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VoiglliinWer Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MeittlMMlWMr Jahrgang. Verantwortliche Redaclion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher ?nLoumei-»aäo zn entrichte» ist, auch bei Beziehung durch dir Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr cingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Torpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen Königl. Grrichtsämter und ^tadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Dienstag, OA. H Ium 18S1. M-, — — - - -» ... » -MI, , >> s——«'LMM Zeitungen. Tnchfen. Dresden, 6. Juni. (Landtag.) Tie Zweite Kammer hat heute die Berathung des Gesetzentwurfs, das Verfahren in Bausachen betreffend, zu Ende geführt und denselben schließlich mit verschiedenen Modificationen und Anträgen durch 43 gegen 22 Stimmen angenommen. Leipzig, 5. Juni. Aus den Verhandlungen des ersten deutschen HandelS- tags, wie sie das Bremer Handelsblatt berichtet, ersehen wir mit Genugthuung, daß bei der Berathung über die Münz frage das in Sachsen geltende Münz system den Vorzug erhalten hat und als allgemeines, nur mit dem Unterschied, daß nicht der Thaler, sondern das Zehnneugroschenstück unter der Benennung Mark als Einheit angenommen werden soll, empfohlen wird. Nach den Vor-, schlügen würden nämlich folgende Stücke als Vereinsmünzen künftig auszuprägen sein: Stück von 6 Mark — 2 Vereinsthaler ; von 3 Mark — 1 Vereinstha ler; von 2 Mark — 1 österr. Gulden; von 1 Mark — */, österr. Gulden oder */z Thlr.; von */z Mark — 1/4 österr. Gulden oder '/« Thlr.; Scheide münze zu 20, 10, 0, 3, 1 Pf. Leider läßt sich aber diese nach unserer An sicht sehr zweckmäßige Einrichtung wohl kaum so bald realisiren, da manche Widersprüche dagegen in Aussicht gestellt wurden. Damit würde auch das 12-Pfennigsystem in Preußen in Wegfall kommen müssen. In Leipzig werden im Hotel de Saxe die wissenschaftlichen Vorträge von Roßmäßler, Brehm und Anderen mit großem Beifall bei einem Glase Bier fortgesetzt. Der bekannte Professor Bock nennt deshalb seine Collegen „literarische Harfenmädchen." Leipzig erweitert sich in der Richtung nach Dres den ungemein schnell, und die Häuser schießen wie Pilze aus der Erde. Plauen, 9. Juni. Gestern Vormittag in der zehnten Stunde ging in unserer Nachbarstadt Pausa ein mächtiges Feuer auf, welches hier einge gangenen Berichten zufolge 65 Wohnhäuser, 7 Scheunen, ohne Neben- und Hintergebäude in Asche legte. Es kam beim Fuhrmann Gläsel in der Mitte der Stadt aus. Die öffentlichen Gebäude sind verschont geblieben. Das Unglück hat den nach Zeulenroda und Ebersgrün hin liegenden Stadttheil betroffen. Ein günstiges Geschick wollte, daß beim Beginn des Feuers eine Plauen'sche Turnerschaar, auf einer Turnfahrt nach Weida begriffen, die Stadt passirte und so augenblicklich hilfreiche Hand leisten konnte. Eben so ersprießlich hat unsere später eingetroffene treffliche Feuerwehr gearbeitet. — Möchten sich der schwer heimgesuchten Stadt, die schon im Jahre 1822 fast ganz abbrannte und ohne- dieß nicht zu den wohlhabenderen zählt, recht viele milde Herzen und Hände öffnen, damit die schmerzlichen Folgen dieses neuen Unglücks unserm lieben Nachbarn so erträglich als möglich gemacht werden! Waren auch die drei ersten Viertheile des Monats Mai nichts weniger, als wonnig, und hat auch das Obst dnrch die damalige Kälte unwiederbringliche Verluste erlitten, ist endlich das, was durch Frost und Umackern auf den Feldern verloren gegangen, nicht zu ersetzen, so hat doch das letzte Viertheil des ver flossenen und der Eingang des gegenwärtigen Monates, wie die Berichte von allen Seiten versichern, eine wahrhaft wunderbare Einwirkung auf den Stand der Fluren geübt, über den man vorher wahrhaftig wenig Ursache zur Freude hatte. Daher auch an den Getreidebörsen die Schwankungen in den