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MsdmfferTagebM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" «rscheind an «Nen Werktagen, nachmittags v Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. jrei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten. unsereAusträgeru. - ... Geschäftsstelle, nehmen zu j-d-rZcitBeslellung-n-nI- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend s-gcn. Im Fall- höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger « . >> -» > Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreisr die »gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs-» Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dorge- schriebene Erscheinungs»' , tage und Platzvorschristerr werden nach Möglichkeit! 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Die Verflachung des gerichtlichen Verhandlungswesens im rein Formaljuristischen einerseits, dem ja auch der preußische Justizminister Kerrl schon energisch zu Leibe gegangen ist, und der kostspielig-zeitraubende Ver schleppungsunfug durch die Parteien andererseits, mutzte schließlich dem Volke das Vertrauen in die sachliche Zweck mäßigkeit des zivilen Prozeßverfahrens nehmen. Hier ist nun durch die nationalsozialistische Regierung ebenfalls gründlich Wandel geschaffen. Bisher hatte der Richter nur ganz geringe Möglichkeiten, den Gang des Verfahrens nutzbringend zu leiten und zu beschleunigen; er war gegenüber den immer neuen Anträgen der Parteien and ihrer Anwälte, die vor allem auf den Zeitgewinn »usgingen, fast machtlos. Da es auch bisher völlig in das Belieben des einzelnen gestellt war, ob, wann und wie er im bürgerlichen Rechtsstreit sein Recht erkämpfen wollte, waren dem Richter auch die verschiedenen An- zriffs- und Verteidigungswaffen der Parteien nicht von ooruherein zur Verfügung gestellt, eine straff zu sammenfassende Prozeßführung also so gut wie ausgeschlossen. So entwickelte sich die nicht immer ein wandfreie Kunst der forensischen Taktik, die oft kein anderes Ziel hatte, als die Verhandlung hinzuziehen. Viele Klagen über die Rechtsprechung gehen auf diesen Mißstand zurück, vor allem Klagen über die Prozeßdauer. Tatsächlich waren bisher die eigentlichen Herren des Prozesses, wie der Reichsjustizminisier kürzlich vor der Presse betonte, die Parteien, also ihre Anwälte, nicht aber der Richter, der sie anhören mußte. Die neue Zivil prozeßordnung, die den Richter zum maßgeblichen Leiter der Verhandlung macht, nimmt damit das ureigent lich st e Interesse des Rechtsuchenden selb st wahr, sofern er den für ihn sich ergebenden neuen An forderungen nachzukommen gesonnen ist. Und damit kommen wir auf den dritten Grundsatz der Neuordnung: die Parteien sind streng angehalten, in allem die volle Wahrheit zu sagen. Gewiß, das sollte selbst verständlich sein, war es aber bekanntlich in der Praxis nicht. Bisher brauchte sich jede Partei lediglich zu den Angaben der Gegenpartei zu äußern, der Grundsatz der »bsoluten Wahrhaftigkeit in Argument und Gegenargu ment blieb vielfach schöne Theorie. Jetzt wird die neue Vorschrift schon bei der Betreuung eines Anwaltes prak tisch; er würde sich selbst verantwortlich machen, wenn er eine von ihm als unwahr erkannte Behauptung seines Mandanten vor Gericht vortragen wollte, überdies kann der Richter jetzt jederzeit die Parteien selbst ver nehmen, und zwar erforderlichenfalls auch unterEid! Der Richter darf mithin in Zukunft nicht mehr dem taktischen Hin und Her der Parteien zusehen, ohne den Prozeß zu leiten. Das entspricht dem weiteren Grundsatz im neuen Staat, daß cs sich vor Gericht nicht mehr nur um Einzelinteressen allein, sondern a n ch um die Vertretung der Rechtssicherheit für dieAllgemeinheit handelt. Damit ist ein neues Fundament für die Rechts pflege geschaffen, dem der weitere Auf- und Ausbau folge« wird. Wie wird sich nun die neue Ordnung, die am 1. Januar des kommenden Jahres in Kraft tritt, »us- wirken? Zunächst in einer sehr förderlichen Zusammen fassung des Stoffes. Bisher war es ja Brauch, eine Berufung gegen ein Urteil erster Instanz nicht etwa gleich nach Fällung des Urteils, sondern am allerletzten Tag der einmonatigen Frist einzulegen — ohne ein Wort der Begründung; erst nach einiger Zeit erfolgte dann, wieder unter äußerster Ausnutzung der Fristmöglichkeiten, der Antrag auf Aufhebung des Urteils — wieder ohne ein Wort der Begründung. Und so zog sich das Ver zögerungsspiel praktisch meistens über drei Monate hin. Der Richter war machtlos. In Zukunft wird er nun, wenn der begründete Verdacht des