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A-orter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierzehnter Jahrgang. Prei« für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung des Blatte« durch Botengelegenheit: S» Neugroschen. 29. Mittwoch, 18. Juli 18-19. Tages-Neuigkeiten. Oos, 9. Juli. Ich beeile mich, Ihnen die merk- würdigen Thalsachen mitzulheilen, die sich seit zwei Tagen in und um Rastalt zugctragen haben, wie ich sie aus dem Munde eines glaubwürdigen Mannes ver nommen, dem es gelungen ist, von dort hierher zu entkommen. Die festgestellte Frist zur Ucbergabe war Nachmittags 12 Uhr, vom 6. auf den 7. dieses abge. laufen. Schon um 2 Uhr Morgens wurde das ange drohte Bombardement von Seite der Preußen eröff net, das aus der Festung kräftigst erwiedert wurde. Bald gcriethcn mehrere Häuser in Brand, entsetzliche Furcht ergriff die Bewohner und um 5 Uhr steckten die Bürger die weiße Fahne am Kirchthurm aus. Das Feuer wurde eingestellt; alsbald erschien ein Parlamentär und begehrte Einlaß. Es wurde wieder holt ,,unbedingte" Ucbergabe gefordert, was besonders von der Artillerie zuruckgewiesen und dagegen ,,allge meine" Amnestie verlangt wurde. Um 6 Uhr begann das Feuer neuerdings aus allen Feuerschlunden; es regnet förmlich Kugeln gegen die Wälle von Rastalt, »ährend die Bcsatzungsartillerie den ganzen Tag hin durch unermüdet das Feuer mit solcher Geschicklichkeit erwiederle, daß mehrere Kanonen der Belagerer ent weder thcilweise unbrauchbar oder gänzlich dcmontirt wurden. Ein Feuerwerker zog sich der Hitze wegen bis aus's Hemd und Hose aus und arbeitete den gan zen Tag auf dem Walle ohne eine Nahrung zu sich zu nehmen. Das Feuer der Preußen wurde gegen Abend ziemlich schwach, was die Belagerten dazu er- muthigte, einen Ausfall zu machen. In der Nacht wurden in aller Stille die nöthigen Vorkehrungen ge troffen, und in der Frühe die ermüdeten Preußen von zwei Seiten angegriffen. — Die Aufständischen führ ten beim Ausfälle 12 Kanonen bei sich, die alle wie der in die Festung zurückgebracht wurden. Frankfurt. Auch die A. Ztg. meldet das Ge rücht, der Reichsverweser wolle einen Reichstag beru fen nach Nürnberg oder Regensburg, wahrend die drei Könige Erfurt für de» ihrigen auscrsehen haben. Die Verhandlungen in Berlin wegen Aufstellung ei ner auch Oesterreich und Baiern genehmen Centralgc- walt haben sich, wie jenes Blatt meldet, zerschlagen. Der Prinz von Preußen, heißt es ferner, habe die von Fürst Wittgenstein, dem Neichskriegsminister, an- getragene Mitwirkung österreichischer Truppen im Scekrcis, abgelehnt. Die heute Morgen nach dem Hamburger Corresp. gegebene Nachricht, daß es den schlegwig-holsteinischen Truppen gelungen sei, die Dänen wieder in die Fe- stung Friedericia zurückzudrangen, bestätigt sich nicht. Die offizielle Depesche Bonin's lautet: „Hauptquartier Veile, 7. Juli. An Eine Hohe Statthalterschaft der Herzogthümer. Es ist keine freu dige Kunde, die ich heute Einer Hohen Statthalter schaft zugchen zu lassen mich verpflicht" suhle. DerFeind hat mich gestern um 1 Ohr in meiner Stellung vor Friedericia angegriffen und die Armee nach einem lan gen blutigen Kampfe durch bedeutende Uebermacht zum Ruckzuge genöthigt. Die Truppen haben sich ohne Ausnahme mit der größten Tapferkeit geschlagen. Der Verlust an Offizieren und Mannschaften läßt sich in diesem Augenblicke noch nicht ganz genau überse hen, doch ist derselbe sehr bedeutend. Die Besatzung der Festung war in den letzten 48 Stunden ansehnlich verstärkt worden. Da mir indcß noch keine Mitlhei- lung zugegangen war, daß das im Norden Jütlands stehende Corps de» Generals Rye von dort eingeschifft sei, so durste ich die zuversichtliche Hoffnung hegen, meine Stellung trotz einer Vermehrung der Besatzung behaupten zu können. Es zeigte sich indeß beim ge strigen Treffen, daß mir die ganzes Hauptstärke der