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Hohenlmner Tageblatt jeden Wochentag abends für den folgenden § nehmen die Edition* bis Vorm. 10 Uhr Tag uu? kostet durch die Aiisträger pro «DDU W8RKNUU R WU'^N. IIlU R sowie für Auswärts alle Austräger, dcsgl. Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 U MU alle Annoncen-Expeditionen zu Original frei ins Haus. ' Preisen entgegen. für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Fallen, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für -e« Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Dienstag, den 20. Juli 1897. 47. Jahrgang. MS«1WM»«SS Nr. 165. Bültlaus. Auch die neuerliche Revision der Obstbäume hat ergeben, daß trotz vorgenommener Maßregeln eine große Anzahl Bäume mit diesem ungemein schädlichen Insekt noch behaftet sind. Es werden deshalb alle Gartenbesitzer, namentlich diejenigen, welche bei der letzten Revision vom Sachverständigen auf das Vorhandensein der Blutlaus in ihren Obstbaumve- ständen hingewiesen worden sind, hiermit ausgefordert, auch in Zukun't in kurzen Zwischen räumen eine sorgfältige Reinigung und Desinfektion dec mit dem Insekt behafteten Bäume vorzunehmen. Ende September er. wird nochmals eine Revision erfolgen und Säumige dann ge mäß der früheren Bekanntmachung mit Strafe belegt werden. Hohenstein, am 16- Juli 1897. Der Stadtrat h. Or. Polster. Bekanntmachung. Bon der Königlichen Kreishauptmannschaft Zwickau ist der Stadtrath Herr Bruno William Heitzig hier als stellvertretender Vorsitzender des Gcwerbegerichts zu Hohenstein bestätigt und heute in Pflicht genommen worden. Hohenstein, am 17. Juli 1897. Der Stadtrath. Or. Polster, Bürgermeister. Bekanntmachung. Das Schulgeld für den 1. Termin 1897 wird am 2l. und 22. Juli c. in der Gemeiudecxpedition vereinnahmt. Oberlungwitz, am 17. Juli 1897. Der Schulvorstand. k. Laube, Vors. Internationale Kunstausstellung und Dresdner Vogelwiese. SonSerzug von Chemnitz nach Dresden und zurück, Sonntag, de« 1. August 1897. 500 Vorm. W 5" 53. - 82 - f aus Chemnitz in - Niederwiesa - - Flöha in Dresden-Ältst, aus 1»s Nachts pw - 14 K lO^Nachm. Fahrkartenpreis nach Dresden und zurück. Von Chemnitz, Niederwiesa und Flöha 4,50 Mk. II. Kl., 2,50 M. III. Kl. Die Fahrkarten gelten zur Rückfahrt am 1. August uur mit dem Sonder zuge, am 2. und 3. August dagegen mit gewöhnlichen Personenzügen. Der Fahrkartenver kauf beginnt am 28. Juli und wird am 31. Juli abends 9 Uhr geschlossen. Dresden, am 14. Juli 1897. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. Hoffmann. Sächsisches. Hohenstein, den 19. Juli 1897. Auf der Reise nach Plauen resp. nach Bad Elster durch fuhr am Sonntag Vormittag 11 Uhr unser Königspaar unse ren Bahnhv'. Um das geliebte Hercscherpaar zu sehen, hatte sich auf hiesigem Bahnhof eine größere Menschenmenge versam melt. Zum größten Leidwesen durchfuhr jedoch der Extrazug die Station, ohne daß sich die Erwartung erfüllt hätte. Im Ge folge der Majestäten befanden sich: Se. Excellenz der Käm> merer und Wirkt. Geh. Rath von Metzsch, die Herren Haus- marfchall von Carlowitz - Hartitzsch, Generalmajor von Hingst, Kammerhcrr von Stammer, Flügcladjutam Major von Ehren- thal und Königl. Arzt Stabsarzt vr. Kampf, die Hofdame Gräfin Einsiedel und der Kammerherr von Mührich, Die Reise führte Se. Majestät den Köniz nach Plauen, Ihre Majestät die Königin nach Bao Elster, woselbst Nachmittags auch Sc. Majestät der König von Plauen kommend, eintras, und längerer Curaufenthalt vorgesehen ist. „Gut Heil!" erschallte es in den letzten Tagen allüberall in dem sächsischen Königreiche, welches in der Turnersprache der XIV. Deutsche Turnkreis heißt, von den Lippen rüstiger Jünger Jahn's, die dem Sammelpunkte Plauen i. V. zueilten zum II Sächsischen Kreisturnfest. Nachdem seit dem 1. Kreis- turnfest in Chemnitz 15 Jahre verstrichen, war das Verlangen nach einer Wiederholung dringend geworden, und man wählte zum Festort die Hauptstadt des Vogtlandes mit Recht, denn in ihr hatte schon 1833 Heubner, der Turnvater Sachsens, die edle Turnkunst eiugeführt, hier erschallte zuerst