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MsdmfferTagevM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr 11. — 86. Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 Vie neuen ISchMchen Minilter innen- und außenpolitischen Bedeuten vor, die die Zentrumsfrak- tion gegen die Bildung der von Dr. Curtius in Aussicht genom menen Negierung habe. Daran schloß sich eine eingehende Aus sprache an. Herr Dr. Curtius hat in Aussicht genommen, am morgigen Vormittag über die Ergebnisse dieser Besprechung mit den Vertretern der Deutschnattonalen Dvlkspartci zu verhandeln. Die Vertreter der Zentrumssraktion nahmen in Aussicht, am morgigen Nachmittag eine endgültige Stellungnahme der Zen trumsfraktion herbeizuführen. Die Bedenken des Zenirums. Weitere Verhandlungen mit Wirtschaftsvertretern. Dr. Curtius hat seine Aussprache über die Möglich keiten einer durch ihn vorzunehmenden Regierungsbil dung fortgesetzt. Er empfing sowohl Vertreter des Neichslandbundes, die ihn über die Auffassungen der Landwirtschaft unterrichteten, als auch eine Abord nung aus Industrie und Handel, die ihm ihre An schauungen zu den aktuellen Problemen der Wirtschafts- und Sozialpolitik darlegte. Die Zentrumssraktion des Reichstages, deren Sitzung in parlamentarischen Kreisen mit großer Spannung erwartet wurde, faßte nach etwa dreistündiger Dauer einstimmig folgenden Beschluß: „Die Zentrumsfraktion des Reichstages teilt die schweren außen- und innenpolitischen Bedenken ihres Fraktionsvorstandes hinsichtlich des von Dr. Curtius zu bildenden Kabinetts. Der Fraktionsvorstand wird beauftragt, diese Bedenken Herrn Dr. Curtius und dem Vorsitzenden der Deutschen Volkspartei, Dr. Stresemann, erneut vorzulegen." Zur Erläuterung dieser Stellungnahme fand noch eine mündliche Aussprache zwischen Führern der Zen trumsfraktion sowie Dr. Curtius und Dr. Strese mann statt. Nach Bekanntwerden des Beschlusses der Zentrums fraktion meldeten sich sofort wieder die Sozialdemokraten, deren „Sozialdemokratischer Pressedienst" betont, daß die Sozialdemokratie jederzeit zu Verhandlungen bereit sei. Sie sei entschlossen, die Mitverantwortung für die künftige Regierungspolitik zu tragen. Aufruhr in Mexiko. Nach einer Reutermeldung aus Mexiko treffen ln immer zunehmendem Umfange Berichte über Aufstände, Schießereien und Hinrichtungen in verschiedenen Teilen des Landes in der Hauptstadt ein. Präsident Calles er ließ eine Erklärung, in der er dem katholischen Episkopat die Verantwortung für die Erhebungen aufbürdet. Die Bundesregierung sei davon überzeugt, daß die Aufstän dischen auf Grund genauer Anweisungen seitens des Episkopats handelten. Aus die Propaganda der Priester seien die Auf stände in sechs verschiedenen Staaten zurückzuführen, bei denen 24 Soldaten der Bundestruppen und 75 katholische Aufständische den Tod aefunden hätten. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Dresden, 14. Januar. Die Nachrichtenstelle in der Staatskanzlei teilt mit: Der Herr Ministerpräsident hat den bis herigen Finanzmimster Dr. Dehne zuM Minister des Innern und Stellvertreter des Ministerpräsidenten, den Landtagsabge ordneten Weber zum Finanzminister und den Landtagsabgeord neten Dr. Wilhelm zum WirtZchastsminister ernannt, sowie die Minister Dr. Bünger, Elsner und Dr. Kaiser in ihren Minister- ämtern bestätigt. Freitag, den 14. Januar 1827 vevorfleyenoe parlamentarische Dev arte werde dem Minister des Äußern Gelegenheit geben, alle wünschenswerten Auskünfte zu erteilen. Auf eine dritte Anfrage über die Veröffentlichung des mit den verschie denen Regierungen und der Botschafterlonferenz während der letzten Völkerbundtagung gepflogenen Meinungsaus tausches, der sich auf die Aufhebung der Militärkontrolle