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Dresdner Journal : 06.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-06
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 06.10.1899
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vezusSprei«. Für Dresden vierteljährlich: 2 Marl L0 Pf., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich » Mart; außer halb de» Deutschen Reiche» Pvst> und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend». Fernspr.-Anschluß: Nr 1SLS Dres-im M Ämmal. AnküudigungSgcbühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 2v Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 5v Pf. Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal- DreSden, Zwingerstr. 20. Fernspr-Anschluß: Nr. »9». ^233. Freitag, den 6. Oktober abends. 1899. Amtlicher Teil. In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abend zur Ausgabe. So in den Ortschaften deS oberen Elb« thaleS bis Schandau, in denjenigen der unteren ElbthaleS bis Meitze« und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS ins Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle Les Dresdner Journals. Bestellungen «f das „Dresdner Joarnal" für das IV. Vssi'GslIski' werden in Dresden bei unserer AeschSstSstelle (Zwinger- straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von 2 SS. S0 pß. angenommen. Bei den Postanstalten der Deutschen Reichs be trägt der Bezugspreis für diese Zeit Dresden, 6. Oktober. Se. Majestät der König sind gestern abend 8 Uhr 12 Min. von Bremen nach Dresden zurückgekehrt. Dresden, 3. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Diener der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Chemnitz Johann Karl Richter bei seinem Uebertritte in den Ruhestand das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der BahnhofSinspektor I. Klasse Schmidt in Großenhain das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ihm ver liehene silberne Verdienstkreuz des Sachsen-Ernestinischen HauSordenS annehme und trage. vrneuaungen, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. I« Geschäftsbereiche derGeneraldtrektton der König lichen Sammlungen für Kunst «nd Wissenschaft. An- gestellt: der Wachtmeister Carl Ernst Fischer uno der Feld webel August Julius Hermann Reck al- Aufseher bei den Königlichen Sammlungen. Im Geschäftsbereiche de» Ministeriums der Finanzen. Bei der Verwaltung der StaatSeisenbahnen sind er nannt worden: Heine, zeither BahnhofSinspektor II. Kl in Weida als BahnhofSinspektor I. Kl. in Zeitz; Kästner, zeither BahnhofSinspektor II. Kl. in Wolkenstein, als BahnhofSinspektor I. Kl. in Lugau; Laube, Semper und Stenzel, zeither Fahrgeldkassierer in Leipzig I, Leisnig und DreSden-A., als BahnhosSinspektoren II Kl in Zwota, Wolkenstein und Weida; Bölkerling, zeitherStationsassistent I.Kl., als Güterverwalier II. Kl. in Altenburg; Kaiser, seither Stationsassistent I. Kl , als Güterkassierer in Leipzig II; Göckritz, zeither Bureau- «Went, als Betriebssekretär in Chemnitz; Dege, Lippoldt und Wohlan, zeither Stationsassistenten I. Kl, als Fahrgeld- kassiercr in LeiSnig, Leipzig I und DreSden-A; die nach- gcnannten Stationsassistenten II Kl als Stationsassistenten I Kl.: Benkwitz, Liebert und Thümmrich in Dresden A , Birnbaum in Coswig, Dietze in Flöha, Geßner in Plauen i. B, Hörning in Aue, Klotzbach in Gößnitz, Marbach in Chemnitz, Schick in Annaberg und Litte» in Kieritzsch; Buschmann und