der von Heubuer's Schüler, Gustav Fincke, erdachte Turnergruß „Gut Heil", hier flatterten zuerst die Turnerfarben Roth und Weiß, welche bald in allen Gauen des sonst so zersplitterten Deutsch land anerkannt und eingeführt wurden. — Der aus giebige Regen, der am Sonnabend beschieden war, welcher dem Landwirth zwar so willkommen kam, welchen aber manche zur Ferienreise sich rüstende Familie laut verwünschte, er schreckte die Turner nicht. Der Zähigkeit des Regengottes wurde die Zähigkeit der gestählten Turnernatur entgegengesetzt. Unendlich lange Eisenbahnzüge rollten während des ganzen Vortages der voigtländischen Industrie-Centrale entgegen, lustige Lieder erschallten aus den Wagenabtheilungen heraus, und jeder Bahnhof erhielt sein Gepräge durch das blaugraue Turnertuch und den weichen, schwarzen, mit Eichen blatt verzierten Turnerhut. Jeder Turner trug als Festab zeichen ein roth-weißes Band mit schwarzem Aufdruck und auf einem Querstreifen die Bezeichnung seiner Gau-Zugehörigkeit. Unter den gegebenen Umständen waren natürlich auch Zugver spätungen nicht zu vermeiden, die sich selbst bei Schnellzüg-n über eine Viertelstunde beliefen. Der 3 Uhr 48 Min. von Dresden fällige Personenzug traf sogar erst 4 Uhr 48 Min. ein, und den folgenden Turner-Sonderzügen erging es nicht besser. Die Königl. Sächs. Staatsbahn gewährte den Festtheil nehmern auf einfache Personenzugs-Fahrkartcn freie Rückfahrt. In Plauen selbst wogte die Bahnhofsstraße entlang, welche besonders reich ausgeschmückt war mit Flaggen, Guirlanden, Kränzen, Spalieren von Fichtenstämmchen und Triumphbogen, ein großstädtisch lebhafter Verkehr. Ein Zug Turner nach dem anderen wurde durch Musik und ein jugendliches Trommler korps eingeholt und nach dem Restaurant „Zum Tunnel" ge bracht, wo der Wohnunzs- und Finanzausschuß seineiThätigkeit entfaltete, uni die Mannschaften nach ihren einzelnen Stand quartieren zu verweisen und ihnen ihre Wohnungskarten einzu- händigcn. Die Beschaffung der Wvhnräume war dadurch erleichtert worden, daß die Volksschulen belegt werden konnten und viele Einwohner gastliches Quartier augeboten hatten. Einen wesintlichen Dienst hatte das Kriegsministerium der guten Sache durch leihweise Hergabe mehrerer Tausend Schlaf- dccken erwiesen. Der Niedererzgebirgische Turngau schlug sein Standquartier in Kraners Restauration, Hammerstraße, aus. — Nachdem Nachmittags im „Krug zum grünen Kranze" Sitzung der Kampfrichter stattgefunden hatte, erfolgte Abends 8 Uhr die feierliche Eröffnung des Festes durch einen Begrüßungsabend in der dicht bei der Haltestelle Neundorf liegenden schmucken Festhalle, welche im Glanze des elektrischen Bogenlichtes erstrahlte. Trotz ihrer Flächenausdehnung von 70 Meter Länge und 25 Meter Breite vermochte sie die vielen Tausende der bereits eingetroffenen Turner kaum zu fassen. Die vorderen Plätze vor dem von nächtigen Büsten des Kaisers und des Königs flankirten Musikpodium waren den Kampfrichtern, dem Fest ausschuß und dem Ehrcnausschuß Vorbehalten, von welchem u. A. die Herren Oberbürgermeister Or. Dittrich, Bürgermeister Wagner, Bezirkscommandeur Oberst Fickentscher, Landesgerichts präsident Or. Hartmann, Königl. Bezirksschulinspektor Schulrath Selbmann, Postdirektor Rothmaler, sowie mehrere Mitglieder der städtischen Kollegien erschienen waren. Das Stadtmusikkorps eröffnete die Reihe der Darbietungen mit der Weber'schen Jubel-Ouverture, worauf der Sängerbund Plauen unter Leitung der Liedermeisters Häßler mit der gewaltigen Kraftfülle, wie sie 300 Kehlen entströmt, das Lied „der Deut schen in Lyon" und das Marschner'sche Vaterlandslied „Und hörst Du das mächtige Klingen" vortrug. Der Ehrenvorsitzende, Herr Oberbürgermeister Or. Dittrich, hieß nunmehr die Er schienenen willkommen im Ramen der Feststadt Plauen, welche stolz sei auf den Titel einer echten, rechten Turnerstadt. Das Bestreben der deutschen Turnerschast, an Leib und Seele ge sunde Menschen unserem Baterlande zu erhalten, welche in unerschütterlicher Treu: und unauslöschlicher Liebe ihrem Vatcrlande und ihrem König ergeben sind, erfreue sich der