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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.05.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080511019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908051101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908051101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-11
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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Das wichtigste vorn Tage. * Morgen wird der außerordentliche mecklenburgische Landtag eröffnet, auf dem Mecklenburg eine Verfassung erhalten soll. iS. Dtschs. R.) * Eine Versammlung von 3000 Holzarbeitern in Hamburg jlimmte dem Leipziger Tarifvertrag zu. (S. Dtschs. R.) * Die Ausführungsbestimmungen zum Reichsver ein s g e s c tz für Preußen werden veröffentlicht. (S. Dtschs. R.) * Der englische Handelsminister Churchill ist am Sonnabend mit 70117 Stimmen bei der Wahl in Dundee ins Unterhaus gewählt worden. (S. Ausl.) * Der Landtagsabgeordnete für Schweidnitz. Stricgau, Erzpriester Hoheisel, ist gestern vormittag in Schweid nitz gestorben. Die technische Hochschule Dresden. Zeit 1902/03 ist, wie die Statistik ausweist, allgemein auf den Tech nischen Hochschulen ein Rückgang in der Zahl der Besucher eingetreten. Die Gesamtzahl der Studierenden ist um 7,2 Prozent zurückgegangen, und wenn man die Hospitanten außer Betracht ^äßt, so stellt sich der Rückgang gar auf 15,7 Prozent, also fast ein Sechstel. Vor allem wird von dieser Abnahme das Maschinenstudium betroffen, das einen Rückgang von 41,2 Prozent aufweist, während allgemeine Abteilung und Hospitanten heute im Vergleich zu den Zahlen vom Winter 1902/03 eine Zunahme um zwei Drittel, die chemische Abteilung eine solche um ein Fünftel aufweisen. Wie der soeben im Landtage ausgegebene Bericht der Finanz deputation der Zweiten Kammer erkennen läßt, hat sich die Technische Hochschule D r e s d de n hinsichtlich des Maschinenstudiums am aller- Vesten gehalten. Der Rückgang beträgt dort gegen das 1902/03 erreichte Maximum nur 28,5 Prozent, während er an den preußischen Hoch- schulen am stärksten ist (Hannover 59,9, Berlin 59,4, Aachen 47,8 Pro-, zents und auch in München und Darmstadt noch fast 31 Prozent aus macht. Im ganzen hat sich die Beteiligung Dresdens an der Gesamt heit der Hochschulhörer nach ihrem Tiefpunkt von 1904/05 wieder auf den alten Wert von nahezu 8 Prozent gehoben. Hervorstechend ist der hohe Prozentsatz, mit dem sich die chemische (227 Besucher oder 14,2 Proz. aller Hochschulchemikers und die allgemeine Abteilung (11,6 Prozents unter die Hochschulen stellen. Für die allgemeinen Abteilungen sind die Schwan kungen groß, weil nur noch zwei Hochschulen wirklich vergleichbar sind und diese auch hinsichtlich der allgemeinen Abteilung, namentlich in Mün chen, starke Zunahme zeigen. Die Hochbauabtcilung befindet sich im relativen und absoluten Steigen und hat seit 1905/06 die Durcküchnitts- zifser der gesamten Hpchschule, wenn auch lange nicht so stark wie die chemische und die allgemeine Abteilung, überschritten. Die mechanische Ab teilung hat trotz der schon oben erwähnten absoluten Abnahme ihren Anteil an der Gesamtheit der Maschinenbauer verstärkt und schickt sich an, den Durchschnitt der Hochschule (7,83 Prozent 1907/08) mit ihren 7,16 Prozent bald zu erreichen. Im Rückgänge sind die Bauingenieure, so wohl absolut als auch namentlich sehr stark relativ; vom Beginn bis zum Schluß der vorliegenden Periode sind sie von 11,6 bis auf 7,6 Prozent in der Anteilnahme an der Gesamtheit der Bauingenieure zurück gegangen. Die Gesamtheit der Bauingenieure zeigt seit 1902/03 keine nennenswerte Aenderung. Rückläufig ist auch die Bewegung in der Zahl der Hospitanten, absolut nehmen sie