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Rckemim Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich' zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illnstrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung litt' K)nrnO,Älskr5döl's. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1b Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzrig rn für alle Zeitungen. Klein- nud Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eoßmannsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Pnblikalionskraft für amtliche Bekanntmachurlsien. Nnmnler 133. s-rnfpr-cher: «mt D-uben 212« Donnerstag, den 10. November 1910. Fernsprecher: Amt Deuben 212« 23. Jahrgang. Nur Nab UNO ferv. Rabenau, den 9. November 1910. — Warnung. Gewarnt wird vor einem Reisenden, der sich als Vertreter einer Magdeburger Buchhandlungsftrma ausgibt, Bestellungen entgegennimmt und sich 2 bis 3 Mark anzahlen läßt. Die Bücher und Zeitschriften, welche in acht Tagen einlreffen sollen, bleiben aus, und wenn man sich dann an die Firma wendet, so erfährt man, daß man einem Schwindler in die Hände gefallen ist. Der Mann ist unge iähr 24 Jahre alt und von beleibter Statur. Erst in den letzten Tagen hat der Reisende dieses Manöver in verschie denen Octen ausgesührt; es ist nicht ausgeschlossen, daß er lein Feld auch nach der hiesigen Gegend verlegt. — Wiederholt sei darauf hingewiesen, daß heute Don nerstag, vormittags von 11—1 Uhr im Sitzungssaale des Nalhauses in Rabenau Er g än zun gs w a h l für die Ge lber be kämm er Dresden stattfindet. Alle Wahlberechtigten »N Amlsgerichlsbezirk Tharandt werden dringend gebeten, ihr Stimmrecht auszuüben. Als Wahlmänner sind in der letzten Tewerbevereinssitzung in Vorschlag gebracht worden für die Handwerker Herr Stuhlmachcrmeister Ernst Dietrich und für die Nichthandwerker Herr Kaufmann Carl Schwind. — Auf der Rittergulsflur Kreischa wurde der als Treiber verwendete Arbeiter Bär auf der Jagd angeschossen. Ec erhielt eine ganze Schrotladung in den Oberschenkel. Der »»glückliche Treiber wurde sofort im Heidenauer Krankenhause »»lergebracht. — Auf dem Bahnhof HainSberg ist am Montag abend nach 8 Uhr eine Schmalspurbahniokomolive entgleist. 2stide Hauptgleise waren gesperrt, so daß zwei Züge ausfallen »mßteu. — Nach dem Rechenschaftsberichte für 1909-10 hatte die Brauerei zum Felsenkeller fast während des ganzen oahreS mit Schwierigkeiten zu kämpfen, welche den Absatz »achteilig beeinflußten. Das Wetter ließ sehr zu wünschen iibrig, auch gelangten mit dem notwendig gewordenen Preis- Aufschlag in den meisten Gastwirtschaften kleinere Ausschank- Wße zur Einführung. Immerhin hat die Verschrotung be- sriedtgt. Das finanzielle Ergebnis ist als ein gutes zu be- icichnen. Die Preise für Gerste, Malz und Hopfen bewegten lich in mäßigen Grenzen. Einschließlich 48 395 M Vortrags- lsst vom Jahre vorher (vom Gesamtvortrag von 348 695 M Kurden wieder 200 000 M. zu Extraabschreibungen auf Jm- »wbiliar-Konto und 100000 M. auf Gerätschaftskonto be nutzt) und nach 179 460 M. ordentlichen Abschreibungen s206 546 M.) ergibt sich ein Reingewinn von 1 258 981 M. (991 564 M.), der wie folgt verteilt werden soll: Gewinn- »Meil sür den Aufsichtsrat 58 729 M., Gewinnanteil für Be amte und Arbeitnehmer 96 423 M., Gewinnanteil für den Wilerstützungsfonds 12 106 M., Gewinnanteil auf 6000 Gc- »ußscheine zu 50 M. 300 000 M., 25 Prozent Dividende auf die Aktien 225 000 M., Zuweisung zur Dr. Eduard Wolf- Slistung 5000 M., Vortrag auf neue Rechnung 541 733 M. — Sub m i s sio n s b l ü t e- Für die Beschlenßung den Warnemünde sind 11 Angebote abgegeben