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WeMErnMr WM Inserat» nehmen außer ver Expedition auch die Au-träger aus dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1HL durch die Post Mk 1,82 frei in's Haus Anzeiqer für Hohensteiu-Grnstlhat, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdors, ZMgenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Mchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirfchheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w- für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein - Ernstthal. Vrgcrir crllerr Oonrernöe-Verkwcrltirngen öer: Ortschaften, Nr. 213. Sonnabend, den 13. September 1902. 52. Jahrgang. Kny. — Theater. »Der Hüttenbesitzer", Schauspiel nach George Ohnets Roman von Erich Rieck. Für französische Schauspiele und eigentlich noch weniger für dramatisirte französische Romane kann sich im Allgemeinen das deutsche Theaterpublikum nicht recht begeistern. Und das mit allem Grund. Der i Deutsche sucht eben, wenn er ins Theater geht, seine Befriedigung im Hören und Schauen auf anderen Gebieten, als der Franzose, und hüben wie drüben wünschen es die Autoren dem Publikum recht zu machen. Es giebt natürlich auch Ausnahmen — die > bestätigen bekanntlich die Regel — und eine solche ' Ausnahme ist das Stück von gestern Abend: „Der , Hüttenbesitzer". An dem Schauspiele ist eigentlich ' weiter nichts französisch, als die Namen der Personen, man muß es dem Uebersctzer und Dramatiker lassen, er hat den Stoff in die unserem Geschmack entspre- chende Form gebracht. Das Stück ist tragisch ohne sensibles Beiwerk; wenn gestern Abend einige der be wegten Momente von den Darstellern zu kraß aufge faßt und ein wenig zu lang auSgenutzt wurden, so lags nicht am Autor. Reich an charakteristischen Fi guren, aus warmer Lebensauffassung herausgeschöpft, steht das Schauspiel den hervorragendsten Werken deutscher Meister würdig zur Seite. — Im edlen Wetteifer um das Gelingen betraten gestern Abend die Darsteller die Bretter. Sie haben sich Alle bei den vorhergegangenen Aufführungen redlich gemühr, aber ich muß sagen, mit solcher Berve noch nie. Das Publikum quittirte die künstlerischen Darbietungen mit lebhaftem Beifall. Herr Kraft als Träger der Titelrolle gab die erschütternden Seelenkämpfc des Hüttenbrsitzers bis ins Kleinste durchgearbeitet wider. Ihm gebllhrt der geschäftlichen Verkehr bis spätestens 10 Uhr Abends geöffnet sein. Hohenstein-Ernstthal, am 11. September 1902. Der Stadtrath. I. V. Dr. Haubold. Die für Sonnabend, den 13. September Nachm. 3 Uhr angesctzte Versteigerung von den auf Meinsdorfer Flur anstehenden Feldfrüchtev, findet nicht statt. 2 491 u. 92/02 Her GmMchithtt -es Wchl. AMMs MM-ßkllM Vorsicht bei Verwendung von Petroleum. — Durch Verwendung vonPetroleum beim Feueranzünden erlitt die 10jährige Tochter des Guts- vesitzers Gießeler in Panitzsch bei Taucha so schwere Brandwunden, daß sie denselben erlegen ist. — Freiberg, 4 Sext. Durch sen unvorsichtigen Umgang mit Petroleum ist heute Mittag in Freibe/gs- dorf ein etwa 13 Jahre altes Schulmädchen verunglückt Dasselbe goß am Petroleumkocher Petroleum aus, ohne zr beachten, daß der Docht noch glimmte. Die Folge war eine Explosion der Petroleumkanne. Die Flammen ergossen sich auf die Kleidung des unglücklichen Mas- chens, das hilserufend die Wohnung verließ. Die Kleidung brannte dem Kinde thatsächlich am Leibe her unter, nur vom Hemd verblieben einige Fetzen. Dao Mädchen hat am ganzen Körper schreckliche Brandwunden, >ie bis ins Gesicht reichen, erlitten, die alsbald den Tod herbeisührten. — Gero, 6 Sept, Ein schwerer Unglückssall ereignete sich vorgestern Mittag in der Wohnung des Webers Martin hier. Dessen Sjährige Tochter wollte Kartoffeln kochen, da aber das Feuer