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8««. SS. Jahrgang. Expedition des Freiberger Anzeiger. die Ausschließung der Oeffentlichkeit bei den Gerichtsverhand o8e!n sei» i.- r 886. eder bei ege», stummer. im Hofe.) entpapier 5 Pfund ; Pf. nur sden, »1, hoko- esden. :schäftt- le, U88V, ine», le!», sI8, „Wer seines Herren Vortheil rein bedenkt, Der hat in Rom gar einen schweren Stand, Denn Rom will Alles nehmen, geben Nichts; Und kommt man hin, um etwas zu erhalten, Erhält nian nichts, man bringe denn was hin, Und glücklich, wenn man da noch was erhält." Dem deutschen Reichskanzler liegt aber viel daran, mit dem sogenannten Kulturkampf zu irgend einem Abschluß zu gelangen, zunächst aber bei den am 4. Mai beginnenden Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses über die kirchenpolitische a, ine», beim Vatikan, v. Schlözer, ist wieder nach Rom zurückgekehrt Elisabeth, Erzherzogin Valerie und Kronprinz Rudolph ein- und hat nach einer Audienz bei dem Papste mit dem Kardinal Ja- treffen und verschiedene Hoffestlichkeiten stattfinden werden. — cobini konferirt. Aus einen glänzenden, ruhmvollen oder dauernden Dem Unterrichtsminister vr. Gautsch von Frankenthurm ver- Frieden mit dem Vatikan rechnet der Reichskanzler wohl selbst lieh der Kaiser die Geheimrathswürde. — Unter den galizischen nicht, trotz der von dem Gesandten von Schlözer erzielten Er- Bauern in den Bezirken Bochnia und Gorlica sind Unruhen solge. Dieser Vertreter Preußens dürste auch jetzt noch die ausgebrochen, welche die ministerielle „Wiener Abendpost" auf von Goethe im „Torquato Tasso" niedergelegte Erfahrung be- den Aberglauben zurückzuführen versucht, daß im Jahre 1886 stätigt finden: das Ende der Welt bevorstehe. Hinzugekommen sei, daß wegen der Sonntagsheiligung, die den jüdischen Gewerbe treibenden nachtheilig sei, von den Agitatoren als eine von den Hcrrenleuten ausgehende Bitte um Wiedereinführung des Frvhndienstes hingcstellt wurde, was eine feindselige Stimmung gegen den Adel erzeugte. Anläßlich einiger größerer Jagden sollen einzelne Individuen, von denen mehrere bereits verhaftet wurden, ein Gerücht verbreitet haben, die polnischen Herren leute planten einen Ausstand. Nirgends jedoch waren Spuren einer vom Auslande genährten Agitation bemerkbar. Der Statthalter von Galizien sandle einen Delegirten in die be treffenden Bezirke, welcher befugt ist, nöthigensalls Militär zu requiriren. Die Maßnahmen der Regierung garantiren die alsbaldige Rückkehr der ländlichen Bevölkerung zur gewohnten Ruhe. Aus dem galizischen Orte BrzeSko wird gemeldet, da Vorlage schon bestimmte Mütheilungen über die abschließende Revision der Maigesetze mtchen zu können. Dieser Wunsch erscheint sehr begreiflich, wenn man sich vergegenwärtigt, in welcher Lage sich Fürst Bismarck während der Verhandlungen des Herrenhauses befand, , so oft er über die Stellung der die in der letzten Zeit in Umlauf gesetzte Petition eo, >k», e», Kl, isr, an, ien. Fd/» ü Erscheint jeden Wochentag RachmiU. b Uhr tär »m !! . 