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Wochen- nud NnchrichlsblM zugleich 8cschLsts-A«zeiger sir HejuUrs, HUlij, Ier»sdsrf, RiisSsrf, St. WSien, Heiiriijsttt, Nttieui mö MW. Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. — — IN. Jahrgang. -———— —-— —— ———— — Nr. 181. Dienstag, den 6. August 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- nub Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer S Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BetmmtmachMg. Erstatteter Anzeige zufolge ist bei dem am 29. November 1888 in Lichtenstein stattgehabten Brande das Äinlagebuch der hiesigen Sparkasse Nr. 7598, auf Anna Marie Kretzschmar in Mülsen St. Niklas lautend, verbrannt, resp. abhanden gekommen. Der etwaige unbekannte Inhaber dieses Buches wird auf gefordert, seine Ansprüche an dasselbe bei deren Verlust binnen 3 Monaten und längstens den 9. November 1889 alhier anzumelden. Lichtenstein, den 1. August 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. BetlmMumchNW. Die diesjährige Nutzung der fiskalischen Aepfelbäume auf Abteilung 6 der Hofer Straße ir (zwischen Funkenburg und Lichtenstein), sowie der auf Abteilung 2 der Waldenburg-Egidien Lößnitzer Straße (zwischen Egidien und Lichtenstein) anstehenden fiskalischen Pflaumenbäume soll an Meist bietende verpachtet werden. Diesbezügliche Preisangebote sind bis spätestens den 1V. August dieses Jahres, Vormittags IN Uhr an die mitunterzeichnete Königliche Bauver walterei Glauchau, bei welcher die Verpachtungsbedingungen schon vorher ein gesehen werden können, schriftlich einzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung sämtlicher Angebote bleibt Vorbehalten. Bis zum 15. August dieses Jahres unbeantwortet gebliebene Angebote sind als abgelehnt zu betrachten. Zwickau und Glauchau, am 31. Juli 1889. König!. Straßen- und Wasserbau- König!. Bauverwalterei. Inspektion. I. V.: Döhnert. Springsguth. Tagesgeschichte. — Ueber den Landsturm. Zur Ausklärung möge folgendes dienen: 1. Landsturmpflichtig sind alle Deutschen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, gleichviel ob dieselben militärisch aktiv gedient haben oder nicht, mit Ausnahme der jenigen, welche gemäß Z 38 der Wehrordnung wegen körperlicher und geistiger Gebrechen dauernd untauglich befunden und ansgemustert worden sind. 2. Zum Landsturm 1. Aufgebots gehören die Landsturm pflichtigen bis zum 31. März desjenigen Jahres, in welchem sie ihr 39. Lebensjahr vollendet haben, zum Landsturm 2. Aufgebots dagegen die Landsturm pflichtigen vom ebenbezeichneten Zeitpunkte bis zum Ablauf der Landsturmpflicht, also bis zum beendigten 45. Lebensjahre. 3. Der Umstand, ob eine Person aktiv gedient hat oder nicht, kommt bei Einreihung in das 1. oder 2. Aufgebot nicht in Betracht. Es werden vielmehr beide Aufgebote teils aus gedienten, teils aus nicht gedienten Mannschaften bestehen. — Für die sächsischen Kaisertage Anfangs Sep tember rühren sich bereits viele fleißige Hände, um des Deutschen Reiches Oberhaupt würdig zu em pfangen und zu begrüßen. Die Stadt Oschatz wird reich geschmückt und innerhalb der Stadtflur werden die Vereine und Korporationen entlang den Straßen, welche der Kaiser durchführt, Spalier bilden. Am 6. und 8. September wird Kaiser Wilhelm in Oschatz anwesend sein. Am erstgenannten Tage findet die große Parade über das sächsische Armee-Corps statt und zwar bei Naundorf südlich von Oschatz. Das Manöverfeld erstreckt sich von Oschatz bis Lommatzsch. Die diesjährigen sächsischen Kaiser-Manöver sind die ersten, welche vor Kaiser Wilhem II. stattfinden. Der verewigte Kaiser Wilhelm I. hat deren in Sachsen zweimal durch seine Anwesenheit ausgezeichnet, 1876 bei Leipzig mit Kaiserparade bei Pulgar und 1882 bei Riesa mit Kaiserparade hinter Mergendorf. 