dem Erlösche» nahe war, nahm das Mädchen eine Petroleumkanne und goß von dem Inhalte in das noch brennende Feuer. Die Petroleumkanne zersprang und der noch brennende In halt ergoß sich über dus bedauernswerthe Mädchen, das sofort in Flammen stand und brennend aus dem zweiten Stockwerk auf die Straße und wieder zurück in die Hausflur lies. In der Hausflur wurde das Mädchen endlich von Hausbewohnern mit kaltem Wasser über- gossen und die Gluth wurde mit einer Decke erstickt. Die - veibrannten Kleider sielen der Unglücklichen in Stucken vom Leibe Sie wurde sofort ins städtische Krankenhaus i gebracht, wo sie noch am Abend gestorben ist. > Fast täglich berichten jetzt Zeitungen von tödtstchen i Unglücksfällen infolge unvorsichtigen Umgehens mit. Petroleum und anderen entzündbaren Brennstoffen. Eine wahre Leichtfertigkeits-Epidemie scheint unters Der 3. Termin Gemeindeanlagen pro 1902 ist spätestens Vis 20. September a. c. abzusühren. Dienstag, den 16. und Mittwoch, den 17. dieses MonatS vormittags von 9—12 Uhr findet Vereinnahmung in Äckermanns Restaurant statt. Alle verbleibenden Reste werden dem Vollstreckungs beamten zur zwangsweyen Beitreibung übelwiesen. Oberlungwitz, am 10. September 1902. Der Gemeinde-Borstand. Lieberknecht. Dienstag, dell 16. September Nachm. 3 Uhr kommt in Hermsdors 1 Rollwagen meistbietend gegen sofortige Barzahlung zur Versteigerung. Sammelpunkt: Gasthof zur glünen Linde daselbst. Hohenstein-Ernstthal, am 12. September 1902. Steinbach, Kgl. Nollstreckungsbcamter. Anläßlich des Jahrmarktes wird am Sonntag, den 14. September dss. Js. der Gewerbebetrieb in hiesiger Stadt 1. in allen offenen Verkaufsstellen für die Zeit von Vormittags 11 bis 8 Uhr Nachmittags, 2. in den auf Straßer» und Plätzen aufgestellten Verkaufsständen von 3 bis 10 Uhr Nachmittags, gestattet. Der Haustrhandel ist an diesem Tage ebenfalls nur von 3 bis 10 Uhr Nachmittags zulässig. Am Jahrmarks-Montag, den 15. dfs. Mts können die Verkaufsstellen für den Hausfrauen und Köchinnen ausgebrochen zu sein, die sonst ganz zurechnungsfähig sind, aber sofort allen Verstand verlieren, sobald Petroleum, Benzin und ähnliche, bei weizem Gebrauch sehr nützliche Flüssig keiten, in den Bereich ihrer zehn Finger kommev. Hier wäscht eine würdige Matrone, die sich eben lüt besten Staate zum Ausgange rüstet, ihre Glacehand schuhe mit Benzin, aber so nahe der Spiritusflamme, welche für die Brennscheere angezündet ist, daß Hand- schuhe, Hut und Kleid im Nu hell auflodern; mit Brandwunden übersät, wird sie inS Krankenhaus ge schafft, wo sie unter entsetzlichen Qualen langsam da hinstirbt. Dort gießt ein ungeduldiges Dienstmädchen, um das Herdfeuer zu rascher Gluth anzufachen, Petroleum auf brennende Holzscheite; der gleiche grausige Schlußeffekt stellt sich ein. Die Blätter be richten warnend über diese traurigen Ereignisse, aber sie predigen tauben Ohren: am nächsten Morgen passirt anderswo, unter denselben Umständen dieselbe Geschichte; die Opfer mehren sich, Jammer und Weh klage herrscht, und verwundert fragt mancher, ob denn das alte Sprichwort: „Durch Schaden wird man klug" gar keine Beherzigung mehr findet. Schon von Kindesbeinen an wird uns eindringlich gelehrt, nicht - mit dem Feuer zu fpielen und die fchreckliche Mär von Paulinchen, die allein zu Haus war und trotz der Warnung der treuen Katzen Minz und Maunz ein Streichhölzchen entzündete und elendiglich zu Asche verbrannte, steht wohl uns allen, dank den vortreff lichen VerSlein und Bildern im „Struwelpeter" noch heute lebendig vor den Augen: „Loch weh! Die Flamme faßt das Kleid, Die Schürze brennt; es leuchtet weit. Es brennt die Hand, es brennt das Haar, Es brennt das ganze Kleid sogar." Wie manche Mutter hat schon an dämmrigen Abenden riese schreckhafte