Preisen, theilweise der Druck auf dieselben. In einem Hauptverzehrlande, in England, da- wegen seiner ungemein dichten Bevölkerung auch in den besten Jahren starker Zufuhren an Getreide bedarf und dessen Saatenstand bedeutenden Einfluß auf die Spekulation und die Preise ausübt, hat das Wetter der letzten Mait age wie es heißt, die meisten Wunder gewirkt. Weniger günstig klingen die Nach richten aus Frankreich; die Klagen von dorther verstummen nicht, sondern kommen jetzt erst aus Landstrichen, die vorher stumm waren. Am Rhein war unmittel bar nach der rauhen und kalten Maiwitterung stärkere Nachfrage und lebhaftere Spekulation, namentlich gingen die Weizenpreise in die Höhe, zumal von der Schweiz aus größerer Bedarf sich zeigte, und die Zufuhren au- Ungarn mangel ten. Allein auch dort hat sich der staunenerregende Einfluß der herrlichen Witterung auf die Feldfrüchte so gellend gemacht, daß gegenwärtig die Meinung für Terminkäufe nicht sehr „animirt" und wenig Spekulation ist. In der bai rischen Kornkammer, in Niederbaiern, in der Gegend von Straubing, Regens burg rc. stand schon am 1. Juni das Korn in voller Blüthe, und Weizen- und Gerstenfelder lasten nichts zu wünschen übrig. Raps hatte verblüht und sehr stark angelegt. In Norddeutschland, namentlich in Berlin, ist Roggen über wiegend angeboten,, und ungeachtet starken Abzuges nach dem Süden mehren sich dort die Zufuhren in auffälliger Weise. Im sächsischen Baterlande wird der Stand der Feldfrüchte im Niederlande als höchst erfreulich geschildert, und auch wir im Voigtlande haben Ursache, einzustimmen in den Preis der Wunder, welche die Treibhauswitterung zweier Wochen auf unseren Fluren gewirkt hat, wenn es gleich über die Kraft der Natur geht, da Korn hervorzuzaubern, wo der Samen im Herbste nicht aufgegangen, oder durch Frost zerstört worden ist. Schon blüht heute, 7. Juni, das Korn auf den Plauenschen Feldern, und in Hamburg gab's am 5. d. M. in mehreren Gemüsehandlungen schon frühreife Kartoffeln zu verkaufen! Ueber den Ausfall der heurigen Ernte läßt sich freilich jetzt schon kaum ein muthmaßliches Urtheil fällen; man wird erst den Ansatz der Aehren abwarten müssen, der in der Hauptsache entscheidet. — Die Königliche Staatseisenbahn-Direction zu Leipzig hat folgende Be kanntmachung erlassen: Die Tagesbillets gelten, wie auf den königl. sächsischen Staatseisenbahnen überhaupt, so auch auf den westlichen in der Regel zur Hin- und Rückreise an einem und demselben Tage, aber niemals für Eil- oder Courierzüge. — Tagesbillets, welche Sonnabends oder am Vorabend eines Feiertags, ingleichen an den Sonn- oder Feiertagen selbst gelöst werden, gellen zur Rückreise bis nächsten Montag, beziehentlich bis zum Tage nach dem Feiertage. — Fällt ein Feiertag auf einen Sonnabend oder auf einen Montag, so gelten die Tagesbillets im ersten Falle von Freitag bis Montag, im zweiten von Sonnabend bis Dienstag. — Zu Ostern und Weihnachten gelten die am Tage vor dem Feste und an den beiden Festtagen selbst gelösten TagesbilletS zur Rückreise bis zum zweiten Tage nach den Festtagen (bis zur Mittwoch, bezie hentlich bis zum 28. December). — Längere Ausdehnung der Giltigkeit für das Pfingstfest, sowie sonstige Geltungsverlängerungen bei geeigneten Veranlassungen werden besonders bekannt gemacht. Die Bedeutung der in den letzten Monaten namhaft gesteigerten Ausfuhr vo^t Schlachtvieh auS Deutschland nach Frankreich und Belgien läßt sich danach bemessen, daß wöchentlich drei Extraviehtransporte mit der Köln- Mindener Bahn nach Düffeldorf gelangen. Von da werden die Hammel und Ochsen über de» Rhein nach Neuß getrieben, um von hier aus mit der Aachen- Düsseldorfer Bahn weiter nach Brüssel, vornehmlich aber nach den Paris ver sehenden Märkten von Poiffy und Sceaux geschafft zu werden. Eine Gesell schaft vermittelt dieses ausgedehnte Exportgeschäft, kaust da- Vieh in Westfalen,