Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.05.1932
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19320525019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932052501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932052501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-05
- Tag 1932-05-25
-
Monat
1932-05
-
Jahr
1932
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.05.1932
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tsn o o o o o 14 » »»,o 8 »1,0 8 105.0 d0 SS,» " 10.0 SS.» »1,0 2»» 2I.» o ro,o o —« o o o o o ro,o 21.5 i.»» s» 11.0 55.0 o ir.o 8 »o.o o si.o o 14.» o i ir,o o »o^ o » »,0 8 O »,o - r«,» do 15,5 8 r»,o o »4,0 o «o.o do 144,0 8 0il»ll o 8 22,1 ss,o IS.o do 1»,» 0 S4.I O IS.» d0 SS.» d lir.o 8 »1,15 dO 4S.1» d0 »»Kr r»^> o i»,o o »» » »».0 8 »1.0 8 10«,» d0 SS.» 0 »»,0 dO 15^ 8 »o,o a »1,0 o 14,» 8 —« »,o 0 so,» » »,0 8 »4,0 » »o.o 0 14»,o 8 rr.i» da «s.o 8 11.0 d IS.o do si.o a IS.o do »»,5 a a i».o o »i,i» da 4«,o c »,o a 15,0 8 in 6em detr. p»p>« :k blacktrsx« vorirz 14. ». rs 5 ss,o r«. ciiex. 7«,0 «o,« 105,0 105,» I. U.p»p. — — lür. S»1. 15.0 15,» loumsnn 1S.0 1«,» .Ved. 1»,15 19,s» lelnk. — elnk. — 2«.-8cd. Iderk. — — ttiunlk. »0,0 läeo»! 8«k«»ck»r lvdsnwi» Llttl»» >., Spie. 24. r. 24,75 2S 5. 24.7» »M8»rn Z5,5 «»,» rwkk. — I»,» 8piettr. — — nie«el 10,0 »,25 10.» 10.» entnms. — k. Oelt. 54,0 53,75 81-ktto — — ee». 7«,v 79,, in. 57,25 52,4 -. ruck. — 23,9 125,25 126,2» -a. — — »lke »,5 «2» e,5cve 5IZ ssctien vlüv» — rdr. — — -I>I — p»vt. 20,0 — e. k>LP>. 14,75 "Z cvirldz. — :K.->V. ickenlk. — — »I. 81b. 58.0 — . Ola» —» — H-Mer — — Msdrik — i<ir 8cl>. — 36» — — Iverke 14,25 !-r>pen »47,0 — . Mel-N — — (Veike 22,0 23.» I«r.-0e. 1Z.«s5 I5Z ««cliinen — — Lpttron 29,75 M-Mik — er Porr. — S Lo. ss,o 34,» r-werk 2S.0 2S.7» . ürub. 51,25 ill,» 9 Ullkner 1Z.0 — weis. 8. — 45,2» . slk. ss.o 65.« Kupier — 20,1 I'orN. s.r 7F cb L Lo. — — 54« Inscli.-P. 27,0 30,, Vr. «k«. «— — w-tt-Ni. 2S.125 2«» wncli. p. UMz.Ver. N3V.-8K. 515,0 1S7.0 510,0 139,0 Iolonl»l«»rt« 23,5 sl 10,25 10,21 ie» — — nen s.o »s IlN»«e». »5,5 95,5 !nk r IHM sk«. Kokins isl» 14,»» »0 «^8 8edlu» 19^75 »,» 1«,» !«Z AZ Mar 1SSL kl! Nuhlger Landtagsbeglnn ln Preußen MßgMler ksmmuniMMr Mrumsmiu» ge- >! i- - »NI« u. vettcg: Llkplch » «klchord», Lreiden. Vostlchkck-»io. IW» Lretden Nachdruck nur mit dcull.Quellenangabe (Lre«dn. Nachr.t,ut»III«. Unverlanat« Schrtllftücke «erden nicht aulbeivadrt »nrdlanIchNltt Nachrichten LreNie» Ferntprecher-Lammelnummee: 96941 Nur iiir NachtgelprSch«: Rr. 90011 Echriltieliun, u. HaupisrlchilUIIelle: Leetden - L. I, Marienstraie »8/4» ist!? - ,tt küt' 7S. gahevanv. Mu' U l parlamentarischer Gepflogenheit olme Diskussion de» Natio nalsozialisten als stärkster Fraktion zugcsprochen werde» miisite. Bon dieser Gepflogenheit ist die SPD. abge- wichen, denn sie hat genau so wie die KPD. einen einenen Mann in Vorschlag gebracht. Nur das Zentrum hat sich zurückgehalten. Der Borstosi der SPD. hat ossensicht.'ich wenigstens in dieser Frage das Zentrnm mehr an die Rechte hcrangcritkkt. In den Abendstunden deö Dienstags wollte man in parlamentarischen Kreisen aber schon einige Schwierigkeiten, die mit dieser ganzen Frage zusammen hängen, beseitigt wissen. Angeblich soll die SPD. im