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MUche Llb)eitmg. Amts- und Anzeigehlatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postnnstnlten, sowie durch die Expedition dies. Vl. für I Mark vicrtcljährl. zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 9 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbcreinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Vüreaus von Haasenstein <L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 62. Schandau, Mittwoch, den 4. August 1886. Zwangsversteigerung. Das im Gnmdbnche auf dcu Namen Johann Samuel Hermann Nttpprecht eingetragene HanS-Grundstück mit Zubehör, Folium 18 des Grundbuchs für Krippen, 36,9 ^r groß, mit 78,36 Slcncreinheiten belegt, ans 4250 M. gcwürdcrt, sott im Hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und ist <1 v r L 6. ^4 IN K n 8 t L 8 8 O Vormittags 11 Uhr als Versteigcnmgstcrmin, sowie «I v r 24. 4^ n K i» 8 t L88V Vormittags 11 Uhr als Termin zn Verkündung des Vertheilmrgsplans anbcrauint worden. Eine Ucbcrsicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche nnd ihres Rangverhältnisscö kann in der Gerichtsschreiberin des untcrzcichnctcn Amts. gcrichtS eingeschcn werden. Schandau, dcu 4. Juni 1886. Königliches Amtsgericht. Ihle. Politische Rundschau. Der deutsche Kronprinz ist am Sonntag nach Heidelberg abgercist, nm der fünfhnudcrljährigcn Ju- bclfcier der Heidelberger Universität als Vertreter sei. ncs kaiserlichen Vaters bcizttwohucu. Die glänzenden Festlichkeiten, welche ans Anlaß dieses seltenen Jubi» länmö in der herrlichen Ncckarstadt stnttfiudcn, werden die ganze gegenwärtige Woche ausfüllcu, nachdem sic schon in voriger Woche durch einen in der neu her- gestellten UnivcrsitätSaula am Donnerstag stattgefun- dcnen ersten öffentlichen Fcstact cingclcitct worden waren. Nicht mir in Deutschland, sondern überhaupt i» der ganzen gebildeten Welt hat die Jubelfeier der ältesten dentschcn Universität de» freudigsten Widerhall gcfnndcn nud weder Unterschiede des Glaubens »och der Nationalität haben vermocht, dieser allgemeinen Thcilttahmc an den Heidelberger Festlichkeiten irgend welche Schranken zu setzen. Selbst Papst Leo XI!l. nimmt sichtlich Interesse an der Heidelberger Uni- vcrsitätsfcier, indem von ihm der Kämmerer Enrico Stevenson nach Heidelberg als außerordentlicher Ab- gesandter abgcschickt wurde. Stevenson überbringt der Heidelberger Ruperto-Carola als Festgabe des Papstes einen kostbar auögcstnttctcu Katalog der Pa- latmischcn Bibliothek, die von Tilly 1623 nach der Einnahme Heidelbergs wcggcführt und vom Herzog Max von Bayern dem Papste Gregor XV. geschenkt wurde. Marguiö Tseng, der seitherige Gesandte Chinas am englischen und russischen Hofe, traf, von Kissingen kommend, wo der Gesandte dem Fürsten Bismarck einen Besuch abgcstattet hatte, am Donnerstag Abend in Berlin ein. Der interessante Gast wnrdc am Bahnhöfe von dem chinesischen Gesandten in Berlin, Hsü-Ching-Chcng, empfangen und nach dem Hotel „Kaiscrhof" geleitet. Am Freitag stattete der Mar gais Tseng mehrere officiclle Besuche ab und wurde am Souuabeud auch vom Kronprinzen in Potsdam empfangen. Am Montag beabsichtigte die chinesische Exccllcnz, sich bchnss Besichtigung der Werke des „Vulkan" zunächst nach Stettin zn begeben und erst von dort aus die Weiterreise nach Petersburg anzu- trctcu, wo der Gesandte sein AbbcrufungSschrcibcn