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Dnchtcmschrtft: Nachricht«« »w»de«. 8«rnspr>cher-Samm«Inummkr: »»»LI. Rur sür Nachtgesprüch«: »0011. /L /»»/ /VVE/ch// //-7!t7F /8W Echristleitung und HauptgeschLstsstelle: Marienstrahc 3LP40. Druck u. Verlag von Llepsch L Reichard« in Dresden. B-zug-.E-bahr LAW! LÄLL" SS >7^!M7»L»^,-.^-LLrrLS > Anz-ig-n.P-«I-. z»S,S!«rLLxK.^r^ »I«»>ru« mir m« deu»tq«r QneUenm,^»« <.V»»d»ek «,»,.»> pUV» — Un«eN-n»k S-rtNslü«« wrrden nl«< -ufb-w-htt. Reue italienische Mißerfolge an der ganzen Front. Die Itelleuer vom oberen Ssonro bis zur Wivvoch znrSckgeschlageu. — Wichtige Enthüllungen über die russische Mobilmachung. Lar Fiasko des Moskauer Kongresses.- Die Knebelung der Ventrale« durch Wilson.- Vertagung desHauptausschusses desReichstages. Der deutsche Abendbericht. Berlin, 2». August, ab-uds. sAmtlich. «. T. B.j -eine «röbere« Kampfhaudlungen. Sefterreichisch-««»rischer Nrieo«bericht. Wie», 29. August. Amtlich wird verlautöart: Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe de» Generalfeldmarschall» v. Ma«k««sen Uusere bei Focsani kämpfende» Verbündete« er« stürmten gestern das Dorf Muncelul «nd warfen de« Feind über die Höhen «Vrdlich dieses Ortes zurück. Die Vente beträgt über 1000 Gesäusene, 9 Geschütze «ud S9 Maschinengewehre. Heeresfront de« Generalobersten Erzherzog« Joseph I» den Tälern der Pntna und Subita fühlte» rumänische Abteilungen ergebnislos vor. Südlich von Oc«a entrifie« österreichisch-ungarische und dentsch« Trup pe« dem Feinde eine Höhe. 800 Gesangeckk ssstb slu« gebracht. Gcgenangrissc Wurde« abgewieseü. Heeresfront de» Generalfeldmarschall« Prinzen Leopold von Gatzern Nichts von Bclaug. Italienischer Kriegsschauplatz. Das Ringen der elften Fsouzoschlacht wnchS gestern zu besonderer Höhe an. Die Wucht -eS italienische« «ngriffes war «och stärker, als a« den voraugegangencu Tagen. Der Erfolg blieb unbestritten unse re« Waffen. Auf der Hochslächc von Nainsizzg-Heiligen- geist richtete sich, von verschwenderisch schiesienden Batte, rieu aller Kaliber unterstützt, die Gewalt deS seiudliche« Stoßes vor allem gegen die Räume von Kal nnd PobleSce. I« ftnudenlang andauernde« schwere« Kämpfen gewannen unsere Tapfere« volleuds die Ober» haud über die durch Verstärkungen ununterbrochen genähr te« Mafien des Gegners. Spät in der Nacht wurde der letzte italienisch« Aufturm abgewicse«. Ausiergewöhu- lich heftig brandete der Kamps wiederum um den Besitz deS seit Tagen heiß umstrittenen Monte San Gabriele. Als es i« den Abendstunde« am Rordhange einer italie nische« Kampfgruppe gelungen war. in unsere Stellung einzudringe«, wurde sie durch Abteilungen der Regimenter Nr. 20 sReu-Saudecs. 84 sKaffas «nd 87 sEillis im Gegen, ftosi gefaßt und anfge rieben; ein italienischer Stabsoffizier uni 298 Ma«n bliebe» in unserer Hand. Ei» weiterer «ngrlfs kur, vor Mitternacht «ord, östlich vom Gabriele, ohne Artillerieeinleitung augesetzt, wnrde durch unser Feuer «iedergeftreckt. Viue mächtige ilalienische Angriffswelle sollte östlich von Görz «ud «örd- lich des Wippach-TaleS Bah« schassen. Rach sechsstündiger Artillerievorbereitung brach z« Mittag die seindliche F», fauterle «ege« unser« Linie« vor. Am Friedhöfe von Görz und bei Grazig « a wnrde der Gegner durch die hervorragende Wirkung unserer Batte rie«, denen überhaupt reichlicher Auteil an de« gestrige« Erfolge« gebührt, zum Weichen gezwungen. Bei San Marc» hingegen konnte der Feind