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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.04.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110425016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911042501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911042501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-25
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Btzugt.Preit »«ch h», W«U: innerhalb D««ilchla»»* »nd d«r de»Nche» Noloni«» virkteljährl. 3.« Mt.. »»»all. l.» «t. «»»scht. P,sib«ft«lla«td. S«r»«r in v«l«i«n. Da««marl, »«» Do»«»staat«», Iiati««. U«z«m»«rL Niedert» «de, X«r» weg«», O«fterr«i<y - U»»ar», R»dl»»d, Sch««»««. Sch—U » Spa»ir». I« «llr» übrig«« Staat«« «»r dtrrtt d»rch bt» S«IchLst»»«a, »aa Blatt«» «rhLMich. Da, L«i»,ig«r la,«blatt rr1ch«t«t 7»al tä,ltch, Son«» «. 8«t«rtaa» »ar «»«,«»». ÄdeUn«»«»t^Annah«,«: 2»tz«»»i»,»!l« 8, »«tOl«««« TrS,«r«, Filial««.S»«dil»»r«» und Laaahiltfttll«», l»«t« P«stä»t«r» »ab Brt«strSg«t». G»«»«r»«rt«»f»»r«t» bM- in, ya», »«bracht: 30 PI. «,n«tl^ 3.10 Mt. »t«a«llihrl. B«i »»I«r« gtltal«» «. Lir- «aha»«ß«i«» »da«-«U: 7» Vt. «aaatl, 3»«. »i«rt«lli-rL Morgen-Ausgabe. WWgrrTllgMM Han-elszeitnng. Ämtsvkatt -es Rates und -es Nokizeiamtes -er Lta-t Leipzig. An;rigcn-Prciv für Salerar« au, U«ipti» und Umg«dun, bi« ilpaltigePrtilzrtle 25Ps, dieReklame- »eil« 1 Mt.: von aurwärt« :«> Ps., Reklamen U20 Mt.. 2n>era»e von Behörden >m amr lichen Teil die Petitzeil« 2t) Vs. Selchäst.anzeigen mit Platzoorlchristrn a. in d«r >d,ndau»gad« im Preis« «rhoht Rado« «ach Taris. Betlagegedühr tbesami. auslag« S Lik. p Tausend rikl. Posigebühr. Terldeilage Hoyer. Feft«kt«tlt« Aullraa« tonnen nicht «urück» gerogen werden. Aür da» LrIL«in«n an beirtmnrten Tagen und Platzen wird Kia« tbarantir üdrrnoinmrn. Lnz«ig«n» Annahme 2»d»»ni,,ass« 8, d«i sämtlichen Ailtal«n a. allen Annoncen» Ljpedition«n de» In» und Auslandes Dr»a mr» Verla, »e, iieip,)»«, T»,«> blatt«, ik. Pol». Inhaber Paul Aürst«». Mediktio» nn» Seschtsi.It«rt«r Iohannisgasse 8. 8«rnlvrecher likül!. 14693. 14694 H-»pt-gili»le Ire»»«»: k«enratz« 4, l iTrlephon 4621). Nr. 114. virnswy. Sen 2S. klprll >Sl>. 105. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 18 Leiten. Das wichtigste. * Zm Chemnitzer Metallarbeiter streik haben Einigungsoerhandlungen begonnen. tS- Dischs. R.) * Der braunschweigische Staats minister v. Otto tritt am 1. Mai in denRuhe - st a nd. sS. Dtsch». R.) * Auf der Danziger Echichauwerft wurden 1300 Arbeiter aus gesperrt. (S. Dischs. Reich.) . * Die Plenarsitzungen der Pestkonfercnz in Mulden sind beendet worden. (S. Letzte Dep.) * In Ro m wurde in Anwesenheit des Königs die Internationale photographische Kunstausstellung eröffnet. sS. Letzte Dep.) * Im Dersannnlungshause der New Yorker Eisenkonstruktionsarbeiter wurde ein großes Lager von Bomben. Dynamit und Höllen maschinen entdeckt. lS. Tageschr.) Jesuiten unü Beichtgeheimnis. Während in germanischen Landen den Each- .valtern der römischen Kirche rücksichtsvolles Entgegenkommen erwiesen wird, erlebt der Klerikalismus in romanischen Staaten Ent täuschung über Enttäuschung. Portugal hat mehr gewaltsam als wohlüberlegt das Band zwischen Staat und Kirche zerschnitten, die spanische Regierung müht sich nach Kräften, aus den Banden des Vatikans sich zu lösen und in Italien sorgt die Modernistenverfolgung für unruhige Tage. Der Fall Verdesi ließ mit erschreckender Deutlichkeit erkennen, wie weit die Klerikalen in ihrem Fanatismus gegen moderne Anschauungen zu gehen wagen; man scheut sich in Italien nicht einmal der Ver letzungen des Beichtgeheimnisses, um zu dem im Vatikan erstrebten Ziele der Nieder- zwingung und Unschädlichmachung aller Moder nisten zu gelangen. Noch haben sich aber die Wogen