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MW Nr. 68. Donnerstag, den 14. Juni 1894. 60. Jahrgang M Blatte« «in« fam« Berbreituna-finde«, werdm mit 10 Psg- di« welcher England, Belgien, Frankreich, Deutschland und die Türkei, letztere als Vertreter Egyptens, theilnehmen würden. Der Gedanke, diese neuen afrikanischen Schwierigkeiten ebenfalls auf dem Kongreßweg« zum AuStrage zu bringen, verdient gewiß Anerkennung, sollte er aber noch zur Ausführung kommen, so dürfen wir Deutsche wohl hoffen, daß die Reichsregierung die Rechte Deutschlands alsdann kräftigst wahrnehmen wird, trotz aller äußerlichen Freundschaft zwischen Deutschland und England. Verantwortlicher Redacteur: Päul Jehm in Dippoldi-walde. Mit achtteiligem ,Hlluftrirten UnterhaltrrrrgSblatt".Mit land, und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Pie «>e» ArÄftezm i« AM«. Der zwischen England und dem Kongostaate ab geschloffene Vertrag droht zu einer Quelle ernster internationaler Mißhelligkeiten zu werden, da er offen bar gewichtige Interessen Deutschlands wie Frankreichs in Afrika, ebenso Egyptens und hiermit auch der Türkei, als der Schutzmacht des PharaonenlandeS, verletzt. Speziell Deutschland steht sich durch die Bestimmung des Vertrages, wonach England vom Kongostaate einen 25 Kilometer breiten Landstrich „pachtet", der vom Nordende des Tanganyika-SeeS bis zum südlichsten Punkte des Albert-Edwarv-SeeS läuft, empfindlich ge schädigt, denn wenn sich die Engländer selbst nur „pachtweise" in diesem Landstreisen festsetzen, so wäre alsdann die direkte Verbindung Deutsch-OstasrikaS mit dem Kongostaate mit einem Male völlig abgeschnitten. Was England mit der Erwerbung des betreffenden Gebietes bezweckt, ist klar genug, denn hiermit würde ein Verbindungsglied zwischen den Besitzungen Eng lands im südlichen und im nördlichen Afrika hergestellt werden und die unter englischer Flagge stehenden Territorien im „schwarzen Kontinent" alsdann ununter brochen vom N»l bis zum Kap der Guten Hoffnung reichen. Jedoch auch Egypten und Frankreich sehen sich durch das getroffene Abkommen zwischen England und dem Kongostaat benachtheiligt. Allerdings sind die Rechte Egyptens in jenen zentralafrikanischen Ge bieten, nachdem eS die Aequatorialprovinz und was damit zusammenhing, längst eingebüßt, kaum mehr als nomineller Natur, dagegen erblickt Frankreich durch die erwähnten Abmachungen mit Fug einen Eingriff in seine Interessensphären am Kongo, das englisch kongostaatliche Abkommen mißachtet einfach bestimmte Vorbehalte Frankreichs in jenen zentralafrikanischen Gebieten. Während nun Seitens der Pforte und Egyptens noch keinerlei Kundgebungen in der ent standenen Streitfrage vorliegen, ist dies Seitens Deutschlands und Frankreichs bereits in unzweideutiger Weise geschehen. Wie bekannt, hat Deutschland bei der Kongo-Regierung in Brüssel gegen das Abkommen zwischen England und dem Kongostaate protestirt, so weit es sich wenigstens auf den den Engländern zu gesprochenen Pachtstretfen bezieht, und ist das britische Auswärtige Amt vom deutschen Botschafter in London von diesem Einspruch amtlich tnKenntniß gesetzt worden. Frankreich seinerseits hat gegen die seine Rechte ver letzenden Bestimmungen des Vertrages ebenso energisch in Brüssel wie in London protestirt, und dieses Vor gehen der französischen Regierung hat durch das ein- müthige Vertrauensvotum, welches die französische Deputirtenkammer dem Ministerium Dupuy in der neuen Kongo-Affaire ausdrückte, eine kräftige Unter stützung erfahren. Zugleich beweist die vom Minister des Auswärtigen, Hanoteaux, der französischen Volks vertretung mitgethettte Absendung von Truppen zur Wa,rung der Rechte Frankreichs am Kongo, daß Frankreich sich nicht mit papierenen Protesten be gnügen, sondern der eingeleiteten diplomatischen Aktion gegen England und den Kongostaat eine energische militärische Aktion Nachfolgen lassen