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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ^8tl»d«ch»i T-,rdl<ut» «richktm »n -Len WerLtOft»» nachmMa^ L Uh»- «e,n^vee«»: Bei u> L« BeschLf«»ftclle und den Bu»«-drftellen 2 «M. ini Wsnal, bet Auftelln», dnech »t« Boten ri3» «W., bei PvNbeLeLnng LMM. zuzüoltch Aber--» , »edütze. Bt»e»t«»meen «M»t»Me«o<i»nft-lien Wochenblatt für Wilsdruff u UmaeoenS Poird°ienu»d«et.^«u». DefchLft»fteH<« nehme« pi jeve« F»ti Be- A»DniS«» errtge^cn. I» Fatt« höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetrtetxftLrvngen besteht Kern L»s-r»ch a»s Liefer««- ^eit»ng oder KSrping des Bezog »Preises. — Nürkse«d«ng eingefandter S«hrrftstL<Le erfolgt nur, wenn Porto belli egt. für Bürgertum, Beamte Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die » yospalrr»,,ÄtM«»^ilr V Stpfp- die goospatt«»« Zette bar oortltehe» Bebo»^»rachLMs«« 49 Aaktzg» Pfennig, die S g«spotte»« «ektaoeezotte i» terrttehe» , MLirb»««». «aehwstfuogogrdLH» 2V Steitdopse««iG». D*»» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. S annodwedl» "vrw.LvNhr. — ' ..,- - -...--7--,., , -- . — ALr die Aichtigbeit bM durch Fermruf Ü berwittelte« AuAergeu übernehme» wer bet«e Garoutte. Jeder Ülo bat»anspru ch erii-cht, wea» der Betrag d«ch Klage eingezoge« werde« watz »der der Auftraggeberin Loubor» gerSt. L«Heige» uehwea aüeVermttttpngoftrSeo eNtgega», Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtrhauptmannfchaft Meißen, des Amts- Gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nosien behördlicherseits bestimmte Blatt. Donnerstag, de« 7. Februar 1929 Nr. 32. — 88. Fahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 3S4c Die Krise der Koalition Das Reich und Preußen. Letzte Lösungsarbeiten. In Berlin warteten am Mittwoch alle politisch inter essierten Kreise mit größter Spannung auf die Lösung det zwischen den Parteien schwebenden Verhandlungen übe, die Bildung einer dauerhaften Mchrheitsregserung so wohl im Reiche wie in Preußen. Aber bis in die Abend stunden hinein blieb alles in der Schwebe, obwohl vor mittags schon unter dem Vorsitz des Reichskanzlers eine Ministerbesprechung stattfand, die versuchen wollte, eine Grundlage sür die Koalition im Reiche zu finden. An der Besprechung nahmen außer dem Kanzler der volks parteiliche Ncichsaußenministcr Dr. Stresemann, der demokratische Justizmiwster Koch-Weser sowie der Zentrumsministcr von Guörard und der Minister der Bayerischen Volkspartei Dr. Schätzel teil. Der ebenfalls eingeladene preußische Ministerpräsident Dr. Braun hatte abgelehnt, begab sich dafür aber zu einer Unter redung zum Reichspräsidenten von Hindenburg. Die Gesamtsituation hatte sich dadurch zugespitzt, daß Dienstag bereits das Zentrum erklärt hatte, es werde Mittwoch Minister von Guörard aus der Regierung zurückziehen, falls dem Verlangen, im kommenden Kabinett drei Zentrumsvertreter zu haben, nicht ent sprochen würde. Als äußersten Termin für die Ent scheidung hatte das Zentrum die Zeit gegen 2 Uhr Mitt woch mittag genannt. Die Hauptschwierigkeit bestand nach wie vor darin, daß die Deutsche Volkspartei eine gleichzeitige Umbildung der Preutzenregierung verlangte, bei der die Volkspartei in Zukunft zwei Vertreter für sich forderte. Andererseits wollte man in Preußen bei der schon kundgegebenen Absicht verharren, dem volkspartei lichen Verlangen wohl nachzukommen, aber erst nach Bildung des neuen Reichskabinetts. Das Ultimatum des Zentrums kam nicht wörtlich zur Ausführung, denn die in den Morgenstunden be gonnene Sitzung der Zentrumsfraktion des Reichstages vertagte sich nach ergebnisloser Beratung auf nachmittags drei Uhr mit der Begründung, man wolle den Beschluß des ebenfalls tagenden Vorstandes der Zentrumspartei abwarten. Auch die Volkspartei hielt Beratungen ab. Vermittlungsvonchlag der Minister. Aus der Beratung der Minister mit dem Reichs kanzler, die, wie gesagt, keinen allgemeinen Kabinettsrat, sondern eine Unterhaltung der führenden Minister der Regierungsparteien darstellte, ging ein neuer Vermitt lungsvorschlag hervor, der den endlichen Ausweg aus den resultatlosen Bemühungen der letzten Tage zu bringen bestimmt war Es wurde folgendes Resultat bekannt: Die Vertrauensmänner der politischen Parteien im Reichskabinett sind sich darüber einig, daß angesichts der bevorstehenden Entscheidungen der Neparationskonfcrcnz eine arbeitsfähige Reichsregierung und eine geschlossene Parlamentsmehrheit notwendig sind. Der Anspruch des Zentrums auf drei Ministersttze im Neichskabinett ist be gründet. Das Reichsjustizministerium soll sofort mit einem Zentrumsabgeordneten besetzt werden, und zwar mit dem Abgeordneten Dr. Bell. Nach Schaffung der Großen Koalition i» Preußen erhält das Zentrum das dritte Ministerium, und zwar das der besetzten Gebiete. Das Verlangen der Deut schen Volkspartei auf zwei Sitze im preußischen Kabinett ist berechtigt. Die Sozialdemokraten sind bereit, diese Forderung zu unterstützen. Die Umbildung in Preußen soll beschleunigt werden. Der Zentrumsvor fitzende, Dr. Kaas, erklärt sich bereit, auf seine Partei rinzuwirken, damit die Umorganisation in Preußen ohne Reibungen vollzogen wird. Als die Einigungsverhandlnngen so weit gediehen waren, gab man sich allgemein der Annahme hin, daß damit die Schwierigkeiten überwunden und nunmehr die Koalitionsfrage im Reiche mit dem sofortigen Rücktritt des demokratischen Reichsjustizministers Koch- Weser und in Preußen spätestens Anfang nächster Woche beendet sei. Jas Zentrum ist nicht zufrieden. Dieser Beschluß des Zentrums ist daraus zurückzuführen, daß der Vermittlungsvorschlag, den der Reichskanzler heule vormittag gemeinsam mit den Ministern Stresemann, von Guerard, Koch und Schätzel ausgear- destet hatte, zunächst vom Vorstand der Zentrumssraktion und dann von der Fraktion selbst verworfen worden war, obwohl er für das Zentrum eine fehr erhebliche Konzession, nämlich die sofor tige Bewilligung eines Ministerpostens im Reiche, enthielt. Die Zentrumssraktion dat statt besten nach mehrstündigen Besprechungen folgenden Be - ' chluß gefaßt: 1. Der Vorschlag des Reichskanzlers Müller und der Mi nister, die an der Besprechung teilgenommen hatten, stellt eine Verschlechterung der früheren Vorschläge dar und ist für das Zentrum unannehmbar. 2. Eine Gleichzeitigkeit der Umbildung der Regie rungen im Reiche und in Preußen lehn t die Zentrums fraktion des Reichstages aus zwingenden sachlichen Gründen a b. Die drei Minister, die das Zentrum im Reiche für sich in Anspruch nimmt, sind umgehend zu bestellen. 3. Unter der Voraussetzung der Erfüllung des Punktes 2 ist der Parieivvrsitzende Abg. Kaas bereit, die Zentrums fraktion des Preußischen Landtages zu bit tender Deutschen Volkspartei zwei Sitze im Kabinett zuzuge- stshen. Wenn die Verhandungen nicht noch am Mittwoch bis 2 2 Uhr zum Erfolge führen, wird der Reichsverkehrsmini ster von Guerard von der Zentrumssraktion aus der Reichsregie rung zurückgezogen werden. Nach Bekannlwerden des Beschlusses der Zentrum-fraklion des Reichstages empfing der Reichskanzler Müller den Reichsaußenminister Dr. Stresemann und den Vorsitzenden der Reichstagsfraklion der Deutschen Volkspartei Dr. Scholz, um ihnen von dem Beschluß des Zentrums Kenntnis zu geben. Die Vertreter der Deutschen Volkspartei erklärten, auf diesen Vorschlag nicht eingehen zu können, vor allem, weil auch danach die Verhällniste in P eußen nicht ge klärt seien. Diese Stellungnahme der Deutschen Vclkspartei wurde vom Zentrum damit beantwortet, daß nunmehr Reichsverkehrs minisler von Guerard dem Reichskanzler den Rücktritt von seinem Amte mitteille. Die in dem Zentrumsbeschluß gestellte Frist bis 22 Uhr ist al so gar nicht erforderlich gewesen, um die endgültige Klärung der Lage herbeizuführen. Eine Fraktionssitzung der Deutschen Volls- partei war ebenfalls nicht mehr erforderlich. Der Reichskanz ler wird voraussichtlich morgen demReichspräsidentenVortrag über die nunmehr geschaffene innerpolitische Lage halten. * MktioliMiing der LoziMnioklMn Berlin, 6. Februar. Die Sozialdemokratische Reichstags fraktion trat am Mittwoch abend nach der Plenarsitzung zu einer Fraktionssitzung zusammen, in der man sich mit der durch den Rücktritt des Ministers von Guerard geschaffenen politischen Lage beschäftigte. In der Fraktion bestand Einmütigkeit darüber, daß durch den Rücktritt des Ministers von Guerard sür das Kabinett Folgen nicht entstehen und daß der Reichskanzler und die übrigen Mitglieder des Kabinetts im Amte bleiben. »tritt des Reichsverkehrs- Nimstkrs v. Gerard Berlin,?. Februar. Amtlich wich mitgeteilt: Das Reichs kabinett beschäftigte sich in der heutigen Sitzung mit dem Rücktritt des Reich- Verkehrsministers von Guerard. Aus entsprechende Vor- RückblLck auf 1L919 im Reichstag. Ansprache des Präsidenten. (42. Sitzung.) 08. Berlin, 6. Februar. Präsident Löbe gedachte zunächst der Eröffnung der Na tionalversammlung in Weimar heute vor zehn Jahren. Ei betonte: Durch ihre Einberufung und Zusammensetzung hatte die Nationalversammlung dem Deutschen Reiche eine neuc staatliche Verfassung, die demokratische und republikanische Staatsform gegeben (Znrufe rechts und bei den Kommu nisten). Die Fronen und Männer, die damals in Weimar versammelt waren, haben gewußt, daß die Folgen des Krieges der Niederlage und des Zusammenbruches dje Existenz unseres Volkes auf das tiefste gefährden würden. Sie haben durch Überwindung der Blockade und anderer Schwierigkeiten Konsolidierung der Wirtschaft gebracht. Wir setzen — sc erklärt der Präsident weiter —, obgleich wir wissen, daß diese schweren Schäden noch nicht überwunden sind, diese Arbeit fort in der Gewißheit und in der Zuversicht, daß das deutsche Volk reif geworden und befähigt ist. sein Schicksal mit eigener Hand zu gestalten und der sozialen Freiheit und Gerechtigkeit zuzuführen. eBeifatl bei den Soz und in der Mitte, lantes Gelächter bei den Kommunisten.) Aus Zuruf bei den Kom munisten betont Präsident Löbe: Wäre der staatliche Wille von rechts hier durchgeführt worden, so hätte man Ihnen (zu den Kommunisten) das „An-dic-Wand-gestellt-werden" in Aussicht gestellt. (Erneutes Gelächter bei den Kommunisten.) Die Demokratie Hal Ihnen doch erst die Rechte gleichberechtigter Staatsbürger gebracht. (Erneutes Gelächter bei den Kom munisten.) (Entlastung des Re'chsgerichts. Das Haus beriet dannZoen Gesetzentwurf Lur. Entlastung schlüge wurde Reichspostminister Schätzel zu seinem Nachfolger er nannt, für die besetzten Gebiete ^Neichsinnenminister Severing. Der Endzweck. Man kann nicht sagen, daß die Vorgänge der letzten Wochen in der innendeutschen Politik ein erhebendes Schauspiel dargestellt hätten. Angriffe auf den Parla mentarismus können kaum vermieden werden, wenn sich bei jeder als notwendig anerkannten Regierungsumbil dung ein Handeln und Feilschen der Parteien um ihre Bevorzugung entwickelt, das peinlich an das Feilschen auf dem Jahrmärkte erinnert. Gewiß sind die Frakttonsn berechtigt, mit aller Kraft auf ihre Vertretung in der Exekutivgewalt hinzuwirken. Aber schließlich ist das Parlament doch nicht Selbstzweck und ebensowenig die einzelnen Parteien. Das Wohl des Volkes oder des Reiches — was schließlich dasselbe besagt — ist der End zweck, nicht die Vertretung der Parteien. Nur in der Einigung mit dem Blick aus diesen Endzweck kann Ge deihen und Förderung geschaffen werden, wenn auch hier und da die Interessen einer Partei nicht genau mit der Goldwage ausgewogen werden sollten. Der Beginn der Reparationskonferenz in Paris steht für Ende dieser Woche bevor. Es ist ver ständlich, wenn man dafür im Reiche und schließlich auch im größten Bundesstaate, in Preußen, eine trag- und aktionsfähige Regierung, gestützt von festen hinter ihr stehenden Mehrheiten, haben will. Auch für andere fast ebenso wichtige Aufgaben der inneren Politik ist diese Homogenität zu wünschen. Aber sic müßte leichter zu er reichen sein ohne die nun schon sooft erlebten Fieber- erscheinuugcn, bei denen die kleinen Gesichtspunkte vor den großen sich breitzumachen suchen, bei denen jeden Augenblick eine Krise von unabsehbarer Dauer zum Aus bruch zu kommen droht und das Gesamtinteresse gefährdet wird. Nm was drehte es sich in dieser letzten, hoffentlich nun glücklich überwundenen Epoche? Das Zentrum wollte drei Reichsminister, die Volkspartei zwei preußische leitende Stellen, die Demokraten verloren nicht gern ihren Reichsjustizminister Koch. Wäre auf allen Seiten nicht der schroffe Wille zur restlosen Durchsetzung der eigenen Forderungen überlaut betont worden, hätte man sich zum Nachgeben, das nun einmal untrennbar ist von praktischer gegenseitiger Zusammenarbeit, eher bereit erklärt, so wären wir vielleicht viel frühzeitiger über die Klippe hinweggekommen und die Gegner des Parlamen tarismus' hätten nicht so viel Gelegenheit gefunden, ihre Theorie von der Fruchtlosigkeit der parlamentarischen Bemühungen mit beachtlichen Gründen zu verstärken. Ein Sturz des Neichskabinetts in dieser Stunde statt der Umbildung hätte sicherlich die übelsten Wirkungen ausgelöst, und es ist kaum auszudenken, wie er gewirkt hätte im Auslande in der Minute, in der endlich versucht werden soll, unsere Schulden«brechnung in ein geordnetes System zu bringen. An eine Reichstagsneuwahl hätte ebenfalls kaum ein vernünftiger Politiker denken dürfen, und ob eine entgegengesetzt orientierte neue Ne gierung von Bestand gewesen wäre, steht sicherlich dahin. Wenn nunmehr konstante Verhältnisse geschaffen sind, wenigstens für eine absehbare Zeitdauer, wird das Volk sicher auf ersprießliche Tätigkeit rechnen. Gelingt diese Tätigkeit, so kann man der gefundenen Lösung zustimmen. des Reichsgerichts. Ber Ausschuß yat me Regierungsvor lage abgelehnt und statt dessen eine kurze Vorlage beantragt, wonach das Rcvistonsgericht auch ohne Einverständnis der Parteien in mündlichen Verhandlungen entscheiden kann, wenn nach Lage der Sache eine weitere Klärung der sür die Ent scheidung in Betracht kommenden Rechtsfragen durch die mündliche Verhandlung nicht zu erwarten steht. Rcichsjustizminister Koch bezweifelt, daß die Ausschuß vorlage ausreichen werde, dem jetzt beim Reichsgericht be stehenden unerträglichen Zustande ein Ende zu machen. Da der Ausschußentwurf aber immerhin eine kleine Verbesse rung bringt, bitte die Regierung um seine Annahme, behalte sich aber vor, in kurzer Zeit mit einer neuen Vorlage an den Reichstag beranzutreten. Die Ausschußvorlage wurde ohne weitere Aussprache in zweiter und dritter Lesung angenommen. Der Kellogg-Paki. Es folgte die zweite Beratung des Kellogg-Paktes. Der Auswärtige Ausschuß empfiehlt die Annahme des Paktes mit einer Entschließung, in der die Reichsrcgierung aufgefordert wird, das Inkrafttreten des Paktes zum Anlaß zu nehmen, mn aus Grund dieser neuen Garantie für die Erhaltung des Friedens bei den Negierungen der Vertragspartner und im Völkerbund auf Erfüllung zur Verpflichtung der allgemeinen Abrüstung sowie zum Ausbau der Möglichkeiten vorhandener und entstehender Gegensätze der Völkerintercssen und offen kundiger Ungerechtigkeiten aus friedlichem Wege zu beseitigen, mit allem Nachdruck hinznwirken. In der Aussprache betonte Abg. von Rhcinbabcn (D. Vp.), es käme aus den G e i st an, in dein der Pakt durchgeführt wer ben soll. Das deutsche Volk sei in seiner übcrwiencndcn Mehr heit für Anwendung friedlicher Mittel. Tas Mißverhältnis in der Rüstung der verschiedenen Länder sei aber mit dem Geist des Kelloaa-Paktes unvereinbar. Der Anspruch Deutschland,' MWM und der MW-PM