worden. Das Ochste lautete auf über 131000, das niedrigste auf knapp 40 000 Mark! — Der beim Sladtrate zu Dippoldiswalde als Polizei- skpedient und Protollant angestellt gewesene Herbert Erich Trautmann, geboren am 20. Juni 1891 in Nossen, wurde dem Landgericht Freiberg wegen Unterschlagung im Amte zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. — In dem Hausflur eines Gasthauses inDippoldis tal d e ist nachts der Handarbeiter N. Beer von dem Schlosser Edler aus Schöneberg, welcher seit kurzer Zeit in der Kalliope ^arbeitet hat, nach einer Szene in der Gaststube, mit einem besser gestochen worden. Der Arzt mußte zu Hilfe geholt werden. — In Wilsdruff, Radeberg n. Cunnersdorf dauert der Streik der Weißmöbeltischler nunmehr bereits 10 Wochen, "hne daß ein Ende abzusehen ist. — Beim Dresdner Landgericht wurde verhandelt gegen de» 54 Jahre alten, aus Mohorn gebürtigen, in Radeberg Lohnenden Fabrikarbeiter Emil Julius Lehmann wegen Silt- »chkeitSverbrechens. Es waren 7 Zeugen aus Radeberg vor- öelade». Lehmann hat bereits wegen gleichen Verbrechens 1 Sahr 6 Monate Gefängnis verbüßt. Der Angeklagte hat wiederum in mehreren Fällen in Radeberg mit Kindern un- Echtige Handlungen vorgenommen. Das Urteil lautet auf Jahre Zuchthaus und 5jährigen Ehrenrechtsverlust. — Die 3. Strafkammer des König!. Landgerichts zu Dresden verurteilte nach öffentlicher Beweisaufnahme den Jahre alten Obsthändler Emil Kühnel aus Zauckerode !»egen widernatürlicher Unzucht zu 6 Monaten Gefängnis und Uhrigem Ehrenrechtsverlust. — Der 50 Jahre alte Fabrikarbeiter R. in Cunners dorf wurde vom Herzschlag getroffen und war sofort tot. — Eine Kuh des Gutsbesitzers Bochmann in Adorf hat drei Kälber geworfen, die völlig gesund sind und schon nach fünf Tagen das respektable Gewicht von zusammen 90 Kilo ausweisen. — Ein in Sächsisch-Zinnwald in Arbeit stehender Schmiedegeselle holte aus dem nahen Böhm.-Zinnwald zehn Päckchen Streichhölzer, die er unter seinen Kleidern am Leibe befestigte. Ein Grenzaufseher, dem die ungewohnte Körperfülle des Mannes auffiel, hielt ihn an und untersuchte ihn. Ec wurde natürlich konterband und mußte die Kleinig keit von 48 Mark für die Streichhölzer zahlen, die ihm natür lich fortgenommen wurden. — Ein katholischer Geistlicher in Johanngeorgenstadt verklagte einen dortigen Einwohner, der ihm aus dem Fenster „Los von Nom!" nachgerufe» hatte, wegen Beleidigung. Das Schöffengericht erkannte auf 10 Mk- Geldstrafe und Tragung der Kosten. — Der Stadtgemeinderat von Johanngeorgenstadt be schloß einstimmig, den Bau von sechs Wohnhäusern für Ar- beiterwohnungen, die einen Kostenaufwand von 206 000 Mk. verursachten, ausführen zu lassen, nachdem das Projekt nach den Wünschen des Vereins „Heimatschutz" bearbeitet und auch verbilligt worden ist. Sofort sollen 2 Häuser mit 22 Woh nungen begonnen werden. Die Preise der Wohnungen stellen sich von 125 bis 210 Mark. — Kleine Notizen. — In einem Gehöfte inRad e- berg sind 4 Gänse gestohlen worden, die die Diebe sofort an Ort und Stelle abschlachteten. — Von einem Automobil überfahren wurde auf der Chaussee in Liebertwolkwitz der 7 Jahre alte Sohn des Glasers Bernhard. Der Knabe war auf dem Geschirr des Fleischers Daßler mitgefahren. Beim Nahen des Automobils war er, da er das unruhig gewordene Pferd führen wollte, abgestiegen, Im selben Mo ment kam auch schon das Automobil in voller Fahrt heran und überfuhr ihn. Ec erlitt hierbei einen Unterkiefer-, einen Schlüsselbein- und einen Schädelbasisbruch. — In St. Egidien wurde der Arbeiter Otto Schneider von dort in einer Sand grube von einer hereinbrechenden Wand