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MsdmfferAgM« für Lürgerium, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. ^8! 9lr,284 — 86 Aahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt* Wilsdruff v DresdeV Postscheck: Dresden 264S Mittwoch, den 7. Dezember 1827 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, « «>»«» Wn»»!>kn »«chMltt»,, ° Uhr. »«I>i,«prel.! «el t» »« »«tchSftoft-lle »nd »« 2 AM. im Moxot, bei Huftell»«, »xrch di« »Sten 2,30 RM., bei Poftbeftellxng Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°ftb°,-n d-I.e-xndGNchS«'»^" ' — v 2-2 nehmen ,x jeder Zei< B-. keLimzen enlgegcn. J«sauc x herer «nvalt, Krieg oder sonstiger BetrtebeftSrnngen besteht Lein Ansprnch snf Lieserung i« Deitnn, oder Kürzung oc »ezugepreiseo. — Rücksendung eingesnndter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Namnzeile 20 rixfg., die t gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen «o gietch». psennig, die 8 gespaltene Reklamezetle im textlichen Teile 1 LieichomarL. Nachweisungagebühr 2V Reichapsennige. Bae. geschriebeneLrsch-inungr, —. . tag-und Platzo-rscheift-» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. An,et,«n, «-nabmediovorm.ioubr. — —— - Für dir Richtigkeit be, durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianspruch erlischt, wenn derBetra, d«ci> . . Klage eingezogen werdenmutz oderderAustraggederinKonkurs gerät. Anzeigennehmen allcDcrmittlungsstellenentgegru Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Der Drehpunkt. Die Polen können lachen. Der Konflikt zwischen ihnen und Litauen, der erst so gefährlich aussah, wird in einer Weise beigelegt, der einen glatten polnischen Sieg bedeutet. Sie haben ja immer nur gesagt, das einzigste, was sie von Litauen wollten, sei die Beseitigung des noch immer bestehenden sogenannten Kriegszustandes zwischen Warschau und Kowno, aber hatten gar nichts da gegen, wenn Litauen den formellen Protest gegen die Er oberung Wilnas und die Einverleibung des polnischen Gebiets aufrechterhalten wollte. Aus diesem papier- ne.n Protest wird sich ja die Warschauer Negierung nicht viel machen; sie hat jetzt einen Sieg auf der ganzen Linie errungen, denn der Völkerbundrat hat sich dem polnischen Begehren restlos angeschlossen. Was hinter den Kulissen vorgegangen ist, weiß man nicht; der Druck, der von verschiedenen Seiten her auf die kleinen Staaten ausgeübt wurde, Mag Wohl sehr erheblich gewesen sein. Was das für die Diktaturherrschaft des jetzigen litauischen Ministerpräsidenten Woldemaras bedeutet, der seine stärkste Stütze in dem nationalen Chauvinismus der Litauer gegen die Polen stand, jetzt aber hat nachgeben müssen, wird erst eine allerdings wohl nicht allzu ferne Zukunst lehren. Er selbst mag das Gefühl haben, daß er, der Besiegtevo u Genf, am Ende seiner Herrschaft steht In Erns dämmert aber auch noch etwas anderes her aus. Gewiß ist die erste Zusammenkunft zwischen dem Führer der russischen Delegation, Litwinow, und den englischen Außenminister nach stundenlangem Verhandeln offiziell ergebnislos geblieben; aber die Tatsache selbst daß nach dem geradezu robust vollzogenen Bruch Rußlands mit England führende Staatsmänner beider Reiche zum ersten Male wieder zusammenkamen, ist wichtig und be deutsam genug. Die Spannung im O st e n locker: sich, und wenn Litauen geglaubt hat, in Rußland einen zu allem entschlossenen mächtigen Freund zur Seite zn haben, so Hal Woldemaras jetzt in Genf die große Ent täuschung erlebt. Rußlands Interessen gehen nach an derer Richtung, man ist mit Frankreich intimer geworden hat deshalb leichten Herzens das kleine Litauen beiseite geschoben Die Moskauer Regierung will offenbar auck wieder den F r i e d e n m i t E n g l a n d und scheint bereu zu sein, hierfür auch die Ideen des Weltbolschewismus und die Versuchs der kommunistischen Unterwühlung an derer Völker gleichfalls zu opfern; denn ohne eine strikt« Zusage