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Adorser Grenzbote Mes Blatt enthüll die amtlichen Lcuuatmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Lnnsan- waLtschaft und des StadlmteL zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14, Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger Otto Wey ec in Adorf Tel Adr. GrenzLote «s. Freitag, de» 1« MSrz !Ss3 s-chrg. 88. Meisig und StockßohparzeKen. Abgabe von Reisig in Metern und von Stockbvlzparzelle« an hiesige Haushaltungen, vorerst an diejenigen, die nach unserer Berteilungsliste weder Holz noch Reisig bezogen haben, erfolgt, soweit Vorrat reicht, gegen sofortige Barzahlung für Stock- Holz zum Preise von 2000/2500 Mk. (einschl. 500 Mk. Sicherheit) für die Parzelle. Montag, den 19. d. M., vo« «achrrr. 2 Uhr an im ehem. Riedrlschen Hause, hinteres Zimmer, für Reisig zum Preise von 800/1500 Mk. für das rm Dienstag, den 2V. d. M , von vachm. 2 Uhr an ebenda. Adorf, den 15. März 1923. Der Stadtrat. Die von den Leichenfrauen zu erhebenden Gebühren sind für den Stadtbezirk Adorf mit Wirkung vom 1. März 1923 ab auf 4000 Mk. für Erwachsene und 2500 Mk. für Kinder festgesetzt worden. Adorf i. B., den 12. MSrz 1923. Der Stadtrat. Bekanntmachung. Das Landesfinanzamt Leipzig hat die für die Kriegsbeschädigte« vorgesehenen do»derwerb«vg»kofte« mit Wirkung vom 1. März 1923 ab vervierfacht. Der Arbeitgeber hat an Stelle der auf dem Steuerbuchs für 1923 vom Finanz- «w angemerkten Sonderermäßigung für Kriegsbeschädigte den Steuerabzug nach Maßgabe der nach der Vervierfachung dcr Sonderwerbungskostrn sich ergebenden Jahresgesamt- Mnähigung vorzunehmen. Soweit bei einer nach dem 1. März 1923 bereits erfolgten Lohnzahlung die alten Ermäßizungssätze nur berücksichtigt worden sein sollten, ist der Ausgleich bei der nächsten Lohnzahlung vorzunehmen. Adorf, den 14. März 1928. Das Finanzamt. — Der kommunistische bayerische Landtagsabgeordnete ?8eitzwarenhündler Josef Eisenberger hat sich der vom Land» W gegen shn wegen Hochverrats zugelglsenen Strajver- tvlgung durch die Flucht entzogen. , — Im Unterhaus wurde die Nuhrpolitik der enalischeu Regierung scharf angegriffen. . — Der französische KriegSminiyer hat die Einberu- Ntng des 1- Kontingents der Rekruten de» Jahrganges 1223 auf den 10. Mai angeordnet. zu Hochf sondern unsere /Gläubiger haben sich inzwischen schon reichlich bezahlt gemacht. Was jetzt in Brüssel im Stillen zwischen Frank reich und Belgien abgemacht worden ist, dürfte sowohl auf militärischem, wie auf materiellem Gebiete nichts Endgültiges bedeuten. England hat sich ausschließen lassen, aber dies wird nur bis zu einem gewissen Grade Geltung gewinnen. Mag der „gute Onkel" Bonar Law zu allem Ja und Amen sagen wollen, er wird nicht dazu kommen, es auszusprechen. Die Wahl niederlagen von drei Mitgliedern seines Ministeriums hat die Volksströmung in England offenbart, die nicht gesinnt ist, mit dem „Geschäftsmann", der heute seine Staatsgeschäfte leitet, durch dick und dünn zu gehen. Und dann wird sich ein Nachspiel für Poincarö einstel len, der sich dann überzeugen kann, dah er-nicht mit dem Kopf durch die Wand zu rennen vermag. Die Abriegelung des Linken Rhemufers. Don Dr. Herbert Stegemann. Schluß mit den 132 Goldmilliarden. Im Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 ist Vicht ziffernmäßig angegeben, wie