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Dresdner Journal : 26.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186001265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-01
- Tag 1860-01-26
-
Monat
1860-01
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 26.01.1860
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Nachahmung österreichischer Cigarren. Voll« zugSverordnung für dir evangelische Kirchrnordnung in Ungarn. — Jnn»bruck: v«rfassung»berathung. — Vertin: vom Landtag«. Ernennung, verände- rungen in der Armee. Landrath v. Diest. Recruti- rnng. Die bei de» Kammern eingegangenen Gesetz vorlagen. — München: Stellvertretung de» Mini ster« de» Innern. — Stuttgart: Württemberg» Hal tung bezüglich der Bund«»krieg»verfaffung. — Pa ri»: Ned« de» Unterrich»»mtnister» bei der PreiSver- theilung. — Bern: Veränderung in der Ausrüstung de- Bund«»hrere». — Rom: Adresse der römischen Fürsten an den Papst. Die Rathschläge de» Kaiser- Napoleon abgelehnt. Vermischte Nachrichten. Turin: Tagesbericht. Verwarnung deS „Avenir". Stimmung in Nizza. — Mailand: General Rose aböerufen. Adresse an den Papst. — Genua: Schwache Bethciligung an den Wahle«. — Modena: Geistliche Rechte abgeschafft. Piacenza wieder befestigt. — Perugia: Garnisonsvrrstärkung. — Madrid: Vermischte-. — Ostindien: Besiegung der Rebellen. Das Lager de» Gcneralgouverneur» abgebrannt. Dre«dner Nachrichten. Prvrnuztatuachrtchtru. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Zittau. Löbau) Statistik und Bolköwirthschaft. Keuiketou. Tageskalrnder. Inserate, vörsen- nnchrichtrn Telegraphische Nachrichten. Pari», Mittwoch 25. Januar. Der..Moni teur' veröffentlicht heut« den Bericht de« Finanz- Minister« Maane über da« Budget für 1881. Der Boranschlag schließt mit einem Uederschuß von 3 Mistiouen. Die Tchatzrückstände find von 888 auf 88V Millionen reducirt. Seit. 1832 hat der inländische Handel um 8V Procent -»genommen. Au« Mailand, 22. Januar, wird der „Vest. Ast." telegraphirt: Man erwartet da« daldige Elurückea der pmnontefischen Trnppe« in der Romagna, in Parma und Modena. In Miran- dola (lm Modenefischen) definden fich dereit« meh rere hundert piemontefische Soldaten. Genua, Dienstag. 24. Januar. Rach hier eiugetrosfenen Nachrichten au« Neapel dauerte die Miuisterkrifi« daselbst fort. Carlo Troja und Murena find berufen worden, ein neues Cabinet zu bilden. — ES werden fortdauernd beim sardi nischen Gesandten Marqui« v. Billamarina, der bei Hofe noch nicht empfangen worden, Karten ab gegeben. London, Dienstag, 24. Januar, Nachmittag« 2 Udr*). Ihre Majestät die Königin hat heute Mittag da« Parlament in Person eröffnet. Zu der Thronrede heißt r«: „Meine Beziehungen zu den fremden Mächten find fortdauernd auf freundschaftlichem und befrie digendem Kuße. Beim Schluffe der letzten Session benachrichtigte Ich Sie, daß Mir Eröffnungen ge macht worden seien, mil der Anfrage, ob Ich, wofern eine Conferenz der europäischen Großmächte behuf« Arrangement« der gegenwärtigen und zukünftigen Lage Italien« stattfmdea würde, dazn einen Be vollmächtigten senden wolle. Seitdem erhielt Ich eine formelle Einladung vom Kaiser der Franzosen, *) In Dresden eingegangen Abend« 7 Uhr. Feuilleton. K. Hoftheater. Mittwoch, 25. Januar. In der gestrigen Vorstellung gastirte Fräulein Voll vom Theater zu Gratz al- „Lorle" im gleichnamigen Schwank von I. CH. Wages. Um mäßigen Ansprüchen gegenüber diese dankbare Partie zur Geltung zu bringen, ist ihr die übliche Bühnenroutine in ansprechender Weise recht wohl eigen; aber eS fehlt ihrem Naturell zu sehr jener eigrn- thümliche Reiz und