erst in erbitterte« Ringen Maun gege« Mann zurückgeworse« werde«, wobei sich namentlich die bewährte« Kämpfer des «ordbvhmische« 2. Jäger- bataillons »nd des kroatischen Fusanterie-ReglmentS Nr. öS hervortaten. I« engem Kampfraum« brachte« wir hier Ge fangene „« siebe« italienische« Regimenter« «in. Ans der Karst,Hochsläche kam es zu keine» größere» Kampf handlung«». Tri«st wnrde «euerlich von seiudliche« Flieger« hei«, gesncht. Di« in die Stadt geworfene« Bombe» richtete« kein«» «eunenswerten Schade« au. s«.r.«.s Der Chef teö G-neralstab». vlü« Zureden. Im Opernhause kn Moskau hat KerenSki vor den Vertretern der zahllosen russischen Organisationen und Verbände eine Rede gehalten, deren wesentlichstes Ziel war. -aS russische Volk von neuem zur Fortsetzung des Krieges . aufzustacheln. „Krieg bis zum vollständigen Siege" ist die Losung, und daran ändert weder deS Ministerpräsidenten pazifistisch-demokratische Vergangenheit etwas, noch die feierliche Betonung des Grundsatzes der Arbeiter- und Soldatenräte: „Keine Annexionen und keine Ent schädigungen". Kerenski hat sich früher einmal dieses Programm zu eigen gemacht, er hat die Kadetten vom Schlage Mtljukows in -er Oeffentlichkeit unmöglich ge macht dadurch, dast er ihnen EroberungSabsichten unter stellte, sie als volksfeindlich, »«demokratisch, reaktionär verdächtigte. Heute liegen di« Dinge in Rustland so. dast zwar die sozialistischen Massen die Macht in den Händen haben, daß trotz einiger kadettischen Minister im Kabinett die Kadettenpartei als solche keine Rolle mehr spielt, inzwischen sind aber dir Mafien selbst reaktionär ge worben, inzwischen hat sich Kerenski im Vollgefühl seiner diktatorischen Macht zu einem Eroberungspvlitiker ent wickelt, wie ihn England sich nicht besser wünschen kann. In einem Artikel der Stimmen des Ostens, den wir vor kurzem wiedergegcben haben, sind die inneren Gründe für diese Entwicklung klargelegt worden. Zug um Zug, nach jeder Kundgebung aus Deutschland, die, wenn sie nicht geradezu als Friedensangebot gedeutet, so doch als Zeichen deutscher Krtegsmübigkeit ausgefastt wurde, hat Kercnski die Eierschalen seiner pazifistische» Vergangen heit abgelegt und sich zu dem entwickelt, was er heute ist: zu der Verkörperung des russischen Kriegsmillcns. Im Mai dieses Jahres war in den russischen Massen die Empörung gegen die provisorische Regierung so grvst, dast man an die Verhaftung der Mtljukow, Lwow und Ge nossen dachte. Der Verband konnte damals seine Schütz linge nur dadurch retten, Last er für diesen Fall, dessen Folgen leicht abzusehen waren, mit der Kriegserklärung drohte. Miljukow hat dem Arbeiter- und Soldatcnrat seinerzeit davon Kenntnis gegeben. Heute erübrigen sich derartige Mastnahmen. KerenSki hat aus de» früheren Kundgebungen -er „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" die Ucbcrzeugung geschöpft, dast die Mittelmächte schwach geworden und dem Zusammenbruch nahe seien, nnd er ist, nach seiner Moskauer Rede zu urteilen, trotz der Gegen offensive in Galizien in dieser Ueberzeugnng nicht wankend geworden. Auch das ist so sehr verwunderlich nicht, erfolgte doch am Tage des Beginns dieser Offensive die Friedens kundgebung des Reichstages, aus der er. wie alle Staats männer des Verbandes, entnahm, dast trotz aller Beweise militärischer Kraft Deutschland innerlich am Zusammcn- brechen sei. Noch ein anderes kommt hinzu. Die deutsche Sozialdemokratie hat sich von Anfang an