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Staatsanzeiger für das Königreich Sachfen. Zeitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der A. S. Staatsschulden und der S. Alter«, und LandeS^lturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-PrandversicherungSanstalt, BerlaufSliste von Hol-pflanzen auf den S. S. Staatsforstrevieren. 1917 Nr. 35 Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geichästsstelle, Große Zwingerstraße 1«. sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.2l2Sb,SchristiritungNr.14ü74. Beauftragt mit der Oberleitung (und prebgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Montag, 12. Februar abends Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile » die Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 7b Pf., unter Eingesandt 1i Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Amtlicher Teil. Ministerium deS Inner«. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Fabrikbesitzer Andreae in Weißenborn den Titel und Rang als Kommerzienrat zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Bom Königliche» Hofe. DrcSVe«, 42. Februar. Se. Majestät der König nahm vormittags militärische Meldungen, sowie die Bor träge der Herren StaatSminister und des Kabinetts« (x.A.) Le. Malest«! der König von Württem berg empfing am L d. M. den König!. Sächsische« Gesandten v. Stieglitz nnd Maior «engntck vom «. Infanterie-Regiment Rr. 105 „König Wilhelm II. von Württemberg" in Audienz. Im Ramen Sr. Majestät des Königs üb-rrei^ le Ge sandter v.Stieglttz ein Allerhöchstes Handschrei ben. König Wilhelm nahm hieraus aus den Hände« des Majors LengntS, eines Ritter- de» Mililär- Tt HeinrtchS-Orden», die Insignien des Ritter kreuzes und des Grotzkreuzes diese- hohen Ordens entgegen. Da- Handschreiben hat folgenden Wortlaut: „Durchlauchtigster, «roßmächtigster Kürst, freundlich lieber Belter nnd Bruder! Ew. Majestät gestatte Fch Mir Meinen Militär. Lt. Hein. richs.Lrde« zu überreichen. Die Veleihnng mit diesem, Meinem höchsten Kriegsorden, hat nach den Satzungen mit dem Ritterkreuz zu beginne«. Sw. Majestät wollen gernhen, die Abzeichen eine» Ritter» ent» gegenzunehmeu, gleichzeitig bitte Ach aber Ew. Majestät, da» «roßkreuz auzunehme» als ei« äußeres Zeichen der stet» be- wiesene« Waffenbrüderlichkeit Nuferer tapferen Truppe«, die dieser lange uud blutige Krieg so vielfach zu betätigen «e» legenheit gegeben hat. Diesen Anlaß benutze Ich, Sw. Majestät für das große Wohlwollen, da» Sw. Majestät Reiner Armee, insonderheit Meinem «. Jnfanterle. Regiment Nr. 1«5» da» mit Stolz den Name« Sw. Majestät trägt, habe« angedeihe« lassen, Meinen »»ärmsten Dank zn sage«. Sw. Majestät versichere Ich er«eM Meiner wahre« Hoch« achtung »Md Kre«»dschaft, womit Ich jederzeit verbleibe Sw. Majestät fre««dwilliger Br«der ««d Vetter Friedrich August." König Wilhelm äußerte sich über diese hohe Auszeichnung und die Ihm dadurch bekundeten freundschaftlichen Gefinnungen uufereS Allerhöchsten Herrn fehr erfreut und betonte wiederholt, dast Er darin in erster Linie eine Anerkennung für Seine Truppe« fehen müsse. Te. Majestät unter hielt Sich dann eingehend mit de» Herren und erkundigte Sich in sehr herzlicher Weise nach dem Ergehen des Regiment». Lie llirz vor Beginn Les TrnckeS eingehenden Meldungen befinden sick, nnf Seite 7 dieser Ansgabe. G Kn Norwegen mehren sich die Stimmen für ein tveiteres Auflegen der norwegischen Schiffe im Hinblick auf die außer ordentlichen Erfolge