will. Es ist ohne Weiteres klar, daß der schwache Kongostaat gegen eine energische Verfolgung der erhobenen Einsprüche Deutsch lands und Frankreichs nicht das Mindeste zu thun vermöchte, eS kommt daher alles auf die weitere Stellungnahme Englands an. Vorerst führt man jenseits des Kanals allerdings noch eine stolze Sprache tn der entstandenen afrikanischen Konfliktssache, aber wenn die Engländer sehen werden, daß eS Deutschland und Frankreich wirklich großer Ernst mit den auf gestellten Protesten ist, so dürfte die englische Negierung schließlich doch mit sich reden lassen. Bereits wollen Londoner Meldungen davon wissen, daß der Vertrag zwischen England und dem Kongostaate einer inter nationalen Konferenz unterbreitet werden solle, an Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein F. W. Schütze von hier wurde beim Oelen der Wasser maschine plötzlich vom Treibriemen erfaßt und dabei so schwer verletzt, daß der Lod sogleich eingetreten sein muß. Der brave Arbeiter stand im 65. Lebensjahre und hat 34 Jahre abwechselnd als Bergarbeiter und Nachtwächter auf den Hänichener Kohlenwerken in treuen Diensten gestanden. Altenberg. Das evangelisch-lutherische LandeS- konsistorium hat die erfolgte Wahl des Herrn DiakonuS Paul Haucke hier zum Pfarrer von Altenberg mit Hirschsprung an Stelle des in den wohlverdienten Ruhestand tretenden bisherigen Pfarrers, Herrn k. Kleinpaul, bestätigt und gleichzeitig den hiesigen Stadt gemeinderath als Kollator der Diakonatskelle auf gefordert, alsbald für Wiederbesetzung der freigewor denen Stelle des DiakonuS besorgt zu sein. Dresden. Das KöuigSpaar wird Montag, den l8. Juni, von Sibyllenort zurückkehren und sich noch am selben Tage nach Pillnitz ins Sommerhoflager begeben. — Aus der diesjährigen BußtagSkollekte stehen 16200 Mk. zur Unterstützung vün Arbeiten der inneren Mission zur Verfügung. Aus dem UnterstützungSplan, welcher die Zustimmung der Generalversammlung deS Landesvereins für innere Mission und die Genehmigung des evangelisch-lutherischen LandeSkonfistoriumL ge- fundm-ych setrn hier E liteMIM'HNMrMMn,'— welche an Arbeiten in Dresden und Umgegend be willigt worden sind. Es erhalten der Landesverein 8 Proz. — 1296 Mk., die Epileptischenankalt Klein- Wachau bei Radeberg zum Bau des Knabenhauses 5 Proz. — 810 Mk., das Frauenheim TobiaSmühle bei Radeberg zur Einrichtung 6 Pro,. — 972 Mk., die Diakonissenanstalt zu Dresden 8 Proz. — 1296 Mark, die Brüderanstalt Obergorbitz 6 Proz. — 972 Mark, der Schriftenverein 3 Proz. — 486 Mk., der Magdalenenhilssverein 4 Proz. — 648 Mk., die Her berge zur Heimath in Dippoldiswalde zum Grundstückskauf 3 Proz. — 486 Mk., die Dienst- Mädchenlehranstalt zu Dresden zum Hauskauf 4 Proz. — 648 Mk., das Kinderheim Nazareth in Oberlößnitz zum Grundstückskauf 3 Proz. — 486 Mk., endlich die Gemeindediakonie in Striesen zur Einrichtung 1'/» Proz. --- 243 Mk. — In ihrer Wohnung in Dresden überfallen und schwer verwundet wurde in der Nacht zum Sonntag die Prostituirte Gläser von einem Manne. Im Hand gemenge biß sie der Betreffende dann auch noch tief in die Nase. Auf ihr Hilferufen kamen Leute herbei, die den Attentäter festhielten und der Polizei über lieferten. Derselbe ist ein in Dresden wohnhafter Zuschneider Namens Hellnch, gebürtig aus Nürnberg. Bischostwerda. Nicht so sehr den Nachforschungen der Polizei, als denen der König!. Steuerbehörde ist es zu verdanken, daß die Personen zur Kenntniß deS Amtsanwaltes und der Oeffentlichkeit gekommen sind, die bereits eingegrabenes Fleisch wieder auS- gegraben und verkauft haben. Die Untersuchungen resp. Verhöre über einige noch nicht aufgeklärte Punkte werden täglich noch fortgesetzt. AuS der Lausitz. Mit Bedauern ist zu konstatiren, daß zum Eisenbahnbau der Strecke Löbau-Weißen berg eine bedeutende Anzahl czechischer Arbeiter Ver wendung finden. Angeblich sollen die Ezechen „be deutend billiger" arbeiten, zum