verschüttet und so schwer verletz«, daß er jetzt verstorben ist. — Auf dem Bahnhofe in Frankenberg wurde der Hilfsweichensteller Seidel von einem Zuge überfahren und getötet. — Der Arbeiter Lorenz in Markneukirchen erschlug seine 45jährige Tochter samt deren neugeborenem Kinde und ertränkte sich dann selbst. Ec hinterläßt 8 Kinder. — Im Kaiserin Augusta-Schacht in Neuölsnitz geriet der I7jährige Fördermann Strobel unter einen Förderwagen und wurde schwer verletzt. — Ein Lakier- ofen der Firma Gustav Fischer in Zöblitz i. E. ist unter weithin drohender Detonation explodiert. Die Fenster des Gebäudes wurden durch den Luftdruck zertrümmert, zum Teil aus den Fugen gerissm und fortgeschleudert. Menschen sind glücklicherweise nicht verunglückt. — In einem Restaurant in Meerane kam es am Sonntag abend zu einer Schlägerei, wobei ein 28jähciger Feuermann einem 31jährigen Maurer einen Holzstuhl derart auf den Kopf schlug, daß ihm die Schädeldecke zertrümmert wurde. Sein Zustand ist hoffnungs los. Der Täter wurde verhaftet und dem Amtsgericht zu geführt. — Der Schuhmachermeister Büschner in Neppen bei Oschatz jagte auf Hamster. Dabei entlud sich das Gewehr und die Kugel drang ihm in das linke Bein. Der Verun glückte wurde in das Oschatzer Krankenhaus transportiert, wo ihm das Vein oberhalb des Knies amputiert werden mußte. — Der landwirtschaftliche Arbeiter Mader aus Oberdorf wurde wegen vorsätzlicher Brandstiftung vom Zwickauer Land gericht zu 1o Monaten Gefängnis verurteilt. M. hatte aus Rache für eine Ohrfeige die gestillte Scheune seines Brotherrn in Brand gesteckt und diesem dadurch 25 0O0 Mark Schaden verursacht. — Der 14jährige Schüler Hermann Parchet aus Eberswalde kletterte am Leitungsmaste der dortigen elek trischen Ueberlandzentrale empor und wurde bei Berührung vom Strom getötet. Mehrere Stunden lang hing der Leich nam an der Leitung herab, ehe es möglich war, die Strecke stromlos zu machen und den Körper aus den Drähten zu entfernen. — In Bohnitzsch wurde eine Hochzeit abgehalten, bei der außer Eitern und Geschwistern der Braut auch deren zwei Großmütter und die Urgroßmutter anwesend waren. Die Urgroßmutter beteiligte sich sogar am Tanze. — In Lauterbach bei Marienberg wurde der Einwohner Buschbeck erfroren aufgefunden. — Ein Automobilunfall hat sich in der Nähe der Mord grundbrücke zugetragen. Der Sohn eines Görlitzer Kommer zienrats, der Ingenieur Walter Raupach, kam vom Weißen Hirsch die steile Straße herabgefahren, als plötzlich in der Nähe der Mordgrundbrücke die Hinteren Näder des Kraft wagens versagten und das Auto die Böschung hinabgeschleu ¬ dert wurde. Das Automobil überschlug sich, und der Insasse, ein Sohn des Besitzers, wurde herausgeschleudert. Das Un glück verlief immer noch ziemlich glimpflich, da der Insasse nur eine Fußverletzung davontrug. Er mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. — Eine auswärtige Dame ist von einem in Leipzig wohnhaften 37 Jahre alten jüdischen Kaufmanns aus Wilna in Rußland namens Jakob Siro, den sie im vergangenen Sommer in einem Badeorte kennen gelernt hatte, schwer hintergangen worden. Siro hatte verstanden, der Dame unter der Vorspiegelung, in Leipzig Geschäftsräume zu mieten und ein Partiewarengeschäft eröffnen zu wollen, nach und nach 2800 Mk. entlockt. Als die Dame vor einigen Tagen nach Leipzig kam um sich von dem Stande des Unternehmens zu überzeugen, ergab sich, daß keine Räumlichkeiten gemietet waren. Siro hatte bereits vor mehreren Tagen seine bis herige Wohnung verlassen und ist angeblich ins Ausland abgereist. — In Leipzig wurde ein vorbestrafter Mensch verhaftet, der an