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Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in DiPpoldiSwal-e. „Weißer^-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« IV Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmm Be stellungen an. Lokales «nd Sächstsches. Dippoldiswalde, ll. August. Am Sonnabend kamen mit dem Nachmittagszuge die Kinder aus den 3 Sommerpflegen Hennersdorf, Schönfeld und Herms dorf von ihrem 3wöchentlichen Ferienaufenthalt zurück und hier durch. Meist sonnengebräunt und von wesentlich frischerem Aussehen als beim Auszugs er schienen uns sowohl Knaben als Mädchen, bei denen heute und morgen in Dresden durch ärztliche Unter suchung der Erfolg der Sommerpflege genau festgestellt werden soll. Auch diesmal hatte es sich ein bekannter Menschenfreund nicht nehmen lasten, die jungen Reisen den mit einem Trunk zu erquicken, der bei der schwülen Temperatur sehr erwünscht war. Dankend mit Hurrah- ruf und Tücherschwenken empfahl sich, durch das Dampfroß nach wenig Minuten wieder entführt, die sich auf das Wiedersehen in der Heimath freuende Schaar. — Ueber den Erfolg unserer Milchpflegen werden wir später einen kurzen, uns bereits zu gesagten Bericht bringen. Dieselben haben nunmehr gleichfalls mit Ferienschluß ihr Ende erreicht. — An Stelle des Hrn. Bezirksarzt vr. Erler wird vom 1. Oktober ab Hr. Anstaltsbezirksarzt für Hohen eck vr. Flinz er in Stollberg nach Dippoldiswalde versetzt werden. — 11. August. Daß wir über eine zur Neu besetzung des hiesigen Diakonat-in Aussicht genommene Persönlichkeit eine Notiz bisher nicht gebracht haben, hat seinen Grund ganz einfach darin, daß eine Wahl durch den Kirchenvorstand noch gar nicht stattgefunden hat. Selbst wenn dies geschehen märe, würden wir so lange darüber geschwiegen haben, bis der Betreffende selbst von der Wahl in Kenntniß gesetzt worden wäre, da wir ein solches Abwarten zu den Anstandspflichten einer Redaktion rechnen müssen. — In die Zeit vom 8. bis 14. August fallen die sogen. Laurentiusnächte, in denen größere Stern schnuppenfälle stattfinden, da die Erde in dieser Zeit den Ring der im Sternbilde des Perseus kreisen den Meteoritenschwärme durchschneidet. Dasselbe Schau spiel wiederholt sich später in den Tagen des 29. Aug. bis 3. September. — Welche große Beihülfen zum Unterhalt mancher armer Familie in früheren Jahren aus dem Aehren- lesen erwuchs, misten am besten die Bewohner des Landes und der kleinen Städte. Jetzt, wo nur ver einzelt das Absuchen der Stroppeln gestattet ist und die technischen Hülfsmittel diese Arbeit immer ertrag loser machen, gehen nur wenige Leute noch und unter diesen zum großen Theil nur Kinder auf die Stoppeln. Das Aehrenlesen auf den Stoppeln kann als Dieb stahl betrachtet werden, wenn der Besitzer des Feldes nicht die Erlaubniß zum Auslesen der Aehren ertheilt hat. Die Gesetzesbestimmungen darüber befinden sich in ZZ 44 ff. des bürgerlichen Gesetzbuches, sowie in Z 339 des Reichsstrasgesetzbuches. Die daselbst ange drohten Strafen lauten auf Haft bis zu 14 Tagen oder Geldstrafe bis zu 60 Mark. Mit Rücksicht auf die gegenwärtige Ernte sei auf diese gesetzlichen Be stimmungen aufmerksam gemacht. — Ein Gegenstück zu den Klagen über Obstmangel, bez. schlechte Obsternten bildet der wirthschaftlichc Miß stand, daß bei guten Ernten vielfach der Obstertrag gar nicht völlig ausgenutzt wird. Aus der Kirschen gegend um Cossebaude ist z. B. die Thatsache verbürgt, daß die sogenannten späten Kirschen von den betreffen den Obstpächtern sehr oft nicht mehr gepflückt werden, so daß die Früchte massenhaft auf dem Baume ver derben. Die Ursache dieser Vergeudung dürste in dem Umstande zu suchen sein, daß die Obstpächter zur Zeit der Spätreife der Kirschen bereits andere Frucht sorten (Birnen, Pflaumen rc.) in Aussicht haben, die ihnen lohnender erscheinen und daß sie deshalb den hohen Pflücklohn für die nachreifenden Kirschen nicht mehr auswenden