Lehmaun, zertherStation-Verwalter ll. Kl., al- Station-Verwalter I Kl. in Harthau i. Erzgeb. und Paditz; Bergold, Bretschneider, Fiedler, Funke, Heinrich, Hellmich, Kreißig, Kretzschmar, Kunath, Pelz, Preuß, Reichardt, Urner und Liersch, zeither Bureau« aspirauten, al- Bureauassistentrn in Dre-den; Stoll gen. Leonhardt, zeither Bureauasststent bei der Hauptberg- kasse in Freiberg, al» Bureauassistent in Dre-den: die nachgenannten Stationsaspiranten als Stationsassistenten II. Kl: Deubner in Chemnitz, Funk in Radeburg, Gräf« in Bodenbach, Gründer in Demitz, Grünert in Schöna, Günther in Greiz, HauSdörfer in Wilkau. Hecker in Klingenberg-Colmnitz, Hofmann in Schandau, Kirschner in Altchemnitz, Kleindt in Seyer, Krause in Pirna, Müller in Coswig, Pitschel in Mosel, Rentsch und Schwarze in DreSden-A, Stöckhardt in Werdau und Wolf in Zittau; die nachgenannten Feuermänner I. Kl. und Reserveführer al» Lokomotivführer: Geßner' in Greiz, Nicolai in Lugau, Paul' in Zittau, Plonner in Riefo, Pötschke' in Dresden und Pötzsch' in Leipzig II; die nachgenannten Schaffner al» Oberschaffner: Dreher in Großenhain, Hobe', Koch', PruSky und Schäfer' in Lharandt, Hunger' in Chemnitz. Köhler" in Zittau, Müller" in Werdau, Porstein ln Freiberg und Schmidt" in Stollberg; Jähnig, zeither Packer, als Bodenmeister in Gaschwitz; Schumann, zeither Waaenrückervormann, als Schirrmeister in Roßwein; Haugk, zeither Bauaufseher, als Bahnmeisterassistent in Dresden; die nachgenannten Schlaffer al- Feuermönner I. Kl. unter Be lassung der Eigenschaft al- Lokomotivführer-Lehrlinge: Börner', Hecker', Kausch', Köhler', Kreißig, Plönnig, Röder', Sommer' und Wild' in Chemnitz, Burkhardt', Missel witz, Neumann" und Sommerschuh in Dresden, Drechsler' und Ermlich in Görlitz, Fiedler', Leipnitz' und Schubert" in Leipzig II, Fleischer' und Jesch rn Zittau, Gerber, Göpfert', Krüger', Meyer' und Neu mann" in Zwickau, Grützner', Kuhn" und Zimmer mann' in Reichenbach i./B., Haselhuhn und Illge«' in Hof, Kuhn " in Flöha, Neidhardt', NeuhauS, Ortschig, Quauck, Schröter', Spitzner ' und Weber " in Leipzig I uad Schneider" in Werdau; Heimer, zeither BremSwärter, alS Schaffner in Reichenbach i. B ; die nachgenannten Bremser als Schaffner: Dippmann' und Helbig' in Freiberg, PrrSke gen. Förster ', Peschke, Rößler ', Schöne', Schönlebe', Urlab', Fröhlich', Hantsch', Kottwitz, Uriah', Ludwig' und Werner' in Tharandt, Fuch»' m Johanngeorgenstadt, Höhne' und Schroth ' in Königsbrück, Lichtenberger in Langenau. Liebing ' in Chemnitz, Unter dörfer' in Falkenstein und Zeidler' in Adorf; Schill- Hahn (Eisenbahn-Jnv), Voigtländer und WeiSke. zeither Hillsbahnnclgich'ssner, al» Bahnsteigschaffner in DreSden-A., Döbeln und Leipzig II; Bräsel und Franke", zeither HUsS- feuermänner, al- Feuermönner ll. Kl. in DreSven - R und Riesa; Engelhardt und Kiank, zeither Hils-weichenwärter, als Weichenwärter II. Kl. in Leipzig U B. und Bischofswerda; Büttner und Stein, zeiher StatronSgehilfeu, alS Packer in Schwepnitz und NarSdorf; Beyrich und Richter, zeither Slttrrschrriber, al» Packer m Döbeln und Dresden Fr.; Quell malz, zeither Wagenschreiber, als Packer in MittelwittgenS- dorf; Altmann und Köhler, zeither ständige Arbeiter, als Packer in Kratzau und Neustadt i S.; Fischer und Stürmer, zeither Vorarbeiter, als Bahnwärter für Posten Löbau-Weißen berg 4 und Oberoderwitz-Wilthen 7/8; die nachgenannten Stell vertreter als Bahnwärter: Arnold und Traut für Posten Borkdorf-CoSwig 52 und 20, Börner für Posten Leipzig- Geithain l8, KaSper für Posten Görlitz - Dre-den 521 und Voigt für Posten Riesa-Nossen 5. Bei der Postverwaltung sind ernanntworden: Bontke, Noak, Schmidt und Wittenberger, zeither Postassistenten, als Ober-Postassistenten im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdircktion zu Leipzig. Im Geschäftsbereiche des Ministerium» de» Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: eine ständige Lehrerstelle an der Bürgerschule zu Hartha. Das Einkommen dieser Stelle beträgt 1500 M, vom erfüllten 25. Lebensjahre ab 1600 M. (einschließlich 200 M Wohnungsgeld), welche- sich von diesem Zeitpunkte ab durch Zulagen innerhalb 30 ständiger Dienstjabre bi» aus »000 M. erhöht. Gesuche sind bi» zum 15. Oktober beim Stadtgemeinderate einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Zum bevorstehenden Buren-Kriege. Weitaus das Beste, was wir bisher an militärischen Be trachtungen über den nahen Krieg zwischen England und Transvaal gelesen haben, enthält eine in der „Münch Allo. Ztg " veröffentlichte Studie Eie besaßt sich zunächst mit der politischen Au«gang«fituation des Kriege» und folgert au» dem politischen Ziele, dem Großbritannien in Süd afrika nachgeht, aus der Absicht da» holländische Afri- kandertum politisch zu vernichten, daß der zu erwartende Kampf den Charakter eine» Raffen- und Volkskriege» tragen wird, eine» Kriege», in dem e« sich nicht um die Niederwerfung einer gegnerischen Armee, sondern um die Vernichtung eine» ganzen Volk»stamme» handelt. Für diesen Raffenkampf stehen sich die militärisch in Betracht kommenden Elemente Südafrika« in drei Gruppen al« Feinde gegenüber. Da sind auf der Afrikander-Seite die verbündeten Burenrepubliken Transvaal und Oranje- Freistaat und in ihrem Rücken die große britische Kapkolonie mit einer ihrer Mehrheit den Buren stammverwandten Be völkerung, die man al« moralisch Verbündete der beiden Burenrepubliken anzusehen hat und deren aktive» Ein treten für die letzteren bei einer längeren Dauer der Kämpfe nicht ausgeschloffen ist. Auf der englischen Seite steht da« britische Weltreich mit der Eelf-governina Colony Natal al«Verbündeten,Britisch-Betschuanaland, der Chartered Company und Rodesia al« Hilfsvölkern Da« dritte Element sind die eingeborenen Farbigen ganz Südafrikas, deren verschiedene Stämme voraussichtlich bald auf dieser bald auf jener Seite kämpfen werden. Durch da» Ein greifen von Hunderttausenden dieser Wilden würde der Kriegführung ein grausamer Charakter verliehen werden. Der Verfasser der Studie kommt an zweiter Stelle auf die räumliche Ausdehnung de« Kriegsschauplatzes zu sprechen. Die beiden verbündeten Afnkander-Staaten, schreibt er, nehmen einen Flächeninhalt ein, der etwa sechsmal so groß ist wie das Königreich Bayern, oder nicht viel weniger beträgt als ganz Spanien, oder al» da« Deutsche Reich, ausschließlich der Provinzen Ost preußen, Westpreußen und Schlesien Auch in Beziehung auf Längen- und Breitenausdehnung stimmt der süd afrikanische Kriegsschauplatz am besten mit dem letzt angezogenen Beispiele, Deutschland, überein, wobei der Transvaal vom Oranjefreistaat scheidende Vaal-Fluß eine sehr gute Analogie in der deutschen Mainlinie findet. Hiernach entspricht der Oranjefreistaat fast in allen Ab messungen Süddeutschland mit Elsaß-Lothringen, während da« Transvaalgebiet in allen seinen Dimensionen Nord