1876 erschienen wieder zum ersten Male Husaren und schwere Reiter unter den sächsischen Truppen vor dem Kaiser und 1882 sah derselbe zum ersten Male die neuer richteten sächs. Infanterie-Regimenter Nr. 133 und 134 mit den neuen, den Namenszug des regierenden Königs Albert zeigenden Fahnen. Ob nud welche Neuer ungen bei den diesjährigen Kaiser-Manövern der sächsischen Truppen vorgeführt werden, darüber ist noch nichts bekannt geworden; das rauchlose Geschütz pulver, das sich bei den Schießübungen auf dem Artillerie-Schießplatz von Zeithain gut bewährt haben soll, wäre dazu vielleicht eben so Hut geei^nx^ wie die Husarenlanze, deren Einführung ja bevorsteheu foll. — Einen nicht ganz ungerechtfertigten Tadel erhebt die „Köln. Ztg." in folgenden Zeilen gegen die preußische Staatsbahnverwaltung: Unsere Staatsbahnverwaltung hat sich für den größeren Andrang von Passagieren dritter Klasse eine Aus hilfe geschaffen, die wieder einmal beweist, wie un glaublich viel sich ein geduldiges Publikum von großen Verwaltungen bieten läßt. Sie stellt näm lich, wenn Wagen dritter Klasse nicht in ausreichen der Menge vorhanden sind, Gepäck- oder Viehwagen ein, die durch das Hineinstellen von Bänken für die Personenbeförderung zugerichtet sind. Die Fahrt in diesen Wagen ist eine wahre Jammerfahrt. Jeder, der nur einmal in einem solchen „höheren Vieh wagen" auch nur von einer Station zur anderen befördert worden ist, weiß davon ein Lied zu singen. Natürlich kommt die Bahnverwaltung dabei bestens auf die Kosten; das beneidenswerte Recht, mit solchen Wagen befördert zu werden, muß mit Fahrkarten dritter Klasse eAauft werden. Besonders auf ein zelnen in Berlin einmündendeu Bahnen kann man bei einigermaßen schönem Wetter diese Wagen all- sonntäglich bewundern, und dabei mit großer Er bauung all' die liebenswürdigen Schmeicheleien hören, die das im vollen Sonntagsstaat in diese eigenartigen Wagen hineingepferchte Publikum der Eisenbahnverweltung darbringt. Schön sind diese Verhältnisse nicht! — Ein ehrendes Zeugnis stellt dem Sächs. Volke ein Hannoverarer,derehemaligeRektordesVitzthumschen Gymnasiums :n Dresden, Professor Ziel, aus. In seinem vor Kurzem erschienenen Buch „Erinnerungen aus dem Leben eines alten Schulmannes" bespricht er die Erfahrungen, die er an verschiedenen Norddeutschen Gymnasien md schließlich als Rektor in Dresden ge macht und säst dabei über die dortigen Verhältnisse: „Eine ungewöhnlich große Anzahl von Kollegen war auch schriftstellerisch auf den verschiedensten Gebieten des Wissens zum Teil hervorragend thätig, ohne daß ihr eigentliches Amt darunter gelitten hätte. Dazu bedurfte es aber des angestrengtesten echt Sächs. Fleißes. So darf ich mich wohl ausdrücken, denn nirgendwo sonst habe ich einen solchen Fleiß gefunden wie in Sachsen unk zwar in allen Kreisen der Bevölkerung; er ist geradezu eine Charakter-Eigenschaft des ganzen Volkes." — Dresden. Die noch im Publikum viel fach laut sterbenden Vorurteile gegen das Radfahren im allgemeinen, die sich besonders absprechend ge stalten, wenn man hört, daß ein schon älterer Mann auf dem Rade