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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189101287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910128
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-01
- Tag 1891-01-28
-
Monat
1891-01
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1891
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täglich h «V. Uhr. Xr-artion und LrpedUion Iohanue»gass« 8. Sprkchkuudrn drr Nrdattirn: vormittag» 10—13 Uhr. Nachmittag» ü—6 Uhr. »I!r til evi»ei»adiki v!»«uictt»t« «ich» sich »>« «e»,cii,n licht verbindlich. An«,»me »rr f»r »tr »i«»s»l,eadr Nummer deftimmten tznieratr a» Wochentagen di« 8 Iltzr Nachmittag», an vann- und Festtagen früh di«o,S Uhr. 3u irn Filialen für Ins.-^nnalimr: ktta Klemm'« Lortim. («Isre» Hahn). UntversitätSslraße 1, Laut» Lasche» -atharinrastr. 14 part. und KSntgtpla» 7. nur bi» '/,8 Uhr. tlMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschiiftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4>, Mk. in Alt-Leipzlg, incl. 'Brinaerlobn S Mk., durch dt« Polt bezog«» 6 Mk. Einzelne Nr». 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Ertrobeti»ge« lln Taqeblall-Format «efalzö ohne Postbesördernng »0 Mk. Mit Postbesörverung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Pelitzeile LS Pf. Gröber« Schriften laut unf. PrettverzeAntj. Labellartscheru. Ziffernsatz nach hüherm Tarif. Neclamrn unter dem Nedaction«s«rtch die 4arsv»ld -ietieüOPk. vor den flamtlien nach richte» die Sgespaltene Zeile 40 Ps. Jn'erat« sind stet« an die »rvevitta« za senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung praeonmeraiuto oder durch Post» Nachnahme. 28. Mittwoch dm 28. Januar 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Nutz- und Lrennholz-Auclion. 3 Ahorn. 23 Eschen- 11 Buchen- 3 Linden» 3 Ellern» 4 Birken- 1 Mahholder- I Rtrschbaum. » 29—5S » » 23—4» . » 3ä—Ü7 « » 3D—46 » - 23-35 . - 19-33 « Ü9 »7 ü.ü-9 » 3-12,5- » 4-7 » . ».5-7.5 » » 8-11 » . 5,5-8 » . 7 « . « . LO Stück Schirrhölzer, 17'/, Rmtr. Brennscheite und circa 40 Wurzelhaufen unter de» tm Termine öffentlich authüngenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stell« meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Holzschlage daselbst. Leipzig, am 13. Januar 18V1. De« «ath« Sarftdepntatto«. Erstatteter Anzeige zufolge ist da» für Marte Martha Llauir- nttzer am 3. Mai I33Ü vom Gemeiadevorstand in Volkmarsdvrf cusgestellt« Dienstbuch tm Sommer vorigen Jahre« abhanden gekommen. Wir bitten, dasselbe tm Auffindung-folle an un» abzultesrrn. Leipzig, den 23. Januar 1891. Da» P«li,eta«t her Matzt Lethztg I. »13. etschneider. Ggnillr. Die Auflösung des österreichischen Abgeordnetenhauses. Am Sonntag verkündete die amtliche „Wiener Zeitung" zur allgemeinen Ueberraschung die Auflösung de« Abgeordneten hauses. Im nichtamtlichen Tbeilc der „Wiener Zeitung" ist zwar eine längere Auseinandersetzung der Gründe enthalten, welche die Maßregel veranlaßt haben, aber man würde sich vergeblich bemühen, darin eine ausreichende Erklärung für die Maßregel zu finden. Tic eigentlichen Gründe sind kaum aiizedeulct, und diese sind in den Trennungsbcstrcbnngcn der Ezechrn und der Südtiroler zu suchen. Es sind keineswegs blo« die Inngczrchcn, welche dem AuSgleickSwerk in Böhmen Schwierigkeiten be»-eiten, denn auch die Allczcchcn haben stets an der Forderung der Einführung der czcchischen Sprache als innere Amtssprache fcstgebaltcn Noch am 2». Januar haben die Altczechen eine Erklärung