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Dresdner Journal : 18.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190111183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-11
- Tag 1901-11-18
-
Monat
1901-11
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 18.11.1901
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ve,„»»ret«: B«m Bezug« durch di« Gefchtstajtell« t»a»rt«sl 2,50 M (emichi Zuttaguaz), durch die t» Deutschen Reiche 5 Ä (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmteo, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean- stncucht, so ist das Postgeld beijufügeo Vrrstiner Journal Herimsgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm 5 Uhr. >«kt«»t««««»«e»ühre»: Dir Zeile kleiner Schrift da« 7 mal aespaltrneu Ankündb gunaS-Seite oder deren Rau» 20 Pf Bei Tabellen, und Ziffrrnsah 5 Pf. Aufschlag für die Zeile Unterm Re» daltionSstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei dfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittag- 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer OL«8. 1901 Montaq. den 18. November nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nackgenannlen Beamten des Bibliographischen Instituts zu Leipzig die ihnen von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Meiningen verliehenen Ordens-Auszeichnungen, und zwar der technische Direktor Brückner das Verdier.stkreuz für Kunst und Wissenschaft, der Hauptkassirer Stang dar Berdienstkreuz der Herzog!. Sachsen-Ernestinischen Hausordens und der Packmeister Knoll die Ver dienstmedaille desselben Ordens in Gold, annehmen und tragen. ^aßkarten betr. Für die im Jahre 1902 zur Verwendung kommenden Paßkarten ist der rothe Unterdrück gewählt worden. Die zur Ausstellung von Paßkarten befugten Behörden haben gemäß der Verordnung vom 18. Juli 1870, betreffend den Vertrieb von Druck- formularen für die Polizei- rc. Behörden (Gesetz- und Verordnungsblatt von 1870 Seite 269), ver bunden mit der Bekanntmachung vom 8.Dezember 1870, die bei ihnen am Schlüsse des laufenden Jahres noch vorhandenen ungebrauchten und unverdorbenen Paßkartenformulare vom Jahre 1901 behufs des Umtausch- bei der spätestens am 1. Oktober 1902 zu bewirkenden Bestellung neuer Formulare an das Gendarmerie - Wirthschaftsdepot einzusenden, deren Bezugspreis an dem nach 8 3 der Verordnung vom 18. Juli 1870 der Bestellung beizufügenden Geld beträge aber zu kürzen. Nach dem 1. Oktober 1902 findet ein Umtausch ungebrauchter und unverdorbener diesjähriger Paß tartenformulare ebensowenig als die Erstattung des Bezugspreises derselben statt. Dresden, den 12. November 1901. Ministerium des Innern, II. Abtheilung. ivvso Merz. Am 1. Dezember d. I. wird der an der Bahn linie Weipert—Annaberg gelegene Haltepunkt Sehma, der bisher nur dem Personen- und Gepäckverkehr diente, als Haltestelle für Stückgut- und Wagen- ladungsverkehr eröffnet. Die Dienstgeschäfte in Sehma, einschl. des bisher von Zugführern geleisteten Fahrkartenverkaufs, werden dem Güteragenten, Schänk wirt Roscher das., übertragen. Über die Fracht berechnung geben die Güterverkehrsstillen Auskunft. Ziiizl. HrvkttldiiMtt der KälMtll ZtaatseistMhitii. Sruemmngeu, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Verwaltung der Zölle und Steuern. «»gestellt: Der Feldwebel Etzold, der Bizeseldwebel Beyer und der Hoboist (Sergeant) Netzel als Grenzausjeher. — Be- sö.dert: Der Zollasüstent Berthold zum Zollsekretär in Riesa; der RevifionSausseher Schönrich zum Oberkontrol- assistenten in Plauen; der Steucrausseher Schmuzler zum Nedenzolleinnehmer in RitterSgrün. — Pensionirt: Der