96. > I Mittwoch, de« 28. April md Tageblatt Amtsblatt für die königlichen und Wüschen Behörden zu Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. «H. Izu verschiedenen Tagesstunden daselbst ebenfalls ohne Nach-1 Kurie zu der weiteren Revision der kirchenpolitischen Gesetz. »Aff vk theil arbeiten und sich dort akklimatisiren können. gebung befragt wurde. Er konnte sich nur ganz allgemein auf «uf die Jedenfalls wird die deutsche Regierung an dem bis- die wohlwollende und friedliche Gesinnung des Papstes berufen Midi bMib ^11 «i Hengen Grundsatz festhalten, abzuwarten, bis eine genügend und war nicht im Stande, irgend etwas Positives über dessen »»»»v V*"" gesicherte deutsche Handelskolonie ihren Schutz verlangt, Wünsche bezüglich dir endgiltigen Revision der Maigesetze Werden zum Preise von t M. 50 Pf. von alle« statt wie andere Mächte selbständig auf den Erwerb über- mitzutheilen. Da es im Abgeo-rdnetenhause an ähn- laiserlichen Postanstalten sowie von den be- seeischer Ländereien auszugehen und dann erst Ansiedler an- lichen Anfragen sicher nicht fehlen wird, ist es nur -annten Ausgabestellen und der unterzeichneten zulocken. In Ostastika haben die Italiener mit dieser letz- natürlich, daß Fürst Bismarck sich bemüht, so schnell Expedition angenommen. teren Methode nur sehr fragwürdige Ergebnisse erzielt und wie möglich Näheres in dieser Beziehung festzustellen. — würden sie die kostspielige und in Folge des ungesunden Die weitverbreitete Annahme, daß die preußische Regierung Klimas durch Fieber häufig dezimirte Garnison von Massauah I im deutschen Bundesrathe die Aufhebung des sogenannten gern zurückziehen, wenn sie dies mit ihrer militärischen Ehre Expatriirungsgesetzes beantragen wolle, gegen das Windthorst Die Kolonialvolilik. I vereinbar finden könnten. Immerhin haben die dort ge- wiederholt vergebliche Beschlüsse des Reichstages veranlaßte, ' , machten Erfahrungen, sowie die Besorgniß vor Konflikten I wird von der „National-Zeitung" bestritten. Dieselbe be- Seit den von der Deutschen Ostafrckanischen Gesellschaft mit Deutschland dazu gedient, der italienischen Regierung hauptet, daß auf direkte Erkundigungen erklärt worden ist, es gemachten großartigen Erwerbungen haben die unter xm Eingehen auf die von dem Kapitän Cecchi vorgeschlagenen sei nicht die Absicht, den Reichstag in dieser Session mit der deutschen Schutz gestellten Kolonien einen so sehr bedeuten- weiteren Erwerbungen in Ostasrika gründlich zu verleiden. I Frage zu befassen. — Dem Vernehmen nach legt die ReichS- den Umfang gewonnen, daß der deutschen Reichsregierung Die Franzosen ließen sich dagegen durch die neuerdings regierung besonderes Gewicht darauf, den Gesetzentwurf über die fortwährende weitere Vermehrung ihres Kolonialbesitzes am Senegal gemachten trüben Erfahrungen nicht hindern, " " ' ' - - - - - durch neue Unternehmungen einzelner Reisender nicht sonder- eine Vereinigung ihrer sämmtlichen westafinkanischen Kolonien sich willkommen zu fein scheint. Weit wichtiger als diese anzubahnen, bei der dem Kongoerforscher de Brazza eine neuen umfangreichen Erwerbungen, bei denen es sich oft bedeutende Rolle zugedacht ist. Auch hierbei zeigte sich um Gebiete von Tausenden von Quadratmeilen handelt, wieder die große Vorsicht, mit welcher die deutsche Kolonial erscheint die Befestigung und Regelung der Verhältnisse in Politik betrieben wird, da das auswärtige Amt nicht nur jede dm bereits erworbenen und unter deutschen Schutz gestell- Erwerbung ablehnte, welche zu Reklamationen von französi- tm Gebieten, womit es nur sehr langsam vorwärts geht, scher Seite Anlaß geben konnte, sondern auch über die Grenz-' Die Konflikte mit den von englischen Unternehmern aufge- absteckung in den westafrikanischen Gebieten einen besonderen stachelten Eingebornen von Kamerun und Bimbia, die I VertragmitFrankreich abschloß,welcher bereits dieGenehmigung Eifersucht der englischen und amerikanischen Ansiedler auf der französischen Deputirtenkammer gefunden hat. Jedenfalls den Samoa-Jnseln, welche den König Malietoa