überreicht, in welcher der innere Zu sammenhang und die gleichzeitige Au-füdrung der AuSalcickSvor- lage verlangt wird, also die Annahme deS gesamintenAuSgleick>S- werkeS durch Zwcidrittel Mehrheit als Bedingung deS Zn- siandckonimcnS bezeichnet wird. Das ist nicht das Entgegen- lommcn, auf welches die Negierung gerechnet hat; auf diesem Wege ist der Ausgleich nicht zu ,erreichen. Im Tiroler Land tage wird die Trennung Südtirols von den Tirolern ita lienischer Nationalität verlangt, und da diese Forderung nicht so ebne Weitere« gewährt werde» konnte, mußte der Landtag geschlossen werden. Beides sind Borgänge, welche sich inncr- dalb der Landcsvertrctungcn abgespielt haben, aber sie geben der aesammtcn Lage das Gepräge. Wenn die Regierung c« den Landtagen gegenüber an Entschiedenheit hätte fehlen lassen, so würde diese Schwäche aus die Reich-Vertretung zurück- gewirkt haben, und die AuSgle>ch»politik wäre an ihre», End- xunete anaelangt. Tri srloe Geist, welcher in dem Landtage waltet, ist auch im ReichSratb der herrschende, auch dort tritt das Bestreben immer deutlicher hervor, die nationalen Wünsche zum Siege Uber das Gesammtinteresse des Reiches zu führen, dieDcutsch- Tcßerreicher werden »icbr und mebr ziirückgedrängt nnd die Mehrheit ist schließlich nur noch durch die Berücksichtigung tcr Sondcrwünsche der Nationalitäten zusammen zu halten. Die amtliche „Wiener Zeitung" sagt zwar, daß Oesterreich auä, in Zukunst eine» österreichisch denkende», fühlenden, bandelnden, die Kraft und Würde der Monarchie über die Parlciintcressen stellenden Parlaments bedürfe, aber die AuSglcichSpolitik deS Ministeriums Taasse ist nicht der Weg, ans welchem dieses Ziel erreicht werde» kann, durch die weiiere Verfolgung dicicr Politik wird der Zerfall deS Reiches räbcr gerückt, und die Nothwcndigkcit einer Umkehr tritt immer barer und deutlicher hervor. Nicht« ist bezeichnender für die Verhältnisse in Oesterreich, als di« Auslösung deS Abgcord- »cieiibauscS trotz der Herstellung deS Gleichgewicht« im Staats haushalt, sie ist der Beweis für die Unmöglichkeit, die AuS- glcichSpolitik mit den Gesainmtinteressen der Monarchie in Ein l ang zu bringen. Eine feste Schutzwcbr gegen unpatriotisckc mit crlrcmc Bestrebungen, wie sie die „WicncrZcitung" verlangt, läßt sich nur ausrichten nach drr Rückkehr zu den Uebcrlicfcrungcn der ciltöstcrrcichischcn Politik zu einer Politik der Selbst crbaliling und der Ausgleichung der vorhandenen Gegensätze durch ikalkrästige Geltendmachung der GesammIstaatSinIeressen. Turck Verkündung deS Grundsatzes der Gleichberechtigung aller Nationalitäten wird nur unerfüllbaren Wünsche» Tbnr und Tbor geöffnet, die Ezcchcn verlange» nach einem natio nalen Sonderdascin, die Italiener in Sudtirol, die Slowenen, tie Polen, nnd schließlich kommt es dahin, daß die Tcurschen sich mit den Brosamen begnügen müssen, welche ihnen die übrigen Nationalitäten binwerfen. Das ist ein ebenso un würdiger als auf die Dauer unmöglicher Zustand, e« aicbt nur zwei Wege: Entweder Zusammenfassung aller vornan- teile» Kräfte unter Führung der Deutsch-Oesterrcichcr oder Zcrsall des Reiche- in Folge der Gewährung der nationalen Sondcrwünsche. Die Erklärung der „Wiener Zeitung" sagt: „Es wird immer die Ausgabe der Regierung sein, die Staatspolitik unter allen Umständen mit Festigkeit den richtigen Zielen zu- ttttubrcn." Diese Aufgabe wird aber unerfüllbar, wenn der N'aiioiialitätenpolitik der bisherige Spielraum gelassen wird Tie Vorgänge im böhmischen unv im tiroler Landtage