der deutschen SeegebietSsperre. * An» Washington wird nach einer englischen Meldung amtlich mitgeteilt, cs bestehe keine Absicht, dentfche Schiffe wegzunehmen. Auch sollen im Falle eines Krieges deutsche- Kapital und deutscher Besitz in de« Bereinigten Staaten von Amerika nicht beschlagnahmt werden. * Präsident Wilson »vird im Falle unzweideutiger Hand lungen gegen amerikanische Schiffe nicht die KriegSerklärnng, sondern Schutzmaßnahmen im Kongreß bbantragen. Der SenatSausfchuß für militärische Angelegenheiten in den Bereinigten Staaten von Amerika hat sich zugunsten eines allgemeinen MilttärgesetzcS ausgesprochen, wonach sämtliche männlichen Bürger zwischen 1V und 2« Fahren sich srchs Monate einer militärischen oder MarineanSbildung zu uuterziehen haben. * I« Mexiko find neue Unruhen auSgebrochen. schon als vollendete Tatsache; Verdun, das Symbol fran zösischer Widerstandskraft, schien uneinnehmbar, die öster reichische Offensive im Trentino war zum Halten gebracht und Brussilows Schare»» näherten sich unaufhaltsam Lein berg und Kowel, während Sarrail nnr darauf »vartete, von Saloniki aus den Vormarsch auf Sofia anzutreten. , Obendrein wurde eine neue Unternehmung gegen die Dardanellen in Aussicht gestellt. Uber Deutschlands Ge fechtskraft verbreitete der Verband das wenig geschmack volle Schlagwort von den letzten Zuckungen des tödlich getroffenen Raubtiers, und Rußland drohte einerseits Rumänien bei. den Friedensverhandlungen völlig auszu schalten, anderseits den Durchzug seiner Truppen zu er zwingen, wenn der König nicht an die Seite der Ber- bandsmächte treten würde. So kam der verhängnisvolle Entschluß zum Kriege gegen Österreich zustande, noch besonders gefördert durch den verblendete»» Glauben, Deutschland werde seinem Verbündeten nicht beispringen, Bulgarien sei gar zu einem Sonderfrieden entschlossen, und die Türkei, nunmehr völlig isoliert, werde zufrieden sein, mit der Rettung ihrer asiatischen Besitzungen aus der Kampffront der Mittelmächte ausscheiden zu können. Unter diesen Gesichtspunkten konnte Rumänien hof fen, leichtes Spiel gegen Siebenbürgen zu haben. Das strategische Problem lag klar: Rumänien hatte vier Armeen zur Verfügung, mit denen es sich bei leich zu verteidigenden Grenzen auf der inneren Operations linie befand. Die Heeresleitung sah sich im kleinen vor dieselbe Aufgabe gestellt wie Deutschland, aber sie konnte die richtige Lösung nicht finden. Mit drei Armeen mar schierten die Rumänen über die Süd- und Ostgrenze Sieben bürgens, nachdem sie den schwachen österreichisch-unaa rischen Grenzschutz überwältigt hatten und berauschten sich an dein billigen Erfolg, »vehrlose Städte besetzt zu haben Die Operation auf der inneren Linie trägt aber stets die Gefahr der taktischen Umfassung in sich, und je tiefer die drei Armeen in Siebenbürgen vordrangen, desto größer wurde diese Gefahr, wenn die dritte Armee, welche die Do- brudschagrefize deckte, von überlegenen Streitkräften an gegriffen-wurde. ? i : Die Verzögerung der - bulgarischen Kriegserklärung bestärkte die rumänische Heeresleitung in ihrem Pla, „Warnungsloses Torpedieren". Als die englische Regierung bereits im vierten Kriegs monat, d. h. am A. November 1914, die ganze Nordsee als Kriegsschauplatz „militsr^ aro»" bezeichnete und hier mit einen vollständig neuen völkerrechtlichen Begriff in der Seekriegführung zur Anwendung brachte, »varnte sie alle neutralen Schiffe, „Kauffahrteischiffe aller Arten, Handelsschiffe aus allen