der Erregung über den vom „Secolo" nufgedeckten Fall Verdesi nicht gelegt, und schon weiß dieses Blatt von neuen Fällen zu berichten, in denen die Jesuiten mit dem Beicht geheimnis nicht gerade vorsichtig umgegangen sind. Der Jesuitenpater Bricarelli, derselbe, den der ehemalige Jesuitenzögling Verdesi jetzt des Bruchs des Beichtgeheimnisses beschuldigt gehört mit zu den Leitern der „Civiltä catolica"' des von Leo XlU. gegründeten Zesuitcnorgans. In dieser seiner Eigenschaft maßte sich der wackere Jesuitenpater im Einverständnis mit Pius X. das Aufseher amt über die Leiter und Mitarbeiter der übrigen katholischen Zeit schriften Italiens an. Wer auch nur des leisesten Modernismus verdächtig erschien, dem wurde die weitere schriftstellerische Tätigkeit gründlich unterbunden. Bricarelli pflegte seine „Ackf- seher" seinen Kollegen ins Haus zu schicken. In der Regel wußte er es einzurichten, daß die Verdächtigen ahnungslos zu ihren Aufsehern in den Beichtstuhl gingen und sich auf diese sehr einfache Manier ausforschen ließen. Wenige Tage darauf bekamen sie zu hören, daß sie ganz verworfene Modernisten seien, und daß ihre Mitarbeiterschaft an der katholischen Zeitschrift sich damit erledige. In einem Falle setzte Bri carelli einem des Modernismus verdächtigen älteren Prälaten einen ganz jungen Jesuiten zögling als Aushorcher ins Haus. Der Alte durchschaute den Plan und bat seine Freunde und Bekannten, sein Haus in seinem und ihrem Interesse so lange zu meiden, bis der junge Jesuit seinen Beobachtungsposten aufgegeben haben würde. In einen besonders krassen Fall ist die Mutter eines römischen Geistlichen verwickelt worden, da diesem selbst nicht beizukommen war. Schließlich gelang es Bricarelli, die Mutter zu sich in den Beichtstuhl kommen zu lasten. Unter der Drohung, sie von ihren Sünden nicht loszumachen und damit der ewigen Höllenstrafe auszuliefern, zwang er die Aermste, dem Jesuiten Mitteilungen über die geheimen Gespräche ihres Sohnes zu machen. Als dieser kurz darauf in ein entlegenes Dörfchen versetzt wurde, widerrief die Mutter voll Reue im Vatikan ihre Aussagen. Allein es war zu spät! Dor einigen Wochen begab sich ein angesehener römischer Seelsorger zu einem Jesuitenpater und beichtete diesem, aus verschiedenen Gründen fühle er sich veranlaßt, sein geistliches Kleid abzulegen. Die Gründe bat er geheimzuhalten. Er war nicht wenig erstaunt, zwei Wochen darauf von seinem unmittelbaren Vorgesetzten alles haarklein wiedererzählt zu hören, was er dem Jesuiten unter dem Siegel der Beichte an vertraut hatte. Der Vorgesetzte gab ohne wei teres zu, daß er vom Papste informiert worden sei! .... Diese vom „Secolo" enthüllten neuen starken Verstöße gegen die Pflicht der Wahrung des Beichtgeheimnisses haben in Italien natürlich die Unruhe und Aufregung ganz gewaltig ge steigert. Sie werfen ein grelles Schlaglicht auf das Verfolgungssystem, das Pius X. und seine jesuitischen Ratgeber gegen die des Modernismus verdächtigen Kleriker seit geraumer Zeit anwenden, und werden daher auch außerhalb Italiens mit großem Interesse beobachtet. In den letzten Tagen hat sich der Jesuitenpater Bricarelli in folge der immer stärker werdenden Angriffe endlich veranlaßt gesehen, die Klage wegen Beleidigung gegen Verdesi einzureichen, Der Angeschuldigte ist nach Berichten aus Italien darüber höchst erfreut. Er verspricht, den bün digsten Wahrheitsbeweis für seine Behaup tungen anzutreten. In dem Prozeß, sofern ihn Bricarelli zur Wahrheit werden läßt, wird sich Verdesi auch auf die Zeugen beziehen, die in den vom „Secolo" enthüllten Fällen eine Rolle spielen. Inzwischen geben sich die dem Vatikan er gebenen Blätter Italiens alle erdenkliche Mühe, einem immerhin möglichen großen Skandal die Spitze abzubrechen. Sie