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MU HerauSgegeben von Otto Dammer MM Nr. I. Kiedrich Georg Wecks Deutsche 1864. I'. Akaschilieu- und Handarbeit. Wanderungen durch die Werkstätten der Fabrik- und Gewerbe-Industrie.) Wie oft schon hat man die engherzige Befürchtung gehegt, Laß die Maschinen wohl allmalig die gcsammte Werkthätigkeit an sich reißen und die menschliche Hand arbeitslos machen möchte. Und doch ist dem glücklicherweise nicht so, und wird nie so sein! Wir werden in einem späteren Aufsätze die Fabrik- und Haus-Industrie in den einzelnen Gewerbsbranchen Deutschlands, Frankreichs, Englands und Amerika's verfolgen, da gerade hierüber so viel Unkenntniß und irrige Ansichten verbreitet sind. Heut gilt cs zuvörderst einige Wan derungen zu machen durch die Maschinen- und Handarbeits-Werk stätten von verschiedenen Klein- und Großgewerben, wobei wir die interessante Beobachtung machen werden, daß zwar auf vielen Ge bieten die Maschine die unbedingte Herrschaft errungen und die Kraft und Geschicklichkeit der menschlichen Hand weit hinter sich zurückge lassen hat, während wir auch wiederum so manche Arbeitsgebiete fin den werden, auf welchen sich die menschliche Hand und ihre Fertigkeit siegreich behauptet hat und vicWM stew 'sietzröicyMLMtm wird. Den Wundern der Maschinen-Hndustrie aus der ent- ! sprechen die Lurch Zuhilfenahme-Les Ml^MUMt^ÜNtStbeilung gleich staunenSwcrthen Leistungen und «leiste der menschlichen auf ^Ler anderen Seite. Hier nur vorlMkfig eimgebD^^wr^shatiachen. 3L Menschen werden stach Sah in den i^ielkar'tenfabrikcn Is.oOH Stuck gefertigt. Mit welch" uugeluWer Schnelligkeit ^W^cMwelwszweigc arbeiten, zeigen u. A. auN die Nürnberger ' rtziv die Thüringer Holzwaaren für Küche rmd Haushalt, so wie die zierlichen und-wohlfeilen berchteSgaßezM und grödencr Holz- schnitzarbkihen. Eane Nürnberger Spielniaarmschachtcl Hit 36 ge- OMltcn Figuren^^ü^ a 1/2 Sgr. — In Lonneb-ei^ wcnwn 1000 SämfMriffel suWUl-Zir. bis ^buldst.wcrkatlft und 300 uugemaltc KinLertrompetche» kosten l GuW^O.Ar. -Bei der Stecknadelfabri kation vermögen 10 Arbeiter, welche einander in die Hände arbeiten, täglich 48,000 Stück zu fertigen. Kinder vermögen wegen ihrer fei- nern Finger doppelt so viele Nadeln zu spitzen, als Erwachsene. Wie verschieden nun wiederum die Geschicklichkeit der einzelnen Arbeiter ist, zeigt eben gerade die Nadclfabrikation. In den englischen Fabri ken steigt der Lohn von 6 Pence bi« zu 20 Schillingen an! Würde ein Arbeiter allein eine Nadel vom Anfänge bis zu ihrer Vollendung arbeiten sollen, so würde er 20 Stück des Tages fertigen, und nur V40 des sonst erreichbaren Lohne« verdienen können. Bei der Fabri kation von verzinntenBlechlöffelii gebt derLössel durch etwa 30 Hände und die Billigkeit der Waare steigt bis zu 16 Kr. La« Dutzend herab. 30 Menschen liefern täglich bis 100 Dutzend solcher Löffel! Die Maschinen sind weit älter, als man gewöhnlich annimmt. In der ersten Zeit bediente sich der Mensch allerdings bloßer Werk zeuge, ja wie Roscher in seinen unübertrefflichen Forschungen auf diesem Gebiet sehr treffend bemerkt, der erste Mensch wird nicht einmal diese gehabt, sondern einfach seine Beute mit Händen ergriffen haben. Sodann kam der Mensch wohl darauf, Speer und Keule an- i zufertigen, welches die noch heut gebräuchlichen Werkzeuge der Urbe- > wohncr Australiens sind. Noch später schritt der Mensch vor zur An fertigung des Blaserohrs und BogenS, noch gegenwärtig das Jagd zeug der gegen die Australier schon gebildeteren amerikanischen Urbe wohner. Das Handwerkszeug ist stets nur eine verbesserte menschliche Kraft, wie ja die Keule des HandmörscrS genau den Bewegungen der Faust und des menschlichen Armes entspricht (Ran). Hammer, Blasrohr und Blasbalg, Löffel, Messer, sind also nur Werkzeuge, sie sind Verstärkungen der menschlichen Glieder oder Kräfte, also be ziehentlich der Faust, der Lunge, der hohlen Han.d, der Zähne. Die Zange wirkt wie die Finger, nur ungleich kraftvoller. Die erste Ma- scbinc in der Geschichte des Menschengeschlechts war sicher wohl der Pflug. DaS Bäckcrgcwerbc war in früheren Jahrtausenden mit besonde ren Schwierigkeiten und großer Arbeit verbunden. Die Brodfrüchte mußten mit der Hand gestoßen werden. Zu den Zeiten Moses und Homer s gab cs aber schon Handmühie». In der späteren Römerzeit, zur Zeit Cicero s, waren schon die Wassermühlen da. Die Schiffs mühle folgte später; ihr Begründer war wahrscheinlich Belisar. Die Windmühlen treten erst im ölen Jahrhundert auf und zwar zuerst die unvollkommenen deutschen, zuletzt erst die holländischen, nämlich gegen Mitte des I6ten Jahrhunderts. Die Dampfmühlcn find na türlich weit neueren Datums. Aber wie abhängig war der Mcnsck bei diesen unvollkommenen Maschine»! Verrichteten Wind und Wasser auch de» Dienst unentgeltlich, also billiger wie Pferde, so blieben diese Kräfte doch gewöhnlich gerade dann ans, wenn ihre Dienste am aller- uothwcndigsten waren. 2» die Wind- und Wassermühlen tonnten bei Sturm und Uebcrschwcmmung gar nicht mahlen, wenn sie über haupt nicht um- und mit fortgerissen wurden. Die holländischen Oel-