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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. Ä«r. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Freitag, den 10. Oktober. Preis für das Vierteljahr t'z» Thaler. Insertion- - Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. I8S1 Amtlicher Theil. Dresden, 9. October. Ihre Majestät die Königin von Preußen ist heute Nachmittag nach Berlin zurück gereist. Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hessen ist gestern Abend hier eingetroffen und im Hotel de Saxe abgetreten. Dresden, 5. Ortober. Se. Königl. Majestät haben dem Direktor deS Vihihum'schen Geschlechtsgymnasiums all- hier, Professor und Geheimen Schulrath I)r. Karl Justus B l o ch m an n, bei Gelegenheit der Niederlegung der Direktion gedachter Anstalt das Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen geruht. Dresden, 6. October. Dem Dircctor des Vitzthum'- schen Geschlechtsgymnasiums zu Dresden, 1>r. pllil. Georg Bezzenberger, ist das Prädirat eines Professors ertheill worden. Tagesgeschichte. 0 Dresden, 9. Oktober. Die „Neue Preußische Zei tung" hat in der letzten Zeit wiederholt Auslassungen über die Stellung der sächsischen Regierung enthalten, denen sich eine abweichende Auffassung vielleicht mit gutem Grunde entgegenstellen läßt. Es liegt nicht in unsrer Absicht, hier» auf im Weitern einzugehen; wohl aber ist das, was das genannte Blatt gewissermaßen rommrntirend in Betreff des Bundesdeschlusses wegen Ausscheidens der öst lichen Provinzen Preußens auS dem Bunde bemerkt, so beschaffen, daß einige Worte darüber nothwendig erschei nen. Zuvörderst glauben wir nicht zu irren, wenn wir es alS geradehin unrichtig bezeichnen, daß, wie es nach den Angaben der „Neuen Preußischen Zeitung" den Anschein gewinnt, die „kleinen Königreiche" dem betreffenden An träge Preußens entgegengestanden haben, und unter ihnen Sachsen hierin gewissermaßen vorangegangen sei. Wie wir auS guter Quelle entnehmen, ist vielmehr von Sachsen allein, nachdem selbst Oesterreich sich dem Anträge beistim mend erklärt, Bedenken gegen letzter« erhoben worden. Diese Bedenken jedoch, weit entfernt, auS einer Opposition gegen Preußen hrrvorzugehen, fußten vielmehr theilS auf der Er wägung der Connexität des fraglichen Beschlusses mit der endlichen Entscheidung einer andern, wichtigen und neuer lich vielfach besprochenen Frage, sowie namentlich der Stellung deS Auslandes zu der letzter«, theilS auf der Abneigung gegen ein, auszusprechende Verringerung des nationalen Gebiets. Da« Fallenlassen dieser Bedenken aber, deren Molivirung nach dem Gesagten jedem Zweifel an deren Unabhängigkeit von der sonstigen politischen Stellung Sachsens zu Preu ßen entrückt ist, ging au« dem Wunsche hervor, durch Fest halten dieses Widerspruchs nicht länger das Zustandekommen eines preußischerseitS einmal beantragten und befürworteten Beschlusses zu hindern. Daß statt dieser freien Nachgiebig keit gegen Preußen vielmehr eine fast drohend klingende Er klärung Preußens, wie die „Neue Preußische Zeitung" sie anführt, jenen Beschluß herbeigeführt habe, dürfte schwer lich von anderer Seite her eine Bestätigung erfahren. Schließlich möchten wir nicht unerwähnt lassen, daß, un ser« Wissens, die Ansicht, als ob durch diesen Beschluß die obengedachte weitere wichtige Frage tangirt werden solle, von keiner Seite weder hervorgerufen, noch ausgesprochen worden jst. 0 Dresden, 9. October. Seit vielen Jahreck ist das Sicherheitscommando zu Waldheim von der leich ten Infanterie gegeben worden, und hat diese Truppe den dortizetk sehr anstrengenden und verantwortungsvollen Dienst Hoftheater. Dresden. Es ist Fräulein La Gr«a nicht vergönnt worden, in einer ihrer Rollen vor ihrer Abreise nochmals auszutreien, und nach vielen Regiemantpulaiionen deS Repertoirü haben plötzliche und «»plötzliche Heiserkeiten — nicht in der