haben bereits heraus gefunden, daß der Begriff des Beichtgeheim nisses sich dehnen lasse, daß es gewisse Fälle gebe, die eine weitere Auffassung dieses Begriffs ge statten. Mit anderen Worten: Man will dem wackeren Jcsuitenpater eine arge Bloßstellung ersparen, und deshalb deutelt man mit spitz findiger jesuitischer Dialektik an feststehenden Begriffen so lange herum, bis sie sich dem gewünschten Zweck als dienlich erweisen. Mag immerhin der Klerikalismus Italiens mit diesem Verfahren einen Scheinerfolg erzielen: die modernistischen Märtyrer werden durch die werbende Kraft ihres Schicksals auf die Dauer mehr ausrichten als alle papistischen Aus legungskünsteleien und Zwangsmaßregeln. Karl Bücher unü üss Kank- kurter llmoerlttStsprMem. Zu den Erörterungen über die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit einer Universität in Franlsurt a. M. hat jetzt auch der Leipziger Nationalökonom Prof. Karl Bücher das Wort ergriffen. Er veröffentlicht in der Frkf. Ztg." zwei umfangreiche Aussätze, in denen er sich mit dein genannten Problem nach zwei Richtungen beschäftigt. Zuerst wird ganz allgemein die Frage ge- vrüft, ob wir in Deutschland zu wenig Universitäten besitzen. Für die Entscheidung darüber ist ihm die Bestimmung des Begriffes „Ueberfüllung" von grundsätzlicher Bedeutung. „Ob 6 oder 60 oder 600 Hörer den Worten eines akade mischen Lehrers lauschen, sei für den Arbeitsaufwand, den letzteren sein Kolleg kostet, einerlei. Dagegen unterliege es keinem Zweifel, daß eine große Hörer zahl Dozenten wie Studierende ganz anders anregl, als eine kleine, daß sie bei ersteren die Berufsfreudig keit steigert, den möglichen Rügen ihrer Geistesarbeit für den Staat wachsen läßt. Das Maximum dieses Nutzeffekts würde erreicht sein bei einer Hörerzahl, die von der Stimme eines Bottragenden etwa noch beherrscht werden könne." Jenseits dieser Grenze würde die „Ueberfüllung" beginnen. Das heutige Zeitalter sei die Aera der Massenproduktion. Mit wenig Kosten und in möglichst guter Qualität neue Produkte heranzubilden, sei gerade auf den wenigen großen Universitäten am besten möglich. Auch die Technik des Massenunterrichts habe sich in der letzten Zeit außerordentlich vervoll kommnet. Z. B. hätten die „Lichtbildervorlräge" sich sehr gut bewährt. Am Schluß seines Artikels führt Bücher aus, daß, wenn man 1000 Studierende als Minimalzahl annimmt, um den Aufwand einer großen Universität zu rechtfertigen, Deutschland sehr gut mit der Hälfte seiner Universitäten aus kommen könne. Ist also die Antwort aus die Frage nach einer Vermehrung der Universitären herkömm licher Art negativ, so ist damit noch keineswegs dem Plane der frankfurter Univerfitätsgründung das Wort gesprochen. Dieienc speziellen Plane ist der zweite Auf satz Büchers gewidmet. Der bekannte und bewährte Leipziger Universitärsprofeffor ist der Ansicht, daß allevdings der Plan, wie er ursprünglich ausjah, eine Verwirklichung verdient hätte, weil dann ein neuer Hocki'chultypus geschaffen morden wäre. Aehnl'ch der „Universit.' lib'e" habe man sich die Universität in Frankfurt a. M. gedacht. Freiheit, im Lehren wie im Lernen, sollte herrschen. Aber dieses Wort, speziell in diesem Sonderfalle, hört man heute in Deutschland nicht recht gern. Das bewies am 7 April dieses Jahres der Frankiurter Ober bürgermeister durch folgende Worte, die er im preußi schen Herrenhause sprach: „Wir wollen keine freie Universität, sondern wir wollen, daß sie dem Kultusministerium unterstellt werde, und daß die Professoren so gestellt werden, wie an den andern Universitäten. Da nun außerdem zwischen die Fakul täten und den Minister ein Verwaltungsaus- schuß eingeschoben werden soll, der als eine Art Vermittlungsstelle gedacht ist. befürchtet Bücher, baß die