Anderen aber keine „Streikgelüste" kennen, sondern froh sein, wenn sie eben Geld verdienen. So löblich das Letztere ist, so bedauerlich bleibt dieser Entschluß der möglichst viel verdienen wollenden Bauunternehmer vom nationalen Gesichtspunkte aus auf der anderen Seite. Das Geld zur Bahn ist vom sächsischen Landtage bewilligt worden und kommt unsere- Wissens doch von sächsischen Steuerzahlern. Man lasse e- demnach auch wieder in die Taschen Derer abfließen, welche das Geld dazu -Lokals und Sächsisches. Dippoldi-walde. Wovon in dem einen Jahre zu viel, davon ist im anderen oft zu wenig. Diese Thatsache gilt am meisten wohl von der Witterung. Hätten wir jetzt von der vorjährigen beständigen Dürre nur einmal 14 Tage, so würde man froh sein. Doch von Tag zu Tag hofft man vergeblich. Immer neue schwarze Wolkenmassen wälzen sich von Westen her heran und ergießen ihren Inhalt über die schon über sättigten Fluren und wenn nicht bald eine Wendung zur Besserung etntritt, so sinken die Hoffnungen des Landwirthes, seinen leeren Heuboden endlich wieder füllen zu können, mehr und mehr. Denn nicht nur das liegende, sondern auch das Gras auf dem Stocke sängt au zu faulen. Dazu hat die dabet herrschende kühle Temperatur alles WachSthun^ unterbrochen, wo rüber besonders der Gärtner klagt, während der Bienenfreund wieder betrübt zuschauen muß, wie ein Tag nach dem anderen für sein fleißiges Volk ver loren geht. Alles ersehnt den neubelebenden und er heiternden Sonnenschein. Möchte er sich recht bald einstellen! — Der hiesige Gebirgsverein ist neuerdings bemüht, wie hiesige Bewohner gelesen haben werden, die Vorzüge der Lage unseres Orts.durch Annoncen bekannt zu machen, dadurch Touristen und ständige Bewohner herzuziehen, um unsere Stadt zu heben und zu vergrößern. In der That ist auch unsere Um gebung herrlich gelegen und zu hübschen Parthien ge eignet. Es ist nun im Interesse der hies. Bewohner, das Streben des Gebirgsvereins zu unterstützen, und neu Hierherkommende durch hohe Preise, sei es bei Miethung von LogtS, Speise und Getränken u. s. w. nicht zu Übertheuern, damit dieselben das bestätigt finden, was in den Anzeigen versprochen ist. — Die Geschäftsstelle der Wohnungsvermittelung ist bei Herrn Kaufmann Lincke; eS ist im Interesse der HauSwirthe, wenn sie leere Zimmer und Etagen (auch für ständige Miether) abzugeben haben, solche bei der Geschäfts stelle anzumelden, durch die Annoncen in den aus wärtigen Blättern lausen täglich Nachfragen ein, die der Verein zur Befriedigung der Suchenden erledigen möchte. Demnächst werden wieder neue Bänke am Haide wege und Eingänge der Froschleithe aufgestellt. Die Bestrebungen deS Vereins sind Seiten des hiesigen StadtratheS dankenswerther Weise unterstützt worden, möchte aber auch das Publikum, welches dem Verein noch ferne steht, durch Theilnahme und Mitgliedschaft die gute Sache zu fördern suchen. S Wilmsdorf. In der Nacht vom Montag zum Dienstag ertränkte sich im Poisenteich die Ehefrau des Bergarbeiters Jacubasch aus Neu-Welschhufe und wurde früh 5 Uhr nach langem Euchen gesunden. Die Jacubasch hinterläßt ihrem Ehemanns 4 Kinder, wo von das jüngste erst 8 Wochen alt ist. 4 Possrndorf. In unserer Gegend haben schon vergangene Woche mehrere Oekonomen mit der Heu ernte begonnen. Der Ertrag ist dieses Jahr ein vor züglicher. Bei paffender Witterung dürfte dieselbe dlese Woche in vollen Tang kommen. — Am vergangenen Dienstag zur Nacht trug sich auf dem WilmSdorfer Berglustschachte ein bedauerliches Unglück zu. Der daselbst als Nachtwächter angestellte Raum berechnet. Ta bellarisch« und «omplictrt» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Etnas« sankt, im redaktionellen »heile, die Spaltens SOPfg. mal: DienStag, Donners«. tag und Sonnabend. — Mi« vierteljährlich 1M. i» Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- kalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an.