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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911015013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101501
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-15
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
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Abonnementspreis in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich X 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung int Hau« X 5H0. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteliäbrlich X 6.—. Directe tägliche Kreuzbandjendung in« Ausland: monatlich Xi 9.—. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich'/ 7IIHr, die Abend-Aulgabe Wochentag« 5 Uhr. Redaktion und Lrpedition: AohannrSgnssk 8. Die Expedition ist ununterbrochen ge öffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: kn« »Ie««'S T«r1im. (Alfred Hahn). Universitätsstraße 1, Louis Lösche, Katharinenstr. 14, part. und Königsplatz 7. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. ^°L25. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr Donnerstag den 15. Oktober 1891. JnsertionsPreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Detkk- »eile 20^, Reciamen unter dein Redactions strich (4 gespalten) 50^, vor den Familien- Nachrichten (6 gespalten) 40^. Abend-Ausgabe: die ügespaltene Petitzeile 40^, Reclamen unter dem Redactionsstrich isgeipalten) 1 X. Familteunachrtchten und Anzeigen verlorener Gegenstände (kgespalten) 20-^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernjatz »ach höherem Tarif. Extra-Vrilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Poslbesörderung X 60.—, mit Postbesorderuug Xi 70.—. Itnvahmeschlvß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Margen-Busgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh 9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestrllru je eine halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die ExpedMoa zu richten. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eines Schöffen oder Geschworenen gesetzlich berufen werden können, wird vom 15.—17. und vom iS.—24. dieses Monats von Vormittags 8—1 Uhr und Nachmittags 3—0 Uhr im Stadthause, kbttmarkt 3, III. Stock, Zimmer 151, zu Jedermanns Einsicht öffentlich ausliegen. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Liste, wobei die nachstehend abgcdruckten gesetzlichen Bestimmungen maßgebend sind, kann innerhalb einer Woche, vom Tage der Auslegung an, also bis mit Tonnrrstag, de» 22. dieses Monats, entweder bei uns schriftlich oder in der obcnbczeichneteu Geschäftsstelle miindlich zu Protokoll Einspruch erhoben werden. Leipzig, am 13. October 1891. Der Math der Stadt Leipzig. IL85. vr. Georgt. Clauß. Vertchtsverfafiungsgeset; vom 27. Januar 1877. 8. 31-^ DaS Amt eines Schöffen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen versehen werden. 8. 32. Unfähig zu dem Amte eines Schöffen sind: 1) Perlonen, welche die Befähigung in Folge strafgerichtlicher Berurtheilnng verloren haben; 2) Personen, gegen welche das Hauptversahrcn wegen eines Verbrechens oder Vergehens eröffnet ist, das die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter zur Folge habe» kann; 3) Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt sind; 8. 33. Zn dem Amte eines Schössen sollen nicht berufen werden: 1) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste daS dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben; 2) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste den Wohnsitz in der Gemeinde noch nicht zwei volle Jahre haben; 3) Personen, welche für sich oder ihre Familie Armen-Unter- sliitzung aus öffentlichen Mitteln empfangen oder in de» drei letzten Jahren, von Ausstellung der Urliste zurückgerech net, empfangen haben; 4) Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zu dem Amte nicht geeignet sind; 5) Dienstboten. 