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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt, und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz u»d die Gemeinde Oho« Var zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannfchast und des Finanzamtes zu Kamsntz des Stadtrates zu Pulsuitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Dkir Zeitung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS « Rpt. Postbezug monatlich 2.S0 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger" «etrtebsstörungeu hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreise«. - Anzeigenpreise und Nachlahsätze bet Wieder- holnngen »ach Preisliste Nr. S (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs »nb Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß htnfüShD Anzeigen sind an den GrschetnungStagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeb««^ ' «erlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und «. L. Förster'« LÄHM Verantwortlich für Oertltche, «. Sächsische-, UnterhaltNngStetl. Sport u. Anzeige»« Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSM D. A. l.: 2250. Geschäftsstelle«: Albertstr.2 «. Adolf-Httler-Str. 4. Fernruf 518 ». SM Nr. 54 Mittwoch, den 4. März 1936 88. Jahrgang Genfer Friedensappell Sofortiger Waffenstillstand vorgeschlagen Ministertreffen in Nom Jtalienisch-österreichisch-ungarische Zusammenkunft Italienisches Mißtrauen Zu dem Genfer Vermittlungsversuch äußert sich das halbamtliche „Giornale d'Jtalia" sehr zurückhaltend und er klärt, es sei sogar Mißtrauen am Platze. Die Anregung habe in London und Paris geteilte Aufnahme gefunden. Die einen wollen darin einen Anlaß zu neuem Optimismus sehen, andere dagegen eine zwecksmäßige Vorbereitung für einen sanktionistischen Angriff. Die guten Absichten Flan- dins feien schätzenswert. Sie erinnerten jedoch an das Vorgehen von Hoare und Laval, das damals „sofort und endgültig vor dem kriegerischen Sanktionismus abgewandt wurde". Dieser nicht gerade weit zurückliegende und nicht bedeutungslose Fall müsse in Europa di« ernstesten Zwei fel über die praktische Entwicklung einer neuen Initiative dieser Art bestehen lassen. „Zurückhaltung, ja Mißtrauen find in dieser Hinsicht mehr als angebracht." Die bedingte Form der Annahme durch Eden sei nicht un wichtig. Eden scheine die französische Anregung nur als eine „bedingte Voraussetzung" für die Anwendung verschärf ter Sanktionen gegen Italien zu betrachten. Der soge nannte Vermittlungsvorschlag wäre also mit einem zwangs läufigen Druck verbunden und enthielte im wesentlichen eine Strafandrohung ähnlich der englischen Flottenzusam menziehung im Mittelmeer und der ergänzenden Flotten abmachungen mit ihren undefinierbaren Aufgaben. In die sem Rahmen erscheine der neue Genfer Beschluß, ganz abgesehen von seinen unbekannten Absichten in bezug auf seine Tragweite und seine Zielsetzung, mehr als unbestimm bar. Auch bewege er sich außerhalb der im raschen Werden begriffenen neuen Lage und der unumstößlichen Tatsachen der italienischen Stellungen. Für Italien sei, so schließt das halbamtliche Blatt, trotz des Genfer Spruches, der auf einer willkürlichen Paktauslegung fuße, Abessinien der tat sächliche Angreifer und der angebliche italienische Angriff nur berechtigte Notwehr, die, wie Mussolini heute im Mi nisterrat sagte, auch die Sache der Kulturwelt fördere. Genf. 4. März. Der Dreizehner-Ausschuß des Völterbundsrates hat im Sinne der zwischen Eden und Ilandin erzielten Einigung einen Appell an die kriegführenden beschlossen. Sie werden, wie verlautet, aufgefordert, die Feindseligkeiten sofort sinzu- stellen und Ariedensverhandlungen im Rahmen des Paktes ZU eröffnen. Sie sollen sich zu dieser Aufforderung bis spä- »rsteus 10. März äußern. Inzwischen sollen in Genf keine Meren Beschlüsse gefaßt werden. Lediglich die Sachver- NSndigen für die Durchführung der bisherigen Sanktionen wnen hier ihre Tagung fortfehen. Weitergehende französische Vorschläge, die sich auf die Aeichzeitige Aussetzung der Sanktionen und auf die Aner kennung