ersten, sondern in der zweiten Reihe deS Gesangpersonal-, denen man zu so wunderbaren Assertionen am wenigsten ein Recht zuzugestehen pflegt — dem Publicum daS Vergnügen geraubt, einer so beliebten und außerordentlich begabten Künstlerin in einer Abschiedsvorstellung seine Theilnahme zu bezeigen. Selbst daS Auftreten in einzelnen Scenen oder der Vortrag einiger Arien in Zwischenakten ist dem Wunsche der scheidenden jungen Künstlerin versagt. Dir Meinung deS Publicum-, der natürliche Menschen verstand, pflegt solch, Vorfälle unter die bekannte bändereiche Rubrik: „Theaterintriguen" rinzuregistriren: — jedenfalls sind e» KrankheitSsympiome, ob der Theater-Physis oder — Psyche bleib» fraglich. Eine specielle Forschung meidet Jedermann, schon auS Prinrip der Reinlichkeit. Wir können nur der Erwähnung der tief beklagen-werthen Thatsache unser Bedauern hinzufügen, daß die Intendanz selbst durch augenblickliche Abwesenheit ver hindert ist, in diesem Falle ihren nicht zu bezweifelnden eigenen edlern Willen auf energische Weise erfreulich zu beihätigen. Die Ungunst der theatralischen Kehlorganisation kann indeß die iheilnel,'wende warme Anerkennung und Hochschätzung nur verstärken, welche Fräulein La Grua sich errang: ihr erstes Auf treten schon ließ den erfahrenen Hörer ein außerordentliches dramatische- GesangStalent erkennen, und in der kurzen Frist ihre- Hiersein- bei karg zngemeffener Beschäftigung übertrafen ihre Fortschritte, ihr reichbegabte-, wahrhaft künstlerische- und mit musterhafter Pflichttreue versehen. Die in neuerer Zeit mehrfach nothwendig gewordene und auch eingetretene Ver stärkung deS gedachten Commandos veranlaßten vor ganz kurzem daS KciegSministerium, einen Wechsel der Sicher- heitScommandos zu Waldheim und Zwickau anzuordnen — wodurch das zu Waldheim der leichten Infanterie entzogen und zum größten Theile der zweiten Jnfanteriebrigade über tragen worden wäre —, um hierdurch eine gleichmäßigere Vertheilung des Dienstes unter den verschiedenen Jnfan- teriebrigaden und eine Erleichterung der Leipziger Garnison herbeizusühren. Zu derselben Zeit aber bekam man auch Kunde von einem vorbereiteten Versuche, mehrere der in der Strafanstalt zu Waldheim detinirten gravirtestcn Verbrecher mittelst Hilfe einiger verführten Schützen zu befreien. Um nun der seit Jahren bewährten Truppe einen Beweis des fortdauernden wohlverdienten Vertrauens, ungeachtet der Verführung Einzelner, zu geben, hat sich daS Kriegsmini sterium veranlaßt gesehen, den bereits ungeordneten Com- mandowechsel zu verschieben und erst mit Ablauf des Jah res eintreten zu lassen. * Dresden, 9. Oktober. Eine aus dem „Hamburger Correspondenten" in die hiestge„ConstitutionelleAeitung" über gegangene Mittheilung über eine von der königl. sächsischen Negierung 'beabsichtigte Finanzoperation giebt uns zu der Bemerkung Anlaß, daß allerdings zu diesem Zwecke neuer» dings Verhandlungen mit dem Hause Rothschild stattgefun den, daß jedoch dieselben zur Zeit ein Resultat nicht gehabt haben, cs auch mit Rücksicht auf die vom Hause Roth schild gestellten Bedingungen sehr zweifelhaft erscheint, ob überhaupt ein Resultat noch erzielt werden wird. Leipzig, 8. October. Gestern Abend sind Ihre K. K. Hoheiten der Kronprinz von Württemberg und Ge mahlin, Großfürstin Olga von Rußland, hier eingetroffen und heute nach Stuttgart abgereist. — Leipzig, 9. October. Au der gestern in Connewitz siattgehabten Landtagswahl für den 1. bäuerlichen Wahl bezirk hatten sich von den 54 Wahlmännern 53 eingefun den, und es wurde der KrerSamtslandschöppc und Ortsrich- ter I. K. G. Kabitzsch in Mockau zum Abgeordneten, und der Gutsbesitzer G. A. Asmus in Zuckelhausen zu dessen Stellvertreter gewählt. ' , Wien, 6. Oktober. (C. B.) Vorgestern ist hier von Petersburg eine Note als Antwort auf eine Anfrage un ser« Cabinets hinsichtlich der künftigen Haltung der beiden