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> Nr. 47. 1«. Februar 1847. Dienstag WM Dcutschc Atlgemeknc Zeitung. SHM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Uebe-blick. L>e«tschla«d. * Dom Rhein- Die Hermesianer. " Leipzig. Die Posten. »Aue dem Ermebirge. Der Lehrstand. * Offenbach. Hr. Reich, f Detmold. Die Trennung deS Staats- und Dominialhaushaltß. Oef- fentlichkeit. »»Hamburg. Hr. Schuselka. Die communistischen Unter suchungen. Hülfsverein. Wreutzen. »Äeuthen. Die Grafen Renard, Henckel, Hochberg. Hr. v. Winkler. »Posen. Die Untersuchung. Babynski. Die Eisenbahn. Die polnische Zeitung. Der Winter. — Die Königin. — Die ständischen , Gesetze. svefterreich. f Älausenburg. Die Anordnungen zu Gunsten der , Bauern. Ktpqnien. Die Adreßcommission des Congressck. LSrotzbritannten. Parlamentövcrhandlungen. Die russisch-holländische Anleihe. Verbindung von Windsor mit Slough. Das Silberzeug der City. Die Irländer. Sturm in Irland. Differenz mit dem Könige der MoSquitolandes. Wrankreteh. Die Adreßverhandlungen der Deputirtenkammer. Hr. Gui- zot. Die «Presse» über die Kinanzreformcn. Die Gewaltthätigkeiten in den Provinzen. Lord Howden. Paris. Die Adreßdebatte. Welgien. »Krüssel. Der Protestantismus. Wktßderlande. Die Seemacht. Aersonalnachrichten. WßtGe»»f<haft und Kunst. »Aus Preussen. Sammlung meteorolo gischer Beobachtungen. (*) Kerlin. Theater. SeNsHs» und Industrie. »Leipzig. Börsenbericht. — Frequenz der Hchchsig-Dresdencr Eisenbahn. — Leipzig. MnGSn-igungen. /»»«V! Mv»« ' D-«tLchkck«-. Älstin, lv. Febr. Mfern armen Hermesianerir leuchtet . wieder «m HoWungsstern. Der vorige Papst,"«« römische Rhein, die Donäü, MucS verdämmtc sie, und unter dieser Derdammniß, ja theil- weise daraus erfolgter Absetzung stehen sie noch heute. Ihr schweres Verbrechen bestand bekanntlich darin, daß sic sich unterfingen, den Grund riss aufzustellcn, die Wahrheit und Bortrefflichkeit des KatholicismuS rönne und müsse aus der Vernunft bewiesen werden. Da nun unsere Mischen Ultramontanen vor nichts einen größern Respcct, eigentlich De- sstect habsn, als vor der leidigen Vernunft und den heillosen protestanti schen Rationalisten, so war cs nicht zu verwundern, daß sie oi-dsm ot mürbem in Bewegung setzten, um die katholischen Nationalisten, die Her- Mesiancr, idi udi verdammen zu lassen. Dies ist denn auch zu großer Er- hauung unserer guten Ultramontanen, wenn auch zu großer Verwunde rung deutscher unparteiischer Gelehrten über die große Ignoranz, welche die italienischen Gelehrten bei der Uebcrsctzung Hermcsischcr Schriften be- wiescn, geschehen. Das Stück ist jedoch noch nicht ausgespielt und die Hermesianer am Rhein bereiten eben den zweiten Act vor. Sonderbarer weise liefert der gegenwärtige Papst selbst den Stoff zur Revision dcS Hcrmeö'schen ProcesseS, und zwar durch sein bekanntes Rundschreiben. In 'demselben hält er nämlich, wie dies schon thatsächlich durch seine politi schen Reformen geschehen, der Vernunft eine große Lobrede, indem er von ihr sagt, zwischen derselben und dem Glauben walte keine wahre Vcr- säuedenheit ob, beide flössen aus Einer Quelle, aus Gott, und müßten sich gegenseitig unterstützen; die Vernunft müsse die Thatsache der