mit Händen und Füßen gegen den Sonderfrieöensgedankcn gewehrt und ebenso eifrig eine allgemeine Friedenskonferenz pro pagiert. Ter „Vorwärts" bestätigt das erst jetzt wieder, wenn er sagt, die deutsche Sozialdemokratie lehne den Ge danken eines Sonderfriedens ab. Und hat nicht auch die „Norddeutsche Allg. Ztg." sich in demselben Sinne aus gesprochen? Konnte sich KerenSki bessere Waffen wünschen, um den seinerzeit mit elementarer Gewalt sich äußernden Friedenswillen deS russischen Volkes zu ertöten? War es nicht ganz selbstverständlich, dast er angesichts dieser Stim men aus Deutschland das russische Volk von neuem zum Widerstande aufstachelte, sei es fürs erste anch nur in der Hoffnung, auf dem künftigen Friedenskongreß an der Seite -er Verbündeten recht stark dazustehen? Dast Rußlands Stellung hier viel fester sein würde, daß ans diese Weise die Errungenschaften der Revolution viel eher gesichert werden konnten, als bei Sonderfriedensverhandlungen mit Deutsch land. das dank der Propaganda einer gewissen deutschen Presse und dank ausgiebiger Verleumdungen Englands und seiner Helfershelfer in reaktionärem Gerüche stand, das haben auch die russischen Massen eingeschrn. Das sind die Grundlagen -er Macht Kcrenskis. Es läßt sich leider nicht verkennen, dast sie zum guten Teil durch Mißgriffe amtlicher und nichtamtlicher deutscher Politik ge schaffen worden sind. Der Moskauer Kongreß sollte dazu bettragen, sie zu festigen, sollte dem russische» Volke die Ueberzeugnng bribringcn. daß allein Kerenski bas Heil der Freiheit bringen kann. Nach allem, was über den Eindruck der Rede des allmächtigen Ministerpräsidenten laut ge worden ist, wurde der Zweck nicht ganz erreicht. KerenStis Rede habe enttäuscht, heißt es. Die Volksvertreter hatten mehr erivartrt, als die Feststellung, -aß sich der Staat in einer Stunde tödlicher Gefahr befinde, daß der Prozeß der Desorganisation fortschrelt«, daß di« separatistischen Be strebungen weiter wucherten, daß sich russische Truppen mit Schmach bedeckt hätten. Sie hatten mehr erwartet als dlc Feststellung des Finanzminister» Nekrasow, daß sich die monatlichen Ausgaben von Bagknoten seit der Revolution verdoppelt und die Leistungen der Industrie um die Hälstr vermindert hätten. Sie waren vermutlich auch nicht erbaut von der Ankündigung der dem demokratischen Prinzip doch so sehr zuwidcrlaufenden indirekten Steuern auf Tee und Streichhölzer. Di« mit voller Berechnung unternommene Darstellung der wahren, in der Tat sehr prekären wirtschaft lichen, politischen und militärischen Lage des Landes scheint die Geister der Volksvertreter nicht in dem Sinne auf- gerüttelt zu haben, wie cs Kcrenskis Absicht war. Vielleicht hat das äußerliche Gründe. In Moskau streikten die Kell ner und die Straßenbahner. Es ist schwer, mit knurren dem Magen und müden Beinen die rechte Begeisterung für die Ideale der Freiheit aufzubringe». Nur an einer Stelle der Rede Kcrenskis verzeichnet der Bericht Ser Peters burger Telegraphen-Agentnr Beifall: als der Ministerpräsi dent von einem neuen erfolglosen Friedcnsvcrsuch der Feinde berichtete, der von Rußlands Verbündeten natürlich mit Entrüstung zurückgeivicsen morden sei. Das ist recht bezeichnend für die augenblickliche Psuche des russi schen Volkes, wenigstens insoweit cs nach Moskau seine Vertreter entsandt hatte. Die Alliierten sind aber zu un verdienten Ehren gekommen, die Begeisterung der russischen Volksvertreter mar