sind anz unzweifelhaft die Abflüsse einer revolutionairen Be wegung, tie Ausgleichspolitik bat Bestrebungen bervorgerufen, t:e in einem geordneten StaatSwesen niemals die Oberband .t winncn können, Oesterreich ist dadurch der Tummelplatz für Erperimente gefährlichster Art geworden. Niemals vorher i den die Ezcchcn einen solchen Ucbermuth gezeigt, niemals laben sich Trc»»u»g»bcstrcbungen mit solcher Kühnheit her rorgewagt, wie Vorwu >agt, wie e» im tiroler Landtag geschehen ist. Welchen rs kan» man jetzt noch den Irredentisteu in Italien machen, daß sie Triest und Trient fordern, wenn ihnen die Südtiroler so eifrig in die Hände arbeiten, wie da« jüngst schehen ist? ES fragt sich, ob die Auflösung deS österreichischen Ab geordnetenhauses den Erfolg haben wirb, den sich die Regie rung davon verspricht. Sir will rin österreichisch denkendes und fühlende- Parlament erzielen, welche- sich durch seine Handlungsweise über die Parteiintcressen erbebt', und die Regierung hält auch nicht mit der Kundgebung deS Ent schlusses zurück, daß sie die Staatspolitik nnter allen Um ständen mit Festigkeit de» richtigen Zielen zufübrcn werte, aber sie thut keinen entscheidende» Schritt, um mit der seit zwölf Iabrcn befolgte» Politik zu brechen. Sagt dock die „Wiener Zeitung" selbst rcsignirt, daß die Mannigfaltigkeit der österreichischen VolkSintercffen die Bildung »»d den Be stand völlig homogener Majoritäten kaum voranSsetzen lasse. Also scheint es im Rathe der Regierung beschlossen, in der bisherigen Weise forlzuwirthschaflen und nur den Versuch zu machen, ob sich die Wäbler nicht a»S eigenem Antriebe und im Interesse der Wohlfahrt der Monarchie entschließe» werden, ihre Wahl auf Abgeordnete zu lenken, welche da« StaalSintereffe den Soiidcrintcrcffen voranstellen. Woran cS in Oesterreich fehlt, da- ist da« Verständniß für die Anforderungen eine- großen StaatSwesen«, der StaalS- edanke ist nur in den Deutsch-Ocslerrcichern lebendig, die ihrigen Nationalitäten baden in erster Linie ihre Sonder- intereffen im Auge. Oesterreich ist für sie der Deckmantel, uni zu einem neue» nationalen Aufschwünge zu gelangen WaS kümmert das Gelaminlwohl der österreichischen Mo narchie die Ezcchcn? Sie wissen, daß sie die Deutsche» in Böhmen an Zahl hinter sich lassen, und auf diese rein äußer liche Thatsache stützen sie ibre selbstsüchtigen Forderungen. Die Regierung hat sic selbst auf diese Bahn aclcitct und wundert sich jetzt darüber, daß ibrc falsche Politik schlechte Frlichle trägt. Die Frage liegt sebr nahe, ob unter solchen Verhältnissen, wie sie in Oesterreich bestehen, überhaupt eine constitutionelle Regierung möglich ist. Die Antwort kann nur dahin lauten, dag in einem Ver- safsilNgSstaatr nur gleiche Rechte und Pflichten aller Staats angehörigen bestehen können, sobald eine Ungleichheit zu- gcsiandcn wird, dann ist der staatliche Zusammenhang zer risse». In Oesterreich kann nickt ein böhmische- Staat-recht neben einem anderen zngestandc» werde», cS kann »nr ein Staat-recht geben und daS ist da» österreichische Die Grund lage diese« Staatürecht« ist aber deutsch; Oesterreich kann auf die Dauer nur bestehen, wenn die deutsche Nationalität die herrschende ist, sonst geht e» seinem Verfall entgegen. * Leipzig, 28. Januar. * Gleich den ReichStclegrapbenanstalten sind auch die in den Hochwasscrgebiele» liegenden preußischen Eiscn- babntclcgrapbenanstalteii angewiesen worden, für die Zeit de« Hochwasser- 'Nachtdienst einzurichten und Hochwaffer- tclegranimc anzunchmcn »nd weiter