hoch der Betrag lein soll, den wir an RsparationSlasten an die Entente Ku zahlen haben sollen. Diese Summe ist erst am 5. Mai 1921 auf dcr Konferenz in London mit 132 Milliarden Goldmark festgesetzt worden. Seitdem spukt diese gewaltige Zahl in allen Erörterungen über die Zutschen Verpflichtungen, doch wurde sofort von deut- chen, amerikanischen und selbst englischen finanzier en Autoritäten ausgesprochen, daß es für Deutsch- and unmöglich sein werde, diese enorme Schuldenlast ibzntragen. Im Herbst 1922 hatte sich die Erkennt nis auch bei den Regierungen, mit Ausnahme von Frankreich, durchgcsetzt, daß an die Leistung dieser oahlung nicht zu denken sei, nachdem vorher schon die amerikanischen und englischen Bankiers, die zu An sitzen bereit waren, erklärt hatten, dah Deutschland so lange kreditunfähig sein werde, als diese 132 Gold- inilliarden Schulden unvermindert bestehen bleiben würden. Frankreich war nicht zu bewegen, von diesem sel bem Gläubigerrecht abzugehen, obwohl im Vertrage don Versailles festgestellt worden war, Deutschlands Zahlungsverpflichtungen sollten sich nach seiner Zah- wngsfähigkeit richten. Daß wir zahlungsunfähig wa- ren, wurde wiederholt, und zwar selbst von der Re- mwationskommission in Paris, anerkannt, aber die Pariser Negierung blieb dabei, ihre Forderungen zu bmien Repressalien auszunutzen, von denen schließ- "H die gegenwärtige Nuhraktion die ungerechteste ge wesen ist. Mit der Ruhraktion hatten aber auch die 132 Goldmilliarden ihre Schuldigkeit getan, sie hatten wr die Männer in Paris nur älS Vorwand gedient, bm sich in den Besitz des schon lange ersehnten Kohlen-, «oks- und Erzgebietes zu setzen. Und wie es bei schiller heißt: „Der Mohr hat seine Arbeit getan, mw Mohr kann gehen!", so heißt es heute von der Politik, „die 132 Goldmilliarden haben ihren Zweck ^stillt, Deutschland in die Enge zu treiben, und Frankreich das zu geben, was es haben wollte; jetzt "raucht cS diesen großen Betrag nicht mehr und kann Mlt weniger zufrieden sein." Pariser Zeitungen haben verraten, was heimlich Mr die Zukunft beschlossen werden sollte. Die Summe, bw Deutschland bezahlen soll, wird auf etwa 75 Gold- wOliardcn bemessen werden, und für den Nest soll es anderweite. Konzessionen machen. England hatte 'Hon vorher etwa 50 Milliarden in Aussicht genom men, und von Deutschland selbst war gerüchtweise be hauptet worden, es habe 30 Milliarden angeboten, ^cag dem nun sein, wie ihm wolle, mit den 132 Gold- muliarden wird jedenfalls Schluß gemacht; die Tat- WHe wird allgemein anerkannt, daß wir diesen Be- rag nicht zahlen können, und daß es auch gar nicht ist, wir iiur zahlen. Ar ist Licht nyr was gibt es Neues? — Auf einer Versammlung der Arbeitgeberverbände M ehemaligen preußischen Herrenhaus ist der geschlossene *3ule zum Abivehrkampf erneut zum Ausdruck gekommen. — Der französische Kriegsminifler hat erklärt, daß Frankreich die Besatzungsarmee im Ruhrgebiet durch 15 000 *"ann verstärken werde. — Der Reichstagsabgeordnete Geisler hat seinem Aus tritt aus der Fraktion der Deutschen Volkspartei nun auch den aus der Partei folgen lassen. muß sich schon heute ein Kurier, der die Zollgrenze durchstoßen will, mühsam aus unwegsamen Pfaden und in tagelanger Schleichfahrt den Durchgang zum AheiN hin und ans linke User erkämpfen. Was diese Tatsache aber auch Mr die Erhalftmg