gegen den haben die Gegner der Kolonialpolitik im deutschen Reichs deutschen Konsul hetzten, das Mißtrauen des Sultans von tag keinen Grund, dem deutschen Auswärtigen Amt Un- Zanzibar gegen jede fremde Nachbarschaft, welches erst letzt- bedachtsamkeit oder gar Abenteuersucht vorzuwerfen. Der hm den Portugiesen Unannehmlichkeiten bereitete, — alle Grundgedanke der deutschen Kolonialpolitik ist unanfechtbar, diese Erfahrungen machten es der deutschen Reichsregierung Das überfüllte Europa muß nothgedrungen nach neuen wünschenswerth, das Tempo der überseeischen Einverlei- Gebieten für seine Arbeitskraft suchen, und daß dabei ein bungen etwas zu mäßigen. Als es sich um einen Anfang ^oßer Theil Afrika's gerade in deutsche Hände gekommen kolonialer Unternehmungen handelte, war kein langes Ab- Ust, kann jedem Vaterlandsfreund nur willkommen sein. Viel- wägen des Werthes von Angra Pequena und Kamerun leicht ist es ein Wink des Schicksals, daß die Europäer so möglich; jetzt darf sich aber kein Deutscher mehr kopfüber plötzlich den Drang nach dem Aequator entfalten, ähnlich m neue überseeische Unternehmungen stürzen, denn die wie in Urzeiten und noch im Mittelalter ganze Völker- Re.chsregierung ist fest entschlossen, nur dann einer Neu- schien ihre Wohnsitze wechselten, getrieben von einem erwerbung ihren Schutz zu verleihen, wenn nach sorgfältiger Drange, der an sich unerklärlich und dunkel ist. Immer I Geistes und Herzens, hat der Heimgegangene seine Arbeitskraft Jnfttak Zersen bl« L-rnniiag 11 Uqr anqenom- U» FH /* mcn und beträgt der Preis für di« gespaltene Zeile » FAFHIH -der deren Raum 1S Pt. M WV lungen noch in der laufenden Session zum Abschluß zu bringen. Die Ausschüsse haben die weitere Berathung vertagt. Der Grund dafür ist indessen keineswegs der Umstand ge wesen, daß die Bevollmächtigten zum Theil ohne Instruktion waren, sondern daß man über die Frage der Fassung sich nicht einigen konnte. Hierdurch dürste möglicher Weise veran laßt werden, daß eine völlige Umarbeitung des Entwurfs vor genommen wird. UnserKaiser empfing am Sonntag den Prinzen Wilhelm von Preußen, welcher sich gestern Abend 8 Uhr 15 Min. mit der Offizierdeputation des preußischen Gardehusaren- Regiments zur Beglückwünschung des Prinzen Wilhelm von Württemberg und seiner Gemahlin nach Stuttgart begab. — Im „Neichsanzeiger" widmet Fürst Bismarck als Präsident des Staatsministeriums und Minister für Handel und Gewerbe dem verstorbenen Unterstaatssekretär vr. Ern st v. Moeller folgenden Nachruf: „Am 23. d. M. verschied hierselbst der Staatssekretär des Staatsraths und Unterstaatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe, Herr vr. v. Moeller. Der königliche Dienst hat durch den Tod dieses ausgezeichneten Beamten einen schweren Verlust erlitten. Ausgerüstet mit reichem Wissen und begabt mit vorzüglichen Eigenschaften des erwerbung ihren Schutz zu verleihen, wenn nach sorgfältiger Drange, der an sich unerklärlich und dunkel ist. Erwägung ein Vortheil für Deutschland ziemlich sicher in wird ein neues großes Gebiet der Erde der Kultur, der I schlicht und anspruchslos mit vorbildlicher Pflichttreue, mit Aussicht steht. Fortentwickelung entgegengeführt und auch dies schon kann praktischem Geschick und stets gleichem Erfolge dem Dienste des Es ist keineswegs zu verwundern, sondern als eine selbst über die sehr wahrscheinliche Vernichtung der niederen Königs und des Vaterlandes gewidmet. Sein Hintritt wird dankenswerthe Vorsicht der Leiter der deutschen Kolonial- Rasse zu Gunsten eines Geschlechtes