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Nr. 48 21. Jahrg. Fernsprecher: «edakti,n 32723 - Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 14797 SäcklMe Sonntag, 28. Februar 1922 Nedaktlo« «nd Geschäftsstelle: Dresden »A. IS, Holbetnstraste 48 Auxetgeui Annahme von Ge:chö:>sa"»e:ae:i ois X», von !«nm>Iie:mmeia«" bl» II Uhr vorm. An^elnenvrei» >I>r dl« PetnreNe 8.IX» NamiNeimnzeme» E.V.5 >nr Vereine Ä.l»« die NeNmnezea« 89 mm drei: . Oskerlenaebühr- tür Selbst abholer I.—. bcl Uebersendmig durch die Post außerdem Portozuichinst. — Mir und lillnb aeichne^ene owie bnrib Nern. Wremer -rulgeaevene Anreiaen on»e» mir r»e ^eranlworuiMken »r die VIlchNale» de» Texte» nichi llbernebme» Nnnabme t» Dresden: Schmidt'kche Buchhandl.. Anh. P. Beck Schloßltr. 8. i» Bannen Mauz Nu r>at a. d. Pelriiirche z ^denDienokag und Freitag: G^^kkschasts-Gakk Dresden. (Maifentzaussiraße 22 88 88 -NSend-^oikeeke erLeken 88 88 TischKesiekkung Fernruf 13054 «exuaSvrelSi «lerteljShrllch »4 .2. zweimonatlich »S monallich 8 S» srel Hau». Siuzelnummer M 4. Die Sächsilche «ollSzeiinua erlcheuu lcchSinal wöchentlich. — Sprechstunde der Redaktion S bis « Uhr nachm. Nicht au», drückiich zurilckvertangte und mit Nöckporto nicht versehene Siiisenlnmgen an die Nedaktioi, werde» nicht anfbewahrt Tngesschau Eine neuirake Koiiimisjiou der Eiseubahnbeancken, bestehend aus Miigliedecn der stteichSgewerkschaft ll»d dem Syndikus einer Fache,ewerlschaft verhandelten mit dem Verkehrsminister Gröner über die Durchführung der Maßregelungen, wobei besonders der Begriff „Urheberschaft" erläutert wurde. Gröner erklärte, er kenne keine Erleichterungen in der Frage der Disziplinierungen Zusagen, er werde aber bestrebt sein. Milde walten zu lassen. Der bisherige Vorsitzende der preußischen LandtagSfraklion der Deutschen Voltchmriei Dr. von brause hat seine Wiederwahl hohen Alters wegen abgelchut, an seiner Stelle wurde Dr. von Campe, als Stelloerireter Vorsitzender Dr. Kall« gewählt. Wegen des Peterödorfcr Zwischenfalles, wobei ein Polize:- wachimeister von fraiizösischen Soldaten erschossen wurde, richtete nach halbamtlicher Meldung das Auswärtige Amt eine Rote an die fra»;öjische Regierung. Die Braunschweigische LandeSsyuode hat die Kirchenregie- vniig ersucht, die Wiedereinführung des BnsttageS als gesetzlichen Feiertag anzustreben, möglichst unter Verlegung des Bußtages auf den 9. Noveniber. ^ Die Besprechungen über das Steuerkompromist wurden Freitag vmniiitag von den bürgerlichen Regierungsparteien und Lteichsfinanzärinistcr Hermes mit der Deutschen Voltspartei 'Eröffnet. Ein Rückzug Da: sozialistische RsgierungSkoalilion Sachsens >wt am Krc>iag einen bemerkenswerten Rückzug angetreten. Sie hatte von der Negierung eine Gesetzesvorlage verlangt, in der der 1. Mai und der 9. November zu gesetzlichen Feiertagen gemacht werden solle». Bei der Vorberatung der Vorlage erklärten die bürgerlichen Parteien, sie würden diese Herausforderung aller nichtsozialistisch denkenden kkreise damit beantworten, das; sie über dieses Gesetz einen Volksentscheid herbeiführen würden, wenn es im Landtag« angenommen werden sollte. Nunmehr gingeil den Sozialdemokraten doch Bedenken bei, ob sie es auf den Volksentscheid ankommen lassen könnten. Sie teile» offen bar die Ansicht der bürgerlichen Kreise, daß das Volk sich in die sem Falle gegen die Sozialdemokratie lind ihre Regierung wen, den würde. Deshalb suchten sie die Schlußabstimmnng über die Angelegenhert zu verzögern. Der mehrheitssoziatistische Abge ordnete Bcthle als Mtberichtcrstatter war trotz verschiedenfacher Aufmunterungen nicht zn bewegen, der Landtagskanzlei einen Bericht zugehen zu lassen. In der letzten Landtagssitzmig