unbegründet, denn den Negierungen der Mittelmächte ist es, wie ja auch die „Nordd. Allg. Ztg." scststellt, nicht eingefallen, einen neuen Friedcnsvcrsuch zu unternehmen. Möglich wäre nur. daß Kerenski die FriedenSrcsolutivn der deutschen Rcichstngsmehrheit und ihre Ablehnung durch das englische Unterhaus gemeint hat. Unter diesen Umstünden ist cs von eigenem Reiz zu sehen, wie der „Vorwärts" die Aenszcrung des russischen Minister präsidenten zum Anlast nimmt, öffentlich gegen die „Friedcnshausicrerei" vom Leder zu ziehen. Selbstver ständlich meinte der „Vorwärts" damit die deutsche Negie rung, tatsächlich aber hat der Schlag die Mehrheit getroffen. Auch der deutsche Reichskanzler hat ja bekanntlich wiederholt erklärt, dast neue Friedensangebote von Deutschland nicht gemacht werden könnte». Wir hätten eS als einen heilsamen kalten Wasserstrahl auf die glühende .KricgSbegcistcrung der russischen Volksvertreter begrübt, wenn diese Erklärung in der Veröffentlichung der „Rordd. Allg. Ztg." noch einmal unterstrichen worden wäre. Das offiziöse Blatt stellt fest, das „freie" russische Volk werde von seinen jetzigen Machthabern genau so yn der Nase hernm- gcführt, wie unter der zaristischen Herrschaft, betont, dast die letzte russische Offensive um fremder Eroberungsziclc willen geführt worden sei und als Vcrtcidigungsmastnahme die deutsch-österreichische Gegenoffensive hervorgcrnscu habe. Es fordert das russische Volk zur Entscheidung darüber auf, ob Kcrenskis Kricgspolitik dem Wohlc des Landes und dem Willen des Volkes entspreche. Die tatsächlichen Ausführungen in den Reden .Kcrenskis nnd seiner.Kollegen beweise» schlagend das Gegenteil. Es fragt sich aber sehr, ob die Führer der russischen Massen Objektivität genug besitzen, das klipp und klar zu erkennen. Vorläufig scheinen sie noch im Banne der englischen Ver hetzung oder, was dasselbe hcistt, im Banne Kcrenskis zu stehen. Der Phrasendunst dieser Leute verhüllt die klare Aussicht, er kann auch nicht durch noch so gut und ehrlich gemeinte Anfklärungsartikel von deutscher Seite zerstreut werden, aus dem einfachen Grunde nicht, weil kein Mensch in Rustlanü an unseren guten Willen nnd unsere Ehrlich keit glaubt, sondern eben in uns den Feind sieht. Wenn man bei uns vergessen habe» sollte, dast in der Politik der Grundsatz der allgemeinen Feindseligkeit bestimmend ist, so ist noch nicht gesagt, dast das anch jenseits der Schützengräben der Fall sein müßte. Erfolg verspricht hier und überall vielmehr nur eine Art der Aufklärung, nämlich die über unsere Macht, besonders wenn sie durch praktische Beispiele erläutert wird, wie es in Galizien und Flandern geschah. Von dem Augenblick an. wo dem russischen Volke klar- gemacht ist, dast das Wesen der Freiheit, wie sie Kcrensli und Kornilow verstehen, darin zu erblicken ist. dast Russland so lange hoffnungslos bluten darf, wie cs England gefällt, dast eine andere Freiheit die Revolution bis ans den hcntigen Tag nicht gezeitigt hat und während des Krieges überhaupt nicht zeitigen kann, weil der Verband nun nnd nimmer seine Zerschmettcrungsziel« erreichen wird, von diesem Augenblick an ist die Möglichkeit eines Umschwunges in Rußland gegeben. Er wird beschleunigt, je stärker der SiegcSwtlle unserer Heere auch in der Politik znm Durch bruch kommt, und je einheitlicher Heeresleitung nnd Diplo matie zusammcnznarbciten verstehen. Mil gutem Zurede» allein werden auch in der Politik keine Siege erfochten. i