Begriffe sein, sich aus die parlamentarischen formen zurück- zuzichen. Biclleicht hat das Zcntru m in dieser Richtung einen Druck ausgelibt. jedenfalls rechnet man damit, da» die PräsidentschastSsrage keine weiteren Schwierigkeiten be reiten werde, Für diesen Fall käme ein Präsidium in Frage, das ans dem nationalsozialistischen Präsidenten, einem Sozialdemokraten als Ersten, einem Zentrums mann als Zweiten und einem Deutschnativnalcn als Dritten Vizepräsidenten bestehen wlirde. Käme diese Prä sidium zustande, dann wäre das erste Hindernis aus dem Wege geräumt. Aber dem Zentrum ist es unheimlich bei dem Gedanken, das« die Nationalsozialisten nicht nur das Landtagöpräsidtum, sonder» auch das Mlnistcrpräsidtum be sehen könnten, denn nach der preussischen Berkassung ist eS ein Drei-Männer-Kollegium, bestehend aus LanbtagSpräsidcnt, Ministerpräsident und StaatSratpräsident, In dessen Händen die Entscheidung iibcr die Auslösung des Parlaments gelegt ist. Eine Auslösung könnte aber die absolute Rechts- Majorität nach einem neuen Wahlgang mit sich bringen. Das ist eine Entwicklung, die das Zentrum gerade angesichts der bevorstehenden neuen Notverordnung unter allen Nm- ständcn vermeiden möchte. Deshalb wird um den Minister präsidentenposten mit allen Mitteln parlamentarischer Tak tik zäh gerungen werden. Gröhe Uebcrraschnng erregte eS am Dienstagabend, als bekannt wurde, das« die nationalsozialistische Fraktion bc- absichttge, den von ihr oingebrachten Antrag auf Aeuderung der Geschäftsordnung wieder z u r i> ckz u z i e h e n. Wer aber in diesem Schritt eine übermässig freundliche KoalttionSgeste scheu wollte, diirste sich täuschen. Die Zurückziehung ist lediglich die Konsequenz aus den Er klärungen, die der Alterspräsident, General Lthmann, heute vor -em Plenum abgab und in -er er ausdrücklich daraus aufmerksam machte, »as, er sich die alte Geschäfts- ordnung für den neuen Handtag nicht zu eigen mache. Die Nationalsozialisten stehen deshalb aus dem Standpunkt, das« der nene Handtag sich erst eine Geschäftsord nung z u geben haben werde. Eine provisorische Be nutzung der alten McschästSordnungSbestlmmungen kost an diesem Grundsatz nichts ändern. Infolgedessen war eS nur konsequent, -aß -ie Nationalsozialisten alsbald ihren Ab- Wenige Minuten nach SN Uhr betrat der greife General Litzmann fNatsoz.j das Präsidentengestühl. begleitet von dem Direktor des Landtages, Kieuast. Lthmann war im Gehrock erschienen und trug neben dem Lli I. auch andere hohe Auszeichnungen. Bei seinem Ein tritt erhoben sich die Nationalsozialisten und grüble» ihn mit dem Faschistcngrub, während sie sich im übrigen auch gegenüber den sofort wieder einsehendcn lebhaften kommu nistischen Zurufen völlig ruhig verhielten. Die Nationalsozialisten waren im Gegensatz zu der konstituieren den Sitzung des jetzigen Reichstages, diesmal nicht in Uniform Anzüge. Fraktion ändcrungSantrag zurückzogcn, denn an einer Geschäftsord nung, die eben als erledigt erklärt wurde, können ja auch keine Aenderungen, gleich welcher Art, vorgenommen werden. Inzwischen ist noch ein -eutschnationaler Antrag im Prcubischen Landtag cingegangen, in dem aber mals ein Borstob gegen die Geschäftsordnung, wenn auch in anderen Formen, »nternommen wird. Die Deutschnatio nalen stehe» auf dem