Schilderung, die so recht der kindlichen Fassungsgabe angepaßt ist, ihrem Töchterlein vor- veklamirt, und wie manches Annchen und Gretchen hat beim Hören, während ihm eiskalte Gänsehaut iber den Rücken lief, feierlich gelobt, nie gegen da- Verbot der Eltern ein Feuerzeug zu berühren! Was !soll man nun dazu fügen, wenn dieselbe Mutter in ikaum erklärbarem Unverstand Streiche ausführt, die bedenklich an den bodenlosen Leichtsinn deS Struwel- peterpaulinchenS gemahnen? Soll man etwa zur Erziehung Erwachsener Bilderbücher schreiben, welche in abschr ckenden Beispielen drastisch gereimt und illustrirt, die gräßlichen Folgen einer Benzin- oder Petroleumexplosion zeigen? Fast thut es noth, zu solchen grotesken Mitteln zu greisen, da andere Ab- schrcckungsmethoden nicht mehr zu verfangen scheinen. Sächsisches. Hoheusteiu-Ervstthal, 12. September 1902. Mitthitlungen von allgemeinem Interesse werden dankbar «nt- gegengenommen nnd eventl. honortrt. König Georg in Chemnitz. — Chemnitz, 11. Sep». Seine Majestät der König begab sich heute Nachmittag, nachdem die noch auf dem Programm vorgesehenen industriellen Eta blissements besucht waren, den ganzen Schloßteich umfahrend, nach der Jnfel, wo Herr Gartendirektor Werner Se. Majestät erwartete. Der König nahm den größten Theil dieses schönsten Punktes der Chem nitzer Anlagen in Augenschein und sprach wiederhol: seine Freude und Bewunderung über die hervorragende landschaftliche Schönheit dieser Anlagen, über die Blumenpracht der Teppichbeete auS. An der neuen Brücke reichte Se. Majestät Herrn Weber die Hand», begab sich unter den jubelnden Zurufen der an der Promenadenstraße, Theunertstraße und Schloßstraße angesammelten Menge nach der mechanischen Trikot- wirkerei von Janssen. Zu der heute Aben 6 Uhr im „Römischen Ka ser" stattgesundenen Königlichen Tafel waren folgende Herren mit Einladungen ausgezeichnet worden: Staatsministei v. Metzsch, der kommandirende General des 19. Armee korps General der Infanterie von Treitschke und dei Kommandeur der 40. Division Generalleutnant Gras Vitzthum v. Eckftädt, Kreishauptmann Frhr. v. Welch Brigade-Kommandeur Generalmajor Kirchhoff, Ober- postdirektor Richter, Oberbürgermeister Dr. Beck, Land gerichtspräsident Frey, die Regiments-Kommandeure Obersten v. Laffert und Müller, Bezirks-Kommandeur Oberst Königsheim, Geh. Hofrath Professor Berndt, der erste Rath bei der Kreishauptmannschaft Geh Regierungsrath Nitze, Geh. Kommerzienrath Bogel, erster Staatsanwalt beim Landgericht Oberjustizrath Heinzmann, der erste Direktor der Sächsischen Maschinen- fabrik Oberfinanzrath Ledig, Kreissteuerrath Ober- finanzrath Dr. Mehr, Obersorstmcister Zschimmer, der Kreisvorsitzende des Eczgebirgischen Kreises von Trebra-Lindenau, AmtShauptmann Dr. Hallbauer, RechnungSrath Kunze, Stadtverordneten - Vorsteher für die letzte derselben, die Serenade, Voraussetzung war. Wie gestern, so erstrahlten auch heute, nachdem sich der Abend herniedergesenkt hatte, die Häuserfronten am Markte in reichem Lichterglauze. * 9 Uhr trat der Zug der Sänger, von fackeltragcnden Feuerwehr- leuten umgeben, in musterhafter Ordnung auf dem Hauptmarkte ein. 30 Vereine mit etwa 1000 Sängern nahmen an der Serenade theil. Alsbald begannen auch die von Herrn Kapellmeister Pohle geleiteten Vor träge mit dem Liede „Gott grüße Dich" von Mücke. Hierauf betrat Herr Lehrer Lindemann das vor den Denkmälern ausgestellte Rednerpult und richtete mit klarer, weithin vernehmbarer Stimme eine Ansprache au den König, der vom Beginn der ersten Liedes an am Fenster erschienen war. Ein harmonisches „Lied hoch" der Sängerschaft reihte sich an die Rede an. Es folgten weiter die Lieder: Weihegesaug von Abt, „Das deutsche Lied" von Kalliwoda, „Im Feld des Morgens früh" von Burkhardt und