der durch den italienischen Vormarsch geschaffenen ^age bezogen, sind zurückgestellt worden. Dagegen hat der «Wische Außenminister auf die Festsetzung einer Frist für °ie Beantwortung der Vorschläge — es war auf englischer Veite von 48 Stunden gesprochen worden — verzichtet. Oie Ausschuß-Entschließung Die Entschließung hat folgenden Wortlaut: Auf Grund «es Auftrages, den ihm der Völkerbundsrat in seiner Ent- Mießung vom 19. Dezember erteilt hat, richtet der 13er- «lusschuß einen dringenden Appell an die beiden Kriegfüh renden, sofort Verhandlungen im Rahmen des Völkerbun ds und im Geiste des Paktes zu eröffnen mit dem Ziel ^er baldigen Einstellung der Feindseligkeiten und der end- Mtigen Wiederherstellung des Friedens. Der 13er-Aus- llhuß wird sich am 10. März wieder versammeln, um von Antworten der beiden Regierungen Kenntnis zu "ehmen. Außerdem verlautet, daß sich die Sachverständigen auf ausdrücklichen Wunsch des englischen Außenministers in Ar Zwischenzeit auch mit der Art der Durchführung der Atroleum-Sanktionen beschäftigen werden, damit diese Maßnahme gegebenenfalls sofort beschlossen werden könne. Der italienische Ministerpräsident Mussolini erklärte vor h«w Ministerrat, daß am 18„ 19. und 29. März in Rom «ine italienisch-österreichisch-ungarische Zusammenkunft unter ^«teiligung des östereichischen Bundeskanzlers Dr. Schusch- gg, des österreichischen Außenministers Berger-Wal- ^enegg, des ungarischen Ministerpräsidenten Gömbös Und des ungarischen Außenministers kanya stattfinden u>ird. . Wie Mussolini weiter sagte, werde das Zusammentref- sich auf der Linie der römischen Protokolle be rgen, die in den ersten zwei Jahren ihres Bestehens eine Unleugbare Wirksamkeit zur Stärkung der politischen und A'rtschaftlichen Beziehungen zwischen Budapest, Wien und gehabt hätten. , Mussolini eröffnete seine Ansprache mit einer Dan- Askundgebung an die siegreichen Truppen Badoglios, ^züglich der Flottenkonferenz sagte Mussolini, eine politische Vereinbarung könne von Italien nicht unterzeich- U" werden, wenn mit einer Verschärfung der Sanktionen ^oroht werde oder sie begünstigt würden. Italien gegen die Einschaltung Sowjet- rutzlands in die Donauraumpolitik , 3u der im Ministerrat von Mussolini angekün-digtew ^"enisch-österreichisch-unqarischen Zusammenkunft rn Rom Uhreibt „Lavoro Fascista": Die Sanktionspolrttk habe ^turgcmäL den Prozeß einer europäischen Neuordnung unter sten, so daß die römischen Protokolle nicht in ein größeres! Moslem eingeschaltet werden könnten. Diese besondere euro- Mch« Lage könnte jedoch nicht den Schiffbruch, der römischen Uvotoko'lle bedeuten, und bis zur Genüge den Mrtzerfolg der rechenden Londoner und Pariser Besprechungen beweisen. In Paris habe inan die Donaufrage „ohne Ita lien und daher gegen Italien" lösen wollen. Sow- jetrußland, so erklärt das Blatt, hätte bei der Zusammen arbeit im Donauraum an die Stelle Italiens treten sollen.. Das sei jedoch eine Beleidigung der Geschichte und der Geo graphie. Die bevorstehende Dreierzusammenkunft in Rom werde dazu dienen, die politischen und wirtschaftlichen Be° > Ziehungen zwischen Budapest, Wien und Rom zu festigen und zu zeigens daß nur auf dieser Linie die Zukunft der Völker und Staaten des Donaugebietes gewährleistet werden könne. . Starhemberg auf dem Wege nach Rom Amtlich wird mitgeteilt, daß Vizekanzler Starhemberg Dienstagabend mach Rom gereist ist. Das katalanische Selbstverwaltungsrecht wieder hergestellt Madrid, 4. März. Der spanische Staatsgerichts hof hat das Gesetz vom 2. Januar 1935, das anläßlich der Ereignisse vom Oktober 1934 das katatonisch« Autonomiestatut auißer Kraft setzte, für verfassungswidrig erklärt. Durch diesen Beschluß wird mit sofortiger Wirkung das katalanische Selbstverwaltungsrecht in vollem Umfange wieder hergestellt. Die spanische Amnestie erstreckt sich auch auf Mörder Auf Grund des Amnestiegesetzes sind in Barcelona, am Dienstag unter anderem fünf Verbrecher wieder ans freien Fuß gesetzt worden, von denen vier zu W Jahren Zuchthaus wegen Ermordung von drei Arbeitern