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1 WM» i"' MN t.tz, Bischofswerda Stolpen «nd Umgegend. — 'V t!^ Amtsblatt -es Königlichen Gerichtsamtes vn- -es Sta-tratheo zu Dischsfswer-a. - l6iese Seitschrist erscheint «Schentlich zwei Mal, Mittwochs und SounabeudS, und testet vlerteljährllch 12z Ngr. Inserate werden nur bis Dienstag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. 10. Sonnabend, den 4. Februar. l 1865. Etwas über Rußland. Während unsere Aufmerksamkeit seit Jahren von den Begebenheiten in Italien, von »em Schicksale der weltlichen Papstmacht, Napoleonschen Neujahrsreden, von den Wechselfällen des amerikanischen Bürgerkriegs, dem neuen Kaiserreiche Merico, dem polnischen Auf stande und seit länger als einem Jahre von den Auf ständen in Nordafrika, vor Allem aber von dem Schick sale Schleswig-Holsteins in Anspruch genommen wurde, hat Rußland, seiner Bestimmung in Asten folgend, daselbst in aller Stille riesige und für die Zukunft höchst bedeutungsvolle Fortschritte gemacht Vor weni gen Jahren erwarb es im äußersten Osten von Asten daS fruchtbare Tiefland am Amur, nahezu zwei Dritl- theile so groß als Deutschland, legt dort Colonien an, und der bereits bi» Kiächta fertige elektrische Draht hält, «rotz der ungeheuer« Entfernung von 11—1200 deutschen Meilen, da« ferne Gebiet in blitzschneller Ver bindung mit St. Petersburg. Die russische Grenze ist durch diese Erwerbung um siele Laqemürsche bi» auf 150 Meilen der chinesischen Hauptstadt Peking näher gerückt. Vor einem Jahre gelang eS den Russen, en», lich nach mehr als sünfziajährigen blutigen und erbit terten Kämpfen, die Rußland, namentlich infolge des Klima'S, jährlich 20,000 Menschen kosteten, die tapfer» Bergvölker de« Kaukasus, gewöhnlich Tscherkeffen ge nannt, gänzlich zu bezwingen, so vaß diese zu Hunvert- tausenven lieber in die glaubensverwandte Türkei aus wanderten, wo sie zu Tausenden im Elende verkommen, als sich den Russen unterwarfen. Durch den unge störten Besitz der mächtigen Gebirgskette zwischen dem schwarzen Meere un» dem kaSpischen See haben die Russen eine sichere, nicht meho von den Ueberfällen der Tscherkeffen belästigte und unsicher gemachte breite Ver bindung mit ihren vorrerafiatischen Besitzungen in Georgien und Armenien gewonnen und können jede Stunde mit Heeresmaffen hinüber rücken, um Persien und Kleinasien sich z» unterwerfen. Aber die neueste Zeit hat noch weit mächtigere Fortschritte des russischen Kolosse» in Mittelasien aufzuweisen. . Bisher waren die Khanate (Königreiche) Khiwa und Bochara der russischen Macht unzugänglich, und trotzig und ungestraft raubte» Zwanzigster Jahrgang. die USbeken am östlichen Ufer de« kaSpischen See« Russen, um sie in da» innere Asten al« Sklaven zu verkaufen, seitdem die im Zhchre 1840 unter PerowSkt unternommene Erpediiion, welche zwischen hem kaSpi schen und Aralsee durch die wasserlosen Wüsteneien an der Emba vordringen und die Khiwaner züchtigen sollte, so jämmerlich verunglückte. Seitdem haben die Russe«; klüger operirt. Zuerst.versicherten sie sich de» im Nor den und Norvosten de« Aralsee« weithin erstreckenden Gebietes der nomadischen Kirgisen, und vor Kurzem find sie hereingestiegen in die Hochebene von Mittel asien, um da» Reich Khokan», da« Thal de» Jararte» (Syr-Daria), unter da» Scepter veS Czaren zu bringe». ES fehlt nun noch die Besitznahme de» andern Flusse», de» OruS, der mit dem Jararte» parallellaufend und mit diesem von Nordosten de» asiatischen Hochlande» kommend, nach einem 300 deutschen Meilen langen Laufe in den Aralsee mündet. Dann ist Rußland vollständig Herr über Khiwa und Bochara, die Haupt handel»- und Stapelplätze von Mittelasien, die ersten Sitze TimurS und des alteu Tariarenrcichi, und seine Grenzen in Asten werden dann die Gebirge sein, die in ihren südlichen Abhängen in die Ebenen de» JnduS und Gange» / in, englischen Ostindien auSlauken. Um diese ungeheuer« Ergebnisse zu erreichen, würde Ruß land, nach Maßgabe seiner bisherigen Erfolge, nur eine im Verhältuiß zum Leben eine» Volke» kurze Spann» Zeit bedürfen. Wenn auch diese Gebiete von Moskau, dem Mittelpunkte der russischen Macht, mehr al» 600 deutsche Meilen entfernt sind, und der Weg für die ru fischen Heere durch die endlosen Steppen Sibirien« und »er Kirgisen führt, so genügt doch, zur Eroberung und Behauptung derselben bei »er Ueberlegenheit euro päischer .Kriegskunst ein« nach europäischem Maßstab« verhältnißmäßig unbedeutende Macht. Hat ja doch der ruff. General Tschernajeff die von 10,000 Khokanzen verrheidigte f.ste Stellung von Tschemkent mir 4 Com pagnien Fußvolk und einigen Geschützen erstürmt! Diese Waffenthat hat Rußland in den Besitz einer weit grö ßeren Länderfläche gesetzt, al» Frankreich, Spanien und Portugal zusammen ausmachen. Welch «in Gedanke ist e», Khokan», Bochara, Khiwa un» Samarkand, die blühenden Eitze de» Islam, »le reichen Fabrik- und