Nebenzolleinnehmcr Nras in RitterSgrün — Verstorben: Der Zollsekretär K A. Fischer in Leipzig; der gollassntent Panse in Z'ttau. I» Geschäftsbereiche beS Ministeriums des Kultus und Sffentltcheu Unterrichts. Erledigt: eineständ. Lehrer- ftellea d Bürgerschule zu Kirchberg i. S. Koll.: der Stadt rat. Ansangsgehalt 1650 M. f. Verheiratete, 1550 M s. Unverheiratete Höckistqehalt nach 26 Dienstjahren 3000 M. Lurch und Wissenschaft. Nefidenztheater. — Am 16. d. Mts.: „Frösch' weiter". Patriotisches Schauspiel in vier Aufzügen von Hans v Wentzel und Ferdinand Runkel. (Zum ersten Male ) ES ist zu beklagen, daß da« patriotische^Schauspiel, da» am Sonnabend zum ersten Male im Residenztheater aus geführt wurde, nicht vor sechs Jahren, also in jener Zeit erschienen ist, in der man in Alldeutschland die 25jährige Erinnerung an den großen EinigungSkrieg von 1870/71 beging Denn neben den zahlreichen, poetisch überhaupt oder mindestens dramatisch mittelmäßigen Bühnenstücken, die in dem Erinnerungsjahre 1895 aufgeführt wurden, würde diese Arbeit mit ihrer wirkungsvollen Fabel, ihrer straffgespanntcn Handlung und ihrer in den Haupt figuren ganz ausgezeichneten Gestaltenzeichnung sehr ehrenvoll bestanden haben. Daß dir Dichtung, wie die freundliche Ausnahme des Stücke» am Sonnabend be wies, auch heute noch der Wirkung sicher ist, darf al» «in erfreulicher Beweis dafür gelten, daß das Gedächtnis an die große Zeit von 1870 71 in zahlreichen Herzen treu und fest fortlebt Aus den Inhalt de» Werke» brauchen wir nicht näher einzugehen, wenn wir bemerken, daß in dem letzteren der H«rzen»konflckt zweier Brüder, Elsässer, von denen der eine in der deutschen, der andere in der französischen Armee dient, geschildert ist. Diese Schilderung erweist sich namentlich in den ersten beiden Akten, in der Knüpfung de» dramatischen Konflikts, al» geschickt, weniger in den letzten beiden, in der Lösung de« Konflikt«, die stark an die litterarifchen Kriegs» Sichtungen Marlittscher Obfervan» erinnert Während der Ausbau der Handlung im allgemeinen, wie schon «ingaug» betont wurde, straff und in scharfen, knappen Bildern erfolgt, geht die Episoden- und Situationen- Gesuche bis 30. November an den Stadttat.— Zu besetzen: I. Januar die zweite ftänd Lehrerstelle a. d 6 klaff Schule zu Markersdorf b. Burgstädt. Koll: die oberste Schul behörde. Einkommen: neben sreier Wohnung 1200 M Ge halt u. 55 M. f. Turnunterricht Unter Beifügung sämtl. Zeugnisse, insbesondere auch eines AmttsührungSzcugniffeS bi» aus die jüngste Zeit u. bei noch nicht erlangter Ständigkeit des MiliiärdlenftnachweiseS sind Gesuche bis 10. Dezember beim BezirkSschulinspektor Or. Schilling in Rochlitz einzureich n; — eine Lehrerstelle a. d. Bürgerschule zu Lausigk Der AnfangSgehalt beträgt einschl des WohnungSgeldeS 1500 M. f. Verheiratete, 1400 M f. Unverheiratete u. erhöht sich nach je drei Dienftjahren um je 150 M bis »um Höchftbetrage von 3000 bez 2200 M. Auswärts verbrachte Dienstjahre können angerechnet werden. Bewerbungen mit sämtl. Beilagen sind bis 7. Dezember beim Stadtgemeinderat einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Avö Mangel au Kreuzer«. Seit der Unterdrückung des Araber-AufstandeS 1889/90 in Ostafrika und der Gründung einer ständigen Schutztruppe dortselbst waren auch stets zwei kleine Kreuzer dort stationiert, die nicht nur für die Küste Deutsch Ostafrikas bestimmt waren, sondern auch die Flagge an den von vielen Deutschen mit- dewohnten Küstenplätzen Südafrikas zeigten. So lösten sich die beiden Kreuzer ab; während der eine im Schutzgebiete verblieb, besuchte der andere die Plätze