künftige Frankfurter Universität also das Recht der korporativen Selbstverwaltung und Se l b st e r g ä n z u ng nur in erheblich ge, ringerem Maße besitzen werTe, als die übrigen preußischen Universitäten. Alle diese Momente könnten nicht sonderlich für das Frankfurter Projekt einnehmen. Noch bedenklicher sei aber die finanzielle Seite des Projektes. Obwohl man mit Emphase die Frankfurter Universität eine „Sriftungsunioersität" genannt habe, könne sie auf Grund der vorhandenen Mittel nicht einmal den Rang einer mittleren Universität beanspruchen; sie werde vielmehr nur klein sein. Der heikelste Punkt des ganzen Projekts sei die Loge Frankfurts inmitten eines Kranzes von Universitäten: Marburg, Gießen, Würz bürg, Heidelberg und Bonn, alles Stätten, die sich um das wissenschaftlicl-e Leben der Nation große Ver dienste erworben haben. Und diese Universitäten, deren Studentenkontingent sich hauptsächlich aus den betreffenden Landesteilen zusammensetzt, würden in ihrer Frequenz geschädigt werden. .Dies ist vom Standpunkt der nationalen Unterrichtspolitik gewiß nicht leicht zu nehmen, zumal nach dem Ausmaß der Mittel für die künftige Universität Frankfurt keinerlei Aussicht besteht, daß sie Besseres würde leisten können als eine der fünf älteren Schwestern." Aus allen diesen wichtigen Erwägungen heraus kommt Bücher zu dem Schluffe, daß die Universität Frankfurt, wie sie geplant ist, „weder Universität großen Stils, noch eine solche neueren Stils" sein werde. Trotzdem will er den Frankfurter Bürgern die Lust nicht verleiden, zu wissenschaftlichen Zwecken zugunsten ihrer Stadt materielle Opfer zu bringen, und deshalb läßt er seinen zweiten Aufsatz mit folgen dem sehr beachtenswerten Vorschlag enden: „Dem berechtigten Wunsche der Frankfurter natur wissenschaftlichen Anstalten nach einem Zusammen schlüsse kann in anderer Weise entsprochen werden. Wollen sie sich zeitgemäß sortentwickeln, so wer den sie ihrs Ausgabe auf der Seite der jetzt so viel be sprochenen „Forschungsinstitute" zu suchen haben. Hier finden sie freie Bahn und die Möglich keit, der deutschen Wissenschaft unendliche Förderung zu schaffen, ohne andern Lust und Licht zu nehmen. Auch die Zwecke, denen sie sonst noch seither gedient haben, namentlich derjenigen der Popularisierung der Wissenschaft, brauchten unter dieser Entwicklung durchaus nicht zu leiden. Die Akademie für Tozial- und Handelswiffenschaften, deren Einreihung üi eine Universität übrigens doch nicht ohne große Schwie rigkeiten möglich sein würde, hätte ihre Fortentwick lung in einer andern Richtung zu suchen, nämlich in derjenigen der politischen Hochschule, wie ihrer bereits einige in den Vereinigten Staaten von Amerika bestehen. Nach dieser Richtung liegt eine Ausgabe, die keine der bis jetzt in Deutschland be stehenden Hochschulen erfüllt und auch keine in ab sehbarer Zeit erfüllen wird: die gründliche Berufs ausbildung der staatlichen und kommunalen Ver waltungsbeamten, der Journalisten, praktischen Volkswirte und Leiter von Großuuternehmungen. Zu dem Ende wären die Fächer des öffentlichen Rechts, namentlich aber der Verwaltunaslehre und Verwal tungspolitik in viel orößerem Umfange an der Aka demie zu pflegen. Namentlich aber wäre es für Frankfurt eine schöne Anfaabe, für die es vor allen deutschen Städten prädestiniert erscheint, -ie verschie denen Zweiae der aroßstädtischen Verwaltung einer wissenschaftlichen Behandlung und Pfleae zuiunihren, für die beute alle Varbedinanngen gegeben sind. So könnte Graßes und Eigenes mit frankfurter Stiftnnasmitteln geleistet werden. Die Stadt würde die Fackel des wissenschaftlichen Fortschritts voranl tränen, anstatt daß sie vettuchs«. sich mit dem alten Zovie »n schmusen, den sie mit zwanzig Semestern zu teilen hätte." Oer