zwar zu, das Anwachsen der Hospitantenzahl an den gesamten Hochschulen erklärt aber ihre relative Abnahme. Der Rückgang in der Gesamtfrcquenz der Technischen Hochschulen Deutschlands erklärt sich zwar zunächst aus der Tatsache, daß, wie in io vielen Berufen, auch in manchen Zweigen der wissenschaftlichen Technik eine Ueberfüllung eingctrcten war, die die Gehaltsverhältnisse und die wirtschaftliche Lage der höheren Techniker zum Teil ungünstig beeinflussen und infolgedessen auch den Andrang zu dieser Laufbahn mindern mußte. Es müssen aber außerdem noch gewisse besondere Ursachen gewesen sein, die in einzelnen Fächern und an einzelnen Hoch schulen diesen Rückgang besonders auffällig hervortreten lassen. So ist erst vor kurzem im preußischen Abgeordnetenhause auf die geradezu er schreckende Abwanderung der Studierenden des Maschinenbaufaches von der Charlottenburger Hochschule hingewiesen, deren Zahl von 2026 im Jahre 1901/02 auf 789 im Jahre 1907/08 zurückgegangen sei, während in dem gleichen Zeiträume auf andern Technischen Hochschulen, wie in Karlsruhe, München und auch in Dresden, der Besuch dieser Ab-- teilung sichwesentlich günstiger gestellt habe. Die Ursache dieser Verschiebung fand Abg. Dr. Beumer, gestützt auf die Urteile an- gesehener Fachmänner und hervorragender Industrieller, darin, daß die Ausbildung der Maschinenbauingenieure in Charlottenburg in ein seitiger, vorwiegend nur konstruktiver Richtung erfolge, während auf anderen Hochschulen, so auch in Dresden, gleichzeitig hoher Wert auf die für den Maschinenbau nicht zu entbehrende wissenschaftliche Grundlage der Mathematik, Physik und Mechanik gelegt werde; aber auch die Industrie verlange wissenschaftlich ausgebildete Inge- nieure, sonst begnüge sie sich mit billiger bezahlten Technikern, wie sie aus den technischen Mittelschulen hervorgchen. Die gleiche Anschauung teilt offenbar auch Prof. A. Wagener-Danzig, wenn er in seiner Fest- rede zu Kaisers Geburtstag über die Ausgestaltung des Unterrichtes und der Prüsunesvorschriftcn für das Maschineningenieurwesen an der Technischen Hochschule ausdrücklich hervorhcbt: „Ter Unterricht in Mathematik, Physik, Chemie und Mechanik, kerncr zur Einführung in den Maschinenbau dienenden Unter- Weisungen und die grundsätzlich sehr wichtige Lehre von den Maschincn-Elementen scheinen nach den bisher gemachten Erfah rungen hinsichtlich de? Umfangs richtig bemessen zu sein, lassen sich aber vielleicht qualitativ und quantitativ noch etwas vervollkommnen.' Auch der Verein deutscher Maschinenbauanstalten, zu dem sich die leitenden Männer der größeren Werke Deutschlands zusammcngcschlossen haben, bekannte sich in seiner Hauptversammlung vom 6. März 1968 zu der Auffassung, daß die Maschineningenieure neben den Kenntnissen der Konstruktionslehre sich auch eine breite Grundlage allgemeinen Wissens aneignen müßten. Es ist sehr erfreulich, daß die gleiche wissenschaftliche Unterrichts methode unter Forderung der königlichen Staatsregicrung an der Tech nischen Hochschule beibehaltcn worden ist und damit so befriedigende Erfolge erzielt worden sind, die gerade in einem ausgesprochenen In- dustriestaate, wie Sachsen, von hohem Werte und großer Bedeutung sind. Die Grundsätze, nach denen die Technische Hochschule Dresden weiter zu fördern und zu entwickeln ist, stellt der vom nationalliberalen Abgeordneten Dr. Voael-Dre^den verfaßte Bericht der Finanzdepu tation .X alsdann folgendermaßen zusammen: 1) Erhaltung und Neubcrufung hervorragender Lehrkräfte, 'owie zeitgemäße Vervollkommnung und fortdauernde Vermehrung der Lehr mittel, deren sachgemäße Aufstellung und Verwendung durch die großen Neubauten an der Technischen Hochjchule Dresden ermöglicht wird. 2s Die wissenschaftliche Grundlage des gesamten