forderte der Führer der Deutschen Volkspartei, der Abgeordnete Bliiher, das; die Sache nun endlich erledigt und auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gebracht werde. Der gleiche Abgeordnete Bothke. der in den langen Wochen den höchstens fünf Zeile» langen Bericht nicht fertig zu stellen vermochte, war nun auf einmal sehr lebendig: er verlas einen bereits vorher fertiggestellte:: Gegenantrag, der darauf hinauslief. die Abstimmung bis Ende März aus;»setzen. Mit der bekannten Zwei-Stimmeu-Mohrheii wurde dieser Ge genantrag angenommen. DaS sieht, oberflächlich betrachtet, beinahe wie ein Sieg ans und ist doch tatsächlich ein kümmerlicher Rückzug, der einer innere», aber empfindlichen Niederlage folgt. Die Sozialdemo kratie wagt es offenbar nicht, dies« Vergewaltigung der Staats- bürger vor dem Volke zu vertreten. Sie fürchtet niit Recht, daß zahllose Arbeiter urck Arbeiterfrauen von dem Danaergeschenk der Nevolutionsfeiertage nichts wissen wollen, sie scheut das Ur teil der Wähler. Im vergangenen Sommer hatte wenigstens die von Lipinski geführte Regierung den Mut, einen Appell an die Wählerschaft vorzuschlagen, jetzt ist nicht nur den Regierungs parteien, sondern auch der Regierung bange davor, ihre Ab sichten dem Urteile des Volkes W unterstellen. Man sollte meinen, die Sozialdemokratie würde mit beide» Händen nach der Möglichkeit der Landtagsauflösung fassen. Wenn man der Linkspresse glauben wollte, dann wehte gerade jetzt die kräftigste sozialistische Morgenluft. Man weist ja so viel zu schreiben von de» angeblich außenpolitischen Erfolgen der stark sozialistisch durchsetzten Reichsregiernng. Die vor der Tür stehenden Stenerkäinpse bilden nach sozialistischer Auffassung eine treffliche Wahlparole. Die Brotpreiserhöhnng mühte dem Radikalismus frommen. Der in Sachsen herrschende FellischiS- muS macht scheinbar rmter der Führung des RcichStagSpräsiden- ien Loebe moralische Eroberungen in, Reiche. Trotzdem fürchtet dieser FellischiSmns in seinem Nrsprnngslande die Enisclxidnng des Volkes. Der zur Schau getragene Optimismus der sozialistischen Presse ist oben falsch, er wird nur vorgetäuscht. Dahinter ver birgt sich innere Unsicherheit, Bedenklichkeit und — wie der Ab geordnete Dr. Niethammer, zum Schmerz des Ministerpräsidenten Buck, aber trotzdem sehr richtig einmal gesagt hat — innere pnchvlichkeit. Man weist in den Kreisen der Regierung und der kkegiern»H»paxtvie,i sehr wohl, dast ihre Personalpolitik bei der Ein Appell -eS Apostolischen Nuntius Paeelli K. K. Ans die Mitteilung von der geplante» Hilfsaktion zugnnsien des hungernden Rnstlands hin, hat Seine Exzellenz der hvchw. Herr Nuntius Paeelli an einen der Herausgeber der „Katholische:: Korrespondenz" folgendes Schreiben gerichtet: München. Ui. Februar. Euer Hochwohlgcboren sehr geschätztes Schreiben vom 2. d. Mts. nebst „Ansrns an die Katholiken Deutschlands" zugunsten des hungernden Rnstlands habe ich erhalten. Gern und in voller Erkenntnis der schrecklichen Lage des russischen Volkes schliche ich mich den hvchwürdigsle» Herren Kardinalen Bertram und Schulte an und bitte und beschwöre meinerseits die deutsche» Katholiken, von der eigenen Rot den Blick über die nahe Ostgrenze zu lenken ans das dortige viel größere Elend, das ein Millionenvolk zn vernichten droht. Wer irgend kann, möge das Seinige beisteuern in der Liebe Christi für die de:» Tode und der Verzweiflung nahen Mitmenschen im unglücklichen Rußland. Der verewigte Heilige Vater Papst Bene dikt XV. hat mitleidvollen Herzens de» Notschrei vom Osten her vernommen und die allzeit mildtätige Hand weit anfgetan, um den Hungernden bcizustchen. Ich zweifle nicht daran, daß auch das deutsche Volt, vorab