in Deutschland bezog, antwortete Briand, ein Gelbbuch hierüber zu veröffentlichen, komme nicht in Frage, da ja die Verhandlungen über die Entwaffnung Deutschlands noch nicht beendet seien. Diese Antwort Briands veranlaßt einen Mitarbeiter des „Petit Parisien" zu einer phantastischen Erzählung über die Unterredung von Thoiry. Auch dort, schreibt er, sei nur obenhin von der vorzeitigen Nbeinlandräumung gesprochen worden. Stresemann babe dem Sinne nach gesagt: „Ein großes Hindernis für die deutsch-französische Annäherung bilde die Nheinlandbe- setzung." Briand habe hierauf geantwortet: „Es hängt von Deutschland ab, sie ,iu beenden. Nach 1870 batten Scharfe Rede Borahs im Senat. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 13. Januar. Die mit großer Spannung er- wrrtrtc Rede des Senators Borah stellte einen glatten Bruch mit der Regierungspolitik dar. Borah bezeichnete das Vorgehen der Vereinigten Staaten in Nicaragua als einen Bruch der Momo-Doktrin. Die Regierung habe die Kriegsschiffe nach Nicaragua zur Sicherung der Anleihe, nicht aber zum Schutze des Lebens der dortigen Amerikaner geschickt. Borah gab seiner Freude Ausdruck, daß er die Diskussion über eine so wichtige Frage, wie sie die MittelLMsrika-PolM darstelle, in aller Oestentlichkeit führen könne. Amerikas peiroleumstrett. Von einem Kenner der amerikanischen Verhältnisse wird zu der drohenden Kriegsgesahr geschrieben: Daß es in Mittelamerikä, und zwar diesmal in Nikaragua wieder einmal eine Revolution gegeben hat, darüber regt sich in der ganzen Welt kein Mensch auf. Denn Revolutionen in Mittel- und Südamerika entbehren infolge ihrer Häufigkeit jeden Reizes der Originalität. Etwas auffallender war allerdings schon, daß die Ver einigten Staaten Truppen landen ließen, um den vou ihnen anerkannten konservativen Präsidenten Diaz gegen seinen liberalen Gegner Sacasa zu unter stützen, der den Anspruch erhebt, legitimer Präsident zu sein. Die berühmte „Monroe"doktrin Nordamerikas wird dort jetzt nämlich dahin aufgefaßt, daß sich europäische Mächte nicht in amerikanische Streitigkeiten zu mischen haben, daß aber darüber hinaus die Vereinigten Staaten für sich das Recht in Anspruch nehmen, darüber zu wachen und gegebenenfalls einzugreifen, damit staatliche Umwäl zungen nur mit ihrem Einverständnis erfolgen. Nament lich natürlich in Mittelamerika, wo die unbedingte Beherr schung des Panamakanals erweitert worden ist zu einer Kontrolle über die Verhältnisse der Nachbarstaaten. Ge rade in Nikaragua ist die Einmischung Nordamerikas so ost erfolgt, daß das neueste Geschehnis dieser Art nichts Auffallendes an sich hat, besonders, da der Präsident Diaz sich schon seit 12 Jahren umeritanischer Gunst erfreut. Verwickelter wurde die Sache erst dadurch, daß Mexiko, also vor allem der liberale Präsident Calles, angeblich den Gegner des Präsidenten Diaz in seinem Kampf durch Waffenlieferung unterstützte, so daß der amerikanische Admiral Latimer, der in Nikaragua ge- landet war, heftig protestierte und die Vereinigten Staaten immer schroffere Töne gegen Mexiko anschlugen, das den Dr. Sacasa als Präsidenten anerkannt hatte. Aber das ist alles nicht das Entscheidende bei der Zu spitzung des Verhältnisses zwischen Nordamerika und Mexiko, die schon dazu geführt hat, daß nach den neuesten Meldungen aus Washington an der mexikanischen Grenze 15 000 Mann unterhalten werden, die marschbereit sind. Man rechnet in Mexiko mit einem sehr baldigen Abbruch der Beziehungen. In der Hauptsache dreht es sich um den Kampf zwi schen den amerikanischen Besitzern der mexikanischen Öl' selber und der Regierung Mexikos, deren Landgesetz gebung angeblich frühere Rechte jener Amerikaner ver letze. Gerade dieses Ölvorkommen