wollen. Viele Hunderte von Litern dieses stark angeschwollene Flüßchen aus den Ufern trat die Straße auf eine größere Strecke >/, Meter hoch überschwemmte und die anliegenden Wiesen und Anpflanzungen in einen See verwandelte, der den hier etwa 2 Meter hohen Bahndamm auf etwa 20 Meter Länge unterwusch. Unterhalb Mühlbach kamen die Gewässer von BurkhardtSwalde herunter, hatten aber bei dem vorliegenden Mühlgraben der früheren Peschelmühle keinen Abzug, so daß auf eine größer« Strecke die Straße und die Wiesen unter Wasser ge setzt wurden. Hier war es, wo 9 Heuwagen, 3 Stoff wagen und 2 Fleischerwagen stecken blieben. Nach vielstündiger Arbeit wurden die Wagen befreit, einige Heuwagen sogar erst in den Mittagsstunden des fol genden Tages herausgeholt. Die Postpassagiere mußtm an dieser Stelle aussteigen, um auf dem Damm des Mühlgrabens zu der an der andern Seite haltenden Post zu gelangen, ebenso wurden die Postsachen be fördert. Sehr schlimm sind die Bewohner von Mühl bach weggekommen. Der durch das Dorf gehende Bach war hoch angeschwollen und hat tiefe Löcher ein gerissen, Ufermauern fortgespült, im Oberdorfs viele, im Unterdorfe aber wohl alle Wiesen und Gärten mit Geröll überschüttet; in den meisten Häusern stand das Wasser. In Maxen selbst wurden die Wege arg be schädigt und im Pfarrgute eine Hofmauer eingeriffen. Auch in Hausdorf und Cunnersdorf find hauptsächlich die Wege aufgerissen oder verschüttet worden, während das Wasser in verschiedene Häuser eindrang. Nach Osten zu hat hauptsächlich der Hagel großen Schaden gemacht. So sind in Waltersdorf, Unterliebenau und auch in Döbra, besonders in ersterem Dorfe, die ge- sammten Fluren verhagelt. In Börnersdorf hat der Blitz eingeschlagen, ebenso in Döbra, in Breitenau so gar dreimal, darunter zweimal gezündet. In Börn chen, Liebenau, theilweise auch Dittersdorf, find die Fahrwege zerrissen und Felder und Wiesen durch den Regenguß hart mitgenommen. Auch in Neudörfel und Rückenhain wurde Erde weggeschwemmt und tiefe Furchen in Felder und Wege gerissen. In Berthels dorf und Liebstadt soll der Regenguß ebenfalls großen Schaden angerichtet haben. Breitenau. Bei den am 7. d. M. über hiesigem Orte und Umgegend lagernden Gewittern schlug ein Blitzstrahl des Nachmittags kurz nach 4 Uhr in das Wohngebäude des Gutsbesitzers Carl Hermann Rehn, zündete und zerstörte sowohl das gedachte Wohnhaus, wie auch das Wirtschaftsgebäude bis auf die Um fassungsmauern, während die dicht anstehende alte und mit Stroh gedachte Scheune infolge der Windrichtung unversehrt geblieben ist. Durch den Strahl wurde zu gleich ein Stier im Stalle getödtet und im Feuer sind eine Anzahl Hühner mit umgekommen. Der Kalamitose hat seine Mobilien versichert und sind ihm dieselben zum großen Theil mit verbrannt. Bei dem zweiten Gewitter, des Abends gegen 10 Uhr, fuhr ein weiterer Strahl in das Gehöfte des Landwirths Carl Hermann Hanke, zündete zwar nicht, verursachte aber mehrere Schäden an der nördlichen Giebelseile des Wohnhauses und zertrümmerte ein Fenster daselbst. Ferner wurde durch den Strahl eine Ziege im Stalle getödtet und ein Kalb gelähmt, weitere Schäden aber sind an dem ebenfalls versicherten Mobiliar HankeS nicht entstanden. Ein dritter Blitz entzündete um dieselbe Zeit das Wohn gebäude der Wirthschastsbesitzerin Johanne Juliane verw. Böhme und zerstörte dasselbe im Oberbau, während das anstehende Stallgebäude nur unbedeutend durch die Löschanstalten beschädigt worden und das Scheunengebäude unversehrt geblieben ist. Die verw. Böhme hat ihre Mobilien nicht versichert und hat ein nur geringer Theil derselben gerettet werden können. Außer den hiesigen Ortsspritzen ist bei beiden Bränden nur noch die Spritze der Gemeinde Börnersdorf an den Brandplätzen anwesend und mit gutem Erfolge thätig gewesen. Dieselbe hat sich daher beide Male die erste Prämie nach Höhe von je 30 Dl. erworben. gehen aber auf diese Weise wirthschaftlich verloren und mit