Gegenden, Fischerfahrzeuge und alle anderen Schiffe" ausdrücklich davor, in die bezeich neten Gewässer einzufahren, da sie dort den schwersten Gefahren von ausgelegten englischen Minen und von englischen Kriegsschiffen ausgesetzt seien. In der deutschen Sperrgebietserklärung vom 1. Februar d. I., die der englischen Erklärung folgte, wurde ganz das Entsprechende verkündet und darauf hingewiesen, daß neutrale Schiffe, welche die Sperrgebiete befahren, dies auf eigene Gefahr täten, ganz so, wie es mit denselben Worten in dem Schreiben des englischen Gesandten an die niederländischen Minister vom 15. Januar 1915 bereits zum Ausdruck ge bracht war („vereis . ... clo 80 »t iboirorvn risk"). Allen diesen Erklärungen ist also die zuerst von England erte lte Warnung gemeinsam, daß neutrale Schiffe in folge der Maßnahmen, die gegen den Feind ge troffen werden, bei Befahren der Sperrgebiete gefährdet sind, da die gegen den Feind verwendeten Kriegs mittel, Minen und Kriegsschiffe, unter Umständen sich nicht nur auf die beabsichtigte Verwendung gegen feind liche Schiffe würden beschränken lassen; für das deutsche Sperrgebiet ist auch die von England seit Kriegsbeginn betriebene BerwendunA der neutralen Flagge von be sonderer Bedeutung, da die englische Regierung sich nicht gescheut hat, unter schamlosem Mißbrauch von neutralen Flaggen und Schiffsbemalungen „richtige Fallen" gegen Unterseeboote zu verwenden, wie der „Baralong"-Fall und der Fall des als dänischer Dampfer „Kai" markierten englischen Schiffes beweisen. Im dem von England er klärten Sperrgebiete kann also ein neutrales Schiff durch ein englisches Kriegsmittel ebenso überraschend verloren gehen wie in dem nach englischen Beispiel von Deutsch land erklärten Kriegsgebiet in englischen und sonstigen feindlichen Gewässern durch ein deutsches Kriegsnüttel. legen Siebenbürgen, und erst als es zu spät, als die Do »rudscha Armee überrannt war, konnte auch das vorzüg- iche Eisenbahnnetz ihm keine Verstärkungen mehr zuführen, >enn nu»l »varen die Armeen Falkenhayn und Arz gegen üe siebenbürgischen Grenzen in Kampf getreten und hielten die drei rumänischen Heeressäulen fest. Dank der glänzenden Führung und der überlegenen Leistungen der Truppen auf unserer Seite erfüllte sich >as Schicksal Rumäniens mit einer Schnelligkeit, die unsere ühnsten Erwartungen übertraf. Während der rumänische Generalstab angstvoll und unsicher hin und her tastete, gerade an den Stellen, wo der Angriff erfolgte, Reserven erauszog, um sie an andere Fronten zu werfen, wo sie u spät kamen, fegten die Armeen Falkenhayn und Arz >en Feind aus Siebenbürgen, Mackensen ihn aus der Dobrudscha. Es folgte der erbitterte Kampf um die trans- sylvanischen Gebirgspässe, der mit dem Gnbruch in die Walachei endete, während gleichzeitig Mackensen die Donau überschritt. In der Walachei wurde das rumänische Heer vernichtend geschlagen, Bukarest genommen. Zu spät trat endlich der russische Bundesgenosse auf den Plan. Nur Trümmer des rumänischen Heeres konnten sich retten. Auch der östliche Teil der Walachei fiel in unsere Hand trotz der schweren Opfer, die nunmehr die Russen zur Rettung des Landes brachten. Der ebenso schnelle wie vollständige Zusammenbruch der rumänischen Sache hat von neuem den bedeutungs vollen Beweis geliefert, daß sich Truppen im Frieden noch so gut vorbereiten, ihre Ausrüstung, ihr Kriegsmaterial aufs vorzüglichste bereitstellen können, sie sind einer Truppe mit Kriegsersahrung dennoch unter keinen