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Wchmtz-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnr in Dippoldiswalde 51. Jahrgang Sonnabend, den 29. August 1885 Nr. 102 stellung selbstverständlich weder über die Kräfte der Gesellschaft, noch über die ihr zu Gebote stehenden äußeren Ausstattungsstücke ein entscheidendes Ürtheil gefällt werden kann, so glauben wir doch berechtigt zu sein, den wetteren Besuch dem theaterliebenden Publikum empfehlen zu dürfen, da alle Mitspielenden trotz des überaus leeren Hauses, was auf jeden Schau spieler höchst niederschlagend wirken muß, sichtlich und zum Theil mit gutem Erfolge bemüht waren, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Die Wahl des Stückes schien uns für eine Erstlingsvorstellung allerdings insofern nicht besonders günstig zu sein, als die übrigens zur Situation wenig passende Scenerie von Anfang bis zu Ende dieselbe blieb, was einigermaßen erniüdend wirkte. Einige Mäßigung in stimmlicher Hinsicht dürfte die Wirkung, besonders die Hauptrolle, die sich in den Händen des Herrn Dortschack befand, keineswegs beeinträchtigt haben. Wollen wir wünschen, daß ein recht zahlreicher Besuch bei der Gesellschaft Lust und Liebe zu weiteren erfreulichen Leistungen rege erhält. Dippoldiswalde. Bei dem am 21. d. M. hier abgehaltenen Viehmarkt war von Rindvieh sehr wenig zu sehen, dagegen waren 36 Stück Pferde, sowie 210 Ferkel zum Verkauf gestellt. Hiervon sind 8 Stück Pferde und ca. 200 Stück Ferkel zu erhöhten Preisen verkauft worden. — Auf den Jagdkarten für das Jagdjahr 1885/86 ist die Schonzeit des unter 10 aufgeführten Wildes (Schnepfen, Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild) insofern unrichtig angegeben, als auch die, die Monate September, Oktober, November, Dezember und Januar betreffenden Rubriken schwarz ausgefüllt sind, während dieselben unausgefüllt zu bleiben hatten, indem für das fragliche Wild nur ver Monat Februar und die Zett vom 16. Mai bis Ende August als Schonzeit besteht. — Die ständige Lehrerstelle inNiedernassau ist dem bisherigen Hilfslehrer Karl Hugo Hesse aus Ruppersdorf bei Herrnhut übertragen worden. — Zur Berainung der Staatseisenbahn Bienen mühle-Landesgrenze innerhalb Hermsdorfer und Seyder Flur ist von der kgl. Amtshauptmannschast Donners tag, den 3. September, terminlich anberaumt und ist als Versammlungsort das Teichhaus bei Hermsdorf bestimmt worden, von wo ab Vormittag 9 Uhr die Begehung der fraglichen Bahnstrecke erfolgen wird. — Die Neb Huhnjagd, welche in Preußen be reits am 17. August angefangen hat, hat bis jetzt ganz geringe Resultate ergeben, so daß dieses Wild ziemlich hoch im Preise steht. — Mit dem 1. September beginnt im Königreich Sachsen die Schonzeit für die Bachforelle und dauert bis mit dem 31. Dezember. Während dieser Zeit dürfen also in nicht geschloffenen Gewässern Forellen nicht gefangen werden und auch die aus ge schloffenen Gewässern, also aus Teichen herrührenden, während dieser Zeit weder feilgeboten noch verkauft, noch zum Zwecke des Verkaufes versandt werden. — Uebrigens macht sich Derjenige, welcher während der Laichzeit, sowie kurz vor oder nach derselben, also während der gesetzlichen Schonzeit, Forellen ißt, auch einer Geschmacksverirrung schuldig. Sind dieselben doch zu dieser Zeit bedeutend weniger wohlschmeckend als sonst. — Wünscht ein Fischereiberechtigter zum Zwecke der künstlichen Fischzucht Streichforellen in fließenden Gewässern zu fangen, so bedarf er hierzn der Erlaubniß der Amtshauptmannschast, beziehungs weise für die Gemeinde-Bezirke der Städte mit rev. Städteordnung, der dasigen Stadträthe. — Auch wird es jetzt Zeit, daß diejenigen Herren, welche in diesem Jahre künstliche Forellenzucht treiben wollen, ohne selbst Streichforellen zu besitzen, an die Bestellung von Eiern denken. Wir machen hierbei aufmerksam, daß der Sächsische Fischereioerein eine Centralstelle für Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Th eile, die Spaltenzeil« SOPfg. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die in unserer inneren Politik jetzt vorherrschend gewesene „todte Saison" beginnt sich stark ihrem Ende zuzuneigen, da der Bundesrath schon in etwa drei Wochen den parlamentarischen Reigen eröffnen wird. Die weiteren Dispositionen für die parlamentarische Herbst- resp. Winterkampagne sind indessen noch nicht getroffen und müssen alle An gaben hierüber als verfrüht betrachtet werden, zuinal da ja auch der Termin für die bevorstehenden Neu wahlen zum preußischen Abgeordnetenhause noch nicht einmal bekannt gegeben ist. Zu wünschen ist aber, daß man an maßgebender Stelle in Berlin schon jetzt der Frage einer zweckmäßigeren Zeiteintheilung näher tritt, denn die Uebelstände, welche sich in diesem Jahre aus dem vom Januar bis in den Mai hinein er folgten Nebeneinandertagen des Reichstages und des preußischen Landtages wiederum ergeben haben, sind nicht zu übersehen, und wenn in beiden gesetzgebenden Körperschaften viel gearbeitet worden ist, so hat dafür der Quantität des Geschaffenen die Qualität keines wegs entsprochen. Eine Wiederholung eines so langen Nebeneinandertagens der beiden größten deutschen Parlamente, wie in der jüngstvergangenen Session, muß aber für die neuen Sessionen um so mehr mög lichst vermieden werden, als im Spätherbst dieses Jahres auch die Landtage von Bayern, Sachsen und Baden zusammentreten werden, von denen eine Anzahl von Mitgliedern auch im Reichstage sitzt. Wenn man das preußische Abgeordnetenhaus etwa für Anfang November und den Reichstag vielleicht für Februar nächsten Jahres einberuft, so würde sich dergestalt wohl noch am ehesten ein parlamentarischer ruoäub vivonäi zwischen Reichstag und Landtag Herstellen lassen. — Die Mitglieder der in Berlin tagenden Telegraphen-Konferenz haben, nachdem von derselben in erster Lesung das von Deutschland vorgeschlagene einheitliche Tarifsystem für den europäischen Verkehr angenommen und somit das Werk der Konferenz seiner Vollendung um einen bedeutsamen Schritt näher gerückt worden ist, sich eine wohlverdiente Pause in ihren Arbeiten gegönnt. Die Theilnehmer der Konferenz haben unter Führung des ersten Vorsitzen den, des Staatssekretärs im Neichspostamte vr. von Stephan, einen Ausflug nach dem Norden Deutsch lands unternommen, welcher hauptsächlich dem Besuche von Bremen, Bremerhaven, Geestemünde, Hamburg, Lübeck, Kiel rc. gewidmet ist. Nach der glänzenden Ausnahme, welche den Mitgliedern der Telegraphen- Konferenz in der alten Hansastadt Bremen zu Theil geworden ist, darf man wohl erwarten, daß sie einen gleichen Emfang auch an den übrigen Punkten, denen ihr Ausflug gilt, gefunden haben und daß somit die fremden Gäste mit den besten Eindrücken von ihrer Fahrt nach der Neichshauptstadt zur Fortsetzung der Konferenzarbeiten zurückkehren werden. Oesterreich-Ungarn. Die glänzenden Tage der Kaiserzusammenkunft in Kremsier gehören nun eben falls der Vergangenheit an, aber sie werden wohl noch für geraume Zeit, entsprechend der Wichtigkeit dieses Ereignisses, den Mittelpunkt der politischen Betrach tungen bilden. Für jetzt erübrigt nur, die hervor ragendsten Momente der Kaisertage von Kremsier noch- - mals zusammenzufassen. Programmgemäß traf zuerst das österreichische Kaiserpaar, in dessen Begleitung si^j von den übrigen Mitgliedern der österreichischen Kaiser familie Kronprinz Rudolf und Erzherzog Karl Ludwig befanden, in dem reich geschmückten Kremsier ein, und zwar am Montag Nachmittag. Eine festlich gekleidete Menschenmenge, unter der namentlich die Banderien der slavischen Landleute aus der Umgebung durch ihre malerische Tracht hervorragten, erfüllte die Stadt und empfing das Kaiserpaar mit enthusiastischen Zurufen. In der Mittagsstunde des nächsten Tages langten auch die russischen Majestäten begleitet vom Groß