8. 34. Zu dem Amte eines Schöffen sollen ferner nicht berufen werden: 1) Minister; 2) Mitglieder der Senate der freien Hansastädte; 3) Reichsbeanttt, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 4) Staatsbeamte, welche auf Grund der Landesgesetze jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 5) richterliche Beamte und Beamte der Staatsanwaitjchast; 6) gerichtliche und polizeiliche Vollstreckungsbeamte; 7) Religionsdiener; 8) Bolksschuilehrer; 9) dem activen Heere oder der activen Marine angehörende Militairpersonen. Die Landesgcsetze können außer den vorbezeichncten Beamten höhere Verwaltungsbeamte bezeichnen, welche zu dem Amte eines Schöffen nicht berufen werden sollen. 8- 84. DaS Amt eines Geschworenen ist ein Ehrenamt. Dasselbe kann nur von einem Deutschen verleben werden. 8- 85. Die Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich als Ur liste für die Auswahl der Geschworenen Die Vorschriften der 88- 32—35 über die Berufung zum Schöffen- amtr finden auch auf das Geschmorcnen-Amt Anwendung. Gesetz, Bestimmungen zur LinSfübrung des VterichtSvcrsafsnngS- gefetze» v«m 27. Januar 1877 re. enthaltcnv, vom L. Mär» 187S. 8. 24. Zu dem Amt« «ine- Schössen und Geschworenen sollen nicht berufen werden: 1) die Abtheilungsvorstände und Vortragenden Räthe in den Ministerien; 2) der Präsident des LandesconsistoriumS; 3) Der Generaldirector der Staatsbahnen; 4) die Kreis- und Amtshauptleute; 5) die Vorstände der Sicherheitspolizeibehörden der Städte, welche von der Zuständigkeit der Amtshauptniannjchasten ausgenommen sind. In Gemäßheit des 8.1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasjerkuust vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, Laß der Klempner Herr Johann Schuitc, L -Votkinarc-dors, Kirchstrabe Nr. 56, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 9. October 1891. Trr Rath der Stavt Leipzig. X. 7081. 1)r. Gcorgi. Wolfram. Lkkanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be schlossen, die Fluchtlinien des Ranfl'schen Gäßchens von der Kohl- gartcnstraße im Flnriheil Leipzig-Rcudnitz bis zur Langen Straße dez. dem Maricnplatz im FInriheii Altstadt-Leipzig nach Maßgabe des Planes V. 8. V. Nr. 4921 it. X. Vir. 5587 festzustellen. Dieser Plan liegt in unserer Tiefbau-Verwaltung (RathhauS, Zimmer Nr. 11, 2. Stock) vier Wochen, vom Abläufe des Tages »ach der Ausgabe der die Einrückung dieser Bekanntmachung enthaltenden Amtsblätter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist bei deren Verlust schriftlich bei uns auzubringen. Leipzig, am 8. October 189l. Der Rath der Stadt Leipzig. Io 5390. I>r. G « orgi. I)r. Redlich. Gesucht wird der am 20. Februar 1856 zu Staritz bei Belgern geborene, zuletzt als Lohnkellner beschäftigt gewesene, vorinalige GaslhosSbesitzer Franz Hermann Lchnrig, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalleu ist. 6. October 189l. Leipzig, am L. 1/1719». Der Rath der Stadt Leipzig, Arincnauit. Hentschel. Mr. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die vom 17. bis mit 18. Sep tember d. IS. ,n Leipzig-Altstadt in der Dclitzschcr, htodtifer, Lühr-, Acuffcren Lohr-, Rord- und Packhofstrnffr, in Leipzig-Eutritzsch in der Blumen-, tianai-, Aeuszcrrn Hallenden, West- und Wiesrnstrasze. in Leipzig-ttoh lia in der Darathecn-, Feld-, Georg-, Aeuizeren HaUcschcn und Magdeburger Straffe einquarticrt gewesenen Truppen vom «öntgl. 