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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120621019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912062101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912062101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-21
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Seite 2.) * Der Bildhauer Nicolas aus Metz wurde vom vereinigten zweiten und dritten Strafsenat des Reichsgerichts wegen des versuchten Ver brechens gegen 8 3 des Spionagegesetzes zu fünf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. sS. bes. Art. S. 7.) * Der französische Mini st errat hat infolge des Seeleute st reiks beschlossen, Mahregeln zur Sicherung der Postdampfer zu ergreifen. (S. Ausl. Seite 2.) * Die Mand schus von Zizikar agitieren leb haft für einen Abfall von China. (S. den bes. Art. Seite 1.) * Der in Leipzig verhaftete Berliner Eat- tenmörder Julius Zinke hat vor der Leipziger Kriminalpolizei einumfassendesGeständnis abgelegt. (S. Lpzg. u. Umg. Seite 7.) * Die Eisenbahnkatastrophe bei Gasch witz hat bisher kein neues Opfer gefordert. (S. den bes. Art. Seite 3.) * Theateranzeigen siehe Seile 1'k. „Verhaltungsmaßregeln". —n Der Augenblick verdient in der Erinne rung festgehalten zu werden. Den Aelteren unter uns ist es ja nicht unerwartet gekommen, die Jüngeren aber sollen davon einen Eindruck fürs Leben mitneymen. Wir meinen die Kundgebung der Nuntiatur in München, die den Wunsch des Papstes ausdrückt, daß die Polemik über die Arbeiterorganisationen in Deutschland auf höre, und die in Aussicht stellt, daß der Heilige Stuhl im Einverständnis mit den Bischöfen nach Prüfung der Sachlage „angemessene Verhal tungsmaßregeln" geben werde. Werden sie gehorchen, die Arbeiterorganisationen, die Po litiker, die Abgeordneten, die Zeitungen, an die der Wunsch des Papstes sich richtet? Natür lich werden sie gehorchen. ES ist erfor derlich, mit erbarmungsloser Nüchternheit aus zusprechen, wie es kommen muß, wenn anders es heute so kommt, wie es hundertmal gekommen ist. Die zur Ruhe Gelviesenen werden noch etwas murren, sie werden stiller und stiller werden und sie werden sich den künftigen Verhaltungs maßregeln im voraus unterwerfen. Woraus sol len sie die Kraft des Widerstandes nehmen? „Während die Kundgebung des Münchener Nun tius schon präpariert wurde, mühten sich katho lische Preßorgane, so eines aus Essen, diesem Mittelpunkte der Eisenindustrie, noch ab, darzu tun, daß der Papst in der Beurteilung der deut schen Arbeiterorganisationen nicht unfehlbar sei, daß es sich hier nicht um eine Glaubens- und .Sittenlehre handele usw. Es ist das alte Lied, bald schüchtern, bald scheinbar keck vorgetragen, aber wenn der große vatikanische Tommelwirbel erschallt, verstummt es sehr rasch. Die Dinge haben sich bisher genau so, wie wir neulich vor- auSsagten, entwickelt. Nur sie richtig zu erken nen, nicht sie zu verspotten oder zu schmähen, ist heute die Aufgabe. Den christlichen Gewerk schaften mag man nahe oder fern stehen, der objektive Beobachter muß jedenfalls anerkennen, daß sie durch den Kampf gegen den Berg arbeiterstreik ManneSarbeit geleistet haben. ES ist kein Pappenstiel, einem zum Streik be reiten, machtbewußten Bruchteil der Belegschaften in Rheinland-Westfalen in den Arm zu fallen, den fanatisierten und terroristisch vorgehenden Arbeitsgenossen zu sagen, der Zeitpunkt des Streiks widerspreche den gewerkschaftlichen Grundsätzen, er sei schlecht gewählt, den Ver- sprechungen der Zechenbefitzer, die bereüS ge stiegenen Löhne weiter aufzubessern, sei Glau ben beizumessen usf. Das deutsche Bürgertum ist durch die Energie und den Erfolg der christ lich, evangelisch und national organisierten Berg arbeiter verblüfft worden. Go etwas hatte es noch nicht erlebt. Die Arbeiter aber, die da mals ihren Mann gestanden haben, und ihre Führer werden jetzt als Kinder behandelt, die zu schweigen und Verhaltungsmaßregeln ent gegenzunehmen haben. DaS ist eine menschliche Seite der Sache, sie hat ciber auch eine verfassungsrechtliche. In Vereinen, Versammlungen