regen Antheilnahme Sr. Majestät des Königs, welcher dem Feste die Ehre seines Besuchs schenken werde. Er bitte die Turner, in ein Hoch auf den geliebten Landesherrn, sowie aus Se. Majestät den Kaiser einzüstimmen. Mächtig durchbrauste dieses Hoch den Saal, worauf „Deutschland, Deutschland über Alles" stehend gesungen wurde. An zweiter Stelle sprach der schon bei seinem Erscheinen lebhast begrüßte Kreisvertreter Di rektor Bier, der seit 21 Jahren auf s Erfolgreichste an der Spitze des XIV. Kreises wirkt. Er begann mit einem „Gut Heil und tausendfachen Dank der gastlichen Stadt Plauen" und brachte ein besonderes Heil den Turnern aus Oesterreich und rief ihnen zu: „Seid überzeugt, daß uns kein Gast so große Freude macht auf unserem Feste als Ihr. Wir wissen, daß Euch diese Freude in den jetzigen Zeiten besonders noch und wvhlthut. Einer Sprache und eines Stammes mit uns, sollt Ihr unter uns eisahrev, daß wir unzertrennlich mit einander verbunden sind." Die dritte Ansprache hielt der Vorsitzende des Hauptausschusscs Herr Zinngießermeister Booz. Er kenn zeichnete die Bedeutung des Festes, welches einen Markstein in der Geschichte unseres sächsischen Vcreinsturnwcscns bilden werde, betonte unter lebhafter Zustimmung, daß das Turnen noch viel mehr in Mark und Bein des Volkes übergehen inüsse und brachte der deutschen Turnerschast ein Gut Heil! — Unterdessen waren immer neue Turnerschaarcn hercin- gedrängt und die Stimme des Redners vermochte nicht mehr hindurchzudringen. Vom Vordergründe der Halle her tönte das Stimmengewirr wie tosende Brandung des Meeres. Volle Aufmerksamkeit wurde noch den von Damen des Turn lehrervereins gestellten lebenden Bildern zu Theil, welche die Huldigung der Saxonia und die Huldigung Jahn's zum Gegenstände hatten. Weitere Musik- und Gesangsvorträge be schlossen den Festabend, woraus man in fröhlichen Trupps zurück nach der Stadt zog. Warum soll auch der Turnersmann nicht lustig sein? „Söll m'r net lustig sei — Senn gu net krank, net krank — Unre paar ledig'n Gohr — Dauern net lang." Am Sonntag Morgen schaute es aus, als ob Jupiter pluvius Sonntagsruhe halten wollte und bereits früh 6 Uhr wurde deshalb seitens der I. Gaugruppc mit dem Turnen be gonnen. Allein Jupiter pluvius hatte sich nur verschnaufen wollen und öffnete seine Schleusen von Neuem, als gerade der Feldgottesdienst auf dem Festplatze stattfand. In mächtigem Bogen umstand man die einfache Kanzel, welche in strömenden Regen Herr Superindendent Lischke bestieg, um seinen Hörern vorzuführen, wie die Entwickelungsgeschichte der sächsischen Turnern zugleich die Entwickelungsgeschichte des deutschen natio nalen Gedankens bildet, und sic daran zu erinnern, daß schon Paulus den Christenwandel mit dem Laufe und Wett kampf der olympischen Spiele verglichen habe. Die kurze, aber inhaltreiche Predigt wurde umrahmt von Choralgesang und dem Vortrage des Niederländischen Dankgebets von Kremser durch den Sängerbund und das Stadtmusikkorps. Sobald der Regen nachgelassen, nahm das Turnen seinen Fortgang, trotz des kläglich durchweichten Bodens, der überdies schlüpfrig war und in den man stellenweise bis an die Knöchel versank. Jede der neun Gruppen hatte eine Stunde Zeit zu Freiübungen und je eine halbe Stunde zu Geräthübungen, Hochspringen und Spielen. — Nachmittags halb 1 Uhr wurde in der Kaiserstraße und deren Nebenstraßen zum Festzuge gestellt. Der Regen hatte aufgehört und der Himmel bläute sich, als 12 Uhr 45 Min. Se. Majestät der König auf dem oberen Bahnhofe mit Gefolge eintraf. Daselbst fand großer Empfang statt, an welchem sich auch das Officierkorps und die Vorstände der Militärver eine betheiligten. Se. Majestät begab sich hieraus zu Wagen, überall jubelnd begrüßt, durch die Bahnhofstraße, welche im Sonnenschein einen noch vortheilhafteren Anblick gewährte, nach dem Theaterrestaurant, um von der dort in der Höhe des ersten Stockwerks erbauten reich geschmückten Estrade aus den Vorbeimarsch deS Festzuges abzunchmen, welcher nahezu 2/4 Stunde währre, trotzdem sich der Zug in straffem Schritt vorwärts bewegte und in Rotten von 8 Mann