Reichthum de- Ausdrucks in Rede und Spiel, um diese naive, schalkhafte Schwarzwälderin individuell fesselnd und mit ursprünglicher Wahrheit zu gestalten. Auch die zweite Rolle Betty in der Posse „Doctor und Friseur" zeigte, daß daS Talent de- Fräulein Voll nicht über das gewöhnliche Maß hinauS- reicht, welche» aus zweiten Theatern Befriedigung ge währen kann. Ihr Ton streift öfter ans Ordinäre, und daS hochgrstimmte Organ und der gleichmäßige Gesichts- auSdruck mehren die Monotonie der Wirkung. Weit besser ist der Eindruck ihrer Gesangsleistung; die Stimme ist zwar nicht mehr voll jugendlicher Frische, aber in der Höhe klangvoll, ihr Vortrag rein, von hübscher Ge wandtheit und musikalisch empfunden; nur fehlt auch ihm der innigere und distinguirte Ausdruck. Die Lei stungen der übrigen Mitwirkenden in beiden Stücken sind genugsam bekannt. C. B. Dresden, 25. Januar. Die erste, gestern im Saale deS „Hotel de Sare" stattgehabte Soiree für Kam mermusik der Herren Blaßmann, Hallweck, Neumann, Göring und E. Kummer wurde mit Mendelssohn'» v mall-Trio (op. 49) eröffnet. Dir Ausführung war betreffs der Einzelleistungen, und namentlich hinsichtlich der brillant bedachten Pianofortepartie — vom Herrn eine» Bevollmächtigten zu eine« Eou-reffe abzu- seadeu, der au« den Vertretern der wcht, bet de« Wiener vertrage von 1815 betheiUate» Mächte bestehen solle. Der Zweck de« Congreffe« sollte sein, Mitthriluugrn über die Züricher Verträge entgegeu- znnehme« uud in Gemeinschaft mit de», den ge- «anuteu Mächte» noch zugeselltrn Höfe» vou Ro«, Sardinien und Neapel die besten Mittel ru er wägen, wie Italien »u paeificireu und dessen Wohl fahrt auf solider uud dauerhafter Bafi« zu begrün den sei. „Jederzeit vo« de« Wuusche heseelt, an Maß nahmen Theil zu uehwru, welche die Erhaltung de« Frieden« bezwecken, nahm Ich die Einladung an gab iedoch gleichzeitig zu wissen, daß Ich bei einem solche» Kongresse da« Priacip strenge fest halten würde, da- keine äußere Gewalt gebraucht «erden dürfe, dem Volke Italien« irgend welche besondere Negierung oder Verfassuug aufzulege». E« find Umstünde riagetreten, welche die Verschie bung de« Congreffe« veranlaßte«, ohne daß der Tag für dessen Zusammentritt festgesetzt worden wäre. Aber sowohl im Cougreffe wie bet Separat verhandlungen »erde Ich bestrebt sein, für da« Volk Italien« die Freiheit gegen auswärtige ge waltsam« Einmischung in deffen innere Angelegen heiten zu erhalten, und Ich hoffe zuversichtlich, daß die Angelegenheiten der italienischen Halbinsel friedlich und befriedigend gelöst werden. Betref fende Aktenstücke sollen Ihnen bald vvrgelegt werden. „Ich bin mit dem Kaiser der Franzosen in Ver bindung getreten, nm den Handelsverkehr zwischen den beiden Länder» ao«z»-e-ne» und dergestalt die Bande freundschaftlicher Allianz zwischen beiden enger zu knüpfe«. , „Rach einem zwischen Spant« und Marokko entstandenen Streite versuchte Ich leider vergebeus eine« Bruch abzmvendev." Die Königin erwähnt ferner der gemeinschaft lichen Expedition gegen China, und daß Sie er freut sein würde, wenn der Kaiser von Chma fried lich nachgeben möchte, thut dann der glücklich bei gelegten Affaire von San Juan Erwähnung und hofft die freundschaftliche Erledigung der ameri kanischen Grenz frage. Die Thronrede kündigt ferner'Fiuau,vorlagen an, um da-Heer, die Flotte und die Berthetdiaung«. anftalte» de» Lande« auf wirksamen Ku- z» stellen; sie ermähnt dankend der Frei«»Vigeneorp«, kündigt eine Neformbill «bst ander«, in«« Frag« be treffende» Bill« an, gedenkt deS Mgemeia gesteiger ten Wohlstände«, de« Frieden« und der Loyalität