den aus dem Koppius-Prozeß bekannten Verlagsbuch händler Weber einen Erpresserbrief gerichtet hat. — Erschossen aufgefunden wurde im Weinauparke in Zittau ein unbekannter Mann. Er hat Selbstmord be gangen. Bei ihm fand man eine Mitgliedskarte, aus der hervorgeht, daß er ein aus Görlitz stammender Privatier und Oberleutnant der Landwehr ist. — Die gestrandete „Preußen" stieß auf die Klippen auf. Das Schiff hat 12 Fuß Wasser im Raum, im Vor schiff 20 Fuß. Die Zeitungen loben die Tapferkeit der Mann schaften und der Passagiere. — In einem Hotel in Aussig erschoß der Oberleut nant des 26. Feldkanonen-Regiments Arthur JvaneiS auS Theresienstadt eine junge Dame und dann sich selbst. Die Erschossene soll die Tochter des Apothekers EnderS in Lissa a d. E. sein. — Im Kceisgericht in Leitmecitz erhängte sich der wegen Giftmordversuchs an den eigenen Eltern ver haftete Hausbesitzer Kristen aus Weißkirch bei Teplitz. — Von Danziger Mariuekreisen wird angeregt, durch eine freiwillige Nationalsubkription dem Kaiser zu seinem 25jährigen Regierungsjubiläum eine neue Kaiserjacht zur Ver fügung zu stellen. — Landgerichtsdirektor Lieber, der Vorsitzende der dritten Strafkammer des Berliner Landgerichts I, vor der heute Mitt woch der Moabiter Kcawallprozeß beginnt, hat zahlreiche Drohbriefe erhalten. — Ju Berlin wurde der Damenschneider Robert Trtzke und seine Frau von einem Einbrecher erschossen. Der Mörder Gärtner Paul Tippe wurde verhaftet; er ist geständig. — Der in Prag verstorbene tschechische Baurat Wiehl hat eine Million Kronen und Realbesitz der tschechischen Aka demie hinterlassen. — Infolge Ausstands von 4000 Fuhrleuten ist in Liverpool der Verkehr im Hafen und in den Docks lahmgclegt worden. — Ueber die G e h a l t Sv e r h ä l t nis s e der deutschen und französischen Staatsbeamten der Eisenbahn und Post schreibt man: Der letzte Eisenbahnerstreik in Frankreich hat die Aufmerksamkeit auf die Besoldungsverhältnisse der Beamten des französischen Verkehrswesen gelenkt. Und da bei uns die Ansicht herrscht, daß die Gehälter der deutschen Beamten denen anderer Länder zum Teil wesentlich nachstehen, so ist ein Vergleich der Bezüge deutscher und französischer Beamten derselben Dienststellung wohl von Interesse. Bei den nach folgenden Zahlen ist noch zu berücksichtigen, daß die französi schen Beamten einm Wohnungsgeldzuschuß oder eine ähnliche Vergütung nicht erhalten. Der Landbriefträger in Frankreich bezieht beispielsweise 800—1200 Franks (FrS. 80 Psg.); die Unterbeamten der Landbriefträgerklasse bei uns beginnen mit 1100 Mark und steigen in 18 Jahren auf 1400 Mark. Daneben erhalten sie einen Wohnungsgeldzuschuß, der sich in der niedrigsten Klaffe auf 150 Mark beläuft und mit 300 Mark pensionsfähig ist. Die städtischen Briefträger in Frankreich beziehen 1200-^-1800 Frs.; während sie bei uns in 18 Jahren 1200—1700 Mark steigen und daneben bei spielsweise in Berlin 480 Mk. Wohnungsgcldzuschuß beziehen. Ein Lokomotivführer der franz. Staatsbahn erhält ein An fangsgehalt von 1800 Frs., in Deutschland ein Anfangs gehalt von 1400 Mk. nebst 546 Mk. durchschnittlichem Woh- nungSgeldzuschuß, zusammen also 1946 Mk., das sind Frs. 2432,50 Frs. Ein Weichensteller in Frankreich bezieht nach 29 Dienstjahren 1085 Frs. Pension, sein deutscher Kollege nach derselben Dienstzeit 1470 Frs. Aehnliche Beispiele, auch bei anderen Beamten, ließen sich noch viele aufstellen. Sie beweisen alle, daß die Angestellten und Arbeiter der deutschen Eisenbahnen 25—30 Proz. bester gestellt sind als die fran- zösischm. Dabei sind die Lebensverhältniste in Frankreich viel teurer als bei uns.