übergiebt. Ucbrigcnö ist Marquis Tseng während seines gesammten Berliner Aufenthaltes nebst seiner Neisebcglcitung in jeder Beziehung der Gast des Kai sers gewesen. Der Prinz-Ncgcnt von Bayern hat mittels Hand- schrcibcus an das Ministerinm vom 1. August ab die Aufhebung des CabiuetösecretnriatS verfügt. Die Be- sorgnng der erforderlichen Kanzleigcschüfte wird fortan der Gchcimkanzlti unter Leitung des Generaladjutan- len von Freyschlag übertragen. Die „Berl. Pol. Nachr." versichern nochmals, daß die norddeutschen und süddeutschen Minister in dem Bedauern über die Ablehnung der Branntweinsteuer- Vorlage einig seien. Ebenso ciumüthig seien sie aber mich in der Uebcrzeugnng von der Nutzlosigkeit einer neuen Vorlage, so lange nicht die Wähler die Noth- wcndigkeit einer anderweitigen Besteuerung des Brannt weins erkannt und dementsprechend bei den Wahlen ge stimmt hätten. So schnell wird sich indessen der Um. schwung in den Wählcrlreiscn zu Guustc» der Brannt weinsteuer wohl nicht vollziehen, wie anscheinend die Berliner Officiösen meinen. Erzherzog Carl Ludwig von Oesterreich und seine Gemahlin Maria Theresia sind Ende voriger Woche in Pclcrhof, der gegenwärtigen Sommcrresidenz der russischen Kaiserfamilic, ciugctroffcn. Fast zur selbe» Zeil sicht »in» i» Pclcrhof auch dem Besuche des däuischcu KöuigSpaarcS, der Königin von Griechen land nnd ihrer beiden ältesten Söhne, des Kronprin zen nud des Prinzen Nicolaus, sowie der Herzogin von Cumberland entgegen, so daß sich dort cm glän zender Kreis gefürsteter Gäste zusanummfindcn wird. Gerade in dem Zusammentreffen so vieler fürstlicher Personen erblickt man aber ein Zeichen dafür, daß die Ncise des österreichischen erzhcrzoglichen Paares an den russischen Kaiscrhof nicht jene hohe politische Bedeutung besitze, die ihr anfänglich bcigclcgt wnrdc. Namentlich vertritt der „Pester Lloyd" diese Ansicht, wobei das ungarische Blatt darauf hiuwcist, daß Erz herzog Carl Ludwig sich stets von de» politischen Ge schäften fern gehalten habe, und daß sein gegenwärti ger Besuch in Pctcrhof auf eine Einladung zurück- zuführcn sei, die ihm und seiner Gemahlin vom Kai scr Alexander III. bereits gemacht worden sei, als dnö crzhcrzogliche Paar den Krönuugöfcicrlichkcitcu in Moskau beiwohnte und diese Einladung habe sich Jahr für Jahr wiederholt. — Trotzdem wird man dem Besuch des crzhcrzoglichcu Paares bei der russischen Kaiserfamilic eine symptomatische Bedeutung in fried lichem Sinne nicht absprcchcn können, denn diese Peter Hofer Ncise hätte schwerlich statlfmdcn können, wen» irgend welche Trübungen zwischen de» Höfe» von Pctersbttrg n»d Wien cxistirten. Die Meldung französischer Blätter, daß die Schweiz das Schiedörichtcramt in den Streitigkeiten zwischen Frankreich und den« Congostaate übernommen habe, hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt. Im Gegcnthcile berichtet man ans Paris, daß Ministerpräsident de Frcycinct noch immer auf ein dircctcs Eiuvcrständniß mit der Negierung dcö Congostaatcs hoffe und sei deshalb beim Bundespräsidenten auch nur officivö augcfragt worden, ob die Schweiz erforderlichen Falls bereit sei, das Schiedörichtcramt zu übernehmen. Stückweise ergänzt sich das neue englische Cabiuct Salcsbury. Nachdem Milte voriger Woche die Poste» dcö Staatöscerctairö dcö Auswärtigen (Lord Jddcö- lcigh), dcö Staatöscerctairö für Irland (Hickö