Di» „Wei-erttz-Zeitung' «sHeint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Breis »icrteljiihrlich 1 M. Lb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- - > Amtsblatt M d« Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem fürsten Thronfolger, den Großfürsten Wladimir und Georg, der Großfürstin Maria Paulowna, sowie einem zahlreichen Gefolge in Kremsier an. Kaiser Franz Josef und Kronprinz Rudolf hatten die russischen Gäste schon in Hulletn begrüßt, bis wohin sie den selben entgegengefahren waren; auf dem Bahnhofe zu Kremsier ging sodann in herzlicher Weise die Be grüßung der russischen Gäste durch die Kaiserin Elisabeth und den Erzherzog Karl Ludwig vor sich. Nach der üblichen Vorstellung des beiderseitigen Ge folges erfolgte der Einzug in das Schloß in vier spännigen Wagen, in deren ersten sich die beiden Kaiser befanden, unter dem enthusiastischen Hochrufen der zahlreichen Volksmenge; das Militär bildete auf dem Wege bis zum Schlosse Spalier. Im Schlosse fand zunächst ein Dejeuner ü la oamora, sodann Hof tafel von 78 Gedecken statt, bei welcher die beiden Kaiserinnen den Ehrenplatz hatten. Toaste wurden bei der Tafel nicht ausgebracht. Um 8 Uhr Abends begann die Theatervorstellung, nach welcher der Thee eingenommen wurde, an letzteren schloß sich das Souper an. Mittwoch Vormittag erfolgte eine Ausfahrt zur Jagd, Abends fand ein Diner statt. Abends 10 Uhr geschah sodann die Abfahrt der russischen Gäste. — Dem Großfürsten-Thronfolger ist vom Kaiser Franz Josef ein Ulanenregiment verliehen worden. Spanien. Jenseits der Pyrenäen hat die be kannte Angelegenheit der Karolinen-Inseln eine hoch gradige Erregung gegen Deutschland hervorgerufen, welche die seltsamsten und lächerlichsten Drohungen gegen uns gezeitigt. Es mag dies dem sich verletzt glaubenden spanischen Nationalstolze zu Gute gehalten werden; hoffentlich beginnt man aber in Madrid nun mehr gelindere Saiten aufzuziehen. In einem am Montag stattgefundenen Kabinetsrathe theilte der Minister des Auswärtigen ein Telegramm aus Berlin mit, welches den zweiten Protest der spanischen Ne gierung beantwortet. England. Mit der Anfang dieser Woche erfolg ten Abreise des englischen Premierminister, des Mar quis von Salisbury, nach seinem bei Dieppe ge legenen Landsitz- ist auch für die englische Politik ein gewisser Stillstand gegeben. Derselbe rechtfertigt sich auch insofern, als nunmehr infolge der jüngsten fried lichen Vorschläge der russischen Regierung die Zulfikar- frage, abgesehen von einigen Grenzregulirungsdetails, für erledigt gelten kann und es ist zugleich die an geordnete Demobilisirung der englischen Armeereserve als ein günstiges Zeichen für den Stand der russisch englischen Beziehungen aufzufassen. Dagegen macht jetzt die egytische Frage dem Londoner Kabinet durch die neuerdings aus dem Sudan gemeldeten bedenk lichen Vorgänge, als deren jüngster die Besetzung Neu-Dongolas durch die Sudanrebellen erscheint, neue Schwierigkeiten. Die Vorwärtsbewegung der Sudan - rebellion nach dem Norden zu hat denn bereits auch zu veränderten Dispositionen in den Maßnahmen ge führt, die zur Zurückführung der englischen Truppen aus Egypten nach der Heimath angeordnet waren, indem der Befehl zur Einschiffung von 4 Infanterie bataillonen von Alexandrien nach England wieder zurückgenommen worden ist. Holland. In Amsterdam haben die Wühlereien der Sozialisten nun ebenfalls zu bedenklichen Unruhen ge führt. Ein Telegramm meldet, daß die Stadt sehr erregt ist und daß viele Schaufenster eingeworfen worden sind. Verschiedene Sozialisten wurden ver haftet; zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung ist aus Haarlem Kavallerie requirirt worden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 26. August. Bei leider sehr dürftig besetztem Hause begann gestern die Direktion Karichs im hiesigen Schießhaussaal ihre Vor stellungen mit dem Birch - Pseiffer'schen Volksstück „Der Goldbauer". Wenn auch bei einer ersten Vor-