verurteilt worden waren. Der fünfte verbüßt« ebenfalls ein« Zuchthausstrafe, weil er von einem fahrenden Kraftwagen aus auf einen Straßenbahn- führer geschossen und dabei einen Fahrgast getötet und mehrer« verletzt hatte, i Ausräumung des Schlachtfeldes Im amtlichen Heeresbericht Nr. 144 drahtet Marschall Badoglio: , Unsere Truppen setzen die Aufräumungsarbeiten auf dem Felde der Tembien-Schlacht fort, während die Flugwaffe diever. sprengten Feindestruppen nicht zur Ruhe kommen laßt. Der Fein» versucht, über die zerklüfteten Steilpfade des Semien-Gebiraes zu entkommen. Die Verheerungen, die die Niederlage in den Rechen des Feindes angerichtet hat, erweisen sich stündlich als schwerer, wie zunächst angenommen. Der Feind verlor in der Schlacht mehrere tausend Soldat«. Unsere Verlost« beziffern sich an Toten und Verwundeten m»f 30 Offiziere, 450 Soldaten der Heimattruppe und 110 Askari». Zwei italienische Flieger sind nicht zurückgekehrt. Zum ersteumat in der Geschichte des Kolonialkrieges wurde eine größere AM«, mit großen Truppenmassen durchgeführt unter gleichzeitiger Mit wirkung von Artillerie, kleineren und mittleren Kalibers, und vo» Kampfwagen, während der Himmel von einer Wolke von Flug zeugen verdunkelt war. Alle diese Heeresbewegungen wurden in größter Ordnung durchgeführt. Sie überstiegen an Schwierigkeit bas Vorstellbar«. Täglich werden Tausende Tonnen an Material jeder Art befördert. In zwei Fällen wurde ein ganzes Armeekorps einzig und allein mit Hilse von Flugzeugen verproviantiert. Die Tapferkeit unserer Truppen, die hervorragende Organisation des Nachschubs und die enge Zusammenarbeit aller Truppenteile bestätigen die hohe Schlag kraft. zu der die Streitkräfte des faschistischen Italien erwachsen sind." Addis Abeba ohne Nachricht Die Lage an der Nordfront ist infolge Ausbleibens vo« Meldungen trotz großer Spannungen in Addis Abeba „immer noch ungeklärt". Von zuverlässiger amtlicher Seite wird noch mitgeteilt, daß der Amba Aladschi immer noch von abessinischen Truppen, die recht stark seien, gehalten werde. Es wird ferner dementiert, daß die Heeresgruppe des Ras Kassa von italienischen Truppen eingeschlossen sei. Nach Gerüchten soll an der Südfront eine abessinische Entlastungsoffensive zu erwarten sein. Starke Kräfte des Generals Nassibu sollen am Webi Schebeli-Flutz zusammen» gezogen worden sein, die von Norden auf Dolo marschieren. General Nassibu könne so eine große Gefahr für die am Ganale Doria stehenden italienischen Truppen werden. Es heißt, daß in den nächsten Tagen große Ueberraschungen nicht ausgeschlossen seien. Reue Siegesmeldung aus Rom Die Armee des Ras Jmru geschlagen? Nach den im italienischen Hauptquartier der Nordfront vorliegenden Meldungen ist die letzte abessinische StellunganderNordfrontam Dienstag zusam- mengebrochen. Die italienischen Truppen haben die Armee von Ras Jmru in Stärke von rund 30 000 Mann am linken abessinischen Flügel nach dreitägigen blu tigen Kämpfen im Schire-Gebiet westlich von Aksum vernichtend geschlagen. Die Abessinier gehen diesen Mel dungen zufolge, von italienischen Bombengeschwadern ver folgt, in wilder Flucht über den Takazze-Fluß zurück; die abessinischen Verluste sollen sehr schwer sein. Auf der Hochebene von Tembien haben das dritte ita lienische und das Eingeborenen-Armeekorps nach dem Sieg über Ras Kassa die Säuberungsaktion fortgesetzt. Mehrere Stellungen, wie der Monte Andino und Enda Mariam Quorum, wurden besetzt. Auf dem von den Abessiniern ge räumten Gelände wurden Tausende von abessinischen Lei chen und eine große Zahl von Verwundeten gefunden. Von den flüchtenden abessinischen Truppen wurden zahlreiche Waffen und Munition zurückgelassen; unter der Kriegs beute befindet sich auch die Kriegskasse des abessinischen Heer führers mit vielen tausend Talern. Die italienischen Flieger berichten, daß von der abessinischen Nordarmee nur noch Trummer übrig geblieben seien. Italiens Berlnste .Jach einer amtlichen Mitteilung belaufen sich die ita- liemschen Verluste im Februar auf 194 Mann, von denen Pmtllch-r SM G4K «