internationale Telegraphisten- Wettstreit in Turin. Unter den verschiedenen Festlichkeiten. Ausstel lungen und Kongreffen, die Italien anläßlich der 50jährigen Wiederkehr seiner Einigung veranstaltet, verdient der im August stattfindende „Inter nationale Fachwettstreit für prakti sche Telegraphie" in Turin besonders genannt zu werden. Zwar sind derartige Wettstreite nicht neu. Denn bereits im Jahre 1899 wurde ein solcher auch auf Italiens Boden ausgefochten, und in Nord amerika, dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten, finden auf Veranlassung der gewerblichen Kreise Fachwettstreite der Telegraphisten in regelmäßigen Zeiträumen statt, wo um das von Andree Carnegie gestiftet« Trinkhorn gerungen wird. Was aber den diesjährigen Wettstreit in Turin vor ähnlichen Veranstaltungen auszeichnet, das ist sein internatio naler Charakter und die Vielseitigkeit der zur An wendung kommenden Apparatsysteme. Es ist deshalb durchaus gerechtfertigt, wenn nicht nur die Beamten und Beamtenverbände, sondern auch die Presse. Han del und Gewerbe der einzelnen Länder ein äußerst reges Interesse für diese Veranstaltung bekunden. Die Svettkämpse werden getrennt ausgetragen und zwar 1) mit dein Morse-Klopfer- oder Rekorder- Aoparat, 2) mit dem Hughes-Apparat und 3) mit dem Daudoi-Vierfach-Apparat. Die Zeit für die unter 1) genannten Avvaratsysteme ist auf 20 Mi nuten, für das Hughes-Baudotarbeiten auf eine Stunde festgesetzt. Ihre Beteiligung an dem Wettstreit haben bisher folgende Länder zugesagt: Deutschland, Oesterreich, Argentinien, Belgien, Brasilien, Spanien, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Rumänien, Serbien und die Türkei. Nicht offiziell werden teilnehmen: Schweden, die Schweiz, Französisch-Indochina, Neu kaledonien und Madagaskar. Andere Länder haben sich Vorbehalten, chre Teilnahme später anzumelden. Da naturgemäß jedes Land bemüht sein wird, seine gewandtesten und tüchtigsten Beamten zu entsenden, kann man annehmen, daß die Favoriten der ver schiedensten Nationen in Turin vertreten sein wer den. Um den ZBetteifer der Teilnehmer noch beson ders anzuspornen, sind dem Komitee zahlreiche wert volle Preise zur Verfügung gestellt worden. Der König und di« Königin Mutter von Italien haben ;c eine große goldene Medaille gestiftet. Ferner letzten als Preis« aus das italienische Verkehrs ministerium eine aus Bronze und Silber hergestellte Ehrenpyramide sowie einen kunstvollen Kelch. Das Ministerium der Posten und Telegraphen je zwanzig goldene, silberne und bronzene Medaillen; Marconi eine prachtvolle Kunstvaje; die Stadt Mailand ein silbernes Tafelgedeck für 12 Personen, und der Nationaloerband der Preßvereinigungen einen gol denen Chronometer mit goldener Ketre. Mehrere für den Wettbewerb der verschiedenen Apparatsysteme bestimmte Preise sind mit Eeldbelohnungen verbunden, die zusammen eine Summe von mehreren tausend Franken erreichen. Die Geldbeträge sind vom Ministerium der Posten und Telegraphen, der Generaldirektion der Ctaatsbahnen und den Banken von Italien überwiesen worden. Der für jedes System ausgesetzte erste Preis wird in einer Kunst vase und einem Geldbetrag nicht unter 1000 Franken bestehen. Die anderen Preis« bestehen in goldenen Medaillen und entsprechend geringeren Geldbeträgen. Voraussichtlich dürsten bei der Vervollkommnung der Apparatsystem« und d«n Erfahrungen der Teil nehmer in dem Wettstreit ganz überraschende Resultate erzielt werden, die allerdings keines wegs einen Döaßstab für die Durchschnittsleistungen der einzelnen Beamten der betreffenden Nation bilden können. Es handelt sich eben hier wie bei jedem an deren Sport um Ausnahmeleisiungen be sonders befähigter und eigens dazu qualifizierte Be amter, und es erscheint fraglich, ob die zu diesem