Mozambique, Beira, Laurenco Marquez, Durban, East London, Port Elizabeth und Kapstadt, um von hier nach vorgenommener Schiffsboden reinigung auf die Station zurückzukehren. Der andere Kreuzer lief während dieser Zelt wiederholt die Küstenplätze des Schutzgebiets an: Minkindani, Lindi, Kllwa, Kisiwani und Kllwa Kiwindje, die südlich der Hauptstadt Dar-eS-Salaam liegen, dann Bagamoyo, Saadani, Pangani und Tanga, die nörd lich liegen Bei diesen Kreuzerfahlten wurden stets auch einige Dhaus (Küstenfahrzeuge) auf Sklaven handel untersucht. Auf diese Weise wußten die Ein geborenen stets, daß sie überwacht wurden, und diese Ueberwachung ist besonders geboten den dort lebenden Araber-Mischlingen gegenüber, die große Grund stücke und Viehherden besitzen und lir immer dazu neigen, die eingeborenen Suaheli-Neger zu unter drücken. Jetzt sind beide Kreuzer zurückgezogen worden. Von den beiden letzten stationären Schiffen ist „Schwalbe" nach China gegangen und „Condor" nach 6kjährigem Aufenthalte nach der Heimat zurück gekehrt,um einerGrundreparaturunterworfenzu werden. Die Station ist seitdem aus „Mangel an Kreuzern" nicht mehr besetzt worden und scheint auch vorläufig noch nicht wieder besetzt zu werden, da nur von einer Entsendung der Kreuzer „Gazelle" und „Thetis", als Ersatz für „Irene" und „Gefion", nach Ostasien die Rede ist und der Kreuzer „Falke" nach der ameri kanischen Station abgcgangen ist. Wirft man einen Blick auf die Liste unserer „Kleinen Kreuzes, so findet man dort 28 Namen verzeichnet, von denen ober ein nicht geringer Teil für das Ausland ganz ungeeignet ist. „Arcona" und „Alexandrine" werden wohl, als veralteter Typ, zu Schulschiffen unigebaut werden. Von den alten, als Kreuzer übernommenen Avisos sind „Meteor" und „Komet" ihres gering n Aktionsradius wegen nicht einmal im Geschwader dienst in den heimischen Gewässern zu verwerten; „Zielen", „Blitz" und „Pfeil" haben ihre Altersgrenze erreicht und dürften wohl bald den „Schiffen zu be sonderen Zwecken" zugeteilt werden. schilverung an elmgrn Stellen loe Brette uuv verlrert sich zudem in Unwahrscheinlichkeiten und Willkürlich keiten, die der Darstellung nicht förderlich sind Da gegen verdient die Gestaltenzeichnun^, was oben eben falls bereits hervorgehoben wurde, volle Anerkennung; die HerauSarbeitung der inneren Gegensätze zwischen den Brüdern, der sich zu den widersprechenden nationalen Empfindungen gesellende Herzenskampf der beiden und der schließliche tragische Untergang ded Jüngern sind mit großer Lebenswahrheit und poetischem Schwünge dargestellt Die Darstellung und Regie that da« ihrige zu einem scenischen Erfolge der Arbeit. Die beiden Hauptrollen, da« Brüderpaar, spielten Hr. Emil Reiter und Hr Alex. LebiodkowSky, dieser, indem er den deutschen, jener, indem er den französischen Offizier darstellte Hr. Reiter, für jugendlich-ungestüme Aufgaben wie die in dieser Dichtung ihm zufallende besonder» befähigt, spielte mit edlem Feuer und wirksam sich steigerndem Aus drucke, ohne wie Hr LebiodkowSky in Uebrrtreibungen zu verfallen In Nebenaufgabcn waren die Herren Ignaz Janda, Karl Witt, Karl Friese und Karl Bayer erfolgreich beschäftigt Von den Damen verdient an erster Stelle Frl Franzi Huß für ihre zugleich an- mutige und warmblütige Verkörperung des jungen Mädchens, da» zur Heldin de» Stücke« wird, genannt zu werden; die talentvolle Künstlerin schuf au» der an sich nicht hervorragenden darstellerischen Ausgabe eine Leistung von fesselndem psychologischem Reize Neben ihr wirkten, den Anforderungen angemessen, die Damen Marie Lerach, Franziska Hilpert, Helene Lobe und Julie Kronthal. Hr Karl