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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 289. Mittwoch den 16. Oktober 1861. Bekanntmachung. DaS zeither an Herrn Eduard Gnauck vermiethete Gewölbe im Erdgeschosse des StockhauseS nach dem Salz« gäHchen heraus soll von Johannis 1882 ab anderweit auf S Jahre an den Meistbietenden vermiethet werden. Miethlustige haben sich Freitag den 18. dieses Monats Vormittags 11 Uhr an Rathsstelle einzufinden, ihre Gebote zu thun und darauf weiterer Beschlußfassung des RatheS, dem die Auswahl unter den Licitanten, so wie jede son stige Entschließung Vorbehalten bleibt, zu gewärtigen. Die LicitationS- und Miethbedingungen können schon vor dem Termine an Rathsstelle Ungesehen werden. Leipzig, den 14. Oktober 1881. DeS Raths der Stadt Leipzig Finanzdeputation. Zum 16. October. Bei der Wiederkehr de- Tage-, an welchem vor 48 Jahren in den Umgebungen unserer Stadt jene Riesenschlacht begann, die un- da- einzige Gut: Befreiung vom ausländischen Joche sicherte, dürfte sich bei voraussichtlich schönem Wetter viel leicht Mancher veranlaßt fühlen, die Stätten aufzusuchen, welche die Blutzeugen deutschen MucheS waren. Mit jedem Jahre schwindet aber die Zahl Derer, welche die Schlachttage mit erlebt haben und dem Wanderer als kundige Führer dienen könnten, ganz abgesehen davon, daß ernstlich genommen auch nicht Einer lebt, der durch den Augenschein ein genaues Bild der Schlacht gewonnen und sich bewahrt hat. Glücklich ist daher der Gedanke zu nennen, jenes Schlachtfeld schon jetzt mit Marksteinen zu be zeichnen, damit die wenigen noch Lebenden mögliche Jrrthümer berichtigen, den kommenden Geschlechtern aber ein genaue- stei nerne- Bild der beiderseitigen Heeresstellungen erhalten werde. Schon ist zu wiederholten Malen in diesem Blatte diese- Werke- unseres Mitbürger-, de- vr. Theodor Apel, gedacht worden; jetzt aber, wo die Markirung de- Schlachtfeldes von Wachau vorläufig beendigt ist, dürfte eine Aufzählung der einzelnen Steine und ihrer Aufstellungsorte sicher Manchem willkommen sein, zu mal da der „Führer auf dem Schlachtfelde von Wachau", dessen Herausgabe im Druck vr. Apel beabsichtigt, erst dann erscheinen kann, wenn sich die Meinungen über die Stellung der Marksteine abgeklärt und festgesetzt haben. AuS gleichem Grunde wird auch die m,t jenem Schriftchm verbundene Karte erst später erscheinen. Hier sei nur so viel noch bemerkt, daß die Steine zumeist auf solchen Plätzen errichtet worden sind, welche, unbeschadet der historischen Treue, eine weitere Aussicht über die einzelnen Punkte de- Schlachtfeldes darboten. Die der Alliirten sind mit einem dreieckigen Kopfe versehen, in den ein V. (Verbündete) eingeschrieben ist, während die runden napoleonischen ein A. tra gen; endlich führen die der Verbündeten stet- gerade Zahlen (2, 4, 6, 8, 10, 12), die de- Kaiser- Napoleon ungerade. Auf gestellt find bis jetzt folgende Marksteine: Stand der Franzosen. Maedonald. XL CorpS, 15,000 Mann, am Kolmberg. Mortier. Zwei Divisionen junger Garde, 12,000 Mann, östlich von Liebertwolkwitz. Lauriston. V. CorpS, 15,000 Mann, westlich von Liebert- wolkwitz. Victor, v. CorpS, 20,000 Mann, in und bei Wachau. Augereau. IX. CorpS, 15,000 M., an der Linde bei Dösen. PoniatowSki. VIII. CorpS, 8000 M., östlich von Mark kleeberg. Stand der Verbündeten. Klen au. 4. österreich. CorpS, 24,000 M., nordöstlich von Groß-PöSna. Gortschakoff. 