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Vesper in der PreuMrche. Dresden, Sonnabend, den 28. Mai 1892, Nachm. 2 Uhr. 1. Aantaste für Orgel über die l. Zeile des Chorals „Komm', heil'ger Geist". 2. Motette für achtstimmigen Chor von E. Fr. Richter (op. 45). Herr, höre mein Gebet und verbirg' dich nicht vor meinem Fleh'n, merke auf mich und erhöre mich, wenn ich so kläglich zage und heule, daß der Feind so schreit und der Gottlose dränget. Mein Herz ängstet sich in meinem Leibe und des Todes Furcht ist auf mich gefallen, Furcht und Zittern ist mir angekommen und Grauen hat mich überfallen. Ich sprach: O hätt' ich Flügel wie Tauben, daß ich flöge und etwa bliebe! Siehe, so wollt' ich mich fern weg machen und in der Wüste bleiben; ich wollte eilen, daß ich entrönne vor dem Sturmwind und Wetter. Herr, höre mein Gebet! 3. Gebet für eine Solostimme und Orgelbegleitung (op. 64, Nr. 2) von Oskar Wermann, gesungen von Fräulein Maria Geschwinde aus Görlitz. O milder Gott, allerhöchster Hort, wir rufen dich an in unsrer Noth. Erbarme dich unser, treuer Schöpfer, himm- lischerVater! Sieh'heut'an deine lieben Kinder! Erbarme dich! O Christe, Gottes Sohn, der Kirche Haupt, Freud', Ehr' und Krön' und frei offner Heilbronn: erbarm' dich unser, schau an Gottes Kinder, sammle die zerstreuten Sünder; drum kamst du hernieder. Erbarme dich unser! O heil'ger Geist, der Kirche Tröster, du allerbester Meister, Erneurer und Regierer, pflanz' den Glauben, die Lieb' und Hoffnung, stärk' uns durch deine Salbung, und hilf d'rin zur Vollendung! Erbarme dich! (Petrus Herbert, -j- 1571.) 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 440, 7. Nun, Vater, fülle meine Hände, so oft ich sie in Christo hebe auf; aus seiner Fülle mir zusende, was mächtig ist, zu fördern meinen Lauf. Hier ist mein Geist dir im Gebete nah, einst schaut mein Auge dich. Halleluja! / Novtesrrrr^. Htecitativ und Arie aus der „Schöpfung" von I. Haydn, gesungen von Fräulein Maria Geschwinde. Recitativ: Und Gott sprach: Es bringe die Erde Gras hervor, Kräuter, die Samen geben, und Obstbäume, die Früchte bringen ihrer Art gemäß, die ihren Samen in sich selbst haben auf der Erde, und es ward so. Nun beut die Flur das frische Grün dem Auge zur Ergötzung dar, den anmuthsvollcn Blick erhöht der Blumen sanfter Schmuck. Hier duften Kräuter Balsam aus, hier sproßt den Wunden Heil. Die Zweige krümmt der goldnen Früchte Last; hier wölbt der Hain zum kühlen Schirme sich; den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald. 6. Geistliches 4tied von Julius Rietz. Wie ein wasserreicher Garten wird dein Herz zu schauen sein; Blüthen, Früchte schönster Arten werden wieder d'rinn gedeih'n: Friede, Freude, heil'ge Stille, Liebe, Demuth, Kindeswille; kannst du nur geduldig warten auf den Herrn in aller Pein. Wie die Sonne prangt am Morgen, mächtig jedes Aug' entzückt, also wird nach schweren Sorgen neu dein armes Herz beglückt: Licht in jedes Dunkel fließet, Wonn' um Wonne rings ersprießet; bleibt dein Glaube nur geborgen, liebst du Gott nur unverrückt. Druck von Liepick L Reichardt in Dresden.