Unterrichts muß neben der fachmännischen Ausbildung erhalten bleiben und im Zu- sammenhange damit auch die „Allgemeine Abteilung" fortdauernd ge fördert werden. Ein unverkennbares Zeichen des an der Technischen Hochschule zu Dresden herrschenden wissenschaftlichen Geistes ist die Tat- fache, daß Dresden in der Gesamtzahl der bisherigen, auf Grund von Arbeiten vorgenommenen Promotionen zu Doktoringenieuren mit 122 obenan steht, (München 115, Berlin 78, Karlsruhe 70, Hanno ver 59 usw.s, was wesentlich seiner starken chemischen Abteilung ver- dankt wird. 3) Auch für den Besuch durch Hospitanten bietet Dresden mit seinen regen Interessen für Kunst und Wissenschaft alle notwendigen Vor bedingungen, nur wäre es wünschenswert, die Voraussetzungen für die Aufnahme als Hospitant und das Verfahren bei der Anmeldung all gemeiner bekannt zu machen. Im einzelnen ist aus dem Berichte noch folgendes hervorzuheben: Der Anregung der Errichtung einer Professur für landwirtschaftlichen Maschinenbau ist insofern Folge gegeben worden, als man den In haber des Lehrstuhles für spezielle Technologie, Prof. Hundhausen, ver anlaßt hat, den Bau landwirtschaftlicher Maschinen in seinen Vor lesungen besonders zu berücksichtigen. Ferner hat das Kultusministerium in einer Zuschrift vom 8. v. M. hestätigt, daß schon in allernächster Zeit der Lichthof des neuen Kollegiengebäudes an der Helmholtzstraßc mittels eines Glasdaches zu einer Halle als Lehrmittelraum für die Professur für spezielle Technologie, zugleich aber auch als Ausstellungsraum für Maschinen ausgestattet werden soll, und daß eine Anzahl von Fabrikan ten die dazu erforderlichen Mittel bereitgestellt hat, ohne sich irgend- welchen Anteil an der staatlichen Aufsicht auszubedingen. Nachträglich hat sich aber herausgestellt, daß die Halle in dem oben erwähnten Lichthof für die Aufstellung von landwirtschaftlichen Maschinen nicht ausreicht, es soll deshalb in der Nähe des dortigen elektrischen Werkes noch eine zweite Halle errichtet werden, für die, da die bisher zur Verfügung ge stellten Mittel nicht auch noch dafür ausreichen, durch eine weitere Sammlung in Privatkreisen die notwendigen Baukosten aufgebracht wer den sollen und zu einem wesentlichen Teile inzwischen auch schon auf gebracht worden sind, während die Negierung für diese zweite Halle einen geeigneten Platz auf dem Terrain der neuen Hochschulanlage zur Verfügung gestellt hat. Für die Jngenieurabteilung ist ein Neubau geplant, der schon im Sommer 1906 von den .Hochschulorganen als dringend notwendig be zeichnet, trotzdem aber mit Rücksicht auf die Finanzzlage einstweilen zurückgestellt worden ist. Er soll in der Finanzperiode 1910/11 a>C dem Gelände der Hochschulneubauten errichtet und gleichzeitig das setzt im Kellergeschoß des Chemischen Laboratoriums befindliche, gänzlich unzureichende Flußbaulaboratorium dorthin verlegt werden. Der iw. Hauptgebäude am Bismarckplac; frei'werdende Raum wird darnach für Verwaltungszweck« in Anspruch genommen und an deren Hochschul instituten, insbesondere der gleichfalls erweiterungsbcdürftigen B'blio- thek zugewiesen werden. Mit der Ausarbeitung der Pläne usw. für den Neubau soll ein Professor der Hochbauabteilung betraut werden, für besten Honorierung im jetzigen Etat die Einstellung von gemeinjährig 4000 .E vorgesehen ist. Die Deputation beantragt die Bewilligung dieser Summe, wie sie überhaupt vorschlägt, dem Etatkapitel 92, Technische Hochschule Dresden, das in den Einnahmen 144 540 ^ll. in den Ausgaben 883 841 .E aufweist, nach der Regierungsvorlage zuzustimmen. Der Bericht steht heute in der Zweiten Kammer zur Beratung. Maximilian Harden ermächtigt den Berliner Vertreter des Pariser „M atin" zu folgenden Erklärungen: „Jetzt, unter einem weniger ^ungünstigen