die deutschen Katholiken, diesem erhabenen Beispiel nach Kräften folge» wird. Gesegnet sei jede Gabe für die Aermstenl Ich gebe der zuversichtlichen Hosfnnng Ansdruck, das; die Aktion zur Hilse in höchster Not in den breiten Massen des katholischen Volkes eine günstige Aufnahme finden wird. Ich halte sie zudem für geeignet, den Gedanken der katholischen Caritas und den Geist der wahren Bölkerversöhnnng in reelle Erscheinung treten zn lassen. Al» kleinen Beitrag ,;n obigen: Zweck erlaubt sich die Nuntia tur IttOOO Mark zn übersenden. Der gottwvhlgefälligen Anregung besten Erfolg wünschend, und alle, welche sie im Geiste der christlichen Nächstenliebe ans- nehmen, von Herzen segnend zeichnet mit den: Ausdruck vorzüg lichster Hochschätzung, Euer Hochwohlgeboren ergebenster 7 Engen Paeelli, Erzbischof vo» Sardes, Apostolischer Nuntius. Wie die K. K. weiter »nttcilt, haben die hochwürdigsten Herren Kardinale von Breslau »nd Köln ebenfalls namhafte Summen der Rnstlandsspende zugewiesen. DaS Echo, das der Aufruf im katholische» Volke gesunden hat, ist hochcrsrcnlich. In allen Teilen Deutschlands, macht sich ein reger Eifer bemerk bar, zu der Spende, die als Totenopfer zum Gedächtnis des verewigten Heiligen Vaters Benedikt XV. seinem Nachfolger Pius XI. überreicht werden soll, nach Kräften beizustenecn. Ins besondere sind es die Jugendlichen, die in Schulen und Vereine:« diese» Werk der internationalen katholischen EaritaS mit wahrer Begeisterung unterstützen. In der sächsischen Diaspora kämen im Verlag der „Sächsischen Bc»kszeit»»g" als erster Beitrag auf den Aufruf hin, tausend Mark von ei ne in Dien st inädche n. Wir »rachen darauf ausinertsam, daß die Geschäftsstelle unserer Zeitung gerne Gaben zur Weiterleitnng entgegennimmt. Auch die kleinste Gabe ist willkommen! übcmüezzndcn Volksniehrheit nicht gebilligt wird, das; mau die von Lipinski herlxngeführte Zersetzung der Landespolizei bedenk lich findet, das; man über den Kampf des „neuen Systems" ge gen Religion und Kirche geradezu entsetzt ist, daß man überhaupt mit der ganzen Richtung mehr mü> mehr unzufrieden wird. Die eigentlichen Regierungsparteien glauben bcr einer Verschiebung der Entscheidung eine parteipolitisch günstigere Stellung zu er lange»-, die Unabhäidgigen rechnen auf Zuzug von den Kommu nisten. die Mehrheitler auf solchen von den Unabhängigen. Neben diesen Erwägmtgen spielen wohl die mehr wahltcchmschen Be denken, dast der zn Ende gehende Winter kein recht geeigneter Zeitpunkt für Wahlen sei und dast es um die Wahlkasscn der Linken nicht zum Besten steht, in untergeordnete» Rollen mit. .Möge» Sozialisten und ttimbhängige die ihnen von der Geduld der Staatsbürger gewährte Schonzeit durch ihren Rück zug einige Monate verlängert haben, der endgültigen Auseinan- Versetzung entrinnen sie dadurch nicht. Wenn sie geglaubt haben, durch ihren Rückzug den nächsten Kampf in einer taktisch günsti geren Stellung führen zu können, dann spekulieren sie ans die Vergeßlichkeit der Wähler. ES ist dafür gesorgt — sie selbst haben dazu reichlich beigetragen — daß sie bei dieser Spekulation nicht aas die Kosten kommen. * <' ' -- Aus dem Ausland Französisch-russische Verhandlungen in London London. 25. Februar. „Chicago Tribüne" behauptet, daß in der letzten Zeit französisch-russische Verhandlungen zwischen Bouillon und Krassin in London geführt worden seien, wobei ersterer ein Konsortium sranzösiicher Banken nnd Industrieller vertreten habe. Die Kontrolle der deutschen Lnftschiffahrt Paris, 25. Februar. Zwischen den Alliierten finden gegen wärtig Verhandlungen darüber statt, wie nach der vom 5. Mai d. I. erlaubten Wiederaufnahme des Baues von Flugzeugen Deutschland kontrolliert werden soll. Namentlich Frankreich be müht sich eifrig, eine wirksame Ueberwachnng der deutschen Luft- schissahrt zu erreichen, lieber die Bedingungen und Formeln dieser Kvntrollc ist man bisher aber noch zu keiner Einigung gekommen. » Die Zusammenkunft zwiscken Lloyd George und Poineare London. 