eine große Reise angetreten hat und solche Leute oft als Sonderlinge, Renommisten, Ge- sundheitsvwderber rc. bezeichnet, diese ungerechtfertigten Schwätzereien also werden aufs Gründlichste widerlegt durch die Solo-Radfahr-Reise eines unserer geachteten Dresdner Mitbürger, welcher vor einigen Wochen als 67jähriger, allerdings noch sehr rüstiger Herr, seinen Ssmmeransflug in der Richtung auf — Paris unternahn. In einfachster Radfahrerkleidung, wollnes Hemd, dünne Weste, leichtes Jaquet und Beinkleid, trat der Herr seine Fahrt an, über Chemnitz, Ober lungwitz, Zwickau, Reichenbach, Oelsnitz, Hof, Kulm bach, Bamberg, Schweinfurt, Würzburg, Appenheim, Worms, Kaiserslautern, Zweibrücken, Saarbrücken, Forbach bis "Metz. Zu dieser Fahrt hatte der Herr 7 Tage verwendet, war also stets in dem mäßigsten Tempo auf seinem vorzüglichen Dreirade gefahren, hatte, wenn er müde war, gerastet und in den ein fachsten Orten übernachtet, kurz, war stets unabhängig von allen Eisenbahn- und Menschen-Transport-Vor- schriften, bei durchgängig leidlichem Wetter in bester Gesundheit und heiteren Geistes in Metz eingetroffen. Hier verweilte der Herr 2 Tage und gab sein Nau- mannsches Borussia-Dreirad in sichere Verwahrung, um nunmehr die Reise in Frankreich per Dampf fort zusetzen, da er als Älleinfahrer der Spionenriecherei der Franzosen nicht traute. In Paris wurde eine kurze Besichtigung der Ausstelluug vorgenommen und nach 2 Tagen nach Metz zurückgedampft, wo aufs neue das Stahlroß zur Rückreise bestiegen wurde. Im ruhigsten Tempo und ganz nach Lust und Geschmack fuhr nun unser Siebenundsechziger über Trier durch das Moselthal nach Koblenz, Lahnstein, Ems, Nassau, Limburg, Gießen, Hirschfeld, Wache a. d. Werra, Salzungen, Hildburghausen, Rudolstadt, Saalfeld, Altenburg über Döbeln nach Dresden und kam hier nach 25tägiger Abwesenheit frisch und wohlgemut wieder an. — Durch diese Fahrt ist wieder einmal der Beweis geliefert, daß man selbst im späten Lebens alter auf dem Dreirad durch die ganze Weit fahren kann, dabei dem Körper nicht nur nicht schadet, sondern denselben stärkt und verjüngt und auf der Reise über Berg und Thal stets ein freier unabhängiger Ver gnügungsfahrer bleibt. — Einem Kö nigsteiner Radfahrer wurde am Montag in der Diakonissenanstalt in Dresden das Bein bis zum Oberschenkel abgelöst. Der Unglückliche hatte vor einiger Zeit einen unglücklichen Sturz gethan. — Glauchau. Am Mittwoch, den 7. Aug., wird hier die Hauptkonferenz der Geistlichen der Ephorie Glauchau stattfinden. Das evangelisch-lutherische Landeskonsistorium hat zur Teilnahme an derselben eines seiner Mitglieder in der Person des Oberkon- sistorialrates vr. Schmidt in Dresden abgeordnet.— Nachdem Pfarrvikar Kleinpaul infolge seiner Wahl für das Diakonat in Schneeberg mit Ende Juli die zeitherige vikarische Thätigkeit beendet hat, ist seitens des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums dem Superintendenten Weidauer für die Zeit, in welcher derselbe noch der Schonung seiner Stimme bedürfen wird, ein nicht ordinierter Hilfsprediger in der Person seines Sohnes, des cmnck. tlisol. Johannes Weidauer, vom 1. August zunächst für die Dauer eines Jahres beigegeben worden.. — Um den Besuch der Ausstellung für Unfall verhütung in Berlin zu erleichtern, werden am 10. und 24. August und 7. und 21. September d. I. auf Bahnhof Glauchau Hin- und Rückfahrkarten II. und III. Kl. nach Berlin zu ermäßigten Fahrpreisen