zu befördern. * Von privater Seite sind bekanntlich die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten ersucht worden, Maßnahmen zn tressen, wodurch e« ermöglicht wird, die von deutschen Gerichten abgcnommenen OsicnbarnngSeide regelmäßig zu vcröffcnllichen. Das Gesuch hat wenig Anklang gefunden. Bi« zum Ende de« vergangenen Jahre« batten bereit« drei zehn rcnlsche SlaatSrcgicrungcn einen ablehnenden Bescheid crtbcilt. * Sicherem Vernehmen nach wird nun der Nachfolger de- StaatSsccretairS v. Oehlsckläger in der Leitung tc« ReichSjustizamlS, der SlaatSsecretair Bosse, auch den Vorsitz in der Eommisston zur Berathung de- bürgerlichen Gesetz bucke« führen. * Man hat verschiedentlich den Rücktritt deS General- von LeSzczynSki mit dem kürzlich erfolgten Besuch des Fürsten Bismarck in Verbindung bringen wollen. Es wird jetzt drr „Vossijchcn Zeitung" bestätigt, daß diese Gerüchte grundlos sind. Der General hat »n December vor. Is. bereit- seinen Abschied eingereicht und die Bewilligung des selben durch den Kaiser war »ach langen Verhandlungen bereit« erfolgt, als da- Fest des Generals in Altona stalt- fanb, bei weichem Fürst Bismarck erschienen war. Dieö Fest und die Einladungen dazu stehe» also außer jedem Zusammen hange mit dem Rücktritt des Generals. * Die Ausbissung der deutschen NeichSkriegSflagge an drr oft afrikanischen Küste am l. Januar I8SI ist seltsamer Weise, wir erst jetzt bekannt wird, ohne Mitwirkung deutscher Marinetruppen erfolgt, da dem Flotteiicommando dort eine amtliche Mittheilung über den Act von Berlin aus nicht zugegangcn war. Die Förmlichkeit deS HobeitS- wrchsel« über da« Küstengebiet vollzog sich in der Weise, daß die Flagge de« Sultans von Zanzibar unter präsenlirtcm Gewehr der deutschen Sckmtztruppe und unter Absencrung von 2l Schüssen niedergeholt wurde, worauf der Reich« commissar v. Wissniann vortrat und erklärte, daß er fräst seine« Amte« und auf Befehl de« Kaiser- nunmehr die RcichSkriegSflagge an der Küste hisse. Unter dreimalige»! Hurrah auf de» deutschen Kaffer ging da- Hoheitszeichen rcS Reiche« darauf in die Höhe, die Truppen präsentirte» aber mals »nd weitere 21 Kanonenschüsse schlossen den Act. Daö Fernbleiben der deutschen Marine von demselben findet seine Erklärung Wohl nur in äußerlichen Umständen: cS ließe sich wenigstens kau», ein Grund dafür ersehen, daß den Küsten- bcwobnern bei dieser Gelegenheit nur das Symbol deutscher Macht, nicht auch diese Macht selber in ihrer sichtbaren Ver- lörperung vor Augen geführt wurde. Auch von einer Ver tretung deS Sultans von Zanzibar bei der Feierlichkeit wissen die eingegangcnen Berichte nicht», obwohl der ReichScommissar am Tage vorher dem Sultan amtlich Mitthcilung von dem bevorstehenden Flaggrnwechsel gemacht halte. * Nach einer Meldung der „Bossischen Zeitung" aus London bringt dir „Times" einen Trahlbcricht ans Rangun, worin e» heißt, Deutschland demube sich, von dem König von Siam die Abtretung eines Häsens und eines Gebietsstreifen» auf der malayischen Halbinsel zwischen Prnang »nd der Südgrenze BirmaS zu erlangen da- abzutrclende Gebiet solle die Insel Salanga oder Iun nur steht nach früheren Meldungen die Thatsacbe fest, daß deutsche Ingenieure in neuerer Zeit inr Eisenbahndlcnsie Siam» angestellt worden sind. * lieber Freisinn und Socialdem»kratie in Thüringen wird von dort geschrieben: Während der Frei« i»ii in Berlin jetzt derSocialecmokratiecntschicdencntgegenlritt. knüpfen sich i» Tbiiringcn die Bande zwischen beiden Parteien immer