ihnen ein nicht unbeträchtliches Kapital, das durch eine bessere Obstnutzung leicht zu erhalten sein würde. — Eine wichtige Erleichterung im Grenzverkehre zwischen Böhmen und Sachsen ist dadurch hergestellt, daß die Bewohner des Grenzbezirkes jetzt Maaren, welche sie von Kaufleuten in den Städten entnommen haben, ohne besondere zollamtliche Bescheinigung inner halb des Grenzbezirkes mit sich führen dürfen, wenn sie die Quittung der Kaufleute, von denen sie Waaren entnommen haben, vorweisen können. Die kauf männischen Quittungen gelten sonach als Transport ausweise im Sinne des Vereinszollgesetzes. Schrllerhau. Seit 4. August wird von hier der Handarbeiter Walther vermißt, von dem vermuthet wird, daß er sich infolge von Krankheit ein Leids an- gcthan. Etwaige Auskünfte sind an die Gemeinde verwaltung zu richten. (Siehe die Bekanntmachung in heutiger Nr.) Klingenberg. Eine unerwartet hohe Ehre wurde am Sonnabend auf hiesigem Bahnhof den beiden Dres dener Ferienkolonien Reichenau und Frauenstein II (Schießhaus) zu Theil. Se. Majestät der König hatte auf dem Grillenberger Revier gejagt und 1 Vierzehn ender, 2 Zehnender, 1 Sechsender, einen Rehbock zur Strecke gebracht. Als um 4 Uhr 59 Minuten von Klingenberg mittelst Eonderzuges die Rückfahrt er folgen sollte, nahmen die beiden Kolonien, welche be reits zu ihrer Abfahrt hier eingetroffen waren, Auf stellung und stimmten das Lied: „Den König segne Gott" an. Der König schritt sogleich auf die beiden Kolonien zu und erkundigte sich in leutseligster Weise bei dem Führer der Reichenauer Kolonie, Herrn Lehrer Reimann, nach dem Befinden der Kinder, dem Alter, den Schulen und Klaffen, welche dieselben besuchen, sowie nach dem Ferienkolonieort und gab mehrfach seiner Freude über das gesunde Aussehen der Kinder Ausdruck. Nachdem der König gedankt und sich ver abschiedet hatte, brachten die jungen Sommerfrischler ein dreimaliges begeistertes Hoch auf Se. Majestät aus und sangen das Lied: „O Deutschland hoch in Ehren". Der König hörte sichtlich erfreut dem be geisterten Gesang der jungen Schaar zu und dankte wiederholt, bis sich der Zug in Bewegung setzte. Glashütte, 9. Aug. Die beiden äußerst heftigen Gewitter, welche Donnerstag Nachmittags und Abends Glashütte und die nördliche und östliche nähere und weitere Umgebung heimsuchten, haben ganz bedeutenden Schaden angerichtet, das Nachmittagsgewitter besonders durch Hagelschlag, das Nachtgewitter durch die unge heuren Wassermengen, welche niedergingen. Nachmit tags schlug der Blitz 3 Minuten vor der Stadt, bei der Brauerei, in ein Kleefeld und in den Saubadfelsen, ein drittes Mal bei Schützes Höhe ein. Außer einigen Wegauswaschungen und kleinen Erdrutschen ist in Glashütte und allernächster Umgebung kein Schaden entstanden, während die weitere Umgebung desto härter mitgenommen wurde. Von Schlottwitz an bis Weesen stein ist wohl keine mittlere und größere Gebirgs schlucht, aus der nicht die Regenwässer mehr oder weniger große Mengen von Sand, Schlamm, Stein schotter und dergleichen ins Müglitzthal geschwemmt hätten. Ueberall sind kleinere oder größere Erdrutsche zu sehen, angeschwemmtes Land, kleine und große Wassertümpel in den Wiesen, während an den Feldern am Berghange Furchen und Rinnen, die stellenweise 3 Meter tief sind, »iedergeschlemmtes Getreide und Gras den Weg des Wassers bezeichnen. So wurde die große Wiese an der Friedensmühle in Schlottwitz durch Sand und Steinschotter bedeckt, die Bergwasser drangen in den Hof und die Gebäude, drückten an einer Stelle eine Mauer ein, sogar die Straße wurde an einer Stelle verschüttet. Zwischen Schlottwitz und Mühlbach wurden aus dem Höllengrunde ungeheure Massen Schutt in die Müglitz geschwemmt, so daß Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage de- Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung, finden, werden mit 10 Pfg. diä Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Lbeile, die Spaltenzeile SO Pfg.