nach dieser Richtung hin dürste sich England au nichts einlassen. In dieser Entspannung Osteuropas taucht aber deut licher und stärker das letzte Ziel der franzö fischen Politik auf, das diese schon seit mehr ali Zwei Jahren ebenso hartnäckig wie geschickt verfolgt: de: Plan des Ostlocarno. Im Osten Europas, dort wo der Versailler Friede allerhand Staaten schuf, lieg jetzt der Drehpunkt der europäischen Kon ti n e n t a l p o l i t i k. Ostlocarno — das heißt aber ein« Befriedung des Ostens auf deutsche Kosten. Das heiß Anerkennung der Grenzen, die man in Versailles ge zogen hat, das heißt Anerkennung des Korridors, dei Raubes des Memcllaudes, der Grenzziehung in Ober schlesien für alle Zeiten. In Locarno selbst hat Deutsch land einen Schiedsvertrag mit Polen abgeschlossen, ir dem sich Deutschland verpflichtet, bei Austragung von Streitigkeiten nicht mit Waffengewalt vorzugehen, son dern sich dem Spruch eines internationalen Schieds gerichts zu unterwerfen. Mehr nicht. Aber schon wachs der Druck der neu in Genf erstandenen Tatsachen. Wü lange die Brücke hält, die Deutschland mit Rußland sc eng verband, daß sich diese Tatfache auch politisch aus wirkte, wagt man jetzt kaum noch zu sagen. Man wird uns vielleicht ködern wollen mit dem Angebot, über eine frühere Nheinlandräumung mit Frankreich in Ver- b"ndlnngen einzutreten, aber, wir haben das Ausbleiben ^5 '"^Wirkungen des Wcstlocarno doch noch nicht ver. N m ist also in Genf nur das eine geschehen, r-Ä>>, wm de"' auf dem Frankreich sein Ostlocarno durch- !»„mor^n>^ Träger dieser Absicht weit günstiger E «sher. überraschend schnell, fast blitz- Ter Reichskanzler an Dr. Vravn. Abweisung der Beschwerde gegen Herrn von Keudell. Reichsninenminist er Dr. von Ken dell hatte am 27. November ein Sympathietelegramm an die Studenten versammlung im Berliner Zirkus Busch geschickt, die gegen die von dem preußischen Kultusminister Dr. Becker an geordnete Neuregelung des Studentenrechts protestierte. Der preußische Ministerpräsident Braun erhob wegen dieser Sympathieerklärung Herrn von Keudells im Namen »cs preußischen Ministeriums Beschwerde beim Reichs- kanzler und knüpfte bekanntlich daran die Ankündi- tung, falls keine Rückgängigmachung der Äußerung von Keudells erfolge, unter Umständen jeden Verkehr mit dem Reichsinnenminister abzubrechen. Reichskanzler D r. Marx hat nunmehr mit Lem Datum des 5. Dezem ber 1927 die Beschwerde Brauns wie folgt beantwortet: «Lehr geehrter Herr Ministerpräsident, ich bestätige den Eingang Ihres Schreibens vom 30. v. M. bezüalich Vie Arbeiten äes vöikerbunärates. Ein-und Ausfuhrverbote. In der zweiten öffentlichen Sitzung am Dienstag be schäftigte sich der Rat mit dem Bericht der internationalen Konferenz zur Beseitigung der Ein- und Ausfuhrverbote. Die Berichterstattung hatte Dr. Stresemann über nommen. Nach einigen Darlegungen des Vorsitzenden der Konferenz, Coljin, schlug Reichsautzcnminister Dr. Stresemann vor, daß der Rat das Wirtschaftskomitee mit dem Studium dieser Frage betraue. Schließlich wies er darauf hin, die Konferenz habe empfohlen, daß die am Handel mit Häuten und Knochen besonders interessierten Staaten sich vor der für die Einbringung neuer Vorbehalte festgesetzten Frist über die gleichzeitige Aufhebung der hierauf bezüglichen Verbote verständigen. Er beantragte, daß der Rat auch diese Frage an das Wirtschaftskomitee verweisen möge. Der Rat beschloß also. Es folgte der Bericht der Kom mission zur Prüfung von Maßnahmen gegen inter nationale Währungsfälschung, den der Prä sident dieser Kommission erstattete. Es ist ein Konven- tionsentwurf ausgearbeitet worden, der eine inter nationale Zusammenarbeit sämtlicher Regierungen zur Bekämpfung der Währungsfälschungen vorsieht. Inner halb eines Jahres soll eine internationale Konferenz ein berufen werden, die sodann den Konventionsentwurf an nehmen soll. Man ging nunmehr zu einer geheimen Sitzung über. Die