kirrer nationalen Gesinnung am linken Rheinufer und insbesondere an der Westgrenze des altbesetzten Gebiete» bedeutet, zeigt ein weiterer Blick auf die Verkehrskarte. Durch das Eingreifen französischer Truppen in den B trieb und durch den passiven Widerstand, der sich uns als die einzige Waffe bot, ist vor allem das Eisenbahn» netz des linken Rheinusers in Mitleidenschaft gezogen worden, da auf dem dichter besiedelten rechtsrheinischer» Gebiet Straßenbahnen und Lastkraftwagen einen immer« hin noch einigermaßen regelmäßigen Verkehr sichern. Nach Aachen aber und z. B. nach Trier gelangt man seit Wochen nur aus zahlreichen Schleichwegen mm unter Benutzung der verschiedensten Fahrzeuge, denn die große Auto Lmnibusverbindung zwischen Köln uns Trier rst mit ihren unerschwinglichen Preisen vor» vornherein nur für valutastarke Ausländer und für sehr kapitalkräftige Geschäftsreisende benuOar. Ter breite Strom der öffentlichen Meinung stockH hier und kann unmöglich den breiten Gürtel durchdring gen, der sich von der Grenze des Brückenkopfes Köln nach Westen ausdehnt. Es ist ganz klar, daß bei einer innerpolitischen Krise hier eine Verständigung nicht rasch durchzuführen sein wird, das aber liegt ge rade in der Absicht der Franzosen. Und so schließt sich für jeden, der die Verhältnisse einigermaßen kaum, eine Masche des Netzes folgerichtig an die andere. Organisch in diesen französischen ALschnürrMKv- und Abriegelungsplan hinein, fügte sich die svstema- tische Vernichtung der Zeitungen, die Frankreich und Belgien, insbesondere auf dem linken Rheinufer, bcW für drei, bald für fünf Tage bis zu vier Wochen z« unterdrücken wissen. In seinem letzten Protest konntz der deutsche Reichskommissar in Koblenz bereits Voß mehr als hundert einzelnen Verboten sprechen, und diese Zahl hat sich im Laufe der letzten vier Woche« wieder beträchtlich erhöht. In die durch den Wegfall der deutschen Zeitungen entstehenden Lücken greift der Franzose nun geschickt und skrupellos durch die von ihm hergestellten Ersatzzeitungen ein, die sehr bereit willig von ihnen an die Straßenecken geheftet oder gar den Deutschen ins Haus gebracht werden. Meist in überaus geschickter Ausmachung werden die ver schiedenartigsten Nachrichten untereinander gesetzt, und nur der geschulte Fachmann merkt allmählich, wie sich hrnter alledem eine ganz rafsinirrte Tendenz verbirgt. Erfahrungsgemäß wirkt eine tüchtige Propaganda weit mehr durch raffinierte Aufmachung von Nachrtchtes als durch Leitartikel, und so sind die Franzosen, ohne daß die überwältigende Mehrheit der Leser auch nur eine Ahnung davon hat, eifrig am Werk, allmählich dir ganze Gedankenrichrung des besetzten Gebietes nach Westen umzustellen. Hin und wieder wird durch eine« geschickt cingesügtcn Leitartikel, eines deutschen Blat tes eventuelles Mißtrauen zerstreut, und das Ver trauen zur Zuverlässigkeit der verbreiteten Nachrich ten wieder hergestellt. In ihrer ganzen Arbeit wird die französische Propaganda durch sogenannte Deut sche, wie Herrn Friedrich Wilhelm Förster, aus das wirksamste unterstützt, und die Franzosen sorgen dafür, dah seine stilistisch meist gut geschriebenen Aussatz» aus seiner Wochenschrift „Die Menschheit" im besetz ten Gebiete weiteste Verbreitung finden. Selbst di» Absperrung dcr rheinischen Wirtschaft dürfte kaum so verhängnisvolle Folgen haben, wie