Englands, Indien«, sowie sümmtlicher Colonien. London, Mittwoch 25. Januar. Im Unter haus« wurde gestern die Adresse auf die Thronrede von St. Aubyn beantragt. DiSraeli erklärte, er beabsichtige zwar kein Amendement zu d.m Adreß entwürfe einzubringen, müsse aber den Abschluß eine« Handelsvertrag« mit Frankreich für unver träglich mit Englands Kreihandelkprincipien er achten. Die Auslassungen über die Politik der Regierung bezüglich Italien« und Frankreichs finde er zweideutig, besonder« waS die übernommenen Verpflichtungen betreffe. Er billige daS Princip der Richtiutrrveatlon, welche« Lord John Russell durch die Frankreich gemachten Anträge behufs der Regelung der italienischen Angelegenheiten ge brochen habe. Schließlich fragt er, ob eS wahr sei, daß die Regierung den Kaiser ter Franzosen autorifirt habe, dem Papste für seine übrigen Be fitzungen, wenn er die Romagna aufgrbe, die Ga rantie Englands zu versprechen? — Lord Pal merston erklärte hierauf, der Vertrag mit Kr-nk- reich sei vorbehältlich der Genehmigung des Par lament« abgeschlossen. WaS die italienische An gelegenheit betreffe, so sei e« unwahr, daß von Blaßmann gespielt — trefflich, ließ indessen an einigen Stellen jene sorgsamste Glätte deS Zusammenspiel- ver mißen, ohne die ein nicht unwesentlicher Theil der Wir kung derartiger Compositionen verloren geht. Auch scheint eS nicht geraihen, der an sich schon unruhigen Bewegung einzelner Glücke deS Werkes durch überschnelle und getriebene Tempi Vorschub zu leisten, wie dies in den beiden letzten Sätzen offenbar der Fall war. Dem Claviertrio folgte da- Streichtrio von Mozart (»p. 19) in 6 Sätzen. Es ist das einzige Musikstück dieser über- . Haupt wenig cultivirten Gattung, welches wir von Mozart besitzen. Für eine besondere Gelegenheit componirt, ent faltet eS doch alle Reize Mozart'scher Kunst in ihrer ganzen Liebenswürdigkeit. Eine besonder- wichtige Rolle spielt im Strrichtrio die Bratsch«: sie hat meistentheilS, wo der Satz vierstimmig wird, die Mittclstimmcn zu ver treten, abgesehen davon, daß ihr auch außerdem noch eine sehr namhgfte Bethriligung an der Durchführung der einzelnen Motive, sowie namentlich an der oft schwierigen Figuration (d. h. an dem Passagenwrrke) zu- gemuthet wird. Herr Göring löste diese Aufgabe in so meisterhafter Weise, daß ihm eine au-zrichnende Aner kennung gebührt. Im Uebrigen zeugte das Ensemble, bei welchem außer dem schon Genannten noch die Herren Hüllweck und E. Kummer milwirklen, von fleißigem, loben-werthem Studium. Nur wäre überhaupt zu wün schen, daß da- Cello etwa» mehr Kraft und Tonfülle entwickelte, sowohl WaS die Grundbässe al- auch die Figuren betrifft. Die jedenfalls interessanteste und anziehendste Lei stung de- Abend» war Schumann'» Pianoforte-Phantasie ("k>- 17), gespielt vom Herrn Blaßmann. Kaum in einem zweiten Werke tritt un» de- hochbegabten Ton dichter» Wesenheit so entschieden entgegen, wie in dieser Phantasie. Reichste Erfindung, gepaart mit poetischer Griten Frankreich« ein Allianzvertraa vorgeschla- arn worden sei, wonach jede fremde Intervention »a Italien für einen «ao« belli erklärt werden sollte; die Uebereiakunft beider Länder beruhe auf dem Principe, da- die Italiener berechtigt seien, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. — Die Adresse wurde hierauf unverundert angenommen. I« Oberhaus« beautragte Earl F.tzwilliam die Adresse. Earl Grey drückte die Hoffnung au«, England« Bemühungen würden Italien zu seiner Freiheit verhelfe». Derselbe tadelt den Abschluß de« Handeltvertraa« mit Frankreich nnd schlägt »egen der, ohne Genehmigung de« ParlaMntS