10. Infanterie-Regiment Nr. 134 kann in den nächsten 8 Tagen bei unserem Ouarlicramte, Naschmarkt Nr. 2, im Erb geschah links, Zimmer Nr. 30 (altes Poiizeigebäude), erhoben werden. Der da» Ouartterbillet Vorweisende gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 12. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. »ck x^n. 14021. I>r. Georgi. Lanlprecht Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß in der Nacht vom IS. zum 20. dies Monat» di, Spülung de» Hanptroh, der Wasserleitung in Leipzig - Plagwltz - Lindrnau und in den Nächten vom 20. rum 21. und 21. zum 22 dies. Monats die Spülung de» Rohrnetze» Lurch die Spülschicber erfolgt. Tie Spülung der Zweigrohrc durch die Zweigposten erfolgt vom 22. lsd. MouatS ab am Lage. Leipzig, am 12. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. 1e. 5449. vr. Georgi. CichoriuS Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 5. October bi» 11. Oktober 1891 im Argandbrenner bei 2,5 Milli- Meter Druck und 150 Litern stündlichem Eonsuin da» 18,7sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von bOMilliineterFlammenhöh« Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittet ,us 0,434. Leipzig, am 12. Oktober 1891. Do« ««ttz» Deputats«« zu de» Gasanstalten. Bekanntmachung. Anher erstatteter Anzeige zufolge hat sich am 21. vorigen Monats Vormittaas 8 Ubr die am 28. Juli 1879 zu Sesingcndorf >ebore»e Anna Schüittoald aus ihrer elterlichen Wohnung in öeipzig-Lindenau, Aidertslraße Nr. 40,^entfernt, ohne bislang dahin zurückgekehrt zu sein. Dieselbe ist geistig etwas beschränkt und treibt >ich »inthniaßlich umher. Eine aus Julestosj gefertigte Schultasche, welch« sie bei sich trug, wurde am 23. September ». c. Nachmittag« in der verlängerten Feldstraßc zn Leipzig-GohliS ausgesunden. Inden» wir das Signalement der Schönwald beifügen, bitten wir etwaige Wahrnehmungen, welche über den Aufenthalt derselben Aufschluß geben könnten, unserer Criminalabthrilniig mitzntheilen. Tie Schön- tvald ist von mittlerer Statur, trägt blonden Zopf, blnugedrucktes Kleid, hellgestreifte Schürze und hat bei ihrem Weggänge keine Fuß bekleidung getragen. Leipzig, den 9. Octvber 1891. Las Polizciamt drr Stadt Leipzig. VII. 4197. Bretschneider. D. Midenllutzuilgs-Ilerpachtung. Die Rntziiiig der an der Lcipzig-Hoscr Verbindungsbahn anstehenden Weiden soll Sonnabend, den 17. Lrtober 18S1, Nachmittags Uhr auf mehrere Jahre meistbietend umer den an Ort nnd Stelle bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Reflectanten werden ersucht, sich zu vorgenannter Zeit am Bahn wärterhans I, II V I (Kohlwcgbrücke) einzufinden. Kgl. Abthkilungs-Jngenieur-Burcau Leipzig 1. Das Ergctmiß der Landtagswahlen. * Wir haben bereits in der letzten Abendnummer daraus bingcwiescn, daß durch die neuesten Nachrichten über die Er gebnisse der Landtag-Wahlen daS Wablbiid sich etwas zu Ungunstc» der OrdnnngSparlcien verändert habe. Während wir am Spätabend des Wahltages annehincn durfte», daß die Socialdemokratie auf den Standpunct de» Stillstandes angekoinmen sei und lediglich ihren Besitzstand behauptet, aber keine neuen Mandate errungen habe, liegt nach den jetzt vorliegende» Meldungen die Sache so, daß die socialdcmokratlschc Partei in der That drei neue Sitze an sich zu reißen vermocht bat, so daß die Zahl der in der Zweiten Kammer de» nächsten Landtages sitzenden „Rotben" von 8 auf ll gestiegen ist. TicscS unerfreuliche Resultat verdanken wir den beiden Dresdner