Mächte gegenüber der Pforte eingelaufen. Es scheint, daß bei der Freilassung Kossuth's unser Cabinet von Seiten Rußlands eine gewisse Zurückhaltung bemerkt haben wollte, weshalb jene Anfrage abgesendet wurde, um sich zu ver gewissern, inwieweit Rußland bei möglichen Jncidenzfällen mit unserer Politik Hand in Hand gehen wolle. Die er wähnte Antwort empfiehlt vor allem Mäßigung, erklärt sich jedoch im Vorhinein bereit, allen österreichischen Beschlüssen in dieser Angelegenheit beizustimmen. — Derselbe Cocrespon- dent versichert, daß die englische Escadre im mittelländischen Meere verstärkt und zwar auf denselben Fuß gesetzt wird, wie in den Jahren 1840 und 1841. — 7. October. Die „Brünner Zeitung" läßt sich von hier schreiben: Die Staatsverwaltung beschäftigt sich ernst lich mit einer Reform der Börse. Die Berathungen über das Börsengesetz, welche durch die Abwesenheiten vie ler Geschäftsmänner unterbrochen waren, werden in den nächsten Tagen wieder ausgenommen werden. Der Beschluß ist gefaßt, eine neue Börse zu bauen. Innsbruck, 5. Oktober. (Oest. Rz.) Laut von den Kreis präsidenten in Brixen und Trient erhaltenen telegraphischen Mittheilungen ist gestern die Etsch wieder außerordentlich angeschwollen und hat bei Salurn wie im Juli das rechte Ufer durchbrochen und die ganze Gegend unter Wasser ge setzt. Dasselbe ist bei Rovere della Luna der Fall und end lich bei Centn, wo der Elschdurchbruch daS Wasser über das ganze Campo Prentino ergoß. Herinnnnstadt, 3. October. Der heutige „Siebenbür ger Bote" veröffentlicht 42 vom hiesigen Kriegsgerichte ge fällte kriegsrechtliche Todcsurtheile wegen Theilnahme am Hochverrath, welche Strafe im Wege der Gnade in sechs zehn- bis zweijährigen FestungSarrest verwandelt wurde. Berlin, 8. October. (N. Pr. Z.) Der s chlesis che Land - tag, dessen ihm gestellte Frist am 12. d. M. abgelaufen sein wird, hat die Ermächtigung erhalten, noch vier Tage länger zusammen zu bleiben, falls dies nothwendig sein sollte. Insterburg, 4. Octoder. (Pr. A) Es verlautet, daß das Staatsministerium damit umgehe, außer den kriegs gerichtlichen Gefängnissen noch besondere Centralgefan genanstalten einzurichten, in welchen die Gefängnißstrafen von einer länger« als scchsmonatlichen Dauer in Zukunft verbüßt werden sollen. Doch scheint es in Bezug auf letz tere noch nicht bestimmt zu sein, wo sie errichtet werden sollen ; man glaubt, daß dies da stattsinden werde, wo künftig hin die Sitzungen des Schwurgerichts werden gehalten werden. Koblenz, 6. October. (Kobl. Z.) Unsere Handels kammer hat in einer eigenen Eingabe an unfern Ober präsidenten auf das dringendste beantragt und befürwortet, daß derselbe in Betracht der stattfindenden großen Versen dungen von Getreide und andern Lebensmitteln ins Aus land und der dieserhalb schon beginnenden Theuerung schleu nigst ein Ausfuhrverbot dieser Gegenstände und dagegen die freie Einfuhr derselben bi« zur Beseitigung des Ucbels er wirken möge. München, 6. October. (N. M. Z.) Der Bericht deS Abgeordneten Rebenack Namens des zweiten Ausschusses über den Gesetzentwurf: die provisorische Erhebung der Steuern für 1851/52 betreffend, ist bereits autographirt und verthcilt. Der Ausschuß beantragt einstimmig Zu stimmung zu den Artikeln 1 und 2 des Entwurfs, und zum Artikel 3 mit Mehrheit der Stimmen die Zustimmung in folgender von Freiherrn v. Lerchenfeld vorgeschlagenen Fassung: „Die im §. 