Standpunkt, dab sich jeder Lan-tag nur einmal, und zwar am Anfang seiner Legislaturperiode, seine Geschäftsordnung zu geben habe. Infolgedessen sei eS nicht zulässig, wenn später Abänderungen gemacht würden. Die Dcutschnationalen fordern daher, dab die Geschäfts ordnung lediglich in der Form gültig sei, wie sie zu Be ginn der Legislaturperiode des dritten Landtags be schlossen worden war. Diese Haltung Ist auch um deswillen von Bedeutung, weil bekanntlich staatsrechtliche Gut achten vorliege», die besagen, dab die Aenderung der Ge schäftsordnung B c r s a s s» » g S b r » ch gewesen sei. WaS die Regierungsbildung anbelangt, so kommt eS namentlich -em Ze » tr » m daraus an, Zeit zu gewinnen. Die NegierungSvcrhältnisse im Reiche sind unsicher. Man wcib nicht, ob und wie lange das Kabinett Brüning noch bleibt. Deshalb will man lieber ein Provisorium in Preuben schassen, um nicht eines Tages Prcuben und Reich Im Machtbeüh des RecbtSblockeS zu sehen. Angesichts der seltsamen Bcrtctlung der Mandate in diesem neuen Prcubischen Landtag bedauert man eS doppelt, das, der grobe Plan der Rechten bei den letzten Wahlen nicht vollständig gelungen ist. Alles wäre einfach und klar, die Kursänderung wäre längst vollzogen, ein neuer Wind mürbe durch Prcuben und alsbald auch durch das Reich wehen, hätten die Splittergruppen der Mitte auf ihre eigenbrötlerische» Aspirationen bet der Preuftenwahl verzichtet. Dann wären die zehn Mandate noch heraus- gesprungen, die der absoluten NcchtSmchrhett fehlen, un längst wären klare Verhältnisse geschaffen worben. Bor allem hätte bas Zentrum einmal am eigenen Leibe spüren müssen, was es bedeutet, auSgcschaltet zu sein und nicht mehr ge fragt zu werden. Damit wäre das Schaukelspiel zu Ende ge wesen, dessen sich das Zentrum seit Jahrzehnten zum Unglück des Reiches und zum Unglück PrcuftcnS bedient. Der Land tag, der heute zusammcntrat, wirb voraussichtlich an den gleichen Schwächen leiden, die eine Schlüsselstellung des Zentrums noch Immer zur Folge hatte. Mit einem Minimum zahlenmäbigcn Einflusses wird das Zentrnm versuchen, ein Maximum politischer Macht zu retten. Seine Skrupellosigkeit und Schlauheit bet dieser Methode ist be kannt. ES wirb aus der Rechten starker Nerven und über- legener Klugheit bedürfen, um diese Gefahr avzuwenben. Die Nationalsozialisten stehen an der Schwelle einer Be währungsprobe, die wohl die schwerste und die wichtigste ist, vor die sie je gestellt worden sind. erschienen. Nur einige von ihnen trugen braune Wohl aber hatten ziemlich alle Mitglieder der das Hakenkreuz angelegt. Allerspräsldenl Lthmann mubte gegenüber den von den Kvinmunisten sofort ein sehenden Rusen: „Nieder mit den kaiserlichen Generalen!" und „Nieder mit dem Faschismus!" sofort und anhaltend von der Glocke des Präsidenten Gebrauch machen. Dann sing er mit lauter Stimme seine Ausführungen an, ver einzelt von Psisscn aus der äubcrstcn Linken schon in den ersten Sähen unterbrochen. Der Alterspräsident führte unter anderem auS: Ich eröffne hiermit die erste Sitzung beS vierten Preu- bischen Landtages. tRuse bei den Komm.: „Ter letzte Büttel -es Kapitals!"