Verschleppungsversuches vor- licgi, die verschleppende Partei von der weiteren Beweisführung ausschließen können; sie wird nicht mehr angehört. Auch das sind eigentlich Selbstverständlichkeiten, und daß sie als solche im Volk gelten, ist ja nur ein Beweis für die Richtigkeit der Reform. Ferner wird es in Zukunft nicht mehr wie bisher möglich sein, einen Prozeß durch die Winkelzüge der Par teien unverständlich zu machen. Bei dem monate-, ja oft jahrelangen Herumfahren der Prozeßakten von einer Stadt in die andere, beispielsweise bei einer Forde rungsklage, konnte der vernehmende Richter den ständig wachsenden Aktenwust unmöglich noch gründlich studieren. An Stelle dieses endlosen schriftlichen, also mittelbaren Verfahrens soll nun in größtmöglichem Umfange das mündliche, also direkte Verfahren eintreten. Eine weitere praktische Auswirkung ist die Ver- rinserungder Lahl de.r Eide. Vor allem soll IMMM AM M Riede««. Ehre Sunderttausende hörten den Führer auf einer Kundgebung in Frankfurt a.M. Der Führer sprach am Sonntag in der Festhalle von Frankfurt am M a i n. Die 20 000 Plätze der Halle waren bereits einige Stunden nach der Ankündigung der Kundgebung restlos verkauft, und so mußten denn die Hundorttausende sich damit begnügen, den Führer in einem der 75 Säle und Lokale zu hören, in die die Rede durch Lautsprecher übertragen wurde. Die Festhalle war besonders reich mit Flaggen und breiten Transparenten geschmückt. Gegenüber der großen Treppe, von deren Absatz der Führer sprach, mahnte ein dringlich der Satz: „Mit Adolf Hitler steht und fällt Europa." Das Ausschalten der großen Beleuch tung kündigte die Ankunft des Führers an und ließ die Menge verstummen. Aus der Stille brach dann spontan ein einziger Ruf der Begeisterung, als der Kanzler die Halle betrat. Wieder und wieder er schallten Heilrufe, bis Gauleiter Sprenger die Rhein- Main-Kundgebung für eröffnet erklärte. Mit nicht enden wollenden Heilrufen begrüßt, ergriff dann der Kanzler das Wort. Die wichtigsten Stellen seiner Ausführungen mit lebhaften Gesten unterstreichend, legte er mit wunder barer Klarheit die Verhältnisse dar, die wir als Ergebnis des Versailler Vertrages für das deutsche Volk und die Welt sehen. Die Ausführungen wurden häufig durch Bei fallskundgebungen unterbrochen. Der Führer spricht: So wie am 5. März das deutsche Volk sich entscheiden mußte über den Kurs im Innern, so führte Adolf Hitler in seiner großen Rede in der Festhalle aus, so muß es sich am 12. November entscheiden über den Kurs nach außen, ob es will, daß die Ehre der Nation und ih, gleiches Recht in der Zukunft vor der ganzen Welt offen und frei vertreten werden soll. Unter stürmischer Zustim mung der Versammlung zeigte der Führer erneut die ver heerenden Folgen des Versailler Vertrages auf. Einst sagten sie, wir müßten abrüsten; wir haben abgerüstet, und sie sollen nicht so tun, als ob die Abrüstung bei uns praktisch nicht durchgeführt worden wäre. Sie waren ja mit ihren Kontrollkommissionen lange genug in Deutschland, um uns überwachen zu können. (Stürmischer Beifall.) Das deutsche Volk hat nicht nur technisch-militärisch abgerüstet; nein, auch geistig und moralisch hat es abgerüstet. (Stürmischer Beifall.) I« ihrem 14jährigen Ringen habe die nationalsozialistisch« Bewegung sich durchgesetzt, nicht um einem Kriegswahn sinn zu huldigen, sondern um Deutschland vor dem Ab grund zurückzureißen. Wenn das mitteleuropäische Gebiet dem Bolsche wismus nicht standgehalten hätte, dann wäre heute Europa verloren. Der Führer sprach dann von dem großen Programm der Bewegung, dessen Verwirklichung mit der Macht ergreifung am 30. Januar begonnen habe. Dieses Programm wolle die Beseitigung der deutschen Zerrissen heit und des inneren Verfalles. Es wolle ein Symbol und eine Autorität. Es wolle die sittliche und kulturelle Erneuerung, ein neues Recht, die Erziehung unserer Ju gend und den Aufbau unserer Wirtschaft aus sich selbst heraus. Unser Angriff gegen die deutsche Not wird kein Ende nehmen, bis am Ende die deutsche Not beseitigt sein wird. Sollen wir etwa weniger Ehre haben, nur deshalb, weil es einst 26 Staaten möglich war, uns zu besiegen? Es ist unmöglich, den Ausgang eines Krieges zu einer ewigen Rechtsgrundlage der Völkerbeziehung zu machen. Wir haben auch unsere Ehre, und das soll die Welt wissen! der Partei-Eid in der jetzigen Form eingeschränkt werden. Bisher konnte man z. B. dem Gegner den Eid darüber zuschieben, daß man eine Forderung von 100 Mark nicht bezahlt habe, und dieser Eid konnte vom Gegner wieder „zurückgeschoben" werden. Dieser