Zwecke aufgewendcten Mittel und Anstrengungen im wirklichen Verhältnis zu dem Wert der Veranstal tung stehen. Denn man kann immerhin «in Freund geistigen Fortschritts sein und kann trotzdem Be denken gegen solche Wettstreite hegen. Besonders dann, wenn ihr Wert, wie von der italienischen Zeitschrift „Telearafia e Telefonia" vollständig über schätzt wird. Dieses Organ schreibt: „Der Wettstreit erweckt den Wetteifer unter den Beamten derselben Nation und mehr noch unter den konkurrierenden Beamten der verschiedenen Länder und, da der Zweck darin besteht, den individuellen Wert der einzelnen Beamten zu erhöhen, scheint es uns. daß man kaum einen für die moderne Zivilisation nutzbringenderen Sport erfinden könnte." Das sind Worte, die mehr von südlicher Ueberschwenglichkcit als von kühler Beurteilung der Tatsachen zeugen. Immerhin trägt der Turiner Wettstreit in seinem ganzen Umfange dazu bei, die Betriebs beamtender einzelnen Nationen einander näher zu bringen und ihren Blick zu schärfen für fremd ländische Sitten und Einrichtungen. Und das ist allein schon ein nicht zu unterschätzender Vorteil, nicht nur für die Beamten selbst, sondern auch für die ein zelnen Verwaltungen. Es kann deshalb nur mit Freuden begrüßt werden, daß auch die deutsche Reichs- postvcrwaltung einige Vertreter nach Turin entsendet. Der Turiner Wettstreit wird durch eine postalische, telegraphische und telephonische Ausstellung ergänzt werden, in der die neuesten Errungenschaften dieses Zweiges der Wissenschaft zur Schaustellung gelangen werden. In der Galerie der telegraphischen Versuche werden die letzten Erfindungen und Versuche von Marconi, Majorana, Arno. Tesla. Poulsen, Korn usw. Ausnahme finden. Es haben sich bereits besondere Komitees in Mailand. Turin. Bologna und in Rom oebildet, die den Zweck haben, den Teiln-'hmcrn am Wettstreit den Aufenthalt in Italien nicht nur yn- genehm, sondern auch in geistiger Beziehung gewinn bringend zu gestalten. Sur Statistik üer Selbltmorüe. Als eine Gesetzmäßigkeit der Erscheinungen darf man ansehen, daß im Königreich Preußen seit einer langen Reihe von Jahren auf je 10 000 Lebend« jährlich etwa zwei Selbstmörder kommen. In den einzelnen Landesteilen ist die Zahl gewißen Schwan kungen unterworfen; so beobachten wir, daß in Pro vinzen mit überwiegend katholischer Bevölkerung, z. B. Posen, Westpreußen, Rheinland und Westfalen, die Zahl der Selbstmörder etwas geringer ist als in solchen mit evangelischer Bevölkerung. Ob diese Tatsache mit der religiösen Bckenntnisfrage zu sammenhängt, erscheint einigermaßen zweifelhaft; näher liegt erfahrungsmäßig die Annahme, daß bei katholischen Selbstmördern die wahre Todesursache oftmals zu verschleiern gesucht wird. Die größte Verhältniszahl von Selbstmördern stellen ziemlich regelmäßig bas Königreich Sachsen und das Großherzogtum Sachsen-Weimar, die thüringi schen Staaten uno die Hansastädte. Was die Todes art betrifft, jo ergibt die Statistik, daß in den letzten fünf Jahren regelmäßig 56—57,3 v. H. der Selbst Mörder durch Erhängen geendet haben. Von den Selbstmörderinnen, die sich im ganzen Dentsclfen Reiche mit r/, bis an der Gesamtzahl der Selbst mord« beteiligen, wird gleichfalls das Erhängen be vorzugt; häufig wird von ihnen aber auch der Tod durch Ertränken gesucht: jedenfalls jn weit stärkerem Maße als von den Männern. Durch Erschießen be schließen Selbstmörder in etwa 20 v. H. Fällen ihr Leben, dagegen Frauen nur in 3 bis 1 v. H. der Fälle. Letztere nehmen dagegen ofr zum Gift oder Ein atmen giftiger Gase ihre Zuflucht. Daneben kommen die andern Todesarten wie Erstechen, Aderösfnen, kkeberfahrenlassen. Sturz u. a. selten zur Anwendung. — lieber die Ursachen der Selb st morde sind
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