! Nach den bisherigen Ermittlungen bin ich das älteste Mitglied des Hauses. tRuse b. d. Komm.: „Du lebst, und unsere Brüder liegen unter der Erde! Nieder mit den Generalen!") Ich bin am 22. Januar 1850 geboren, stehe also im 88. Lebensjahr. tRuse b. d. Komm.: „St« haben den Krieg ganz gut überstanden!") Ich trage, ob in dieser Bcrsammlung jemand ein noch höheres Lebens alter ausweist. Daö ,st nicht der Fall, also habe ich die Ver handlungen zu leiten bis der eigentliche Präsident gewählt ist. Ich habe vier Beisitzer zu berufen. Ich beruse die Ab geordneten Htnklcr tNatsoz.), Haake tNatsoz.), Paetzel lSoz.) und Fran Giele lZ). Der Alters präsident fordert die Beisitzer ans, zu seiner Rechten und Linken Plah zu nehmen. Als der Sozialdemokrat Pachel hierauf sich neben den nationalsozialistischen Alters präsidenten seht, wird im ganzen Hanse gelacht und von den Kommunisten komme» Obo Ruse. Ter Alterspräsident ge denkt bann, während alle Abgeordneten und Tribünen besucher sich von ihren Eiben erheben, des schweren Grubenunglücks, daö sich kürzlich bei Torstseld er eignet hat. Er erinnert daran, das, infolge Bruchs eines Förderseils bet dieser Katastrophe mehrere Bergleute umS (Fortsetzung des Sitzungsberichts auf Seite 2) Gegrünöek 18S6 »e«ua4«»a»7 I«z UgNch »«etmaUger ZusteNun, monatlich 9.90 Mk. trtnIchNrbUch 70 vsg. für LeLsek- v>l>n) durch Postbejug 1.90 Mk. elnlchlielllch »« VIg. Pos>a»bl>l,r (ohne Polhuftellungtgebühr, bet 7 mal wdchenlUchem Kerl and. (Nn»elnuminer 10 vlo„ auberhalb Lächle»« 16 Plg. NnzeigenpreNe: Li« etnwattige 30 «nm breil« Zeile 35 Pla., tür au«n>Lri, «o BI«., dl- SO mm »rette Reklame,eile »<x> Pin., »oberhalb »»« Vlg. -b». «rilenabichlag tt. larii, Naniilicnanjelgen und Elcllengeluche ohne Nada» 1» PIg., außerhalb 95 Pia- Oileriengeblihr »o Piz. «uiwlirilge NuIIrLge gegen Borautbejahlung. Drei Möglichkeiten eines Rechtskabinetts Stlmmungsdllck nnsorvr vorllnor 8odrlltl»ltung Die erste Sitzung des neuen 4. Preussischen Landtags, die «m Dienstag nachmittag 8 Uhr eröffnet wurde, hat sich so ruhig und, abgesehen von einigen kommunistischen Un gehörigkeiten, so einwandsret abgespielt, wie es vielleicht in weiten Kreisen des Publikums nicht erwartet worden ist. Die überfüllten Tribünen sind jedenfalls nicht auf ihre «osten gekommen. Ter deutsche Parlamentarismus lieferte ihnen kein neues Bild der B e r w i l d e r u n g. Die Tagesordnung selbst war denkbar kurz und wickelte sich in einer halben Stunde ab. Mittwoch 1 Uhr mittags wird -aS Plenum weiter tagen. Der Verlaus der Sitzung stand im schroffen Gegensatz zu der emsigen Betriebsamkeit, die seit den frühen Morgenstunden im Landtagögcbände geherrscht hatte und zu dem Polizeiaufgebot, das aus die Straf,en um de» Landtag herum bcfchränkt war, da der Alterspräsident General Litz- manu unisormiertcr Polizei das Betreten des Hauses untersagt hatte. Auch aus den Straften hätte die Polizei in den ausgebolenen Mengen ruhig schien können. Aber offen bar wollten der Berliner sozialdemokratische Polizeipräsident und sein Vizepräsident Dr. Weis, nicht daraus verzichten, die in ihren Händen befindliche Staatsmacht wenigstens unter den Augen eines Parlaments demonstrieren zu lasten, daö in seiner Zusammensetzung — ginge eS mit rechten Dingen zu — sür -as bisherige Regicrungssystem in Preuben daö Ende bedeuten mühte. Um 3 Uhr soll die Sitzung beginnen. Hier in Preuften legt mau daö akademische Viertel zu. Inzwischen