Witt hatte die Jnscene bi» aus einige nicht ganz gelungene Einzel,üae geschickt bcwerkstelliat und namentlich den Ensemblescenen im letzt«» Auszuge lebendige» Gepräge verliehen W Dg» Hoffentlich wird recht bald der Ersatz für diese angeblichen Kreuzer hergestellt und außerdem die Kreuzerflotte, die an Zahl zu schwach ist, noch er heblich vermehrt werden. Die Engländer gehen nicht davon ab, ihre Kolonien fortgesetzt durch Kriegrschrffe zu bewachen, und so haben sie auch in Ostafrika für ihre Schutz gebiete — Zanzibar und Mombassa — stets einen Kreuzer und zwei bis drei Kanonenboote, also säst doppelt so viel Schiffe als wir, als stationäre Fahr zeuge dort bereit liegen, und Kreuzer, die aus irgend welchen Ursachen zeitweise zurückgezogen werden müssen, werden von ihnen stets unverzüglich durch andere Schiffe ersetzt. Die deutsche« Kolonien. In den nächsten Tagen, am 21. November, tritt der Kolonialrat wiederum zu einer mehrtägigen Sitzung zusammen, und seine Beratungen über die Etats der Kolonien, die fortschreitende Abschaffung der Sklaverei, die Arbeiterordnung in Kamerun und andere Maßregeln zur Hebung der Kolonien werden das Interesse weiterer Kreise einmal wieder in leb hafter Weise auf unsere verschiedenen Schutzgebiete lenken. In den sechzehn Jahren, seit zuerst in Kamerun und Südwestafrika die deutsche Flagge auf- gehißt wurde, ist unser kolonialer Besitz beständig im Wachstum gewesen, freilich nur in bescheidenem Maße, wenn man ihn mit den Erwerbungen dec Franzosen in Afrika und Hmterindien in derselben Zeit vergleicht. Aber er entspricht doch im ganzen den Anstrengungen, die wir darauf verwandten, der Teilnahme, der die Erwerbungen der Kolonien im deutschen Volke begegnete, und den Kräften in betreff der Flotte und des Kapitals, über die wir ver fügten. Wirsind spät in die Reihe der Seemächte und der überseeischen HandelSmächte getreten. Mehr als zweihundert Jahre, vom dreißigjährigen Kriege bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, ist Deutsch land von dem Welthandel so gut wie ausgeschlossen gewesen. Die Bemühungen des Großen Kurfürsten, sich eine Kriegs- und Handelsflotte zu schaffen, waren in diesem langen Stillstand nur eine rühmliche, aber kurze Episode. Sie hatten keine Folge und erweckten weder bei seinen Nachfolgern noch im Volke Teil nahme. So kann es nicht verwundern, daß die ersten Ver suche, Deutschland einen überseeischen Besitz zu er werben, auf weit verbreitete Abneigung und geringes Verständnis, auch bei hervorragenden Politikern, stießen. Wir Deutschen waren, mit wenigen Aus nahmen, so ganz Binnenländer geworden, daß wir Sinn und Verständnis für Meerhrrrschaft und Gründung von Kolonien verloren hatten. Die ersten, die für das große Publikum diesen Bann brachen, waren die deutschen Gelehrten und Reisenden Barth, Nachtigal, Schweinfurth und Rohlfs, die durch die anziehende Schilderung ihrer Fahrten die Phantasie der Leser in die Ferne lockten und ein Gesühl des nationalen Stolzes besriedigten, daß auch wir wenn nicht an dem Besitz, so doch an der Erforschung des dunklen Erdteils teilnahmen. Aber wie weit war doch, so führt die „Nat.