deutschland ohne die genannten drei östlichen Provinzen gleichkommt. Nur in orographischer Beziehung sind die Verhältnisse im Vergleiche mit Deutschland gerade um gekehrt, denn wir finden den Norden, also Tran«vaal, vorwiegend gebirgig, während im Oranjefreistaat die Ebene vorherrscht. Der Charakter de« Kriege« und die Ausdehnung de« Kriegsschauplatzes lassen nun schon die erste zunächst noch ganz allgemeine Erwägung darüber zu, welcher Streit kräfte e« bedarf, um so ausgedehnte Gebiete, in welchen ein erbittert und rücksichtslos geführter Raffenkrieg wüten wird, militärisch niederzuwerfen und nachhaltig zu pazi- fizieren. Die Kriegsgeschichte, so wird in dem Aussatze der „Allg. Ztg." auSgesührt, giebt in dieser Beziehung recht interessante Anhaltspunkte. Allgemein bekannt dürfte e» sein, welche enormen Soldatenmaffen Napoleon I. auf wenden mußte, um des um seine politische Selbstbestimm ung ringenden Spanien Herr zu werden und die dortigen Guerillas zu überwinden Da» zeitlich nächstliegende, doch kaum allgemein bekannte Beispiel de» Kampfe« einer regulären Armee gegen ein für seine Unabhängigkeit fechtende« Volk bietet aber die Occupation Bosnien« durch die Oesterreicher im Jahre 1878. Vier österreichische Trupvendivisionen mit etwa 72 000 Kombattanten, 13 000 Pferden und 112 Geschützen hatten dort gegen 80000 Insurgenten einen so harten Stand gehabt, daß die österreichische Heeresleitung gezwungen war, schließlich 14 Truppendivisionen mit 262 000 Mann, 110 000 Pferden, 300 Geschützen, zahllosen Fahr zeugen und 5000 Tragtieren aufzubieten, um das infurgierte Land vollkommen niederzuwerfen! Und dabei ist Bosnien in seinem Flächeninhalte nur etwa der neunte Teil des Gebiet« der beiden südafrikanischen Republiken und nicht durch Ozeane, sondern nur durch den Save-Fluß von Oesterreich getrennt. So ist denn der unverhältnismäßig große Kräfteaufwand und Krästeverbrauch regulärer Armeen in Volkskriegen nicht nur ein allen Fachmännern bekannter Erfahrungssatz, sondern e« wird auch jedem Nichtmilitär durch die einfache Ueberlegung alsbald verständlich, daß e« bei Kämpfen gegen ein ganzes Volk an einem richtigen Operationsobjekt mangelt. In unseren europäischen Kriegen kann, im allgemeinen wenigsten«, mit der Ein nahme der Landeshauptstadt der Feldzug al« beendet an gesehen werden; im Volk«krieg dagegen wird mit dem Gewinn des ständigen Regierungssitze« der Frieden noch lange nicht erzwungen sein. Im Volkskrieg ist eben der Gegner überall, vor allem anderen aber stet« auf den rückwärtigen Verbindungen und Rückzugslinien de« An greifer« zu finden. E« erwächst hieraus für die regulären Truppendie ganz besondereSchwierigkeit, sich dieseNachschub»- linim,denUnternehmungrnde« lande«kundigenGegner»gegen- über, stet« frei zu halten, wa« wiederum nur durch einen ge waltigen Aufwand von Besatzung«, und Etappentruppen erreichbar ist Die Stärke derselben übertrifft nach kurzer Zeit die Zahl der in der Front kämpfenden Truppen Die Schwierigkeit liegt im Volkskrieg im Festhalten, nicht im Erringen So darf denn ganz allgemein der Satz aufgestellt werden, daß für die rasche und erfolgreiche Durchführung eines Volkskrieg« eine überwältigende numerische Ueberlegenheit die erste und unerläß liche Voraussetzung bildet. ES ist nun nicht abzusehen, fährt der Verfasser der Studie fort, warum ein derartige«, allgemein anerkannte« militärisches Gesetz auf dem südafrikanischen Kriegsschau