studieren die Tribünenbesncher daö sich langsam füllende HanS. Die Vcgrisse von rechts und links und Zentrum verlieren bei der parlamentarischen Umgrupvteruna immer mehr anrcalcr Bedeutung. Die Rechte füllt bi» aus neun Litze zusammen mit den rechten Mittelgrupven nicht nur den gesamten rechten Sektor, sondern auch die Hälfte der mittleren Sitzreihen. TaS Zentrum ist — wie eS ihm ja politisch gebührt — nach links gerückt und teilt mit Sozialdemokraten und Kommunisten die linke Hälfte des Plenarsaales. Zahlreiche neue Gesichter sicht man. Auch aufterhalb der rechten Parteien setzt sich die junge Gene ration in den Fraktionen durch. Punkt 3,15 Uhr halten unter Führung des Abg. Kubc die Nationalsozialisten ihren Einzug. ES dauert schon eine Weile, bis alle tv2 Mann Platz genommen haben. Prinz A u g » st W ilhclm sitzt nnmitlelbar vor der Regic- ruugsbank. Viele neue Gesichter tauchen auf. Im allgemeinen sind die Nationalsozialisten in Zivil erschienen. Nur ein Dutzend tragen braune Anzüge und lange Stiefel. In der braunen Fraktion leuchtet die Uniform eines GritnrockeS, eines nationalsozialistischen Försters. Bei den D e u t s ch n a t i o n a l e n sieht man u. a. zwei bekannte Stahlhclmgcsichter, den Elsässer Tr. Eduard Stad- I e r und den Stahlhelmsührcr v. Morozowicz. Die Ab geordneten des Zentrums sitzen ein wenig bedrückt zwischen Sozialdemokratie und dem übermächtig gewordenen Block der Rechten. Die Kommunisten haben Ihren Sektor ver breitert. Manche von ihnen sind in Räuberzivil er schienen. Ein Witzbold rüst ihnen zu: „Ihr habt wohl eure «ragen vergessen'?" Dann erscheint im Präsidentengestühl der greise 83jährige General Litzmann, Führer jener welt berühmt gewordenen Durchbruchsschlacht von Brzeztny des groben Krieges. In straffer soldatischer Haltung, hohe IlriegsanSzcichnnngcn aus dem Gehrock, wird er von den Nationalsozialisten, die sich von den Sitzen erheben, mit Heil rufen begrüftt. Er antwortet mit dem Hitlergruft, und die Sitzung beginnt. Tie Kommunisten benehmen sich bei seinem Erscheinen wie bei seinen ersten Amtshandlungen reichlich rüpel haft. vssenbar liegt ihnen daran, den in der parlamen- «arischen Praxis ungewohnten alten Soldaten in Verlegen heit zu bringen. Aber sie haben aus die falsche Karte ge fetzt. General Litzmann bietet ihnen keinerlei Ansatzpunkte. Er lässt sich in keine Diskussion mit ihnen ein, rügt sie nicht. Er versteht zu warten, bis die Zwischenrufe! selbst etwas verschämt verstummen. Auch die Nationalsozialisten verharren in eisigem Schweigen. Sie wollen ihrem Präsidenten keine Schwierigkeiten bereiten. Dann ist die Tagesordnung schnell abgcwickelt. Der Alterspräsident stellt fest, baft kein Mitglied des Hauses an seine 88 Lebensjahre heranrelche. Er beruft dann den vorläufigen Vorstand, zwei Natio nalsozialisten, einen Sozialdemokraten, eine Dame vom Zentrum. Korrekt begrüftt er auch den Sozialdemokraten, der eine verlegene Verbeugung macht, als er neben dem Präsidcntcnstuhl Platz nimmt. Schlicftlich wird noch die Einsetzung eine» AcltestcnratS beschlossen, der morgen znsammentreten soll nnd besten Aus gabe cs sein wird, die Mahl des endgültigen Präsidiums vorzubereitcn. Vom Dienstagnachmittag bis Mittwochmittag wird viel zwischen den Fraktionen hin und her getragen werden, denn