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Donnerstag. Nr. 2». 14. Februar 1878. Weißerih-Ieitmrg. Amts-Matt für die Kömgt. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königt. Kerichts-Aemter und die Stadtmtl-e zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Zn beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. für die Spalten-Zei'e, oder deren Raum, berechnet. Amtlicher Theis. Bekanntmachung. Beim Abgraben eines Steinhaufens in der Nähe der Poisenmühle ist vor einiger Zeit eine defekte silberne Spindeluhr mit silbernem Zifferblatte und römischen Ziffern aufgefunben worden. Behufs Ermittelung des unbekannten Eigeuthümers dieser Uhr wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß7 selbige Uhr im Juli 1876 durch einen gewissen, nicht zu ermittelnden Börner aus Bannewitz dem Uhrmacher Weise in Possendorf zur Reparatur übergeben worden sein soll. Dippoldiswalde, am 9 Februar 1878 Königliebes Gerichtsamt. Klimmer. Das Dippoldiswaldaer Grdbeben vom 5. October 1877. Unter diesem Titel hat Herr Professor Herm. Credner in Leipzig in dem 50. Bande der Zeitschrift für die ge- sammten Naturwissenschaften für Sachsen und Thüringen einen Aufsatz veröffentlicht, der jetzt als Separatabdruck er schienen ist und aus dem wir unseren Lesern das Wichtigste mittheilen wollen. Bekanntlich wurde am 5. Octcber vor. Js., Morgens zwischen 4 Uhr 15 Min. bis 4 Uhr 30 Min., wiederum ein Theil des Erzgebirges von einem Erdbeben betroffen, nachdem bereits 1875 (23. Nov.) und 1876 (17. Juli) ähnliche Er schütterungen erfolgt waren. Während die erstere das vogt- ländisch-erzgebirgische, das folgende das Chemnitzer Erdbeben genannt worden ist, bezeichnet Prof. Credner die Erderschütle- rung vom 5. October als Dippoldiswaldaer Erdbeben, weil dasselbe besonders im Bereiche unserer Amlöhauplmannschaft beobachtet worden ist. Prof. Credner hatte bald nach dem Bekanntwerden der überraschenden Naturerscheinung Frage bogen an Prediger, Forstbeamte, Lehrer und Gemeindevorstände der betroffenen Gegend verlheilt. Nach den aus 42 Ort schaften eingegangen Beobachtungen, die Prof. Credner zu sammenstellt, ergiebt sich nun Folgendes. Von den 42 Ortschaften, wo das Erdbeben beobachtet wurde,*) liegen 40 auf dem Kamme und nördlichen Abfalle *) Francnstein. Friedrich-August-Erbstolln unweit Reichenau, Reichenau, Ammclsdorf, Schönfeld, Namm-Mühle bei Hermsdorf, Hermsdorf, Dors Sahda, Mulda, Wmmerswalde, Holzhan, Nechenbcrg, Nassau, Schvllenmnhle bei Burkersdorf, Dittersbach, Kleinbobritzsch, Hartmannsdorf, Friedcrsdorf, Pretzschendorf, Röthenbach, Dresden, Prohlis bei Niedersedlitz, Maren, Liebstadt, Cunnersdorf, Reinhardts grimma, Reinholdshain, Dippoldiswalde, Obercarsdorf, Naundorf, Schmicdcbcrg, Falkenhain, Forsthans Bürenburg, Hirschsprung, Lallen ¬ des Erzgebirges und bilden ein Gebiet, das, bei einem Flächen raum von etwa 14 Quadratmeilen, die Gestalt einer Ellipse, d. h. einer von einer länglich runden Linie begrenzten Fläche hat. Die längere Axe dieser Ellipse von Dresden nach Zinn wald beträgt 5, die kleinere von Dittersbach über Frauenstein nach Liebstadt 3'/» geogr. Meilen. Da in Aussig, Teplitz, Mariaschein, Graupen, Deutsch-Einsiedel, Seiffen, Stadt und Gerichtsamtsbezirk Sayda, Freiberg, Berggieshübel, die sämmtlich an der Begrenzungslinie jener Fläche gelegen sind, durchaus keine Erschütterung wahrgenommen worden ist, so spricht das dafür, daß der Flächenraum, der von dem Erd beben betroffen worden, in der That kein größerer gewesen und die von Prof. Credner gewählte Bezeichnung „Dippol diswaldaer Erdbeben" zutreffend ist. Die Form der Erderschütterung war in dem am heftigsten betroffenen Areal, 22 von 42 Orten, die eines Stoßes; aber am empfindlichsten äußerte sich dieselbe zwischen Burkersdorf, Frauenstein und Hermsdorf, wo es (nahe letzterem Orte) den Bewohnern der Ramm-Mühle schien, daß das Hans mit Krachen seitlich fortgeschoben würde, wo Kalk von der Decke bröckelte, wo die Bewohner eines anderen Hauses entsetzt und zum Theil unangekleidet ans demselben flohen, weil sie den Einsturz befürchteten. In Orten an der Grenze des erschütterten Gebiets (Dresden, Prohlis, Maxen, CämmerSwalde) nahm man nur ein Erzittern des Erdbodens oder unterirdischen Donner wahr. Prof. Credner schließt aus diesen Erscheinungen, daß der Ursprung der Erschütterung in der Gegend zwischen Geising, Zinnwalv, Hermsdorf und Frauenstein zu suchen und daß nicht ein einzelner Punkt, sondern eine größere Gebirgs masse gleichzeitig in eine Bewegung versetzt worden sei, da stein, Schellerhan, Attenberg, Geising, Fürstenau, Vorder- und Hinter zinnwald, Zannhaus.