platz seine Giltigkeit verlieren sollte. Im Gegenteil: eS hat den Anschein, als ob e« dort in ganz besonderer Reinheit sich geltend machen werde Die räumlichen Entfernungen sind im Vergleich zu den in Betracht kommenden Truppenstärken ganz unverhältnismäßig groß, Nachschub, Ersatz und Verpflegung de» Angreifer« müssen bis zum kleinsten Gegenstände herab viele Tausende von Seemeilen über den Ozean herangeschafft werden, die UnterkunftSverhältniffe sind in dem dünnbesiedelten Lande die denkbar schwierigsten, und der Gegner besteht au» einem Volksstamm, dessen Angehörige als an Strapazen gewöhnte, ausdauernde und genügsame Leute, sattelfeste Reiter und vorzügliche Scharfschützen bekannt sind. Einem solchen Feinde steht nun eine Armee gegenüber, deren „Komfort"-Bedürfnis sich in überraschend langen Train- Kolonnen zu äußern pflegt und die darum in ihrer, rück wärtigen Verbindungen ganz besonder» empfindlich sein wird. So darf denn stetrost die Behauptung ausgestellt werden, daß die Niederwerfung der verbündeten Burenrepubliken durch die Engländer nur dann gelingen wird, wenn diese auf dem südafrika nische« Kriegsschauplätze ein« überwältigende numerische Ueberlegenhert anzusammeln vermögen. Die ziffernmäßige Angabe der al« notwendig er achteten britischen Heeresstärke ist selbstredend davon ab hängig, wie hoch die Zahl der zur Verteidigung ihre» Lande» verfügbaren Buren angesetzt werden darf. Au« den vielfach widersprechenden Angaben englischer, französischer und südafrikanischer Quellen ein durchau« zu- tresiendcü Ergebni« nach dieser Richtung hin zu gewinnen, erscheint überau« schwierig Die nachfolgenden Ziffern dürften wohl die äußerste militärische Leistung darstellen, deren die be drohten Afrikander-Republiken inAufstellung von Bewaffneten für den Beginn de« Kriege« fähig sind: Transvaal 35000 Mann, Oranjefreistaat 20000 Mann, Freiwillige aus der Kapkolonie 5000 Mann, Freiwillige aus Natal 500 Mann, Freiwillige anderer Nationalitäten 3500 Mann. Summa: 64000 Mann. Rechnet man aber auch nur rund 60000 wohlbewaffnete Kämpfer für die Sache der Unabhängigkeit der Afrikanderstaaten, die mit dem festen Willen zu den Waffen greifen, nicht nur für ihre poli tische Freiheit, sondern auch für ihr niederdeutsche« Volks tum ihr Letztes einzusetzen, um der verhaßten englischen Herrschaft zu entgehen, so wird die britische Heeres leitung sich darauf einrichten müssen, mit mindesten» 150000 Mann in Südafrika zur Stelle zu sein. Diese Ziffer wird in anbetracht der gespannten politischen Loge in der Kapkolonie kaum als zu hoch gegriffen angesehen werden dürfen, wenn man bedenkt, daß dort nur 154 000 englische Einwohner einer im Afrikander bond straff organisierten Bevölkerung von fast 230000 Niederländern gegenüberstehen. Sowohl in Kapstadt selbst, Kunst und Wissenschaft. König!. Schauspielhaus. — Am 5. d Mt» : „Ein Wintermärchen". Schauspiel in fünf Akten von William Shakespeare Nach der Schlegel-Tieckschen Uebersetzung. (Neu einstudiert ) Im König!. Schauspielhause wurde gestern abend da« Shakespearesche Schauspiel „Ein Wintermärchen" neu ein studiert unv in teilweise veränderter Rollenbesetzung auf geführt E« ist gewiß ein Verdienst der Hoftheaterleit ung, daß sie bestrebt ist, die Thaten der Weltpoesie durch vielseitige Beleuchtung zum Gemeingute aller zu machen, doch darf nicht übersehen werden, daß gerade die gestern aufgeführte Dichtung am wenigsten geeignet