zum Schluffe mit Orchesterbegleitung durch die Städtische Kapelle das „Dankgebet" aus den altniederländifchen Volksliedern von Kremser. Die Serenade ist sowohl nach äußeren Ausführungen, als auch ^-besondere nach ihrer gesanglichen Wirkung als durchaus gelungen zu bezeichnen Die Gesäuge kamen sämmtlich gut zur Geltung. Insbesondere machte das Dankgebet einen tiefen nachhaltigen Eindruck. Nach beendeter Ausführung wurden die Leiter der Serenade, die Herren Kapellmeister Pohle, Lehrer Lindemann, Kantor Winkler, Kaufmann Seifert, Oberwcrkmeister Läßker und Oberlehrer Dietrich zu Sr. Maj. beschieden. Der König empfing die Herren auf das Huldvollste, gab seiner vollen Anerkennung über die gehörten Ge- änge Ausdruck und erkundigte sich nach Anzahl der letheiligten Vereine und Sänger. Mit der Serenade fanden die aus Anlaß der Besuches Sr. Maj. des Königs in unserer Stadt veranstalteten Festlichkeiten ihren wirkungsvollen, würdigen Abschluß Chemnitz, 12. September. Der König hat heute früh unsere Stadt wieder verlassen und sich in ! das Manöverterrain zurückbegcben Zur Verabschiedung hatten sich auf dem Bahnhoi die Generalität und die Vertreter der Behörden eingefunden. Se. Majestät unter hielt sich in freundlicher Weife mit den Herren und bestieg sodann den nach Erlau bestimmten Sonderzug welcher sich um 8 Uhr 10 Minuten unter den Hoch s rufen des den Bahnsteig besetzt haltenden Publikums in Bewegung setzte. Der König dankte vom Fenster aus wiederholt durch Handanlegcn an die Mütze für den herzlichen Abschiedsgruß. Justizrath Eulitz, Justizrath Dr. Enzmann, der Vor- ' sitzende des AuffichtSraths der Chemnitzer Aktien- i Spinnerei Justizrath Ulrich, Justizrath v. Stern, die ' Majore Zimmermann und von ErLmannSdorf, dies Superintendenten Dr. Hoffmann und Fischer, Reichs- bankdirektor Obmann, Eisenbahndirektor Weidner, Oberzollinfpektor Oberzollrath Langer, der Rektor des Königlichen Gymnasiums Dr. Arnold, der Rektor des Realgymnasiums Pros. Dr. Schaarschmidt, die Schul- irspektoren Schulrtth Dr. Böhme und Richter, der Präsident der Handelskammer Kommerzienrath Philipp, die Kommerzienräihe Hermsdorf, Dürfeld, Stadträthe Sieber, Haubold und B'.yer, Professor Walther, der während der Anwesenheit des Königs in Chemnitz als Ordonnanzoffizier zu Sr. Majestät befehligte Haupt mann Hans Heinicke, der Gencralstabsoffizier der 40. Div-sion Hauptmann Franke, die Führer der - Ehrenkompagnien Hauptmann Freiesleben und Hauptm. , Spring, Pfarrer Müller, Bürgermeister Gerber, Stadt- , räthe Dr. Sturm und Reitz, der Vorsitzende der Gewerbekammer Stadtrath Jäger, der erste und zweite - Stadtverordneten-Vizevorsteher LandtagSabg. Uhlich und Fabrikdirektor Ufert, Landtagkabg. Fabrikant Reinecker, Polizeidirektor Lohse, der Vorsitzende des Aufstchtsraths der Sächsischen Maschinenfabrik Gustav Hartmann, Stadtbaurath Möbius, Oberlehrer Dietrich, der Direktor der Ch-mnitzer Akt'enspmncrei Stark, der Vorsitzende des Jndustricvereivs Fabrikant Langha rmer, Fabrikant Herbert Esche, Fabrikant William Janssen, Fabrikant Max Kohl, Kaufmann Schnecke und Kaufmann Seifert Die Tafel war im großen Saale des „Römischen Kaisers" hufeisenförmig ausgestellt und mit herrlichen Blumen und werthvollen silbernen Taselauffätzen de- korirt, unter denen sich auch die vier großen zehn armigen Girandolen befanden, welche dem Prinzen Albert und seiner Gemahlin im Jahre 1853 von der Stadt Chemnitz als HochzritSgeschenk gewidmet worden sind. Neben Sr. Majestät waren Staatsminister von Metzsch und der kommandirende General v. Treischke gegenüber der Kreishauptmonn Freiherr von Welc LandgerichlSpräsident Frey und Obeibürgermeisier Dr Beck placirt. Auch heute Donnerstag bewahrte der Himmel den festlichen Veranstaltungen seine Gunst, die vor allem