-Ztg." der wir diese Darstellung entnehmen, aus, diese literarische Teilnahme und Freude noch von jeder praktischen Bethätigung entfernt! Die Erde, hieß es allgemein, sei ausgeteilt, wir wären dabei zu kurz gekommen, was zu beklagen, nun aber nicht mehr zu ändern sei. Was in Afrika noch zur Verteilung stände, seien Sumpf- und Fieberlandschaften oder Konzerte. Dl« peoeloe oollstumttche Munlaufsuyrung der Dreyßigschen Singakademie brachte unter der Leitung de« unermüdlichen Hrn Kapellmeister« Hösel eine Wiederholung — die dritte im Laufe de« letzten Jahrzehnt« — de« weltlichen Oratorium« „Da» Paradies und die Peri" von Rob Schumann. Nach der Vollendung des Werke» (1843) schrieb der Komponist in bezeichnend bescheidener Weise an einen seiner Freunde: „Ich glaube, e» ist nicht ganz ver geblich, was ich geschrieben habe" . . . Die Folgezeit hat gezeigt, daß die herrliche Tonschöpfung in der That nicht „vergeblich" geschrieben wurde: sie trägt den Stempel de» Unvergänglichen und gehört zu den kost barsten Geschenken, die die musikalische Welt dem Geniu« einer wahrhaft edlen und verklärenden Kunst zu danken hat Der von Th. Moore (aus „Lalla Rook") her rührende Text, der sich durch sein farbenprächtige» morgenländische» Gewand einer musikalischen Dar stellung besonders dankbar erweist, wurde von E Flechsig ins Deutsche übertragen Weniger bekannt dürfte e« sein, daß Rob Schumann einen Teil der Dichtung um gestaltete, auch mehrere der schönsten Chor- und Solo« sätze („Schmücket die Stufen" — „Peri, ist'« wahr") selbst gedichtet hat Bemerkenswert ist in musikalischer Hinsicht noch de« Komponisten Jnstrumentierung»kunst, die den geistvollen Tonmalereien der Naturschilderung einen so ergenartigen Zauber verleiht Leider kamen in der vorgestrigen Aufführung diese instrumentalen Fein heiten trotz der anerkennenswerten Bemühungen de» Orchesters (L Schröder) nicht so glücklich zur Geltung, wie man es erwarten durfte. Auch ließ da« Zusammen gehen mit dem Chore und den Solostimmen noch manche« zu wünschen übrig Im übrigen verlief die Aufführung bei weitem sicherer, einheitlicher und abgerundeter al« die Wiedergabe d«s Klughardt» scheu Oratorium« vor vier Wochen an gleicher Stelle Für die Solo-Partie der „Peri" eignete wüste Steppen, die Kosten an Gcld und die Opfer an Menschen, die notwendig waren, diese Gegenden zu besiedeln oder ertragsfähig zu machen, würden in keinem Verhältnis zu den Vorteilen stehen, die wir jemals daraus zu ziehen vermöchten Die Meinung, die zuerst durch Cobden und seine Freunde in Eng land aufgekommen war, daß jeder koloniale Besitz für das Mutterland zunächst eine Last und eine Gefahr und zuletzt eine Enttäuschung sei, wirkte auch bei uns nach. Diese Abneigung zu bekämpsen, die pessimistische Ausfassung und die Trägheit in den Massen zu überwinden — dazu war die koloniale Schwärmerei, die sich goldene Berge von den kaum erworbenen Kolonien versprach, am wenigsten geeignet. Denn alle größeren Erfolge blieben anfänglich auS; bald hier, bald dort brach unter den Eingeborenen ein Aufstand au»; der Hungersnot, die weite Gebiete heimsuchte, folgte die Rinderpest; die mühsam angepflanzten Kaffeebäume erlagen den Schädlingen, die Heuschrecken vernichteten die Getreideernten. Alle Plagen und alle Beschwerden, die von der Gründung einer überseeischen Kolonie unzertrennlich zu sein scheinen, da sie sich beständig und unter allen Himmelsstrichen wiederholen, hatten wir auszuhalten, und kein Erfolg war im stände, die Mißgunst und Gleichgiltigkeit gegen koloniale Versuche und Unternehmungen in den Volksmassen mit einer Art Zauberschlag zu besiegen. Ist es unter solchen Umständen nicht doch ein Zeichen deutscher Ausdauer und ein Beweis für unsere kolonisatorischen Fähigkeiten, daß wir unseren Besitz in Afrika ausgedehnt, die Jnfeln in der Südsee und das chinesische Gebiet um Kiautschou dazuge wonnen haben, mit einem Kostenaufwand, der weit hinter dem zurückbleibt, was den Italienern ihre unglückliche Niederlassung in Trythräa und den Franzosen ihre Erwerbung der Tuat-Oasen und ihr Vordringen zum Tschad-See gekostet hat? Unsere