neben der Geschäftsordnung bildet auch der Posten des Landtagspräsidenten ein Streitobjekt sondergleichen. Beim Rest der Sitzung liegen die Kom munisten mit AgitationSanträgen nnd polternden Agita- tionSreden In Front. Schlicftlich beantragen die Deutsch, tiat tonalen, auf die morgige Tagesordnung ein offi zielles Misstrauensvotum gegen die Regie, rung Braun zu setzen. Alle diese Fragen werben aber wohl erst im Acltestcnrat entschieden werden. Ehe man sich versieht, Ist die Sitzung geschlossen. An drei Fragenkomplexe hat nun der neue Landtag her- anzugehcn, nnd dabei werden Berge von Hinder nissen aus dem Wege geräumt werden müssen. Da» erste ist der Kampf um das LandtagSpräsidium, das nach alter Berlin, 24. Mat. Der am 24. April d. I. gewählte vierte Preussische Landtag hielt am DicnStagnachmittag seine konstituierende Sitzung ab. Obwohl der Sitzungs beginn erst für 3 Uhr nachmittags vorgesehen war nnd der Preussische Landtag ,m Gegensatz zum Reichstag nicht pünkt lich, sondern erst mit dem akademischen Viertel beginnt, war bereits kurz nach 2 Uhr, als die Publikumstribüne» " öffnet wurden, ein so starker Andrang vom Publikum zu verzeichnen, daß sämtliche Tribünen im Nu überstillt waren; sehr viele Besucher hatten nur noch Stehplätze erhalten. Auf ben^Piiblikumötribiincii hatte man auch eine Reibe von Photographen untcrgcbracht, die eisrig mit der Einstellung ihrer Apparate auf das Prüsidentcnacstühl und aus die Bänke der Kommunisten und der Nationalsozialisten be schäftigt waren. In der Diploniatenlogc sah man aufter einigen Vertretern der verschiedenen Botschaften und Gesandtschaften auch den Staatssekretär in der Reichskanzlei, Dr. Plinder, sowie Vertreter anderer deutscher Länder. In der für die Abgeordneten anderer Parlamente reser vierten Loge bemerkte man neben NcichStagSabgeordnctcn vor allem auch Politiker aus den bürgerlichen Parteien, die dem früheren Landtag angchört hatten. Die Plätze aus dem PubliknmStribltuen wurden so vergeben, das; möglichst nicht Anhänger verschiedener Parteien aus einer Tribüne saften; auch damit wollte man Reibereien vermeiden. Der Plenar- sihungösaal füllte sich nur allmählich. Insbesondere blieben die Bänke der Nationalsozialisten zunächst leer. Aus der Prefsctribünc. die so stark wie nie zuvor von der in- und ausländischen Presse aller Richtungen besetzt war, wurde vielfach bemerkt, daft Abgeordnete der Deutsch nativ- nalen und des Zentrums, die znm ersten Male nach den Neuwahlen den Plenarsaal wieder betraten, mit Er staunen scststcliten, wie weit sic infolge des Wahlausganges — rein räumlich betrachtet — nach links gerückt waren. Pünktlich um 8,15 Uhr betraten die Nationalsozialisten unter Führung ihres Fraktionsvorsitzenden Abg. Knbe einzeln nacheinander in langer Reihe den Sitzungssaal. Sofort meldeten sich Zwtschcnruscr bei den Kommunisten, die den Nationalsozialisten znrtcsen: „Die Gänse kommen!" Aus den Ncgicrungobänken hatten einige höhere Ministerial- beamte als Berichterstatter sür ihre Ressorts Platz ge- nvmmcn. Die preussischen Staalöininlster saften ans den Bänken ihrer Fraktionen, wo sic ihr Abgeordnctcnniandat auSübten. Nur Finanznsinister Klepper, der nicht dem Landtag angchört, war nicht erschienen. MM
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite