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Adorter M L t t h e i l n n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Siebenter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post S1 Ncugroschen, bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenheil 15 Neugroschcn. 34. Erscheint ze-e Mittwoche. 24. Aug- 4842. Zur Erinnerung an Mozart. Dass wir in Sachsen alljährlich am 4. September, und also auch jczt bald wieder, ein Fest der Erinne rung feiern, feiern müssen, wenn wir gute Staats bürger sein wollen, ist unseren Lesern allen hinläng lich bekannt. Aber dass im heurigen Jahre an diesem Tage auch noch in einem anderen Lande ein, wenn gleich streng genommen nicht politisches, doch, weil es einem unserer grosen Tcutschen gilt, für jeden sein Volk liebenden Tcutschen darum gewiss immer inter essantes Erinnerungsfcst gefeiert werden soll, möchte weniger bekannt sein, mindestens denjenigen unserer Leser, welche nicht zu den Kennern der Musik und Kunst überhaupt gehören. Es soll nämlich dem grö- sten aller tcutschen, ja aller Tonkünstler alter und neuer Zeit überhaupt, Mozart, in seiner Vaterstadt Salzburg ein Denkmal errichtet und die Aufstellung desselben am nächstbevorstehenden 4. September vor- gcnommen werden. Fragt man, wie gerade wir dazu kommen, auf dieses Fest aufmerksam zu machen, da dies am Ende wehr als Pflicht einer musikalischen Zeitung erscheinen könnte, was unser kleines Volksblatt seiner Tendenz nach nicht ist; so antworten wir zur Rechtfertigung dieses Aufsazcs mit der eben gegebenen Andeutung des vvlkslhümlichcn Standpunktes, von welchem aus die Sache aufzufasscn ist. Eilt cs einem grosen Teut- schen, so kommt nichts daraus an, ob er sich durch die Kraft der Rede in Kirche und Volkskammer, oder durch Lehre und Leben in Schule und Gemeinde, im Getümmel der Schlachten, oder im Reiche der Töne um sein Volk verdient gemacht hat. Er ist ein Sohn erinnern uns seiner als eines unserer werthvollsten Brüder, trug er Uniform, Priesterrok oder Volkskittcl. Es mahnt aber zu dieser Erinnerung an einen grosen Stammgenosten in gegenwärtigem Falle auch noch eine andere Rüksicht. Finsterer Pfaffengeist und blinder Glaubenseifer der rohen Masse wollte und möchte das Fest hintertreiben und herabwürdigen, findet in dem Mozartdenkmalc eine Entweihung des Heiligen — und warum? Weil dieses Denkmal — das nach dem Modelle des berühmten Schwanthalers von Stiz'maier in Erz gegossene Standbild Mozarts — in die Mitte des prachtvollen Michaelsplazes in Salzburg zu stehen kommen soll, wo zeither ein Brunnen sich befand, der die bronzene Statue dieses Heiligen trug. Der Komitv des Mozartvereins fand es nicht passend, dass das Monument eines unserer grösten Künstler mit einem in künstlerischer Hinsicht ganz werthlosen Heiligenbilde eine so verunstaltende Nachbarschaft halten und somit den Eindruck stören sollte, den das Erstere machen soll und wird. Er be schloß daher mit Einwilligung des Magistrats, dem der Brunnen gehört, die Abtragung des Lezteren, zu mal da ohnehin immer kein Wasser darin war. Kaum war dieser Beschluss bekannt geworden, so trat ein Theil der niederen Geistlichkeit dagegen auf, so dass bald die ganze Existenz des Denkmals und das Fest selbst in Frage gestellt worden wäre. Der Magistrat getraute sich um so weniger den entbrannten Streit zu entscheiden, als das rohe Volk, von den Einflüsse« rungen der Pfaffenintoleranz gestachelt, das Denkmal niederzureisscn drohte. Der Kreishauptmann aber und die Regierung, welche deshalb angerufen werden muste, erkannten, dass hier eine Frage von nazionaler Be- uuserev gemeinsamen tcutschen Vaterlandes und wir deulung vorlicge und dass die öffentliche Meinung