fester. Besonder« in Gotha und Jena haben sie ibrem eigenen Zugeständnis; zufolge so viele BerübrungS- plinctr, daß cS nur eine Zeitfragr sein kann, wann die ver bindenden Momente stärker sein werden als die trennenden. In einer thüringischen Stadt gcbört nach der Fcs>stcllil»g de« social- demokratische» Organ« in Berlin ei» Mitglied deS freisinnigen Verein- drr Soeiawemokratie an, in einer Ortscliast vertreibt ein ocialdemokratiscber Fübrer da« freisinnige Organ, eine einfluß- eichc Gruppe der Freisinnigen in Tbüringen bekennt sich zu dein Programm Flürscheim'S, bcr Grund und Bode» ver staatlichen will, eine Forderung, die in vollständigem Gegensatz ;» den Principien des Freisinn- siebt. Gewiß ist, daß ei» großer Tbcil der freisinnigen Wäbler i» Thüringen keine Gcnieinschaft mit der Socialdemokratie wünscht; aber cS ist auch eine Tbatsachc, daß dieser Tbeil nickt die Energie oder de» Muth hat, der anderen Richtung offen cnlgegcnzutrelcn * * » * Dir bisber angeordneten Neuwahlen zum öster reichischen ReichSratb finden alle in der ersten Hälfte des Mvnalö Mär; statt; nur in Dalmatien sind sie bi« zum 21. März binailSgcschobcii. Die Wablcn i» den Stätte» Nicder-LesterreichS — auch in Wien — sind auf den 5. März festgesetzt. * Die „Neue Freie Presse" erklärt, da« Bestreben der Regierung, durch Auflösung de« Abgeordnetenhauses eine Klärung der überaus verworrenen Lage selbst bcrbci zusühren, sei als Zeichen einer wirklichen ReaieruiigSkl'ätigkcit mit aller Anerkennung zu begrüßen. Die Regierung scheine die Elemente der künftigen Majorität auch inncrbalb der bisbcrigen Opposition zu suche». DaS durch die „Wiener Zeitung" vorgezeichnetc Programm schließe jctcS slaalSrccbl- liche Experiment an«, cS betone de» Schutz der Reiche-rer sassnng »nd der verfassungsmäßigen, nicht sogenannten „bistorischen" Rechte der Königreiche und Länder; c« betone de« Weiteren die Individualität der Völker, aber nicht diejenige der einzelnen RcichStbeile. Die Linke werde zunächst die Klärung der Lage adznwarten bade»; dazu sei nothwendig, daß sie auS den Wahlen als kräftige, zielbe oußte, einige Partei hervorgcbe. — Die „Presse" bebt hervor, den Ansielpuncl der geqenwältijzen politischen Situation u. > i/en Schlüßel für die Zukunn bilde der böbmischc Aus gleich' Zwischen dem jungezechischen Standpuuetr der ab soluten Negation und dem von Plcncr jungst entwickelten einer Ausgleichsfreundlichkeit, die cS an aeliver Förderung deS Ausgleich« mangeln lalle, müsse eS einen dritten Stand piiiiet geben, dessen VerNeler unter Ansgebung aller Partei gegensätze den AnSgleich-getanken auch über dessen engeren Rabmcn binau« verwirklichen. ES frage sick, ob hierzu nicht auch innerhalb der tcnlscbcn Linke» Eleinenlc vorbandcn wäre». 'Wenn der coniervative Großgrundbesitz, Denlschc und Allezecken im böbmiscben Landtage Zusammenwirken, so sei cS linnatiirlich, daß diese Parteien sick anßcrbalb desselben in allen andere» politische» Fragen bclämpsen. DaS „Freindenblalt" meint, z» den gemäßigten patriotischen Elementen, von denen der Eommcntar der „Wiener Zeitung" spreche, sei »eben den con- seqncnt gebliebenen Bcstanttbcilcn der Rechten naturgemäß auch jene großen Reibe» deutscher Vertreter zu zählen, die durch ibrc Haltung im böhmischen Ausgleich Beweise ihrer Opserwilligkeit für de» Frieden de« Landes »nd de« Reiche- erbracht bällc». '— Da« „Wiener Vaterland" bezeichnet daS Wahlprogramm der Regierung al» im Wesentlichen con- servativ; wenngleich auch nicht Alle« ganz nach ihrem Wunsche sei, so