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Sächsische Schandau, Sebnitz und Hohnstein. Durch alle Postanstaltcn zu beziehen. Präininicrationspreis vierteljährlich 10 Ngr. "dQ ^I'° 2. Freitag, den 8. Januar 1858° Dcm fröhlichen Weihnachten, dem Feste der Kinder, folgt jetzt'der Carncval, das Fest der erwachsenem Jugend. Es ist die Zeit der geselligen Vergnügungen, die so lange währt, bis sie den ernsteren Betrachtungen wieder den Platz räumt. Tanz, Spiel und Gesang ertönt überall und es erfreut sich das Alter der harmlosen Vergnügungen der Jugend. Leider haben jedoch die Ereignisse der ersten Jahre des verflossenen Jahrzehntes störend auf die Geselligkeit gewirkt. Wir sind zwar nicht im Stande, die vormärzlichen hiesigen ge selligen Verhältnisse zu beurtheilen, allein, man mag über den vormärzlichcn Zustand urtheilen wie man will, so viel steht fest, daß die Glcichhcitsbcstrcbungen der Märzzeit das. Gegenthcil von Gleichheit und von Vielem bewirkt haben, woran Mancher seine Existenz, seine Gesundheit, ja sein Leben gesetzt hat, und, daß daS gesellige Leben in früherer Zeit gcmüthlicher war, als jetzt. . ni . . Man findet daher zwar noch rauschende großartige Feste, allein, da die Standesuntcrschicde, die politischen und religiösen Anschauungen unendlich störend auf unbefangene Heiterkeit wir ken, so fehlt in der Regel solchen Festen das unnennbare Etwas/ welches den Geist erfrischen soll, während, wie cs jetzt so oft der Fall ist, Geist und Körper nur ermüdet werden. Um so mehr ist cs anzucrkcnnen, daß unser Schandau sich auch in geselliger Hinsicht bestrebt, die Erwartungen zu recht fertigen, die man an die Bewohner einer reizenden Gegend zu stellen Pflegt. Die Forsthaus-Gesellschaft, zwar geschlossen, ist doch durch die Theilnahme so vieler Beamten, Kaufleute, Bürger und Gewerbtrcibendcr ein Vereinigungspunkt, worin Geist und Witz bei festlichen Gelegenheiten sprudelnd sich entwickeln und ein Bindemittel für die verschiedenen Stände werden. Andere Ge sellschaften halten in ihren zusammen gewöhnten Elementen fest aneinander, ja sogar Kunst und Literatur sind durch ein be stehendes Theater auf dem Bade und ein projcctirtes im Forst hause in unserm Städtchen vertreten. Freilich haben wir von dcm eigentlichen Fasching des Süd länders keinen Begriff; einen schwachen Abglanz hie,von bilden zwar die öffentlichen Maskenbälle in größern Städten, allein die unbeschreibliche Gemüthlichkcit des Südländers, die, während des Faschings tolerirte, schon mit dcm Clima vcrbundcne, grö ßere sinnliche Aufregung, i,^' gar die streng katholische, nichts weniger, als an Frömmele: preisende Gläubigkeit machen den Carncval in Wien, München und weiter unten in Italien zu einem fortwährenden Volksfeste, zu welchem die mit der ersten Stunde der Aschermittwoche eintretcnde Todtenstillc den selt samsten Eontrast bildet. Nichts dcsto weniger sind unsere Erheiterungen, wenn auch nicht so überreich an Ucbermuth und Lust, und unserm ern- stcrn Charakter mehr angemessen, doch auch derartig, daß man sich von den Mühen und Sorgen des JahrcS während der Faschingszeit hinreichend erheitern kann. Solche herzliche, geistreiche, frohe Heiterkeit wünschen wir aber allen unsern Mit bürgern und Mitbürgerinnen, welche wir nur noch ersuchen, Freitags unser Blatt zur Hand zu nehmen, wogegen wir ihnen auch versprechen, Anziehendes zu liefern, so weit cS in unsern Kräften steht und so weit cs die schöne Frauen- und nachsich tige Männerwelt gestattet. Wochenschau. Sachsen. NeinhardSdorf. Im Jahre 1857 wurden geboren 119 Kinder, nämlich 62 Knaben, darunter 11 unchcl. u. 3 todtgeb. und 57 Mädchen, darunter 10 unehel. und 2 tödt- geborene. Unter den Geborenen befinden sich 2 gemischte Zwil lingspaare, beide in NeinhardSdorf. — Sonach'sind im Jahre 1857 9 Kinder mehr geboren als im Jahre 1856. Aufge boten 33 Paare und getraut 20 Paare. Sonach ist im Jahre 1857 ,1 Paar mehr aufgebotcn und 7 Paare sind weniger ge traut als im Jahre 1856. Unter den Aufgeboten»: und Ge trauten befinden sich 2 Wittwer und 3 Wittwen. Gestorben sind 53 Personen, nämlich 33 männlichen und 20 weiblichen Geschlechts. Unter den Gestorbenen befinden sich 23 Kinder, 10 Ehemänner und 2 Ehefrauen, 6 Wittwer und 7 Wittwen. Sonach ist im Jahre 1857 1 Person mehr gestorben als im Jahre 1856. Communicanten 1992. Darunter waren 59 Confirmanten. Sonach waren im Jahre 1857 58 Communi- camen weniger als im Jahre 1856. Dresden. Uuterm 18. v. M. hat daS k. Finanzministerium hat eine Bekanntmachung erlassen, nach welcher (unter Hin weisung auf §. 5 der Verordnung vom 26. Jan. 1857) das Verbot der Wiedcrausgabe der älteren KaffenbilletS der (Crea tion vom Jahre 1840) seitens der Staatskassen in Erinnerung gebracht wird. Gleichzeitig bringt die genannte hohe Behörde zur öffentlichen Kenntniß, daß'vöm 1. d. M. an auch die im Haupt- stcueramtsgcbäude zu Leipzig befindliche Auöwechsclungskasse in dcn Stand gesetzt ist, die in der Einziehung begriffenen älteren KaffenbilletS gegen neue dergleichen umtauschen zu können. —Laut Bekanntmachung des Landtagsausschusses zu Ver waltung der Staatsschulden zu Dresden werden vom 1. April d. I. ab für die königl. sächs. 4'/^ Procent. Staatsschuldcn- kassenscheinc neue Zinsbogen, bestehend in Talons und Zins- couponö für die Termine 1. Juli 1858 und flgde. ausgegcben. Die Aushändigung dieser Zinsdocumente geschieht bei der StaatS- schuldcnbuchhalterei in Dresden, Landhaus l. Etage, gegen Rück gabe der abgelaufcnen TalonS an den Wochentagen von früh 9 bis 1 Uhr. — Der Bericht der ersten Deputation der ersten Kammer, betreffend den Gesetzentwurf der Gchaltüverhälluisse der Lchrcr an den Elementarschulen, ist erschienen. Erstere empfiehlt nicht nur die von der Negierung vorgeschlagcnc Erhöhung des Mini- malgehaltcs von 140 auf 150 Thlr., sondern bcamvagt auch die