Beach), dcö VieckönigS von Irland (Marquis von London- derry), dcö Schatzkanzlcrs (Lord Churchill), dcö Prä sidenten des Geheimen Nathö (Lord Crambrook), dcö Präsidenten des Local-NcgicrungSamtcs (Lord Chaplin), des HandclöministcrS (Stanhope), des Ministers der öffentlichen Arbeiten (Plumkct), dcö Lordkanzlerö für Irland (Lord Aschbonrnc), dcö Gcneralstaatöanwallö (Sir Nichard Wcbster) und dcö Staatssccrctärö für Indien (Oberst Frcdcric Stanley) ncubesetzt worden iud, folgten am Freitag weitere Ernennungen. Aus Labrador gehen erschütternde Berichte über die dort herrschende Hnngersuoth ein. Die Zahl der vor Kälte und Hunger umgckommcnen Personen bc- länft sich auf 3500, weitere 10—15,000 Menschen sind dnrch ungeheure Eiöinasse» an der Küste von allem Verkehre mit der Welt abgeschuittc» nnd giebt man die Unglücklichen verloren, wenn nicht bald Than- wcttcr eintritt. Die canadischcn Zeitungen erinnern daran, daß Grönland unter ähnlichen Umständen in eine Wüstenei verwandelt wurde. Der gegenwärtig vor dem Chicagoer Gerichtshöfe spielende große Auarchistcnprozcß Hal in seinem Ver laufe auch zur Feststellung der bcmcrkcnöwertheu Thal- fache geführt, daß die augcklngtcn Anarchisten mit der Nicl'schcu Verschwörung im Nordwestcn Cauada'S in Verbindung standen. Der canadischcn Regierung war die Existenz eines Anarchistenhcrdcö in Chicago schon längst bekannt und unterhielt sic bereits seit zwei Jahren dort Geheimpolizisten zur Beobachtung der dortigen Anarchisten. Wenn die UnionSrcgicrnng sich zu einer gleichen Maßregel entschlossen hätte, würde es vielleicht nicht zu den bekannten blutigen Scencn in Chicago gekommen sein. T a g e s st e s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. Sc. Majestät der König traf am Sonnabend früh halb 8 Uhr mit Sr. Hoheit dem Prinzen von Altenburg und dcu Herren Kammer- Herren von Könncritz und Major von Schimpfs mit dem gewöhnlichen Pcrsoiicnzugc im Salonwagen in Krippen ein nnd begaben sich sofort per Wagen anf dnö NcinhardSdorfcr Revier znr Jagd. Erlegt wnr- dcu zwei Sechsender und ein Rehbock, von denen Sc. Majestät einen sehr starken Sechsender schoß. Nach eingenommenem Diner in Scndig's Quisisana, zu welchem die Herren Obersinanzrath Oberforstmeistcr Blohmer, Oberförster Wittig und Oberförster Grüne wald Einladungen erhalte» hatte», erfolgte die Rück reise V4IO Uhr Abends mit dem gewöhnlichen Per- sommzugc. — Die am 31. Jcili ausgegebene 17. Nummer der Knrliste weist 906 Parteien mit 2210 Personen und 14318 Passanten nach. — Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Juli d. I. 460 Einzahlungen im Betrage von 46789 94 gemacht, dagegen erfolgten 134 Rückzahlungen im Betrage von 30982^2 39 — Auf das heute Dienstag Abend bei günstigem Welter stattfiudciidc Promcuadcncoiicert mit Illumi nation und Wasscrfcucrwcrk im Köuigöpark von Quisisana machen wir hierdurch nochmals mit dem Bemerken darauf aufmerksam, daß der Eintritt in dcu Park 1 Mark beträgt und vor dem Park 50 Pf. zu bezahlen sind. Der Ertrag ist für wohlthälige Zwecke bestimmt. — Die am vergangenen Sonntag in Dresden nud i» unserm Schandau angckommcnen vier Extra züge brachten nicht »nr für hiesigen Ort, sonder» für die ganze sächs. Schweiz einen so kolossale» Besuch von Fremden, wie dies vielleicht noch nie der Fall war; so kamen mit dem Extrazug von Zittau-Bautzen allein circa 870 Personen hier au.