würden sich die Eonservatiren doch dem Programm anscbließcn müssen. * DaS Eomitü der böhmischen Landesausstellung «keilt in einem Eommuniguc mit, daß an der Ausstellung sich 696 deutsche Firmen betheiligcn, die 40 000 Gulden Platziniclhc bezahlt haben. * lieber de» verstorbenen Eardinal Johann Simor schreibt die „Kölnische Zeitung": Mit dein am 23. Januar verstorbenen FürsiprlmaS von Ungar», Cardinal Johann Simor, ist wieder ein Mann vom Schauplatz getreten, welcher an eine Feit Oesterreich« erinnert, die bald snr die »leisten Ieliaenossen der Geschichte aiigebörl. Darin und !» der Stellung des Manne« liegt ein Grund, seiner tn eine,» politllche» Blatte zu gedenken. Johann Simor war geboren am 23. August 1313 zu Stublweißenbnrg in Ungarn und Halle nach Iuriicklegniig der tdeologiiclien Studien da« tur ungarische Kleriker in Wien bestehende Pazmann'sche Institut lgestlslet 1023 vom Eardinal- prinia« von Ungar» Peter Pazmany, bestätigt von Urban VIII. am 14. November I62I>) belucht und di,' theoloaischc Toctorwiirde erlangt. Seit 1340 Halle die Selbstständigkeit Ungarn« anfgehärt und gab e« nur ein Kalserlbiii» Oesterreich-Ungarn. In diesem war Simor seit I3H2 zum Seciionrraih im t. k. Ministerium siir Eullii« und Unterricht durch den Grafen Leo Thnn berufen, weil er al« ein guter katholischer Priester, gescheiter Mm,„ »nd guter Oestcr- reichee galt; im Jahre I3.v, wurde er Ministerialrat!» und bearbeitete al« solcher die kirchlichen Angelegenheiten de« Kaiserreich«; im Jahre 135,7 ernannte ihn der Kaiser K»ni Bischof von Naab. Al« solcher betheiligte er sich seit 13M bei der neuen Wendung der politischen Verhältnisse auch an der Politik, aber mit großer Vor sicht. AI« durch da« kaiserliche Nescrlpt vom 17. November I3G! der „Ausgleich" mit Ungarn cingebalmt und die Magnalentakel nnter Mitwirkung von Simor am lO. December die Anlwort Teak'« ans jene« Reserwt angenommen Halle, ei» neue« Nescript voin 17. Februar 1307 die Herstellung der ungarische» Vecsassung verhieß war Timor in di« erste Stelle der ungarischen Kirche eingernckt Vom Kaiser zum Erzbilchos von Gran ernannt, wurde er am 22. Februar 1307 vom Pavste präconlsirt, war damit der Prima» von Ungarn mit einem Einkommen von weit über 500000 Gulden geworden. Am 3. Juni 1307 krönte er den llalser Franz JosevV zum König, die Kaisenn Elisabeth zur Königin von Ungarn in Ose» und schlo» damit die durch die ungarische Nevolution von 1343 bervorgerusene Einverleibung Ungarn« in die österreichische Monarchie ab und vollstlhrte de» Act, welcher ei» neue« StaatSwesen begann, »ach ungarischer Anschauung da« alle R.cht herstellte. Derselbe Mann, der al« Bnreaukrat im kaiserlichen Ministerium vor dem Eoncordat vom 5» November I35x", mit kaiserlich königlichen lande«, fürstlichen Verordnungen regierte, dann unter dem tur die einheit lickie Monarchie berechneten Eoncordate aus diesem stand, stellte sich sosorl aus den specifisch ungarischen Standvunct, welcher da» Eoncordat für Ungarn tgnorirte. Darin lag wvhl der Grund, weshalb er gegen den Brauch nicht zum Cardinal ernannt wurde. Aus de», Üoncil de- Jahres 1360 und 1370 nahin er eine hervorragende Stellung ein al« scharfer Gegner der am 18. Juli 1370 verkündeten Dogmen von der päpstlichen Allgewalt und Unfehlbarkeit. Sein Name sieht unter den Eingabe» vom 2. Januar, >2. Januar, !