Umständen gewachsen. Das zeigte sich, als die Italiener in den Krieg eingrisfen, das zeigte sich noch überraschender, als die Amerikaner gegen den Mexikaner Villa und feine kriegs- gewohnten Scharen marschierten. Ohne auch nur das Geringste erreicht zu haben, mußten sie wieder abziehen. Das wird auch bei jedem neuen Gegner in die Erscheinung treten, der sich durch die unheilvolle Diplomatie der Per bandsmächte zum Schwertgang mit dem Vierbund ver locken ließe. Der Krieg muß nicht nur den Krieg ernähren, sondern auch lehren. Gegen markierten Feind läßt sich keine schlag fertige Kampftruppe erziehen, ebensowenig vermag sich eine Armee auf Grund von Erfahrungen einer anderen zu bilden. Kriegserfahrung wird mit Blut erkauft. Wir ind gerüstet, die kampfgewohnten, stolzen Überwinder Rumäniens stehen bereit zu neuen Taten. Aber unser schar fes und kampfbereites Schwert schützt auch jedes Volk, des in ehrlicher Neutralität seinen Grenzen die Schrecken des Krieges fernhalten will. sekretärs entgegen. Um '/«1 Uhr erteilte Allerhöchst- derselbe dem Kaiscrl. und König!. Österreichisch-ungarischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Frhrn. v. Braun, Exzellenz, Audienz zur Entgegen nahme seines neuen Beglaubigungsschreibens. Abends wird Se. Majestät der König der geselligen Bereinigung der Offiziere der Ersatzeskadron Husarenregiments Nr. 18 in Großenhain beiwohnen. DaS Schicksal Rumäniens. Das geschichtliche Trauerspiel Rumänien nähert sich feinem Ende, und wenn man vom Standpunkt unpartei ischer Geschichtsdarstellung die Dinge überblickt, unter scheidet man deutlich zwei politische Hauptströmungen, die vom Beginn des Weltkrieges bis zu dem denkwürdigen 27. August, der das Eingreifen Rumäniens in den Bötter- kampf brachte, um das Übergewicht stritten: Es war der strenge Negierungs- und Lebensgrundsatz des weisen und ehrlichen Königs Carol l., der eine beiden Mächtegruppen gerecht werdende Neutralität vertrat, und anderseits die dem romanischen Westen und im Zusammenhang damit Rußland zugeneigte Politik einer Bojarengruppe, deren Führer Bratianu war. König Carol verdankte seine Krone und das friedliche Aufblühen seines Landes ebensowohl der starken Freund schaft Deutschlands und Österreichs, wie der kräftigen Unterstützung der russischen Zaren. Und trotzdem er dem russischen Ausdehnungsbedürfnis den Verlust Beßarabiens zuzuschreiben hatte, hatte er bei Beginn des Krieges die Mittelmächte keinen Augenblick darüber im Zweifel ge lassen, daß er sich zu einer Schilderhebung gegen Rußland niemals entschließen könne. Ebenso klar aber hatte er züm Ausdruck gebracht, daß er zu einem Kriege geyen die Mittelmächte unter keinen Umständen seine Zusüm- mung geben würde, und die Autorität des ehrwürdigen Königs »var so groß, daß er die Gegenpartei zum Schwei gen brachte und seine Überzeugung zum Gesetz Rumäniens erhob. Dies änderte sich sofort mit dem Hein,gange des greisen Monarchen. Bratianu und seine Partei gewannen die Ober hand und wußten den König zu überzeugen, daß nur im Ge- folge der Verbands,nächte der großrumänische Staatsgedanke durchzuführen sei. Für den oberflächlich urteilenden Poli tiker hatte der Gedanke eines Zusammengehens mit dem Verbände nicht nur politisch, sondern auch militärisch etwas Bestechendes, zumal der Nachrichtendienst vollkommen im Geiste des Verbands gefärbt arbeitete. Danach war die deutsche Front im Westen bereits im Wanken; Engländer und Franzosen meldeten den Durchbruch an der Somme