25. Februar. Lloyd George bat gestern nach mittag London verlassen und die Nacht in Lyinpne verbracht. Heute vorinittag wird er mit dem Tampscr nach Calais al» fahren und wahrscheinlich im Auto nach Bonlogne Weiterreisen. Nachmittags wird er mit dem Dampfer wieder zurückkehre» und hierauf in Lyinpne übernachten und wohl erst am Montag nach London zurückkehre». Die gemeldeten Vorbereitungen bei der Unterpräsektur in Bonlogne zum Zwecke der Zusammenkunft zwischen Lloyd George und Poineare werden dementiert. Ter genaue Ort der Zusammenkunft ist immer noch nicht bekannt. Vielleicht ist er gar nicht endgültig festgesetzt. Deutsches Reich Derleumdunoen gegen den Minister Hernic: Berlin, 25. Februar. Wie die „Germania" berichtet, ist die Behauptung ausgestellt, dast Jntrigucn des Ministers Hermes gegen den Reichskanzler Dr. Wirth zu lebhaften Auseinander setzungen geführt hätten und daß serner ein Parteiniitersuchungs- ausschust gegen den Minister eingesetzt worden sei. weil erhebliche Bedenken gegen seine Personalpolitik bestände». Wie die „Germa nia" von der Leitung der Zeiitruinsfraktion auf Anfragen erfährt, sind diese Behauptungen durchaus iiawahr. Der Zentrums- fraktion ist von Jntriguen des Reichsinniisters Hernies gegen den Kanzler gar nichts bekannt. Unwahr ist gleichfalls die Be hauptung, dast ei» Parteiuntcrsuchnngsaiisschiist gegen den Reichs- minister Hermes eingesetzt worden sei. Dos deutsche Kind in Nancy Berlin. 2.5. Februar. Die weiblichen Mitglieder sämtlicher Fraliionen des Reichstages wollen eine gemeinsame Erklärung gegen die Ungeheuerlichkeit der Znrücktzaltiing des deutschen Kindes in Nanch als Schuidpfaiid abgcben. « Die Ausreise des Grafen Luckner Berlin. 25. Februar. Gras von Luckner, der irüyere - oa,Man dant deS „Seeadler" hatte von: Reichswelirministcrin»: die nach gesuchte Erlaubnis erlialken, eine VortragSreise in Schweden zn unternehmen. Das Auswärtige Aalt verweigert jedvch jetzt die Ansreise ans bisher unbekannten Gründen. Beginn der Holländischen Tage in Berlin Berlin. 25. Fedrnar. Die Holländischen Tage j:nd gestern in Berlin durch de» Empfang der Vorstandsmitglieder des hol ländischen Vereins „Ncederland in de Vremde" durch den Magistrat eingeleitet worden. In: Lause des Nachmittags fand eine Fest sitzung in der Universität und ei» Festessen in: Hotel „Esplanade" statt. Morgen folgt eine Besichtigung des Schlostmnse::»:», dem ci>: Vortrag des Geheimrats Professor Dr. Penn mil an schließende»: Der folgt. » Der Dollarknrs Berlin. 24. Februar. Der Dollar »oliene heute vormittag bei etwas gefestigter Deudenz 2IV bis 22t. * Bandenübersall in Beuthen Benthe», 25. Februar. Gestern abend tu:; vor " Uhr kamen in das Zigarrengeschäst Rosemann in der Kratäuerstraste drei Banditen. Sie bedrohten de» Inhaber mit der Masse und »nachten sich an die Beraubung desselben, sowie der Laden fa sse Ans die Hilferufe des Inhabers kam eine Apostreife, die sofort den Kampf mit den Einbrechern aufnahm. Zwei von ihnen gelang es, aus der» Laden zu entkommen; sie wnrden von den Apoleute» verfolgt, der eine von ihnen wurde durch Schüsse zur Strecke gebracht, während der andere enlsliehcn konnte. Zwischen den: in dein Laden verbleibenden Einbrecher und dem Inhaber kam es zu einem verzweifelten Kampfe, der erst von den zneilende:, Schutzleuten beigclegt werden konnte. Di« Festgcnommencü wnrden nach dem Poltzeigefängnis gebracht. "