Himmetz weit von den Berliner Vorurteilen, hat sich die „Szene gedreht", wie Sarcey zu sagen pflegte. Der andere ist zum Verbrecher geworden und ich beinahe zum Helden. In Wahrheit hat sich nichts geändert. Ich bin weder ein Uebeltäter noch ein Held, aber ich habe gesagt, was wahr ist, und ich habe es mit aller Vorsicht gesagt, mit aller Feinfühligkeit, die das Interesse des Reiches mir anbefahl. Erinnern Sie sich der ganzen Affäre. Ich habe immer gesagt, daß meine Ausgabe in dem Augenblicke erfüllt sein würde, wo der Kaiser, wie er dies im Mai 1907 tat, sich von den Personen, die ihn umgaben, trennte. Mau verlangte von mir Beweise. Ich lieferte genau so viele, daß das Schöffengericht mich frei sprach. Dann ergriff die Regierung Plötzlich die Partei der Besiegten. Der Gerichtshof wählte eine Prozedur, die von allen berufenen Krimi nalisten mißbilligt wurde, und Fürst Eulenburg, der im ersten Prozeß unauffindbar war, hielt den Augenblick für günstig, seine erschütterte Macht wiederherzustellen. Das gelang ihm. Es fehlte nicht viel, und man hätte aus ihm einen Triumphator gemacht. Nun, das war zu viel. Erstens habe ich nicht fünfzehn Jahre lang gearbeitet, um mich im Dickicht erwürgen zu lassen, und dann mußte ich fürchten, daß das alte Spiel wieder anfangen würde. So entschloß ich mich denn, um meiner Freiheit und Ehre willen, und mehr noch um mein Vaterland von dem Cagliostro verrufener Orte zu befreien, diese schändliche Campagne fort- zusetzen, diesmal ohne Rücksicht, nach dem berühmten Worte Wilhelms: Pardon wird nicht gegeben. In Berlin hat man die Zeugen Riedel und Ernst nicht hören wollen, die ich gegen den Eid Eulenburgs zitiert hatte. Man mußte sie in München hören. Nach begreiflichem Zögern entschloß sich das Gericht, den Fürsten wegen Meineides zu verfolgen und aus Ansuchen des Untersuchungsrichters nannte ich eine große An zahl Zeugen, die imstande sind, den Eid des Fürsten Eulenburg zu ent- kräften und die von ihm begangenen Schändlichkeiten zu beweisen. Er log, als er sich unbefleckt nannte, er log, als er behauptete, niemals politischen Einfluß ausgeübt zu haben. Ich werde beweisen, daß er die Preßstimmen kanalisierte und die von ibm inspirierten Artikel zum Throne gelangen ließ als Ausdruck unabhängiger Meinung, schließlich, daß dieser Mann mit bewundernswerter Kunst seine Kreaturen, seine „Lieblinge", überall hinzubringen wußte. Noch sind sie nicht alle ent fernt. Und wenn Sie heute noch kleine Artikel lesen, die den Mein eidigen preisen, so brauchen Sie nicht über ihren Ursprung zu zweifeln, da sie mitunter selbst amtlichen Ursp'unges waren. Es wird von der Prozedur abhängen, ob ich diese Kreaturen verfolgen werde. Die Hydra ohne Köpfe ist ungefährlich, aber wenn man einen dieser Köpfe schonen will, werde ich meine Pflicht tun. Auf der einen oder anderen Seite wird es Tote geben. Ich stehe allein im Kampfe, aber ich werde mich nicht allein des Sieges freuen. Zwei Minister sind persönlich in die An gelegenheit verwickelt, Kriegsminister v. Einem und Justizminister Baeseler. Beide Herren haben offen Partei für Eulenburg, Lynar, Hohenau und Kompanie ergriffen. Unna kicko selbstverständlich, aber es gibt einen blinden Glauben, den sich Staatsmänner nicht leisten dürfen. In der Affäre Mvltke liefert vor dem Reichsgericht der Meineid Eulen burgs die neue Tatsache für die Wiedereröffnung des Verfahrens. Wir werden also eine neue Affäre Moltke gegen Harden haben, wobei ich Gelegenheit finden werde, diesmal ohne Rücksicht alles über den Grafen Moltke zu sagen. Vier Kanzler haben unter dem Einfluß von Liebenberg gelitten. Ich habe frei berau? dem Fürsten Eulenburg den Krieg erklärt. Zuerst bat er cnt'chsiivsen wollen, dann um Frieden gefleht, dann wieder sein heimliches Spiel ausgenom men. Jetzt ist es genug. Er hat mich ins Gefängnis werfen wollen, ich zertrete ihm den Kopf, wie einer gefährlichen Schlange." Menn wir erst zu Hause sind.... (Von unlerm Pariser I-.