Landkreisen und dem Landkreis Tharandt-Döhlen. Mit unö werden wohl Biele nicht für möglich gehalten haben, daß diese drei den Conscr vativen gebärenden Kreise, welche die herrlichen, so reich von der Natur gesegneten Gefilde der Dresdner Umgebung auSmachen, mit einem Schlage an die Umsturz- partci verloren gehen konnten. Wohl wußten wir, daß in jenen drei Wahlkreise» eine starke Industrie sich entwickelt hat, die leider stets mit dem Vor handensein einer zahlreichen socialdeinokratisch gesinnten Arbciterbevölkcruug verknüpft zu sein pflegt, daß namentlich im Plauen'schen Grunde die vielen Bergarbeiter, trotz aller ihnen erwiesenen Woblthaten und Menschenfreundlichkeit, ein starkes Contingcnt zu den socialdeinokratischcn Stimmen stellen, indessen daß die llnterwühlung der ganzen Dresdner Um gegend seitens der Umstur.partei so weit gediehen sei, wie sich berauSgcstellt bat, daS haben wir nicht geglaubt, und unseres Wissens bat auch die gesammtc Dresdner Presse mit keinem Worte auf die Existenz einer so drohenden Gefahr hinge wiesen. Wir sind nun nicht Pessimist in dem Sinne, daß wir glauben, eS werde sich durch den Hinzutritt drei neuer locialdemokratischcr Abgeordneten zn den ackt alten im säch lichen Landtag viel ändern, denn die ll Socialisten können gegenüber den 69 Abgeordneten der Ordnungsparteien nicht viel auSrchten, und ihre Tbätigkcit wird sich nach wie vor darauf beschränken, möglichst viele aufreizende Reden zu ballen, so und so viele Ordnungsrufe binzuncbmen und allerhand un mögliche Anträge zu stellen. Aber die Ergebnisse der Dresdner Wahlen sind insofern bedauerlich, als sie die Freude über den Ausfall drr großen Mehrheit der Wahlen in den anderen Theilen des Landes nicht recht zur Geltung kommen lassen und der Socialdemokratie, wie nickt geleugnet werden kann, zu einem gewissen moralischen Erfolg verhelfen haben, indem sie nun darauf Hinweisen kann, daß seit etwa einem Jahr zehnt die Zahl der socialdemokratischen Abgeordneten bei jeder Landtagswahl sich vermehrt hat. E» ist eine tolle Uebrrtreibun-, wenn der hier erscheinend« .Wähler" mit seiner bekannten Großmäuligkeit schreibt: „Sieg auf der ganzen Linie", denn der socialdemokratische, gegen nicht weniger als 26 Wahlkreise gerichtete Ansturm ist, mit Ausnahme jener drei Dresdner Kreise, überall und zum aller größten Tbcil glänzend abgeschlagen worden. Wir verweisen in dieser Beziehung namentlich auf die städtischen Wahlkreise Leipzig, Chemnitz, Grimma, Borna, Reichcnbach, Plauen, Aiinabcrg, OelSnitz :c,, wo die socialdcmokralischcn Wahl ergebnisse geradezu kläglicher Art sind. Wenn der „Wähler" weiter auf die angcblich überall zu Tage getretene große Ver mehrung der socialisiischen Wahlstimmen aufmerksam macht, so unterläuft auch bier viel Flunkerei, im klebrigen aber ist es bei dem rapiden Wachsen der Bevölkerung gar nicht zu ver wundern, wenn die Socialisten beträchtlich mehr Stimmen sür ibreCandidaten ansbriugen, da an derselben Erscheinung anckdie OrdimngSparleicn Tbcil baden, wie namentlich die Wahlen in Leipzig und Chemnitz deutlich beweisen. Aber trotz aller dieser Umstände ist die Wahlniederlage der OrdnungSparteien in Dreöven-Stadl und Dresden-Land eine bedauerliche Ein buße, die nach unserem Dafürhalten hätte recht gut vermieden werden können. Wenn wir eingehcn, so möge daß gewählt sind 1 . schritller und 7 Socialisten. Wir rechnen hierbei zu Gunsten der Conservativen schon das Ergebniß der Stichwahl in DreSden-Altstadt, bringen aber noch nicht in Rechnung daS bis jetzt unbekannte Wahlresultat im Wahlkreise Bischofö- werda-Land, wo ein