erscheint, diese« Verdienst gebührend zu würdigen — wenigstens so lange, al« keine geeignetere wie die vorliegende Bühnen bearbeitung de« Werke« vorhanden ist, die der Verbind ung de« altenglischen Theater» mit der modernen Bühne allzu wenig Rechnung trägt In der bestehenden Form tritt die größte Schwäche des Werkes, der vorwaltend epische Charakter der Dichtung, und treten auch die klei neren Mängel, da» undramatische Auseinanderreißen von Zeit und Raum, da» Hineinspielen einer ziemlich trockenen Symbolik in die Handlung zu bedeutsam zu Tage, al» daß sie durch die einzelnen Schönheiten de» Ganzen verdeckt werden könnten Shakespeare hat bei anderen Gelegenheiten im Schauspiel wie im Lustspiel sehr freigebig phantastische Elemente in di« Handlung ein- gestreut, er mutet der Einbildungskraft seine» Zuschauer» oft seltsame Sprünge zu; aber während die» dort mit dem Glücke, von dem da» Genie getragen wird, geschieht, während er dort mit leichter Grazie au» Farben und Linien ein zauberische« Märchenbild webt und in diesem ein Spiegelbild de« Leben» zeigt, ist er in seinem „Wintermärchen" von merkwürdiger Schwer« und Ungelenkig- keit. Der Dichter hat tue romantisch märchenhafte Er zählung Greenes eben zu sehr in die Welt der Wirklich keit herübergezogen, al« daß sie noch al» Märchen wirken könnte, wie etwa der köstliche „Sommernachtstraum", in dem Blumen und Tiere reden, in dem Elfen und Geister ihr magisches Spiel treiben In der Neueinstudierung fällt dem Darsteller de» Gauner schelm» Autolycus wiederum eine größere Aufgabe zu, als bei früheren Aufführungen. Man kann dies im all gemeinen gutheißen, denn die drastische Komik, mit der der Dichter diese Gestalt au«gerüstet hat, wirkt belebend auf da» Ganze und verscheucht in etwa» die didaktisch trockene Stimmung, die über der Dichtung lagert; freilich erscheint die Roll« nunmehr beinahe zu stark betont in ihrer Bedeutung, die Scene, in der sie auftritt, zu breit an gelegt. Kleine Kürzungen würden hier gewiß von Vor teil sein. Von den vier Hauptrollen de» Stückes waren zwei neu besetzt worden. Die der Hermione spielte erst malig Frau Salbach, die durch schlichte Größe der Darstellung und ein feste« Stilgefühl den vollen Zauber der Gestalt der königlichen Dulderin zu entfalten verstand. Der hohe Schmelz ihre» Organ« und die edle Art ihre» Spiel« traten in der großen Gericht«scene in belle Beleuchtung. Frl. Ulrich schuf in der Gestalt der Pauline eine darstellerisch wie deklamatorisch markig »»«gearbeitete Leistung Von den Nebenrollen waren die de« Antigonu« mit Hrn Froböse, die der Perdita mit Frl. Serda neu besetzt worden An Hrn Froböse fällt immer von neuem die eigentümlich monotone Sprechweise auf, die Hebung und Senkung de» Tone« kaum unterscheiden läßt. Frl. Serda« Perdita war durch Natürlichkeit und herzhafte Lieblichkeit sowohl i« Ausdrucke der Liebe al« auch in dem der Re signation »»«gezeichnet. Die sonstige Darstellung deS „Wintermärchen«" ist bekannt und noch in guter Erinnerung; e« genügt zu erwähnen, daß Hr Waldeck a!