der Zukunft einiger- von seinen Vorgesetzten, Kollegen und Untergebenen schmerzlich Politik anzuerkennen, daß sie kürzlich den Antrag des maßen trösten, obwohl an sich ja diese Aussicht traurig betrauert, sein Gedächtniß in hohen Ehren gehalten werden." Afrikareisenden vr. Reichardt zurückwies, die von demselben genug ist. Es liegt aber nun einmal im Walten der Natur, — Wie der „Staatsanzeiger für Württemberg" meldet, im Innern des schwarzen Erdtheils erworbenen Riesen- daß überall die eine Form, in Pflanzen- und Thierreich, ist der Generaladjutant Frhr. v. Spitzemberg in Genehmigung gebiete unter deutschen Schutz zu stellen. Wie die „Köln, durch die andere höher entwickelte verdrängt wird, zu seines wegen leidender Gesundheit eingereichten Abschiedsgesuches Ztg." mittheilt, begründete das Auswärtige Amt seine Gunsten der immer höheren Entwickelung des ganzen Erden- mit Pension zur Disposition gestellt und der Flügeladjutant entschiedene Weigerung damit, daß der Reichardt'sche Antrag runds und hierin liegt auch eine erhabene Weihe für die Oberst Molsberg mit der Wahrnehmung der Funktionen des viel zu weit über die Grenzen der bisherigen Kolonialpolitik gegenwärtige Erschließung Afrika's durch die Weißen. Generaladjutanten beauftragt worden. Spitzemberg, welcher hinausgehe. Künftig wird entschieden daran festgehalten in seinem Verhältniß als Generalodjutant belasten wird, soll werden, daß das Deutsche Reich seinen Schutz erst dann Einer besonderen Bestimmung des Königs von Württemberg verleihen kann, wenn der Einzelne das Land, das er an- zufolge in Anerkennung seiner langjährigen, treuen und aus- geblich in Besitz genommen hat, auch zum Vortheil des Freiberg, den 27. April. gezeichneten Dienste fortan u la saito der Armee geführt deutschen Mutterlandes, besonders des deutschen Handels Das deutsche Volk empfing als Ostergabe die Aussicht werden. auszunutzen und zu verwalten beabsichtigt und dazu auch auf baldige Herstellung des Friedens zwischen der Reichs- Der Kaiser von Oesterreich reiste gestern Abend von wirklich im Stande ist. vr. Reichardt scheint aber die regierung und der römischen Kurie. Der preußische Gesandte Wien nach Pest ab, wo in den nächsten Tagen auch die Kaiserin Beweise dafür, daß er die Mittel und die Absicht besitzt, die für eine regelmäßige Ausnutzung seiner innerafrikanischen Besitzungen erforderlichen Verwaltungseinrichtungen zul treffen, nicht erbracht zu haben, da er mit seinem Antrag nichts weiter erreichte, als daß ihm einstweilen an amtlicher Stelle das Recht des Vorsprungs bewahrt und gesichert wird. Mit der Einwanderung in Afrika ist es bis jetzt noch sehr schwach bestellt, denn die wenigen Deutschen, welche dorthin gehen, bezwecken nur eine Stellung im Dienste der großen deutschen Kolonialgesellschaften einzu- »-eh.nen. Einzelne ostafrikanische Gebiete dürften sich den noch künftig zu regelmäßigen deutschen Ansiedelungen ge eignet erweisen, auch werden manche deutsche Auswanderer sich entschließen, nach Kaiser Wilhelmsland und Neu-Guinea zu gehen, wo die Vorbedingungen in Folge der dort be findlichen älteren deutschen Ansiedelungen ziemlich günstig sind. Wo in der Südsee und in den afrikanischen Kolonien schon seit längerer Zeit große Hamburger Häuser und die von denselben gebildeten Aktiengesellschaften thätig sind, da fehlen auch die Mittel nicht, die zur Befestigung einer Ansiedelung unerläßlich scheinen. In den mit jenen Handelskolonien theilweise verbundenen Plantagen werden jetzt nur Eingeborene beschäftigt, doch würden Europäer