unternommenen Expedition gegen China ein Amen dement zur Adresse vor, welch letztere« von de« Her zoge von Newcastle, Marqui« von Normanby und Lord Brougbam bekämpft wird. Lord Derby greift die Politikde« Ministerium« an uud wünscht die Zurückziehung aller fremden Truppen auS Italien. — Grey « Amendement wird schließlich verworfen und die Adresse angenommen. Der „Bobemian" ist mit Nachrichten, die bi« zum 13. d M. reichen, auS New Aork einge- troffeu. Rach denselben war zu Washington der Sprecher im Repräsentantenhaus« immer noch nicht gewählt. Au« Mexico war die Nachricht eingrgangen, daß Miramon Veracruz angegriffen habe und daß der Kall dieser Stadt wahrscheinlich sei. Der nationale Beruf der deutschen Staaten, ii. Der Wiener Kongreß, welcher unter dcm frischen Ein druck der Erfahrung berathschlagte, daß es der vereinig ten Macht fast de- ganzen übrigen Europa» bedurfte, um den fiänkischen Eroberer zu stürzen, untersuchte sehr weis lich, durch welche Mittel die Sicherheit Deutschlands und Europa- künftig verbürgt werden könne. Da» erste Wort über die Constituirung Deutschland-, daS schon im ersten Pariser Frieden (Art. 8) stand und mit den Wünschen, Bedürfnissen und Interessen Aller so sehr übereinstimmte, daß vou keiner Seite Widerspruch erhoben wurde, war da», rvelches den „Bund unabhängiger Staaten" auS- sprach. Die Organisation der BundeSgcwalt ward aller ding» dann später Gegenstand sehr hitziger Verhandlun gen. Da» deutsche Kaiserthum, welches auch der große „Selbützevollmächtigte" Stein gern wieder hergcstellt wis se» wvllt«, war unmöglich. Ei» mächtiger Kaiser über „unabhängige Staaten", Preußen mit elngrschkoffen, war nicht denkbar und nicht einmal zu haben, da Oesterreich die Kaiscrwürde nicht wieder annehmen wollte. Der preußische Gesandte, W. v. Humboldt, wies in seiner gegen die Kaiserwürde ausgearbetteten Denkschrift offen und ohne Hehl die ganz verschiedenen Interessen Oester reichs und Preußens nach, und daß bei jedem Conflicte zwischen Oesterreich und Preußen die kleinern Staaten in eine Abhängigkeit vom Auslande gerathen würden. Welche Mängel daher auch eine Föderation ohne Oberhaupt haben möge: sie biete immer noch die größten Vortheilr. Die Ruhe und Sicherheit Deut chland» beruhe stet» auf der Einigkeit Preußens und Oesterreichs, die wahre Ge fahr nur in ihrer Zwietracht. So Humboldt. Diese Einigkeit, welche fest zu verbürgen weder Humboldt Rath wußte, noch die Bundesactc selbst vermochte, wenigstens möglich sicher zu stellen, war fortan Gegenstand aller staatsmännischen Betrachtungen. Hervorzuhcbcn ist es, daß dabei die Idee des deutschen Dualismus zwischen Oesterreich und Preußen niemals zur Geltung zu brin gen nur versucht wurde, denn man erkannte auf allen Seiten mit Reckt, daß die beiden deutschen Gioßstaatcn, in ihrer Macht völlig getrennt nnd ohne eine gemein schaftliche Beziehung und ein gemeinschaftliches Interesse zu einer dritten unabhängigen deutschen Macht, bei jeder Krisis von ihren verschiedenen Interessen gelenkt werden würden, und daß somit Europa und Deutschland immer Intuition, walten darin vor. Dazu gesellen sich Tiefe, Leidenschaft, Noblesse der Empfindung und eine durch gängig charaktervolle, sehr prägnante Stimmung. Das Ganze müßte eine Meistcrschöpfung ersten Ranges sein, Wenn die formelle Beherrschung des Stoffes dem Gc- dankeninhalt die Wage hielte. Hier aber eben zeigt sich die Achillesferse des Werke-, das an sich so hohe Be deutung beansprucht. Die Totalwirkung muß daher dem größern Publicum gegenüber immer eine zweifilhafte bleiben: sie wird geschwächt, weil in fast allen Momenten tieferer