Conservativcr dem bisherigen fortschritt lichen Abgeordneten entgegen stebt. Die Conservativen haben drei Sitze an die Socialisten verloren, gewinnen aber ein Mandat (Bautzen) von der Fortschrittspartei. Die National- liberalen haben ein Mandat eingebüßk in Folge der Be seitigung deö Landkreises Lindenau-Plagwitz re., aber zwei Mandate von den Deutschfreisinnigen gewonnen (Glauchau und Plauen i. V.) Die Fortschrittspartei hat vor der Hand ein Mandat verloren (Bautzen) an die Conservativen, von der Wahl in Bischofswerda wird eS abhängen, ob es bei diesem einen Verlust bleibt. Die Social demokraten gewannen, wie schon bemerkt, drei neue von den Conservativen. DaS allergrößte Miß geschick hat die T eutsck) freisinnige« getroffen — welch« Partei, wohlgemerkt, nicht mit der sächsischen Fort schrittspartei zu verwechseln ist — indem sie ihre beiden zur Neuwahl ausgeschriebenen Mandate an die Nationallibcralen verloren. Die beiden einzigen Parteien, die bei den jetzigen Wahlen Erfolge davon getragen haben, sind somit die National- liberalen und die Socialdemokraten. Im großen Ganzen ist aber die numerische Verschiebung der Parteiverhältnisse in der Zweiten Kammer eine unwesentliche und die große Mehrheit der OrdnungSparteien besteht nack wie vor. Wenn wir die gesammtcn Wahlergebnisse überschauen, dann tritt überall deutlich die tröstliche Erscheinung zu Tage, daß dort, wo die OrdnungSparteien brüderlich fest zusammen- standcn, wo man am Cartel fesrachalten bat, die Socialisten Mißerfolge erlitten haben. Fälle, wie in Leipzig- Land, Cbemnitz-Land nnd Zwickau-Land, wo gegen eine an Zahl übermächtige Arbeitcrbcvölkcrung absolut nicht anzu kämpfen ist, bilden eben nur eine Ausnahme von der Regel. In Dresden und seiner Umgegend waren die OrdnungSparteien schlechterdings nicht unter einen Hut zu bringen, dieses böse Beispiel übertrug sich aber Gott sei Dank nicht auf das übrige Land. Wir habe» unserer Meinung, wer in Dresden den Anstoß zu dem AuScinandergebc» der OrdnungSparteien gegeben, schon wieder holt Ausdruck verliehen und halten auf Grund genauer Kennt nis) der Verhältnisse an unserer Anschauung fest. Wir wissen, daß, wenn in Dresden und Umgegend die Conservativen den Nationalliberalen auch nur in Bezug auf einen Wahlkreis eine Concession gemacht hätten, dann der Frieden hcrgestellt gewesen wäre. Aber immer und immer wieder nur Hceresfolgc von den Nationalliberalen verlange», ihnen niemals eine Candidatur bewilligen, das muß schließ lich aus Seile der zurückgewiesenen Partei die Geduld zu Ende bringen. Mit Redensarten, wie daß die Conservaliven die Stärkeren seien, ist eS da nicht gctban, die National- liberalen könne» mit Fug und Recht verlangen, daß sie von den Conservativen als völlig gleichberechtigt angesebcn werden. Wir begnügen uns mit diesen Ausführungen, da wir nickt zur Verschärfung der Gegensätze beikragen wollen. Es kan» wohl die bestimmte Hoffnung gehegt werden, daß nunmehr die Dresdner Conservativen, nachdem sie am eigene» Leibe er fahren haben, welche unangenehmen Früchte die Mißachtung des CartelS bervorbringt, sich zu besserer Erkcnnlniß dessen, waS unter den heutigen Verhältnissen unbedingt nothwendig ist, cmporschwingcn. In einer Zeit, wo in Folge der Demokra- lisirung des Wahlgesetzes die socialdemokralischcn Wähler- schaarc» in so großer Menge ausmarschire», da baden die für König und Vaterland, Gesetz und Recht kämpfenden OrdnungSparteien nur die eine Parole: Seid einig! WaS zur Verhinderung socialdemokratischer Wahlsiege etwa seitens der Gesetzgebung gesckeben kann, daS werden wir in einigen späteren