Festsetzung in Neu-Guinea, auf Samoa und den Karolineninseln hat uns für den künftigen Handel in der Südsee einen entscheidenden Platz und Standort ge sichert, Kamerun und Togo, Ost- und Südwestafrika sind unter deutscher Herrschaft nicht nur erforscht und von der Plage dcr Sklavenjagden befreit worden, auch ibr materielles Gedeihen schreitet von Jahr zu Jahr fort. Die Plantagen in diesen, die Viehzucht in jenen Landschaften erweiten sich, schon findet ein kleiner Teil unserer überschüssigen Bevölkerung in den Kolonien Beschäftigung und ein lohnendes Aus kommen, schon gelangen, wenn auch nur spärlich und gleichsam versuchsweise, die Erzeugnisse unserer Kolonien auf unseren Markt. Die Niederlassung in Tsingtau erregt die Eifersucht der Engländer, die darin ein nordchinesisches Hongkong wittern; die Größe und Sicherheit dieser Meeresbucht sichert ihr in der Zukunst für den Verkehr den Vorzug vor dem russischen Port Arthur und dem englischen Wei- hai-wei. Gewiß steckt in dem Allen noch ein gutes Teil Zukunftsmusik, und die Hoffnungen überflügeln die Wirklichkeit. Aber eins ist doch unbestritten: Deutschland hat in Afrika, in Ostasien und in der Südsee festen Fuß gefaßt, für unseren Handel, unsere Industrie, unsere Bevölkerung ist dort ein eigener Grund und Boden gewonnen worden, den zu ent wickeln und immer ertragsfähiger zu machen, einzig von der deutschen Thatkraft und Unternehmungslust abhängt. Denn nirgends sind die Eingeborenen so stark, um uns jene Schwierigkeiten zu bereiten, mit denen die Franzosen in der Sahara, die Italiener in Abessinien zu kämpfen haben. Ein religiöser Fanatismus, wie er die Mohammedaner beseelt, ist sich oer klangschöne, leicht ansprechenoe Sopran de» Frl Melanie Dietel ganz vortrefflich, wogegen die Altsätze dem angenehmen Mezzosopran de« Frl Lili Menar au« Berlin etwas zu ttef lagen Di« kleineren Sopran-Soli waren Frl. Mortier de Fon taine auv.rtraut worden, während die männlichen Solo partien in den Herren Kammersänger Gudehu» und Ludwig Schrauff gesanglich und musikalisch viel- bewährte Vertreter fanden Der erstgenannte Künstler rettete sogar durch seine Sicherheit eine Stelle de» dritten Teiles vor der drohenden Entgleisung Zu den klang schönsten und fertigsten Darbietungen de« Abend« ge hörten die Chöre „O heil'g« Thränen inn'ger Reue" und der fugierte Schluß de» ersten OratorienteileS: „Sei willkommen an Eden» Pforte" Der Saal des Verein»- hause« war bi» zum letzten Platze gefüllt U S — Zu Gunsten de« Sächsischen Krüppelheim» ver anstaltete der Wiener Gesangverein österreichischer Eisenbahnbeamten am Sonnabend im GewerbehauS- saale ein Konzert, dessen Besuch sich erfreulicherweise überaus rege gestaltete. Nicht zum wenigsten waren die hiesigen MSnnergesangtkrrise stark vertreten, und die ganze Veranstaltung nahm so unbcabsichtigtermaßen den Charakter eines SichvorstellenS der Gäste in ihrer be sonderen Eigenschaft al« Eängervereinigung an. E« war gleichsam ein Vorsingen der letzteren, ein Zur- prüfungstellen ihrer Leistungen Und sie konnten mit de« Zensuren wohl zufrieden sein, die ihnen in Gestalt reicher Beifallskundgebungen von den hiesigen Sängern ausgestellt wurden. Der Abend ward in seinem Ver laufe geradezu zu einer Ehrung der Wiener Gäste Prüft man aber streng sachlich deren Leistungen, so wird man zunächst daraus hinzuweisen Haden, daß gerade in unserer Stadt der Männergrsang in einer Weise gepflegt wird, die Gast-Darbietungen den Erfolg nicht leicht werden läßt Man wird alsdann, ohne lokal- patriotischer Rücksichtnahme beschuldigt werben zu können,
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