11 d,S Finanzgesetzes vom 25. Juni 1850 für Aufhebung des Zahlenlotto festgesetzte Frist wird bis zur schließlichen Bestimmung hierüber im Finanzgesetze für 1850/51 verlängert." — Der Vorstand deS Hauptstaatsarchivs, Geh. Legations rath Freiherr v. Aretin ist zum Geh. Rath ernannt, und der bei der Bundestagsgesandtschaft angestellte Legations rath 0r. Dönniges hat die nachqesuchte Entlassung auS dem Staatsdienste unter Ernennung zum Geh. Legations- I rath erhalten. Vrlangcn, 2. Oktober. (N. C.) In der heutigen Sitzung der Philologenvcrsammlung erhielt Direktor Eckstein aus Halle zuerst das Wort, um einen Antrag an die Ver sammlung zu bringen. Der Redner bezeichnet es als eine dringende Pflicht dec Dankbarkeit, den Männern, denen in frühern Versammlungen als den Ersten und Besten ein Denkmal gestiftet worden, den so vielseitig verdienten und berühmten Mann, Friedrich Thicrsch, bcizugesellcn. Die Versammlung giebt ihre Zustimmung zu erkennen, worauf der Redner einen in Voraussicht des Erfolges bereits vor sorglich verfaßten Entwurf zur Genehmigung vorliest. Der selbe findet allgemeinen Beifall, und es wird beschlossen, daß derselbe gedruckt und morgen durch den Präsidenten des Tages überreicht werde. Hierauf referirt Rost im Namen der Commission für die Wahl des nächsten Versammlungs ortes und empfiehlt dazu Göttingen, die Geburtsstätte des Vereins, und als Präsidenten Hermann und Schneidewin. Beide Anträge werden angenommen. Feuilleton. begeistigteS Streben alle Erwartungen so weit, baß einige ihrer Leistungen sich bereit- als ersten Ranges erwiesen und die glänzende Knnstlaufbahn der jungen Sängerin außer Zweifel setzten. Nm so mehr ist zu beklagen, tzaß ein so seltenes heimisches Talent, dessen Abgang für die hiesige Oper eine jetzt nicht zu besetzende Lücke zurückläßt, dem AuSlande überlassen werde» muß — da leider rechtzeitige Anträge versäumt wurden und verspätete nicht entsprechend waren. Wie groß die Voriheil, sind, welche eine beliebte und vorzügliche Sängerin sowohl dem Repertoir als auch der Casse zu bringen vermag, möchte dabei nicht genügend erwogen sein. Möge Fräulein La Grua eine so empfängliche freund liche Theilnahme in Pari- wiedrrfinden, als ihr von Dresdens kunstsinnigem Publicum wurde, und ihr schönes jugendlich begeisterte- Streben ohne Abirrung und äußere Störung jene hohe Kunstsiufe erreichen, zu der hinan sie hier so rasche und glückliche Schritte gcthan. Kunst. Die Aufforderung zur Subskription für da- von der Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Gotha be schlossene Oken'sche Denkmal ist jetzt, von Kiefer und Huschke in Jena und Theile in Bern unterzeichnet, versendet. Der Zweck der Subskription wird dahin angegeben: Errichtung einer großen ehernen, von einem namhaften Künstler zu modellirenden und auf galvanoplastifchem Wege zu fertigenden Büste auf einem freien Platze in Jena, in der Stadt, in welcher Oken im Jugend- und ManneSalter mit Freuden wirkte und au der sein Herz bis anS Lebensende mit Sehnsucht hing. Die Büste soll auf einer ge schliffenen Graniisäule errichtet werden. Theater. In dem uns nahen Görlitz ist ein sehr zweck mäßig und mit vielem Coinfort eingerichtetes Stadltheater, 1200 Personen fassend, erbaut, dessen geringe Herstellungskosten — 46,000 Thaler — bei einer eleganten und den neuesten Er fahrungen entsprechendkn Einrichtung in Verwunderung setzen. ES wurde am 2. Oktober mit Schiller'« „Don Carloö" er öffnet. — Wien. Im Hofoperntheater wurde Ada in'S komische Oper „Giralda" zum ersten Male gegeben. Der Tert, von Scribe mit Geschick und Leichtigkeit geschürzt und durch komische Situationen sehr unterhaltend, findet Beifall und hob die Musik möglichst, welche mit Ausnahme mir weniger Nummern als höchst unbedeutend, trivial und von Gemeinphrasen und ReminiS- eensen voll bezeichnet wird. Nur die Behandlung deS Orchesters soll einiges Interesse bieten. Dem spärlichen Besuche der zweiten Vorstellung nach scheint die Oper sich nicht auf dem Repertoir zu erhalten. — DaS im Theater an der Wien gegebene neue VollS- drama von Elmar: „Ferdinand Raimund", welche- die un vergeßliche Gestalt de- beliebten verewigten Volk-dichter- mit großer Wirkung vorfuhrt, hat dagegen entschieden gefallen. — In Paris ist zur Eröffnung de» neuen, dritten lyrischen Theaters Boisselot'S (deS Neffen Boieldieu'-) neue Oper;