in Nordmexiko, die Bedrohung der zum größten Teil amerikanischen Besitzer bei einer der auch nicht gerade seltenen Revolutionen hat ja schon mehrfach zum militärischen Eingreifen der Ver einigten Staaten geführt, die sich durchaus nicht dagegen sträuben würden, wenn ihnen ein Zufall oder kriegerischer Zugriff diese Llfelder in die Hände liefern würden. Man hat es auch ein paarmal versucht: aber bisher mißlang es. Nun ist Calles, Mexikos Präsident, politisch links radikal eingestellt, ist deswegen in heftigsten Konflikt mit der katholischen Kirche geraten, der nicht mehr einen „Kulturkampf" darstellt, sondern schon zu einem mit zahl- relchen -Todesopfern verknüpften Bürgerkrieg geworden A dabei sind die Arbeitergewerkschaften, auf die sich Calles vor allem stützt — und das hat dem nord amerikanischen Staatssekretär des Auswärtigen nun den Ausgangspunkt für die Ausführungen abgegeben die er über den ganzen Konflikt soeben im Senat gemacht hat und die dahin gipfelten, daß Mittelamerika, vor allem Mexiko, angeblich die Basis sür sozialistisch-kommunistische Angriffe auf Nordamerika abgebe. Er zitierte die Re solution der Gewerkschaftsinternationale aus dem Jahre 1924, wo die Grundzüge des Kampfes gegen den „ameri kanischen Imperialismus" niedergelegt sind. Und für diese Ansichten der Kommunisten bezüglich Mittelamerikas sei vor allem Calles, der Präsident von Mexiko, verantwortlich. Calles stattete bekanntlich vor einigen Jahren bei seiner Rundreise durch Europa auch der deutschen Regierung in Berlin einen Besuch ab. Bei der Einstellung der Nordamerikaner gegen Calles ist es also kein Wunder, daß die angekündigte Kriegserklärung Nordamerikas gegen Mexiko durchaus nicht ausgeschlossen erscheint, besonders, da sich Washing ton weigert, die Entscheidung über die vorliegenden Streitfragen etwa dem Haager Schiedsgerichtshof zu unterbreiten. Diese Ablehnung der Vereinigten Staaten hat nicht weiter überrascht, zumal man weiß, wie stark dort Erklärungen mit irgendwelchen politischen Ver brämungen wirken. ' - - Vie heutigen verhsnMungen Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 14. Januar. In parlamentarischen Kreisen be trachtet man die Tatsache, daß das Kommunique über die heu tigen Besprechungen bereits weitere Verhandlungen Dr. Curtius mit den Drustchnativnalen antündigt, als kennzeichnend dafür, daß die Bemühungen des Reichswirtschaftsministers im- Verein mit Dr. Stresemann, die Bedenken des Zentrums zu zerstreuen, nicht ganz ersolglvs geblieben sind. PrMisch werden sich die heutigen Verhandlungen nach der Auffassung der genannten Kreise dahin auswirken, daß den Deutschnattonalen von Dr. Curtius nochmals die jetzige vor läufige Stellungnahme des Zentrums zu der zukünftigen Regie rungsbildung überbracht werden wird. Da die Richtung der Außenpolitik ja für jede Regierung in der nächsten Zeit vorge zeichnet ist, so würden in den weiteren Besprechungen weniger außenpolitische oder verfassungsrechtliche Fragen eine wesentliche Rolle spielen können. Man ist vielmehr in parlamentarischen Kreisen der Ansicht, daß es sich um Fragen innen- und sozialpoli tischer Art handele, über die sich Dr. Curtius gestern im wesent liche» durch sein« Besprechungen mit den Arbeitnehmern Un- Arbeitgebern die notwendigen Unterlagen zu verschaffen versucht hat. Für die Stimmung in den dem Zentrum nahestehenden Kreisen wird km übrigen als bemerkenswert eine Ausführung der Korrespondenz der B-oyrischen Voltspariei angesehen, m der es heißt: „Die Stellung der Zentrumspartei in dem ganzen Spiele ist sehr bedeutsam. So unabhängig ist die Partei nicht, daß sie auf die Deutsche Volkspartei keine Rücksicht zu nehmen brauchte. Auch von der Bayrischen Volkspartei wird das