« Leontes, Hr. Franz al« Florizel, Hr. Müller al« Schäfer, Hr. Swoboda als Autolycu« reichen Beifall ernteten. Sehr schön und ausdrucksvoll sprach Frl. TrommSdorff die Worte de» Geistes der Zeit Die Neueinstudierung de« Werkes zeigt mancherlei Veränderungen in Bezug auf Dekorationen und Kostüme, die dem Werke nur zum Vorteil gereichen werden. W DgS. Ans Berliner Theatern. Am Sonnabend beziehentlich am Sonntag haben in drei Theatern der Reichshauptstadt erste Aufführungen stattgefunden, von denen zwei erfolgreich verlaufen sind. Die eine dieser glücklichen Premieren betrafden dreiaktigenSchwank „Jagdfreuden" von George« Feydeau, die andere da« dreiaktige Lustspiel „Al« ich wiederkam" von Blumen thal und Kadelburg. Da« französische Stück wurde im Residenztheater gegeben. Man kennt da« Genre, welche« auf dieser Bühne gepflegt wird, man kennt die Mischung von sauberer Technik und unsauberem In halt, die für die modernen Pariser Schwänke bezeichnend ist Auch der hier genannte bekundet viel virtuose Mache, hat viele lustige Einfälle und wirksame Scenen, diese namentlich im mittleren und im dritten Akte, beweist aber anderseit«, daß die französischen Autoren von beregtem Schlage in ihren Stücken immer noch nicht an der Grenze de« Zwei deutigen und Zotenhaften angelangt sind. Da sich für derlei Bühnenarbeiten überall, nicht nur in Berlin, ein empfäng liche« Publikum find«, machen sie bei flotter Aufführung die Rechnung der Bühnenleiter richtig So war denn auch im Berliner Residenztheater, dessen in ihrer Art tadellose Vorstellung den bei den Dre«dnern gleichfall« sehr beliebten Hrn Alexander zum Mittelpunkt hatte, der Er folg der neuesten „Schöpfung" ein sehr großer. Da« Lustspiel der deutschen Doppelfirma erschien erstmalig im Lessing-Theater E« ist eine Fortsetzung vom „Weißen Röß'l" und spielt sich zum großen Teile zwischen den au« letzterem Stücke bekannten Personen ab; nur eine junge Malerin und ihre ältere Schwester, ein sogenannte« „späte« Mädchen", zwischen denen der alte Papa Giesecke mit einem Johannistrieb zu lavieren hat, sowie ein kecker Leutnant sind neu eingetreten. Die Wirkung deS älteren Stücke« ist nicht ganz im neuen erreicht, doch wird auch diese« auf den deutschen Bühnen während de« kommenden Winter« seine Schuldigkeit thun Da« dritte obengedachte Lustspiel nennt sich „Ein glückliches Paar" und ist von Hermann Faber geschrieben, deffen Schauspiel „Ewige Liebe" in Dresden vor Jahresfrist an gesprochen hat. Der neuen Arbeit de» Verfasser» liegt eine entwickelungsfähige Idee zu Grunde und die Ausführung, die sie hier gefunden hat, weist einige gute Einfälle und muntere Situationen auf. Da« Ganze kommt aber nicht über eine leichte Unterhaltung hinaus, moderne und Benedixsche Züge gehen durcheinander, eigene Beobachtung wechselt mit vielgebrauchten Lustspiel- Mitteln ab, frische Ansätze laufen inS Schablonische auS, die Natürlichkeit weicht vom zweiten Akte an dem Gemachten, der innere Humor der äußeren Komik Nur der erste Aufzug hat etwa» Einheitliches und befriedigt ernstere Ansprüche; weiterhin wird da« Lustspiel zum harmlosen Schwank, der teilweise eine durchschnittliche Theaterunter haltung gewährt. Auch die Kunst von Georg Engel», der in der Hauptrolle de» Faberschen Stücke« nach längerer Pause wieder vor da» Berliner Publikum trat, war außer- stände, die Fehler de« Lustspiel« zu verdecken und einen richtigen Erfolg herbeizuführen. Zuletzt sei hier eine interessante Opernaufsührung er wähnt, die da» Theater de« Westen« zum Beginn der Saison darbot E« war die dreiaktige komische Oper „Die Reise nach China" von Fran?oi» Bazin (-j- 1878), einem französischen Komponisten, der in den fünfziger und sechziger Jahren mit einigen Werken in und außerhalb seiner Heimat sich bekannt gemacht hat
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