zugeschobene Eid wurde vom Gericht Wort für Wort formuliert und galt dann als Beweis, ohne daß der Richter die Glaub würdigkeit des Eides nachprüfen konnte. Jetzt wird die Freiheit der Beweisführung dadurch gesichert, daß der Richter die Parteien selbst unter Eid vernehmen kann. Der einzelne wird die Segnungen der Reform erst in der Praxis voll ermessen können. Auf jeden Fall ist dem papicrnen Leerlauf und der kostspieligen Verschleppnngs- sucht zu Lasten des Rechtsuchenden ein Ende gemacht. P.A.R. (Langanhaltender Beifall.) Wir haben ein Gefühl für die Eyre der Natron deshalb, weil wir sie auch persönlich besitzen. Ich bin nicht Reichskanzler geworden, um jetzt andere moralische Grundsätze zu vertreten, als ich sie bisher vertreten habe. (Stürm. Beifall.) Wir wollten den Krieg nicht haben, aber das Recht für unser Volk, sein Leben selbst zu gestalten. Das sei nicht Sache der anderen Welt. (Brausender Beifall.) Wenn man nicht abrüsten und uns die Gleichberechtigung nicht geben wolle, dann solle man es sagen. Aber niemals würden Wir uns an Konventionen beteiligen, bei denen wir nicht völlig gleichberechtigt seien. Vereinsamt kann man sein. Diffamiert nichts (Stürmische Zustimmung.) Ich bin der Überzeugung, daß das deutsche Volt zu viel Charakter hat, als daß es an ders denken könnte als seine Regierung, daß es in dieser Stunde, in dieser geschichtlichen Stunde, nicht anders ent scheiden kann als mit dem Worte „Ja"! (Stürmische Zustimmungserklürung.) Es bleibt kein anderer Weg. Ich habe keine Kanonen. Ich habe nur euch, meine Volksgenossen! Mit euch muß ich dieses Recht für Deutschland erkämpfen. Ihr müßt hinter mir stehen. Wir müssen zusammenhalten. Wir können den Kamps nur führen, wenn wir eine einige Mannschaft sind. (Die begeisterten Massen erheben sich von ihren Plätzen und jubeln dem Führer zn.) Wenn ihr am 12. November zu unserer Sache, zu eurer Sache steht, dann steht ihr damit zum deutschen Volk und zum Deutschen Reich! (Minutenlange, tosendq Beifallskundgebungen.) Hitter: Wir führen das Volk, aber das Volk stehi hinter uns. Der Volkstanzler in Stuttgart. Ein Führer, ein Wille, ein Volk — das war auch in Stuttgart das überwältigende Erlebnis, das die An wesenheit des Volkskanzlcrs Adolf Hitler bei der Niesenmcngc auslöste, die ihm am vergangenen Sonnabend unter vieltauscndfachen Heilrufcn nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Böblingen zur Stuttgarter Stadthalle geleitete. Die festlich geschmückte Stadt hatte wohl noch nie einen Triumphzug von solcher Herzlichkeit und Größe erlebt. Die machtvolle Kundgebung in der Stadthallc begann mit dem Einmarsch der Fahncnabordnungen. Aus der Tribüne hatte diewürttembergischeRegierung Platz genommen. Ein taufe nd st immiges Heil, das immer wieder minutenlang sich sortsetzte, verkündete die Ankunft Adolf Hitlers. Dann trat spontane Stille ein. Der württembergische Rcichsstatthatter Murr richtete eine kurze Begrüßungsansprache an den Führer und an die Menge. Dann ergriff der Volkskanzler selbst das Wort zu seiner immer wieder von stürmischem Beifall unterbrochenen Ansprache. Der Führer erinnerte einleitend an seine letzte Kund gebung in diesem Saale. Damals habe er nicht geglaubt, daß er schon fo bald wieder zu einer Wahl werde auf rufen müssen. Die Regierung brauche zwar kein solches neues Volksvotum, aber als Volk, dem man in der Welt den guten Willen und die Friedensliebe bestreite, wollten wir vor der Welt das Bekenntnis oblegen. Was vielleicht vor einem Jahre den meisten noch alZ phantastisch erschienen sei, sei inzwischen Wirklichkeit ge- worden: unter einem Symbol marschiere heut, vie ganze Nation, und was vielleicht unter der heutige« Generation noch nicht ganz gelinge, das werde die deutsche Jugend vollenden. Unter stürmischem Beifall erklärte der Führer: „Ehe in Deutschland dreißig Jahre vergangen sein werden, wird die Erinnerung an den einstigen Partcienstaat in der Vergangenheit wie ein blasses Phantom verschwunden sein." Es sei das Wunder erreicht, Extreme, die glaubten, sich nie vereinen zu können, zu vereinen und zu verschmelzen. Man habe alle die gebeugtund ge brochen, die gegen Einheit des Reiches fich glaubten wenden zu können. Vor kaum sieben Monaten habe ein sogenannter deutscher Ministeres gewagt, dem Vertreter des Reiches mit Verhaftung zu drohen, wenn er es wage, das Recht des Reiches persönlich wahr zunehmen. (Gelächter.) Wo sei die Zett hin entschwunden? Diese Geister seien beseitigt und vernichtet, und wenn auch auf vielen Gebieten noch manches zu tu« übrigbleibt: