Regierung bilden, also Deutsche Volks- Partei, Wtrtschastspartei. Landvolk» Deutschnationale und Nationalsozialisten, im Reiche am 14. September unter Ein- schluß der Konservativen ebenfalls eine Mehrheit erobern? Glaubt Theodor Wolfs bas wirklich? Wenn man den Leit artikler des „Berliner Tageblattes" tatsächlich für mehr als einen schöngeistigen Plauderer, wenn man ihn etwa für einen politischen Strategen halten will, wird man ihm diesen Glau ben nicht zubiüigen können. Denn er vergißt, -aß wir im Reiche mit einem politischen Machtsaktor rechnen wüsten, den es in Thüringen nicht gibt, mit dem Zentrum. Aus daS Zentrum wird es ankommen, ob es sich an einer Thüringer Koalition beteiligen will, und damit dürste die Frage schon so ziemlich verneint sein. Denn das Zentrum wirb sich, nach seiner ganzen Vergangenheit und nach der Art, wie es den Wahlkamps sührt, schwerlich zu einer Koalition mit Hitler und Goebbels bereitsinden. Viel eher wird es zu seiner alten Liebe, zur Sozialdemokratie, zurückkehren, mit der es bis aus weiteres, unbekümmert um alle Stürme im Reich»- gebäube, treue Freundschaft in Preußen gehalten hat. Wenn also jemand über eine zukünftige Thüringer Koalition im Reiche zu entscheiden hat, dann ist es nicht die Volkspartei, sondern bas Zentrum. Wollen Herr Theodor Wolfs und seine wenigen politischen Freunde von ihrem Alpdrücken er löst werben, dann sollten sie eigentlich an das Zentrum dt« Gewissensfrage richten: „Wie haltet ihr es mit der Thüringer Koalition?" Dort kann ihr Wissensdurst am ehesten gestillt werden. Ober glauben die Linksdemokraten, die gesamten Rechtsparteien würden einen so starken Stimmenzuwachs er halten, daß sie auf das Zentrum glatt verzichten könnten? Mit anderen Worten, baß die Linke, von den Kommunisten über die Sozialdemokraten bis zur Staatspartei und dem Zentrum, nur noch eine Minderheit des Reichstages bilden werde? Hat Theodor Wolfs mit seinem Angstrus an Dr. Scholz daS zum Ausdruck bringen wollen? Kaum! Aber er muß es sich gefallen lasten, daß mau diese Konseguenz auö seinem Aufruf an Scholz zieht. Sein Alpdrücken würbe sich also aus einer seelischen Depression über einen für dt« Linke wenig rühmlichen Ausgang des 14. September erklären. Politische Logik und strategisches Denken hat Theodor Wolfs jedenfalls nicht bewiesen. Aber daraus kam es dem politi schen Plauderer des „Berliner Tageblattes" auch gar nicht an. Diese fortwährenden hochnotpeinlichen Anfragen an Dr. Scholz bezwecken etwas ganz anderes. Sie sind ein kleiner Kunstgriff, um einmal die Liebe der Linksbemokraten für die Sozialdemokratie erneut zu dokumentieren, und zum anderen ein klein bißchen Verwirrung in die Wählerschaft der BolkS- partet zugunsten der Staatspartei zu bringen. Nun gehöre« die Linksdemokraten um das Berliner Weltblatt herum keineswegs zu den begeisterten Freunden der Staatspartet. Sie haben ihre Gründung mehr als kühl ausgenommen. Und umgekehrt ist man innerhalb der Staatspartet von der BunbeSgenossenschaft der pazifistischen und hosfnungSlos im sozialistischen Fahrwasser segelnden Linksbemokraten nicht sehr entzückt. Man lese nur die Artikel im „Iungdeutschen", in denen immer wieder mit oft drastischen Worten betont wird, daß zwischen den Kreisen des „Berliner Tageblattes" und der jungen Staatspartet ein deutlicher Trennungsstrich zu ziehen ist. Man will den volksnationalen und tung- deutfchcn Kreisen nicht zumuten, mit dem Kreis salon- und kulturbolschewistischer Literaten und ihrer pazifistischen Ge sinnungsgenossen an einem Tisch zu sitzen und fürchtet, daß es der Staatspartet ähnlich ergehe, wie der einst so stolzen Demokratischen Partei, deren Zusammenbruch in erster Linie der politischen Tätigkeit des großen deutschen Welt- blattes zugeschrteben wird. So war man in der Staatspartei gar nicht davon entzückt, als Theodor Wolfs zugleich ein glühendes LtebeSbekenntniS an -ie Sozialdemokratie und die StaatSpartet richtete, und unter der mit Bewußtsein um- gekehrten Devise des deutschnattonalen Parteiführers Hugen- berg zum Kampfe nicht etwa gegen die Deutschnationalen und die Nationalsozialisten anrannte, sondern ausschließlich gegen die Deutsche BolkSpartet. „Macht mir den linken Flügel stark", so beschwört, bittet und fleht Theodor Wolfs, und er erhofft sich den Sieg für seine Parole, indem er eine gruselige Geschichte von dem geheimen Berschwörertriumvirat Dr. Scholz, Hugenberg und Hitler erzählt. Dann kühlt er sein Mütchen noch an dem „ministeriellen Kapitänleutnant" Tre- vtranuS, weil dieser für die Konservativen die Ansicht ge- äußert habe, daß mit Ser Sozialdemokratie zur Zeit nicht regiert werden könne. Theodor Wolfs legt für sich und die Staatspartet ein leidenschaftliche» Bekenntnis für die staats-