-Korrespondenten.) Paris, 8. Mal. Schon als Professor Andler mit seinen 31 Pariser Studenten noch unterwegs in Deutschland war, bei den Festlichkeiten in Berlin usw., rührten sich die chauvinistischen Pariser Blätter und prophezeiten den Reisenden einen heißen Empfang, so daß sie wohl nicht ohne ein gewisses Unbehagen an ihre Heimkehr denken mochten. Gestern hat nun denn auch richtig diese Teutschlandreise in der Sorbonne die Veran lassung zu großen Lärmszenen gegeben. Professor Andler war im „Amphitheatre Guizot" erschienen, um seine übliche Vorlesung zu halten. Der Raum war überfüllt von ^Herren, die sonst wicht den deutschen Kursus zu besuchen pflegen. Schon war bekannt geworden, daß e-- katholische Studentenvereinigung, die „Jeunesse Catholique", auf „Au- regung" des Akademikers Maurice Barres hin eine große patriotische Kundgebung gegen diesen „Verrat am Vaterlande", den die fortschritt licher gesinnte Jugend sich hatte zuschulden kommen lassen, plane. Drei hundert ebenso fromme, wie chauvinistische Jünglinge waren in den Lehrsaal eingedrungen und empfingen Professor Andler mit einem wahren Jrokesengeheul, mit Pfiffen auf Schlüsseln und Getrampel. Ter Professor verneigte sich lächelnd bei dieser Begrüßung und setzte sich an sein Pult, um abzuwarten, bis der Sturm sich gelegt. Seine ständigen Hörer waren wütend über die Störung und applaudierten dem Ge lehrten. Beide Parteien suchten sich durch Lärmen für und gegen zu übertäuben. Tie Klerikalen stimmten den üblichen höhnenden Sm- dentengesang: „Oonspuer, .Vmisi-r, oonspue/' an, während seine Ver ehrer nach bekannter Melodie: „O'sat: ^ricklew qu'il norm laut" ver nehmen ließen. Nach einer Weile hörte Herr Andler auf zu lächeln und verließ den Saal, in der Meinung, daß sich die Störer verziehen würden. Doch als er zurückkchrte, ging der Skandal von neuem los, und die? auch nach einer weiteren Pause ein drittes Mal. Dann zog sich der Gelehrte zurück, entschlossen, seinen Lehrkurs nicht zu halten. Die Beamten der Sorbonne räumten darauf den Saal. Im Hof gerieten dann die Manifestanten aneinander. Aus allen Lehrsälen strömten die Studenten herzu und verstärkten die Anzahl der für Andler freundlich Gesinnten. Tie Rufe: bas ^ncklew!" wurden mit anderen Rusen: das HanGk-, Vivo 1« Ropubligns sooials!" beantwortet. Und als die Patrioten eine Trikolore hervorzogen und die Marseillaise sangen, zerrissen die revolutionären Studenten den roten Sonnenschirm einer russischen Kollegin und machten daraus eine sozialistische Fahne. Diese wurde von den Chauvinisten im Sturm genommen und aus den Beden getreten. Darauf gelang es der Gegenpartei, sich der Trikolore zu be mächtigen und sie in den Staub zu zerren. Nun schritten Herr Andler und andere Professoren ein, um diesem Unfug, der ihnen viel zu weil ging, ein Ende zu bereiten. Auch hatte der benachrichtigte Polizeipräsekt Lcpine eine Brigade seiner Schutzleute gesandt, die den Hof räumten. Wie die nationalistischen Blätter verlauten lassen, soll Herr Andler auch fernerhin an der Abhaltung seiner Vorlesung verhindert werden. Man darf in Deutschland dieses Vorkommnis nicht in seiner Bedeutung überschätzen; denn die klerikale Studentenschaft bildet in Paris nur eine geringe Minderheit, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die bei weitem größte Anzahl der französischen Studenten mit der Deutschland reise ihrer jungen Freunde durchaus einverstanden war, wie ja auch der Präsident ihrer „Sociöte gönßrale" öffentlich erklärt hat. Immerhin steht man, daß es auch unter der französischen Jugend noch