>. Februar 1370, vom 10. April >870 stveiche auosübrt, das», wenn die Un sehlbarkeit erklärt werde, die Ansichten Bonisaz' VIII. al« Kirchen lehre erscheinen würden und Alle-, wa« di» Bischöfe über da« Verbältnlß von Kirche und Staat bisher gelehrt hätten, umgesloßen werdest er unterschrieb di« Eingabe vom 17. Juli 1870, worin deren b5> Unterzeichner ihre verneinende Abstimmung vom 13. Juli erneuern und gegen die Veröffentlichung protesliren. Nach Hause zurück- gesehrk, brachte der Prima« e« bald fertig, in Verordnungen auS- zusüdren, das, in Ungarn die Lehre von, unfehlbaren Lehramt des Papste« i» allen Kreisen geglaubt und vertheidigt worden sei. Bis dabi» war dieses seiner Gelehrsamkeit entgangen. Den Lohn für diese Ibat erhielt er ain 22. December >373 durch die Erhebung »lin CardcnalSpriester de« Titel« de« heiligen Bartholomäus aus der zlnsel. Wie früher, so verstand Simor auch später, mit dem Winde zu gehen. Er stand auf Seite der ungarischen Negierung, so lange >:eselbe zu verlaßen gefährlich gewesen wäre. Al« in letzterer Feit der niedere Klerus in Fanatismus gegen die Protestanten sich dein Staatsgesep über die Erziehung der Kinder an« gemischten Ehen widknetzle »nd der Episkopat in manchen seiner Mieder sich an- schloß, machte auch Simor Front gegen die Negierung. Wir haben da« nicht seltene Schauspiel, daß Glaube und Handeln einfach der Opportunität unterworfen wird. Persönlich war Simor ein milder, seiner Mann, sehr devot gegen Höherstehende, bi» er selbst oben tand, »illdtbStig — die großen Mittel boten ihm die Möglich keit —, selbst nach »liigarischer Sitte freigebig verschwenderisch — siins Gulden Drinkgeld vel Gelegenheit eines Este»« gab er schon als Seelionsraid, mit offener Hand für alle nationalen Iwecke zu geben bereit, seit 1307 VoNblutmaahar, der da« alte Oesterreich, dem er Alle- verdankte, nicht mehr kannte. Nebenbei spielte er auch den Schriftsteller mit Abbandlunge» in dem „Archiv für katholische« Kirchcnreci't" ». dergl., die über den Dilettantismus nicht hinan«- geben. Mil ihm Hai Ungarn seine» Fürstpriuia« verloren, ein Erlog wird sich leicht sinden, da e« an C^ipendmens>hen tn keiner Elasse fehlt. Wenn e« richtig ist. Laß er trotz seiner Freigebigkeit ein trotze« Vermögen hinterlassen hat, so bednrste dessen Ansammlung 'einer Sparsamkeit. * Tic Wiener „Presse" veröffentlicht eine Unterredung eines ibrcr Mitarbeiter mit dem rumänischen Minister Präsiden len Manu. Letzterer bczcicknclc sein Eabinet als c>» Eabinet der Arbeit, welche« sich die Finanzvcrhältnisse de« Lanke«, die Webrbastigkcit desselben und die Hebung de« Handel« nnd der Industrie zur Aufgabe gemacht habe. Die nächste Aufgabe sei die Reform der inneren Verwaltung, sodann die Fortsetzung der Eonvertiruna der noch rcstirenden Oproc. Rnslieal-Anleihc, sowie die Einführung von rauchlosem Pulver. Von der Vorlresslichleil der Rcpetirgewehre sei der Minister noch nickt vollständig überzeugt. WaS die Handelsverträge angebe, so dürften dieselbe» daö Parlament nock in dieser Session beschäftigen. Die Dispositionen bc rüglich der Regelung tcr bandclspolitischen Beziebungcn mit Lesterreich Ungarn seien ans beiden Seiten günstige, so daß daS Zustandekommen einer Verständig»».; noch in diesem Jahre zu hoffen sei. Ans die allgemeine politische Lage übergebend, bemerkte der Minister, die größten Staaten setzten ibrr Rüstungen fort, da müßten auch die kleine» Staaten an ihre Erhaltung denken. I» dem Besuch de« Erzherzogs Franz Ferdinand in Petersburg erblicke er ein eminent frict tiche« Svmploni. * Der russische in Sofia wegen der Nihilisten linternominene Schritt ist »un, »ach Berichten der „Krcnz- zcitnng", außer von Deutschland und