nächste öffentliche Sitzung findet Mitt woch statt. Der deutsche Staatssekretär Dr. von Schubert ist in Genf eingetroffen. Unterredung Stresemann—Zaleski. Die polnische Delegation veröffentlicht einen Bericht über die Unterredung zwischen Dr. Stresema n n und dem polnischen Außenminister Z aleski, in Lem es heißt: Im Verlauf dieser längeren Unterredung hatten die beiden Außenminister Deutschlands und Polens Gelegenheit, über die deutsch-polnischen Haudelsvertragsveryandlungen, die einen günstigen Verlauf nehmen, zu sprechen. Sie haben sich über alle politischen Fragen unterhalten, die auf der Tages ordnung der gegenwärtigen Tagung des Völkerbundrates stehen. Hierbei wurde festgestellt, daß zwischen ihnen keinerlei prinzipielle Meinungsverschiedenheiten bestehen und besonders nicht über die Notwendigkeit der Herbei führung einer Einigung zwischen allen Beteiligten für die Aufrechterhaltung der normalen friedlichen Beziehungen im Osten Europas. Auch mit Herrn Woldemaras hatte Stresemann eine längere Unterredung. * Oie Einigung über Litauen. Die Ratsmächte sollen sich einschließlich Polens auf eine Regelung des polnisch-litauischen Streitfalles geeinigt haben, wobei Polen bei Aufhebung des gegenwärtig noch bestehenden Kriegszustandes zwischen Polen und Litauen weitgehendes Entgegenkommen zeigt, auf die sofortige vollständige Herstellung normaler diplomatischer Be ziehungen verzichtet und sich mit besonderen polnisch litauischen Verhandlungen zwecks endgültiger Regelung der polnisch-litauischen Beziehungen einverstanden erklärt. Man hofft, daß Litauen sich mit einer Rechtsverwah rung in bezug auf das Wilnagebiet begnügt, obwohl Zu sagen in dieser Hinsicht noch fehlen. Die vom Rat geplante Regelung, die übrigens auch die grundsätzliche Zustim mung Sowjetrußlands hat, dürfte dann gegen Ende der Ratstagung auch von Pilsudski angenommen werden, der in Genf erwartet wird. Das vom Rat geplante Verfahren sieht vor, daß nach der Annahme dieses Verfahrens zwischen Polen und Litauen direkte Verhandlungen aus genommen werden und dem Rat bei seiner Tagung im März 1928 über die inzwischen erzielten Ergebnisse Bericht erstattet wird. Die Besprechungen über die Frage werden weitergeführt. Die Abreise Litwinows erfolgte mit dem Berliner Zuge. ves Telegramms des Herrn Reichsministers des Innern Dr. von KeudeÜ an den Vorstand der Deutschen Studenten schaft. Zunächst weise ich gegenüber Ihrer Behauptung, daß es sich um eine „starke Brüskierung" und einen osten tativen Angriff gehandelt habe, darauf hin, daß die Wort fassung des Telegramms in keiner Weise als aggressiv be zeichnet werden kann und auch keinerlei amtlichen Zusatz und Charakter getragen hat. Außerdem liegt mir daran, namens der Neichsregierung scstzustellen, daß Herrn Minister von Keudell ein Angriff gegen die Person des Herrn Staatsministers Dr. Becker oder gar eine Kränkung völlig ferngclegen hat. Die Neichsregierung glaubt sich im übrigen mit Ihnen, Herr Ministerpräsident, darin einig zu wissen, daß Abgeordneten lediglich deshalb, weil sie gleichzeitig ein hohes Staatsamt bekleiden, eine nach der Verfassung jedermann zustchcudc politische Meinungs äußerung, sofern sie sachlich gehalten ist, nicht verwehrt werden könne. Hinzu kommt, daß es sich bei dem Tele gramm um eine Meinungsäußerung zu einer Frag? handelt, die von der preußischen Staatsregierung selber nicht im Wege einer Entscheidung gelöst, sondern der A ü - st i m m ung und damit der Öffentlichkeit unterbreitet war Selbstverständlich kann in solchen Fällen die Entscheidung, ob ein persönlicher oder politischer Akt beabsich tigt ist, oft schwierig sein. Dis Neichsregierung erklärt deshalb, daß das Telegramm keinen Schluß auf die An sichten der Reichsregierung zulätzt, die ihrerseits zu den in Frage stehenden studentischen Problemen überhaupt nicht Stellung genommen hat. Sie können, Herr Minister Präsident, davon überzeugt sein, daß ich wie