immer ein Häuflein gibt, in dem der Nevanchegeist genährt wird. Deutsches Reich. Leipzig, 11. Mai. * Kolonnenkonserenz des Landcsvereins vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen. Das Direktorium des Landcsvereins vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen hat an die Aerzte und Führer der ihnen Nachgeordneten Mannschaftsformationen der freiwilligen Krankenpflege Einladung zu einer Kolonnenkonferenz am 17. Mai nach Dresden ergehen lassen. Die Kolonnenkonferenzen, deren erste in diesem Jahre slattfindet, haben den Zweck, einerseits den Belehrungen durch die ge- meinsamen Beratungen und gegenseitigen Aussprachen über Fragen der inneren Organisation und Ausbildung, Veranstaltung von Vorschlägen, sowie Vorführung von Kolonnenübungen, anderseits der Förderung und Belebung des Zusammengehörigkeitsgefühls und der Kameradschaft zu dienen. Das Programm beginnt Montag 11 Ubr mit der Vor führung einer Kolonnenübung unter Leitung des Landesinspizientcn Herrn Generalarzt z. D. Dr. Appel in der Turnhalle, Permoserstraße. Nachmittags um 2 Uhr beginnt die eigentliche Konferenz unter Leitung des Vorsitzenden des Landcsvereinsdirektoriums Herrn Grasen Dr. v. Vitzthum im großen Saale des Hotels Hospiz. Herr Gene- ralmajor z. D. Schmidt wird über die Dienstordnung und Herr Gene ralarzt z. D- Appel über die Ausbildung des Personals der freiwilligen Krankenpflege sprechen. Außerdem werden etwaige Anfragen beant wortet und Anträge ans der Mitte der Konferenz beraten. Abends 7 Uhr hält Herr Stabsarzt der Reserve Dr. med. Schultze einen in struktiven Vortrag mit Lichtbildern. Im Anschluß daran findet eine gesellige Vereinigung statt. * * Tie mecklenburgische Verfassung, von der man in letzter Zeit nichts mehr hörte, scheint nun doch Tatsache werden zu sollen. Morgen wird nämlich der außerordentliche mecklenburgische Landtag, auf dem die V e r f a s f u n g s f r a g e behandelt werden soll, durch den Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin in Gegenwart des ErbgroßherzogS von Mccklenburg-Strelih, der mecklenburgischen Herzöge, der StaatSministcrien, der Spitzen der Behörden, der Oberhof- und Hof chargen und der Mitglieder der Ritter- und Landschaft im Goldenen Saale des Schlosses zu Schwerin mit einer Thronrede eröffnet werden. Die Be- ratungen über den bisher geheim gehaltenen VerfassuugSeutwurf finden im Konzertsaale des Hoftheaters statt. * Das ReichSvereinSgesrb in Preußen. In einer vom 8. Mai datierten Verordnung hat der preußische Minister des Innern Bestimmungen über die Ausführung des Reichsvereinsgcsetzes in Preußen erlassen. Sie bezieht sich auf die Anzeige der Versammlungen, die Sprachenfrage (8 12, Abs. 4) und die Zuständigkeit der Bebörden. DaS Verbot des Gebrauchs fremder Sprachen soll bekannt- lich in erster Linie die Agitation derPolen treffen. Dement- sprechend werden in Preußen Ausnahmen von diesem Verbot nur für die litauische und masurische Sprache in den Ostprovinzcn, die wendische in den Provinzen Brandenburg und Schlesien, die wallonische und französische im Regierungsbezirk Aachen sowie für die dänische in der Aordmark zugelassen, in letzterem Falle aber nur, soweit mehr als 60 Prozent der alteingesessenen Bevölkerung die dänische Muttersprache haben. * Die Gesandten Mnleh Hasids in Deutschland. Neber die Ankunft der Gesandten in Berlin bringt der „Berl. Lok-Anz." einen ganz amüsanten Bericht, dem wir entnehmen: Die beiden Gesandten, L> t M o b a m e d bcn Asus anZ Ncibat und 2 i Mobamed ben Nis elAni m aus Fez. mit ihrem Leibdicner Asus, erregten am dem Bahnhof natürlich einiges Aussehen. Photographen und Zeichner batten sich eingestellt, und während die Marokkaner es sich in einer Ecke
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