Oesterreich auch von de» übrige» Mächte» untersiüht worden, somit ist der Beweis erbracht, daß cS sich eben nur nm eine Sickcr- bcitSfrage, bezüglich welcher alle Mächte grundsätzlich über kiiistiinmcn, und nickt nm einen Schritt bandle. dem der Ebaratler eine« höllischen Vorgehen« gegen Vnlgaricn bci- gcincsscn werden könnte. * Die belgische Regierung ließ dem bulgarischen Eabinete durch de» diSbcr mit der Waliriicbmung der belgischen Interessen betraute» diplomatische» Agenten Italien« die Ernennung eine« belgischen diplomatischen Agenten in Sofia anzcige». * Der belgische Kricgsminister bewilligt in cincm Eir- cular den beiden Milizclassen, die m Folge der jüngsten Er eignisse cinbcrusen wurde», cuien cininouatigen Urlaub, in- dessen inüßie» sic sich bereit halte», auf einen Befehl wieder unter die Waffen zu treten. * Wie der „TcmpS" an« NimeS meldet, sollte der Bischof von La R>'-n»ion, Fuzet, welcher jüngst dem Eardinal Lavigcric seine rückhaltlose Zustimmung zu dessen republikanischer Knnd- gebung ausdrückte, gestern in der Kathedrale eine Messe lesen nnd dem Ritus gemäß von zwei Priestern assistirt werden. Letztere blieben jedoch an«, so daß der Bischof die Messe vbnc Assistenz cclcbrirte. Von de» Gemcindemitglicdcrn waren insgesamt»! mir 15» I-ci der Messe anwesend. DaS Blatt bringt diese Haltung der Oäeistlichkeit »nd der Bevölkerung von NimeS mit tcr politischen Kundgebung des Bischofs in Verbindung. (Wiederholt.) * „Kommt er oder kommt er nicht?" daS war die Haupt frage bei der Wiederaufnahme der englischen Unter hau«- verbandlungcn. Unv er kam, Partiell »ämlich, setzte sick kaltblütig ans seinen Platz nnd bald auch ward ans der AntragSanmcldniigSlistc sein Name verlesen. Er erhob sick und kündigte einen Erörlcrnng«antrag betreff« der Hand babung des irische» Zwaiigsgesetze« an; fühlt sich also nach wie vor als Führer, was auch bi« jetzt in Bonlognc vcr bandelt worden sein mag. Daß Mac Earthn einen ähnlichen Antrag beabsichtigte, daß Job» Morley einen solchen im Schilde führt, ist ihm glcichgillig. Und die Auliparncllitcir ihrerseits unterstützten Parncll S Auffassung insofern, als sie dem eigentlichen irischen Einpeilscherzimmcr, da« ini vorigen Ialnc für die Partiellsten als selbst ständige Partei eingerichtet worden, fern blieben und sich in dem berüchtigte» AtiSschußzimmcr Nr. 15, vcr- ammcllcn, wo sic vor Wochen über Parnell zn Gericht ge essen. 'Nack diesem irischen Anfänge Ivankelle die Sitzung sich in eine schottische nm; cS kam der schottische Privat- gesetzentwurf de« I.nrck Filvnoat Istr 8e<,tlan,l zur Erörterung und damit verloren die Verbandlungcn für alle Njchtschotlcn jede« Inlcrcßc. Mac Eartbh reiste wieder nach Boulogne, angeblich um de» letzte» streitigen Punct, den zeitweiligen oder dauernden Rücktritt Parnell «, z» eiterigen. Dillon und O'Brien sollen selbst darüber nickt einig sein. Im Ucbrigcn bättc Parnell, wie im AnSschlisizimmcr Nr I5>, sich erboten, zuruckzutrctc», fall« Gladstone betreffs der Landsrage unk tcr Polizei die erwünschte 'Bürgschaft gebe. * I>» englischen Unlcrbanse erklärte Fergussoii. di« englische Regierung könne den Freibrief Portugal« an die Mozambique-Gesellschaft, wodurch derselben die zwischen den Flüssen Sali und Zambcst liegenden Gebiete zugesprochen werten, nicht anerkenncii Portugal habe kein Recht, rincii solche» Freibrief zn gewähren. * Der lömglich portugiesische Freibrief für die Mozambiqur-Geicllschast ist nicht bewilligt.
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