Zentrum wissen, daß sie volles Verständnis für den Gedanken einer Politik der mittleren Linie hat, daß sie aber das Zentrum unter keinen Umständen auf Wege begleiten wird, die nicht mehr als Zen- Lrumswege angesehen werden können." Sie Besprechung EMi»; - Stresemann - Zeutrumrsührer Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 13. Januar. Heute nachmittag 5 Uhr wurden die Führer der Zentrumspartei, die Abgeordneten von Guerard und Stegerwald, im Reichswirtschaslsministcrium von Dr. Cur tius und dem Reichsaußcnmimster Dr. Stresemann empfangen. Die Zentrumsführer erörterten in längerer Aussprache die innen- und außenpolitischen Bedenken, die in dem gestrigen Beschluß der Zewrumsfrcktion gegen die von Dr. Curtius gemachten Vor schläge angedeutet worden waren. Sie kehrten nach zweibrei viertelstündigen Beratungen wieder nach dem Reistag zurück und berichteten ihrer Fraktion kurz über die Unterredung. Die Fraktionssitzung -wurde aber sogleich abgebrochen, ohne daß in eine Beratung eingetreten wurde. Die Zentrum,sfraltton will sich vielmehr erst cm Freitag nachmittag 5 Uhr wieder versammeln. Amtlich wird über die Besprechung im Reichswirtschafts- mmisterium folgendes Kommunique veröffentlicht: Heute nach mittag fand die angrlündigte Besprechung zwischen den Beauf tragten der Zentrumssraktion, des Reichstages, den Abgeordneten von Guerard und Stegerwald und Dr. Curtius und dem Reichs- außennÄnister Dr. Stresemann im Neichswirtschpftsmimsterium statt. Die Vertreter der Zentrumsfrattton trugen die schweren T°legr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdrusf-Dresde« BorderEutWdllW in Msttelmerika. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 13. Januar. In Washingtoner Kreisen ist man der fast einmütigen Austastung, daß in allernächster Zeit bereits die Entscheidung in der mittelcmerikamschen Verwick lung fällt, woraus sich die ernstesten Folgen ergeben könnten. W.Woche-blau sür Wilsdruff u. Umgegend zulle höherer Pew-U, Krieg oder sonstig, l Belriedsstörungen vestehl dein Anspruch aus Lirserung der ZeNung"öder Kürzung de- Bezugspreis--. — Rücksendung cingesandtcr Schriftstück- erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Von Genf bis Thoiry. Briand und die deutsch-französische Verständigung. Der Abbau der Militärkontrolle in Deutschland und die Erwägungen über eine etwaige frühere Rünmung des besetzten Gebietes veranlassen die französischen Natio nalisten zu immer neuen Vorstößen gegen Briand. So hat der rechtsstehende Abgeordnete Desjardin an den französischen Außenminister eine schriftliche Anfrage ge richtet, ob Briand in Gens Verpflichtungen hinsichtlich einer früheren Räumung der besetzten Rheinlande eingegangen sei. Der Minister antwortete es sei nicht nur keine Verpflichtung eingegangen worden, vielmehr sei die Frage während der Verhand lungen in Genf nicht einmal gestellt worden. Ans eine zweite Anfrage des Abgeordneten über die Aushebung der Militärkontrolle und die Stellungnahme der Botschafterkonferenz, der Interalli ierten Kontrollkommission, des französischen Obersten KricgsratLs und des Interalliierten Militärkomitces in Versailles zu dieser Frage antwortete Briand, eine nahe für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4VGold- pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgel ühr 20 Goldpfcnnig. Bor- .zeschriedeneErscheinungs- tage und Blatzvorschriften werden nach Möglichkeit i ÄMl 91k. v l erücksichtlg,. Anzcigen- annahme bis vorm. 10Uhr - - — — ... . > -- Mr die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatranfpruch erlischt, wenn der Betrog durch Klage eingezogcn werden mutz oderder Auftraggeberin Konkurs gerat. 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