gött lichen Offenbarung prüfen und dieselbe beweisen. So der Papst. Und Mun schallt es durch das ganze Hetmesischc Lager am Rhein: Da habt ihr's, der Papst stlbst präeonisirt die Lehre des seligen Hermes! In der That haben wir selbst auf Kathedern protestantische Professoren über das Bezügliche mit des PapsttS Worten reden gehört. Daher appellircn die Hermesianer nun noch ein Mal an den Papst und suchen um Revision deS vorigen Urtels und um ein neues entgegengesetztes nach. Wie sich die Jnfallibilität des hochseligen Papstes mit der Jnfallibilität des gegen wärtigen im. vorliegenden Falle wird vereinigen lassen, wissen wir frcilich nicht/da die von Beiden cmanirten und clv outlieckru, also amtlich cma- nirtrn Aussprüche über die Vernunft sich diametral widersprechen. In dessen mögen unsere Hermesianer nicht zu früh jubeln. Noch cxistiren die Historisch-politischen Blätter, welche bereits so manchen ähnlichen Wider spruch zu großer Heiterkeit des römischen und unrömischen Publicums in reine römische Harmonie aufgelöst haben. v Leimig, 15. Febr. (2 Uhr Nachmittag, l Heute fehlen wieder sämmtlichc Posten. »Aus dein Erzgebirge, 13. Febr. Unser Hr. Correspondenz- college aüs dem Erzgebirge hat in Nr. 31 dieser Zeitung ein Verhält- niß, das der Lehr- und Wehrkraft, zur Sprache gebracht, daS schon manchmal besprochen worden ist; wir gehören selbst zu Denen, die darauf hier und da aufmerksam gemacht haben, und es wird sich uns nächstens wieder eine Gelegenheit darbieten, auf dieselbe Sache etwas ausführlicher zurückkommen zu können. Hier nur Folgendes. An sich hat jener Correspondcnzartikel gewiß Recht: die politische Stellung der Gelehrten ist eine zu untergeordnete, eine verfehlte, ja in gewissen Fällen eigentlich gar keine; sie hat ihre Wurzel nur in der öffentlichen Meinung, nicht im Staate. Indem aber der Hr. Correspondent dies rügt, gibt er sich eine Blöße, die er klüglich hätte vermeiden sollen; und eS gehört kein so scharfer strategischer Blick dazu, um dieselbe nicht gleich zu entdecken und sich veranlaßt zu finden, dorthin seinen Angriff zu richten. Und die ser Angriff ist in der That auch sehr bald von der Lausitz her (Nr. 39) erfolgt; wir würden uns auch gewundert haben, wenn er nicht erfolgt wäre; er geschah mit Recht. Nimmt man nämlich etwas in Anspruch, so muß man den Rechtstitel dazu nicht von Denen hernehmen, die das Bean spruchte, vielleicht in noch vollcrm und glänzendcrm Maße als wir selbst begehren, schon besitzen, sondern man muß die Rcchtsquelle in sich selbst und in der Natur der Sacke suchen. Thut man dies nicht, so läuft man allemal Gefahr, sich dem Verdacht auszusetzen, daß man auS Schelsucht handle, so unschuldig man auch sein mag, und daß der äußere Flitter staat denn doch nicht so reizlos erscheine, als man glauben machen will. Man wird dem Begehrenden mit Recht oder Unrecht zurufen: der Stolz guckt durch die Löcher deines Mantels. Wollte also jener Cvrrespondenz- artikel den Gelehrten einen guten Dienst leisten, was gewiß sein« Absicht gewesen ist, so mußte die Vergleichung mit einem Stande bei Seite ge-^ setzt bleiben, dessen Schweigen bei seiner eigenlhümlichcn politischen Stel lung nicht zu erwarten war und der eben so