Artikeln darzulegcn suchen. iberische Maßregeln der bezeichncten Art nicht nur geplant, andern in voller Vorbereitung begriffen sind. * Bekanntlich wurde Fürst Bismarck vor einiger Zeit von einem plattdeutschen Vereine in Braunschwcig zum Ehren mitglied ernannt. In einem liebenswürdigen Schreiben au den Vorstand des betr. Vereins dankte der Fürst verbindlichst für die erwiesene Ehre, lud die neuen Mitglieder zum Besuche auf Varzin bezw. FricLrichsruh ein und betonte in diesem Schreibe», wie sehr er die plattdeutsche Sprache liebe. Einen neuen Beweis hierfür zeigt rin Dankschreiben dcS Fürsten bei Uebersendung dcS WivmungsexcmplarS deS soeben im Verlage von Wilh. Köhler in Minden i. W. erschienenen Werkes: De Siadthauplmann von Fredenhagen un de falsche Bismarck von Otto Kuß sBerfaffer von: Ul mine Fericntid und De Wiwerfind), an den Autor, welches folgendermaßen lautet: Varzin, den 24. September 189l. Die Widmung Ihres neuen plattdeutschen Werkes habe ich gern angenommen und bitte Sie, für die Uebersendung desselben und für Ihre freundlichen Begleitworte meinen verbindlichsten Dank entgegen zu nehmen. (grz.) v. Bismarck. * Nach einer vom preußischen Ministerium des Innern bewirkten Zusammenstellung waren vom 1. October 1878, dem Inkrafttreten dcS preußische» Gesetzes über die Zwangserziehung, bis zum 3l. März 1891 im Ganzen 18 480 Kinder, 15l6 oder 9 Proc. mehr als am Schluffe des Vorjahres, in Zwangserziehung untergebracht gewesen. Da von blieben im Bestände 10 696, nachdem im Laufe der Jahre 679 widerruflich, l430 unwiderruflich entlassen, 484 verstorben und 5l9l wegen Ablaufes des Termins der Zwangserziehung (Beendigung dcS 16. Lebensjahre») in Abgang gekommen waren. Die größere Hälfte des Bestandes, nämlich 5629 Kinder, befand sich in Familien; doch übcrwog im ganzen Osten, mit Ausnahme von Sachsen und Posen, sowie in Westfalen die Zahl der AnstaltSkindcr, von denen im ganzen Staate S in ^taatöanstaltcu, 1090 in Anstalten dcS verpflichteten Com- munalverbandeS und 3968, also die große Mehrheit, in Privatanstalten unlergebracht waren. Anstalten des Com- niunalverbandeS kamen überhaupt nur in den sieben östlichen Provinzen mit Ausnahme von Ostpreußen und Pommern in Frage. Mit der Gesammtzahl von 1964 ZwangSerziehungS- kindern im Bestände war Schlesien weitaus an erster Stelle; Leipzig, 15. Lctober. * Die „Post" hält nach Mittbeilungen wohlunterrichteter Kreise die Reise des Königs von Rumänien nach Berlin für sicher bevorstehend, meint aber, eS seien bindende Abmachungen noch nicht getroffen. * Tie „Berliner Politischen Nachrichten" schreiben: Wenn nach dem Vorgänge der Kreis- und Provinzialorenunz, sowie der Gesetzgebung über die Höserollen die preußische Landacmeindeordnung und die Wegeordnung zunächst in der Beschränkung auf einige Provinzen in Angriff genommen ist, so liegt in dem gesetzgeberischen Plane doch die entschiedene Absicht, die Grundprincipien der Reforin- gesetzgedung auf den ganzen Umfang der Monarchie, bezw. die sämmtlichen alteren Provinzen auSzudehnen. Wenn die Forlsübrung deS gesetzgeberischen Planes für die nächste Session sich anscheinend auf die Landgemeinde-Ordnung sür Schleswig Holstein beschränken dürste, so darf daran- keines wegs ein gegentheiliger Schluß gelogen werden. Man wird vielmehr in der Annahme nicht sehlgeh«», daß weitere grsetz» erziehung in Posen Kosten bat die Zwangserziehung im Staate von Anbeginn I3,3l Millionen, im letzten Jahre >,40 Millionen Mark verursacht, die, den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend, fast zu gleichen Thcilc» aus Staat