Combination die klare, plastische Gestaltung fehlt, ohne welche nun einmal ein Kunstwerk der Vollendung entbchrt. Zu lebhaftestem Danke hat sich aber Herr Blaßmann durch die außerordentlich gelungene, geistig eindlingende und beherrschende Vorführung dieses äußerst selten zu Gehör gebrachten Musikstückes die Kenner ver pflichtet. Die Darstellung erfordert eben so sehr eine freieste, kühnste' Beherrschung der Technik, wie eine liebe voll sich hingebende Vertiefung in den poetischen Gehalt deS Werkes. Und nach beiden Seiten hin wurde Herr Blaßmann der sich gestellten Aufgabe in seltenem, rüh- menSwerthcm Maße gerecht. Vielleicht würde zur Er leichterung des Verständnisses im ersten Stücke noch hier und da eine etwas schärfere Betonung und Sonderung der Gegensätze dienlich sein, namentlich da, wo die rhyth mischen Verschränkungen dominiren. — Den Beschluß de» überreichen MusikabrndS — jedenfalls wäre r» zweck mäßig, die Zahl von drei Tonwrrken nicht zu über schreiten — bildete Beethoven'- liebliches ^-riur-Ouartett (np. 18, Nr. 5) in sehr löblicher Ausführung. —lc— Theater. Pari». In der italienischen Oper gefällt sehr „ölarxuerilo l» menäiunte" von Braga, trotzdem daß dir Kritik von dieser Oper sagt, sie bestehe zu 95 Thei- len au- Verdi, Bellini, Mrrcadante und Donizrtti und der mächtigen desenstven Kraft entbehren müßten, welche man zur allgemeinen Sicherung im Herzen Europa» orga- nistren wollte. Go mußte fich der Gedankt Geltung ver schaffen, Deutschland selbst zwischen Oesterreich und Preu ßen eine verbindende Kraft dadurch zu geben, daß uian auf dasselbe einen großen Einfluß im Bunde verihrilte und ihm eine gewiss« Selbstbestimmung und Unabyän- gkgkeit seiner Interessen neben den beiden Grohstaatrn gab. Die« fft die Idee, welche der Stimmveriheilung am Bund, zu Grunde lag, und wenn fitzt von der Par tei der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" auf die ver- meintliche „Wrdersinnigkeit", welche in dieser mit den Größeuverhältnissrn der Staaten nicht übereinstimmenden GtimmvMlycktung ausgedrückt liegen soll, gar oft hin gewiesen «Ad, so vergißt sie, daß die» Verhältniß nicht da- Ergebniß de- Zufälle- oder der Anmaßung war, sondern an» der weisesten und tiefsten Berücksichtigung der allgemeinen deutschen Interessen hervorging. Deutschland soll sich selbst erhalten bleibe«. Dieser wirklich nationale Sah liegt in der von den deut schen Großmächten unabhängigen Bedeutung der übrigen deutschen Staaten, welche sich in ihrer Stellung zum Bunde klar au-spricht. Der Bund soll eine Hilfsquelle für die derttschcn Großmächte fern; zu Diensten fidem Interesse einer deutschen Großmacht soll er nicht stehen, und e» ist deshalb den deutschen Staaten neben Oester reich und Preußen eine große Einwirkung auf die Lei tung der Bundespolitik eingrräumt. Eben darin, daß für jede der deutschen Großmächte die Unterstützung d«S Bundes eine willkommene Sache, um nicht zu sagen ein Brdürfniß ist, während doch der Bund von ihnen nicht nach Belieben geleitet werden kann, liegt ein« stete mo ralische Röthigung der beiden Großmächte, sich nicht zu weit von allgemeinen deutschen Interessen zu entfernen, eine dringende Veranlassung für sie, Rücksicht auf Vie Ei Haltung der Eintracht Aller zu nehmen. Zu diesem hohen nationalen Zwecke, den auf ander« Weile zu er reichen, die größten Staatsmänner di.se» Jahrhundert vergeblich gesonnen haben, wurde ferner von allen Bun- desinftitutionen eine einseitige oder dualistische Herrschaft fern gehalten. Es ist zum Heile Deutschland», daß we der dir diplomatische noch militärische H.rr'chaft Einem oder