diese geistige Jso- lisrnng des besetzten Gebietes. Gelingt es nicht, dt« französischen ZertungSverbote einzuschränken, und dl- Bevölkerung des besetzten Gebietes wieder mit derch schen Nachrichten und Blättern zu versorgen, so ist die Gefahr groß, und Pflicht des unbesetzten Deutschlands lst es, nch dieser geistigen Not der deutschen Brüder im besetzten Gebiet mit allen Kräften anzunehmen urch j Während die französischen Generäle im Ruhrae- i tuet ein bishek in der Geschichte Ler modernen Völler ! unerhörtes Schreckensregiment führen, ist die fran- - zösische Politik am linken Nheinufer nicht müßig, jvn- ! Vern bereitet emsig und geschickt dis Verwirklichung j i des großen Zieles vor, das ihr seit Jahrtausenden j ivorgeschwebt hat, und von dem die Nuhraktion einen i wichtigen Teil darstellt. Ter Versailler Vertrag hat j bekanntlich den alten Traum Frankreichs, die Gründung eines rheinisch-westfälischen Pufferstaates unerfüllt ge- ' , lassen. Jetzt, da England und Amerika sich mehr oder , § minder von den europäischen Dingen zurückgezogen > und Frankreich freie Hand gelassen haben, schickt sich ' Frankreich an, die „vorläufigen Pfänder" des Versailler j Vertrages in dauernde Besitztümer umzuwandeln und > feine Deutschland gegenüber schon seit unserem Zusam menbruch befolgte ZertrümmerungL- und Zermürbungs- Politik zum siegreichen Ende zu führen. Dazu gehört Vor allen Dingen eine restlose Abschnürung der linken WhetnuserS, und Frankreich ist, rein äußerlich betrachtet, ; auf dem besten Wege, dieses Ziel zu verwirklichen. j Schon äußerlich zeigt das Vild/der Karte deutlich, jvelche Gefahren die neue GrenAreguLisrung in der j bisher neutralen Zone bildet. Mit Ler Besetzung Emme- ! Pichs und Wesels sind nicht nur die letzten Häfen des i Niederrheins unter französische Aufsicht gestellt, son- i j, dern zugleich der Verkehr zwischen Deutschland und den Z Niederlanden an den wichtigen Uebergänarn unter- s i vunden. Vor allem ist nun der linke Niederrhein ' mit seinen alten Sonderbündlernestern Cleve, Goch und Xanten der Einwirkung der öffentlichen Meinung i aus dem unbesetzten Deutschland entzogen. In flachem ! I Bogen zieht sich heute die Grenzlinie zum eigentlichen , Koylenaebiet bis Mch Dortmund und Lünen hinaus, ! UM erst bei Hagen und unter Umgehung des auLer- i ordentlich wichtigen ,^KontrollbahuhofeS Hengsteh" über i Barmen-Elberfeld wieder die unmittelbare Verbindung - s mit den rheinischen Städten Köln und Düsseldorf zu ! ermöglichen. Weiter nördlich haben dann die Fran- ; j zosen auch die englische Besatzungszone völlig von der ! unmittelbaren Berührung mit dem reichsdeutschen Nach- barn abgeschnitten und durch Besetzung der „Flaschen- ? Hälse" Königswinter und Caub dis letzten Zugänge geschlossen, die zwischen den Brückenköpfen Köln und > ! Coblenz bzw. Mainz noch den Zutritt zum ehemals - - deutschen Rheinstrom ermöglichten. Dem rechten Ufer i selbst ist so ein breites Glacis vorgelagert, wie es sich ' j bereits vor zwei Jahrtausenden die Römer zur Siche- ! rung ihres gallischen Besitzes schufen. In nahezu 50 Kilometer Entfernung erst ermöglichen die Eisenbahnen ! jenseits des rheinischen SchiZergebirgeS einen Nvrd- Südverkehr, der die große rheinische Strecke mit ihreu : wundervoll ausgebauten doppelten Schienenpaaren auch 1 nM im mindesten ^u erleben Vermas. Jedenfalls I