9000 M., an der nordwestlichen Spitze de- Universität-Holze-. Pahlen ILI. 3000 Reiter, östlich von Güldengossa. — (Ehrengabe der Herren Beckmann und von Küstner) Prinz Eugen v. Württemberg. 10.000 M., nördlich von Güldengossa. Kleist. 10,000 M., nördlich von Gröbern. Bianchi. Oesterreichische Reserve, südlich von Gröbern am Groß - Deubener Wege. ApelS verdienstvolles Werk wird noch von den fernsten Ge schlechtern mit dankbaren Gefühlen anerkannt und geehrt werden; mit Hülfe dieser „steinernen Fingerzeige" wird auch der späteste Enkel sich leicht in dem wilden Wogen der Mordschlacht von Wachau zurechrfinden können. Noch ist aber erst ein Theil aus- geführt; vielleicht unterstützen patriotische Männer unseren Apel mit Rath und That, um auch die übrigen Puncte der am 18. October 1813 uns umtosenden Schlacht mit Marksteinen ver lieren zu können. Mögen die jetzt errichteten inzwischen dem Schutze und der Obhut aller deutschgesinnten Männer in Dorf und Stadt angelegentlichst empfohlen sein! vr. Ed. Burckhardt. äum achtzehnten October. Eine Turnerepistel. Von verschiedenen Seiten Deutschlands ist die Nachricht ein- ge>;angen, daß man sich nach langer Pause rüste, in diesem Jahre den 18. October wieder festlich zu begehen. Es hatte daher trotz aller Observanz nicht- UeberraschendeS, alS vergangene Woche bei uns die Mitteilung auftauchte, daß man in Leipzig, dessen Namen mit jenem höchsten Ehrentag deutscher Geschichte für alle Zeiten verbunden ist, die gleiche Absicht hege und zwar unter Vorantritt de- Allgemeinen Turnvereins in Verbindung mit den Leipziger Landturngemeinden. Dieser Entschluß schien in den Turnkreiftn sogar durch eine gewisse Notwendigkeit eingegeben, nachdem man sich eben erst bemüht hatte, auf Leipzig die Wahl zur Abhaltung de- dritten deutschen Turnfestes zu lenken, welche- Fest mit der fünfzigjährigen Jubelfeier der Leipziger Schlacht verbunden werden soll. So viel man über da- vorläufige Programm hörte, sollte am Sonntag den 20. October ein festlicher Auszug der Turn vereine nach Möckern stattfinden, jenem Puncte, wo der — der That nach — erste deutsche Empörer gegen die Fremdherrschaft, der starre, hartköpfige York dem übermütigen Franzosenthum einen unvergeßlichen Denkzettel deutscher Kampf- und LedenSzähig- keit mit auf den Weg gab. Rach dem AuSzuge sollte eine ge mütliche Vereinigung der Festgenossen bei GlaS. Lied und Erin- nrrungSwort auf dem Kuhthurme veranstaltet werden. Die Leipziger Polizeibehörde kam in anerkennenswerter Weise mit der amtlichen Genehmigung entgegen, indem sie dem gesetzten Geiste unserer Turnvereine außerdem noch einen besonderen Beweis von Vertrauen gab. Aber mit der Genehmigung der Polizei war eS allein nicht aethan. Die Ausführung de- Programm- hing noch von einem Beschlüsse ab, welcher aus einer für dm vergangenen Sonnabend festgesetzten Beratung der Leipziger Vorturnerschaft mit dm Ver tretern der Landiurnaemetnden hervorgehen sollte, und bier wurde der Antrag auf die öffentliche Feier d«S Tages einfach abgeworfen. Die Vereinbarung einer Kneiperei für Freitag den IS. October kann füglich nicht als Modifikation de- Programm- betrachtet werden, sie ist ein schwache- Augeständniß an die Minorität der Versammlung.