Zweie» Übergaben ist, und eS hieße Deutschland nationaler Entwickelung untreu werden, fuichlbare Ge fahr für die innere und äußere Sicherheit de» Vater- jande» heraufbrschwören, wenn man jetzt «in Princip aufgebrn wollte, in dem man zur erfahrungsreichen Zeit de» Wiener Congreffe» und bi« in die neuere Zeit hin ein allgemein da» einzige Mittel, die deutsch« Nationa lität zu sichern, erkannte. In Ker That, um die» zu erhärten, möge «an fich einen Augenblick in die Phantasie hinrindenken, welche der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" und ähnlichen Par- teiblättern vorfchwebt, — in den Zustand nämlich, wel chen diese Blätter etwa wünschen möchten. Also: sei r» mit Hilfe des Auslandes, sei eS durch den Druck an derer Umstände, würden die Mittel- und Kleinstaaten zum „Anschluß" an die Gr ßstaaten gebracht. Picußen griffe um sich bis zur Mainlinie — darüber hinaus wagt sich wohl selbst die heiterste gothaische Phantasie nicht vorzustellen —, Oesterreich- Macht würde durch die Ergebung der südlichen Staaten vermehrt. Welche- Bild — nehmen wir den besten Fall an, den nämlick: daß Nord und Süd nicht gleich nach der Theilung in Krieg gegen einander entbrännten — würde nun Deutschland bei einer kriegerischen Krisis darbieten? Preußen, da» Deutschland bis zur „Main! nie" „Nationalist»!'^ hätte, würde immer noch nicht gut genug „arrondin" und stark genug sein, um mit Ruhe einem Kriegofalle mit dcm . Westen oder Osten entgegensrhen zu können. Durch feindliche Einflüsse von dem deutschen Süden unter Oester reich getrennt, würde es von dort her auf eine Er.-än- zung seiner Macht nicht zu rechnen haben; vielmehr müßte dort die Politik „naturnothwendig" Platz greifen, auf daS Unterliegen Preußen« zu spcculiren, um dann einen Griff über die „Mainlinie" hinaus lhun zu können. Oesterreich würde vielleicht stark genug sein, es mit je- nur zu 5 Theilen auS Braga'scher Musik. Vielleicht rührt ebendaher ihr Succis. -— Der Plan R. Wag- nrr's, seine Opern zur Ausführung zu bringen, ist neuerdings dahin reducirt, sein letztes Werk „Trrstan u. Isolde" den Parisern vorzusühren, eine Oper, welche also auch die dcutichen Sänger erst einstudiren müssen. Auf den 25- d. M war R. Wagucr'S erste- Eoncert im „Theater deS Italien»" angesetzt, in welchem unter sei ner Direktion Piecen aus der genannten Oper und au» „Lohengnn" und „Tannhäuser" rc. gegeben werden. * Die Augsburger „Allgemeine Zeitung"' bezeichnet heute daS öffentliche Blätter durchlaufende Gerücht, Or. Hermann OrgrS werde au« der Redaction derselben scheiden, al- unbegründet. Er sei vielmehr nur auf einer Erholung-reife begriffen. — Dasselbe Blatt enthält folgende Danksagung: „Allen verehrten Comitös der Schillerfeier, wie allen Directionen und Vorständen künstlerischer u. geselliger Vereine, allen Buchhandlungen, Zeitungsredaclionen, wie allen einzelnen Verehrern und Verehrerinnen meines theucrn Vater-, welche durch die gütigen Einsendungen zur Schillerfeier meinen Wünscken so freundlich rntgcgenkamen, sage ich hiermit öffentlich meinen herzlichsten, verbindlichsten Dank, und hoffe, Sie werden überzeugt sein, daß ich Alle- und Jedes zu schätzen weiß, cs mit tief empfundener Dankbarkeit und Rührung erkenne, diese Frier erlebt zu haben. Gieifcn- stein ob Bonnland, im Januar 1860. Emilie Frei frau v. Gleichen-Rußwurm, geb. v. Schiller." « Der Pferdebändigrr Rarey hat jetzt die Preise für den Genuß, den fiine Balgereien mit Pferden ge währen können, sehr herabgesetzt; er girbt in Pari- Vorstellungen für den Eintritt-Preis von 10 bi» 2^ Fr».
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