wenig an sich dafür kann, daß: er ist was er einmal ist, als die Gelehrten die ganze Schuld «erden auf sich nehme» m»Ür» und kö»»w, daßsiepolitisch noch nicht,sind was sie sei» sollte«» Gehör mir Woch um deck e-M ttwaSl näher ein, so geben wir dem Hrn. Korrespondenten vollkömmen Gelehrte seinen Rang zunächst in seinem Wissen, in seinem Namen finde« müsse. Allein da nun einmal die Welt mit ihren Meinungen und Bdr- urthcilen ist wie sic ist, und der Staat an Benennungen seiner Bürger,, Titel genannt, zugleich Rechtstitel knüpft, der Gelehrte aber ein Bürgen desselben ist, der wie kein anderer Stand die höchsten Interessen deS- Staats zu fördern als seinen Beruf anerkennt: so sieht man nichLein» warum man ihm vorenthält, was Andern bereitwillig zugcstanden'wird. In pielen Fällen ist es allerdings bereits gleichgültig, welchen Titel» wel chen Rang ein Gelehrter hat: die öffentliche Meinung, die Staattzwaxis selbst hat schon Vieles ausgeglichen, und nur das Hofteremoniel glaubt noch an gewisse Rücksichten gebunden zu sein. Allein in gewissen andern Fällen ist doch Rang und Titel weder in der öffentlichen Meinung und in geselligen Verhältnissen noch in amtlicher Beziehung ganz gleichgültig. Es gibt sogar Fälle, in denen der Gelehrte durch sein Amt eine Be»cn- nung erhält, Titel kann man eigentlich gar nicht sagen, die im. Laufe der Zeit wie eine Münze völlig devalvirt worden, und der Inhaber der selben bedarf einer bedeutenden Persönlichkeit, um nicht der Devalvations tabelle der öffentlichen Meinung zugleich mit zu verfallen. Der Correspondcnzartikel erwähnt die Lehrer der höhcrn kkUerrichts-- anstalten; wir wollen bei ihnen stehen bleiben, um den Beweis für DaS zu führen, was soeben gesagt worden ist. Wenn wir die Benennungen! derselben, denn Titel kann man sie größtcnthcils nicht nennen, uns ver gegenwärtigen, so fällt uns allemal ein, was der berühmte Schlözcr vo« dem sonderbaren schwedischen Etymologen Bochart sagt : „Er quält jedes hebräische Wort so lange, bis cS einen gothischen Laut von sich gibt." So hat man auch in den neuern Zeiten die lateinische Sprache gefoltert» um ihr eine Lehrcrbcnennung abzunöthigen, gleich als wollte man den eigentlichen und verdienten Titel, den die Sprache wie von selbst für die Lehrer höherer Anstalten ausspricht, dadurch zu einer Art Privilegium machen. Man hört also von Directoren, Rectoren, Subrectoren, Pro rektoren, Conrcctoren, Collaboratorcn, wol auch zur besonder« Crgötz- lichkcit noch von einem Quintus, Octavus, gleich als wären sie nur enpito osnsi. Das ist weder in der geselligen Welt, noch den Zöglin gen gegenüber, mit denen cs z. B. ein Gymnasiallehrer zu thun hat, so gleichgültig als cs aussieht, so sehr man auch persönlich dar- über sich zu erheben den Muth haben mag; es ist um so weniger gleichgültig, als der Staat die Lehrer seiner, wie man noch unter scheidet, unmittelbaren Höbern Schulen nicht sowol höher gestellt als vielmehr in das richtige Titel- und Rangvcrhältniß gesetzt hat. llnd glcichwol stehen Anfodcrungen, Leistungen und Pflichten dec mittelbaren und unmittclbarcn Staatsanstaltcn auf einer gleichen gesetzlichen Slufe; die Lehrer der erster» Anstalten haben in mancher Beziehung sogar mehr