bisher alles daransetzen werde, ein möglichst reibungsloses und ver trauensvolles Zusammenarbeiten zwischen Reich und Preußen zu ermöglichen. Gerade aus diesem Grunde bedauere ich aber die Veröffentlichung Ihres Briefes, die kaum eine Stunde nach seiner Abgabe bei mir seitens der preußischen Staatsrcgicrung erfolgt ist, so daß z. B. die übrigen Mitglieder des Reichskabinctts von ihm zunächst aus den Tageszeitungen Kenntnis bekamen. Eins solche Veröffentlichung hat die Reichsregierung in Fällen, die ohne Zweifel viel schwerwiegender lagen, stets ver mieden. Aus den gleichen Motiven heraus sehe ich mich außerstande, auf den nach Form und Inhalt ungewöhn lichen Schlußsatz Ihres Briefes cinzugehen. An gesichts der Veröffentlichung Ihres Briefes sehe ich mich selbstredend im vorliegenden Falle genötigt, auch das Schreiben der Neichsregierung der Öffentlichkeit zn über geben. Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung Ahr gez. Dr. Marx. Mittlerweile ist die Abstimmung der Studentenschaft über die Anordnungen des preußischen Kultusministers vor sich gegangen und hat eine überwältigende Mehrheit gegen Dr. Becker gebracht. Dr. Marx erklärt zum Schluß seines Schreibens, nicht imstande zu sein, auf die Drohung Branns mit dem Abbruch der Beziehungen zu Herrn von Keudell einzugehen. Man darf gespannt sein, was nunmehr die preußische Regierung tun oder ob sie sich mit der Erklärung des Kanzlers zufrieden geben wird. es habe sich nicht um eine amtlich-ministerielle Äußerung, sondern um die berechtigte Meinungskund gebung des gleichzeitig ein Abgeordnetenmandat beklei denden Herrn von Keudell gehandelt. h Ablehnung -es Einheilsstaaies. Eine Entschließung des Bayerischen Landbundes. In Nürnberg fand die 17. Landesversammlung des Bayerischen Landbundes statt. Es hatten sich u. a. auch der bayerische Justizminister Dr. Gürtner und der österreichische Vizekanzler Hartleb eingefunden. Die von etwa 3000 Landwirten aus ganz Bayern besuchte Ver sammlung nahm einstimmig eine Entschließung an, in der gefordert wird: Ein größerer Schutz der bäuerlichen Arbeit, mehr Berücksichtigung der Landwirtschaft bei neuen Handelsverträgen, eine weitere Minderung der steuerlichen Lasten und weitestgehende steuerliche Stun dung. Verlangt wird weiter eine Ersparnis bringende Staatsvereinfachung. Scharfe Ablehnung findet der Gedanke des Einheitsstaates. An der Auffassung des föderativen Charakters der Reichsver fassung wird unentwegt festgehalten. Die Erhöhung der Beamtengehälier in der jetzigen Form hält die Landwirt schaft Bayerns für untragbar. Gefordert wird weiter eine gesunde Sozialpolitik, die von einer weiteren Belastung der Landwirtschaft absieht und die Landflucht unterbindet. Die Redner. In der Aussprache schilderte Vizekanzler Hartleb- Wien die Lage der österreichischen Landwirtschaft. Der egerländische Abgeordnete Mayer erklärte, daß die Ver hältnisse in der Tschechoslowakei sich für die Deutschböhmen auch durch die Berufung deutscher Minister in das tsche chische Kabinett nicht gebessert hätten. Justizminister Dr. Gürtner und der deutschnationale bayerische Land tagsabgeordnete Dr. Hilpert lehnten den Gedanken des Einheitsstaates scharf ab. Reichstagsabgeordneter Dr. O b e r f o h r e n - Kiel bemerkte im Anschluß daran, daß nur eine Änderung der Weimarer Verfassung Abhilfe schaffen könne und daß die Machtposition des Reichspräsi denten gestärkt werden müsse. Oie Krem-besatzung -er Pfalz. Vor und nach Locarno. Im Bayerischen Landtag teilte die Regierung in der Antwort auf eine Anfrage mit, daß im Gegensatz zur Garnisonstärke der Pfalz vor dem Kriege von 11000 Mann dis französische Garnisonstärke in der Pfalz im Herbst 1925, vor Locarno, 14400 Mann, im Früh jahr 1926, nach Locarno, 17 400 Mann betrug. Diese Kopfzahl sank dann allmählich bis Mitte dieses Jahres auf rund 15 000 Mann. Von der planmäßigen Gesamt- besaüunasminderuna um 10 000 Mann treffen auf die