und Communalverband entfielen. Wie meist schon in den Vorjahren, war die Verpflegung in der Familie bedeutend billiger als die in der Anstalt, am billigsten in Westfalen und Westpreußcn mit 66 bezw. 75 X im Jahre, am tbcuersten in Berlin mit 2l5,65, Schlesien mit 190,15 und der Rheinprovinz mit 18l,09 X Die AnstaltSkostcnfätze schwankten von 145,44 X! in Hobenzollcrn, 153,01 in Posen und I53,8l in Ostpreußen bis zu 252,80 in Schleswig-Hol stein, 258,98 in Rheinland, 310,15 in Berlin und 360 in Laucnburg. * Ans Wien, 13. October, läßt sich da» Depeschenbureau „Herold" folgende Nachricht zuaehen: Abgeordnetenhaus. Der antisemitische Abgeordnete Schneider nahm mit den Wahlzetteln bet einer AuSschußwahl zu Gunsten des antisemitische» Abgeordneten Prof. Mutt, »ine Fälschung vor, welche von dem Präsidenten Ritter v. Chlumetzky entdeckt wurde. 22 Stimmzettel wurden als gefälscht anerkannt. Schneider leugnete aniangs, gab aber schließlich die Fälschung thetlweise zu. lieber diese Scnsationsaffaire wird in der DonucrStagsitzuog eine Inter pellation erfolgen. * Nach einer Meldung der „Politischen Corrrspondenz" wird das gegenwärtig in den dalmatinischen Gewässern übende österreichisch-ungarische Geschwader im Laufe dieses Monatö die KrcuzungSpuncte des griechischen Archipels besuchen und sich dabei einige Zeit in dem Hafen von Piräus aufbalten. * Vor dem Strafgericht zuRom begann gestern die Ver handlung gegen die wegen der Unruhen am 1. Mai in Nom Verhafteten, worunter Cipriani sich befindet. 61 An geklagte gehören dem anarchistischen Vereine an. ES sind 125 Bclastungs- und 200 Entlastungszeugen vorgeladen, sowie 35 Vertbeidiger. * Die „Nowoje Wremja" bespricht die Mailänder Begegnung zwischen dem Minister de« Auswärtigen v. Gicrö und dem italienischen Ministerpräsidenten di Rudini nnd Hiebt der Meinung Ausdruck, daß d»e Unterredungen der beiden Minister lediglich die Beziehungen Italien« und Rußlands zum Gegenstände Hebabt hz,ien, paff dieselben aber nicht, wie einzelne auswärtige Blätter anncbmen könnten, von dem Wunsche Rußlands, eine Aunäberung zwischen Frankreich und Italien berbeizuführcn, oder dem Wunsche Italiens, Deutschland und Rußland einander zu nähern, eingegeben gewesen seien. Vom Standpunkte Rußlands aus sei eS zn wünschen, daß Italien aus autorisirtem Munde erfahre, wes halb Rußland mit der Politik Italiens nicht übercinstiinnie, mit welchen! Rußland freundschaftliche Beziehungen unterhalten -wolle, da ja die Interessen der beiden Länder einander nirgends cnlgcaenständen. Besonders wichtig sei es, Italien den wahren Charakter der Mecrengenfraae darzulcgen, durch welche sich Italien beunruhigt gezeigt habe. Wenn in Mai land eine Darlegung der wahren Lage erfolgt sei, werde die Meerengenfrage sür die guten Beziehungen zwischen Italien und Rußland in keiner Weise mehr von irgendwie un günstigem Einflüsse sein. Von Wichtigkeit sei e« auch, die Haltung Italiens im Falle deS Eintretens gewisser stet» mög licher Ereignisse in Bulgarien kennen zu lernen. * Am Dienstag fand die Jahresversammlung der baltischen riechisch-ortbodoxcn Bratstwo (Bruderschaft) statt. Der Prä sident derselben machte, wie die Blätter melden, der Ver sammlung die Mittbeilung. daß der Kaiser seinem Interesse für das fpmparbifche Verbaltcn der Bratstwo zum Werke der Verbreitung russischer Bildung im baltischen Gebiete und seinem Danke dafür Ausdruck gegeben habe. Der Bestand der Bratstwo - Easse betrug am 1. Januar diese» Jahres 2lS 820 Rubel; da« verflossen« Jahr war besonders reich a»
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