und in der Presse erörterte man in Deutschland die verschiedenen Prinzipien der Arbeiterorganisation, das pari tätisch-christliche Gewcrkschaftsprinzip und das konfessionell-katholische Fachprinzip, und man war gewillt, die Erörterungen weiter zu führen. Da reckt sich ein Arm über die Alpen und gebietet Ruhe. Damit wird zweifellos die Vereins-, Ver- sammlungs- und Preßfreiheit, die teils durch die Verfassungen, teils durch gültige Gesetze in Deutschland gewährleistet ist, illusorisch ge macht. Wie sind Zentrumsabgeordnete von der demokratischen Art Gräbers noch gegen das neue RckchSgesetz über das Vereins- und Versamm- lungswesen losgezogen, weil es zu viel Ein schränkungen enthalte und die Polen knechte! Das ganze Gehabe mit Freiheit und Demokratie, das ein Teil des Zentrums in Deutschland jahr zehntelang geübt hat, bricht zusammen. Da gegen erweist sich als richtig, was der Liberalis mus jahrzehntelang behauptet hat: daß der Kleri- kalismus die liberalen Errungenschaften des freien parlamentarischen und öffentlichen Lebens zwar gegen ihre Urheber auszunutzen suche, dem Grundsätze nach aber im schärfsten Gegen sätze dazu bleibe. Und was die konservative Kreuzzeitung vor wenigen Tagen schrieb, hat unmittelbare Bedeutung erlangt: wohin soll es führen, wenn Rom in weltlichen Dingen die direkte Gewalt, Leitung und hierarchische Bin dung verlangt? Ist der Papst auch in diesen Dingen Vie oberste, unbedingten Gehorsam for dernde und erzwingende Instanz für alle Katho liken, welcher Nichtkatholik kann dann noch po litische Gemeinschaft mit ihnen haben? Das sind die Worte der Kreuzzeitung, nicht unsere; dem konservativen Blatte lag die Frage der Gemeinschaft mit dem Zentrum naturgemäß besonders nahe. Es kommt aber nicht nur auf das politische Zusammenarbeiten an; das ganze Verfassungsleben im Deutschen Reiche und in den Einzelstaaten beruht auf der Annahme, daß jedes Individuum eine freie Persönlich keit ist. Die Kundgebung des Münchener Nuntius enthüllt einen ganz anderen Tatbestand. Danach nimmt am deutschen Verfassungsleben der Papst als Machtfaktor unmittelbar teil, die zwei Millio nen Stimmen deutscher ZentrumswLhler bedeu ten mithin eine Art Mehrstimmrecht des Papstes. Für jeden Katholiken und Nichtkathv- liken ist es wichtig, sich diesen Tatbestand gründ lich klarzumachen. Wenn jemand jetzt im unklaren bleibt, so ist das nicht die Schuld des Münchener Nuntius; seiner Kundgebung kann man den Vorwurf der Verschwommenheit nicht machen. Der Parteitag van Chicago. llober Len Verlauf der gestrigen Sitzung Les Na- tionalkonvents in Chicago wird folgendes be richtet: Chicago, 19. Juni. Heute begann die Sitzung des Nationalkonvents bereits um 11 Uhr vormittags und dauerte 8 Stunden hintereinander. Anwesend sind 12 000 Personen. Den Vorsitz führt Root, umgeben von Mitgliedern des Nationalkomitees. Man hat vor ihm einen großen Präsidententrsch ausgestellt, der mit schwarzem Samt ausgeschlagen ist. Hinter dem PrDdententisch sind Stufen errichtet worden^ die bis zum Dache des Saales hinaufsühren. Aus diesen Stufen fitzen die Frauen der Minister und die Damen der Geicllschaft sowie die Güttinnen hoher Würdenträger. Unter den Damen bemerkt man auch die Tochter Roosevelts, Frau Longforth. Bei Er öffnung der Sitzung erhebt sich der Gouverneur Haid« ley von Missouri, einer der Rooseveltfüh-rer, und be tont unter dem Beifallsklatschen der Rooseveltanhän- ger, daß die 72 Abgeordneten, die fälschlicherweise in Kalifornien und Washington gewählt worden seien, von der Liste gestrichen und durch Rooseveltsch« Delegaten ersetzt werden müßten. Hadley bemerkt, diese Frage betreffe auch die ganze republikanische Partei. Wenn das Nationalkomitee darauf bestehe, die Wahl der betrügerisch gewählten Delegaten auf recht zu erhalten, so sei die» «ine Schmach und Schande für die ganze Partei, und es seien dann dicherhalb noch schwere Unruhen zu erwarten. Selbst verständlich riefen diese Ausführungen de» Gouver neur, von Missouri den Widerspruch seitens der Mit» glieder des Nationalkomitees hervor. Mehrer« Red ner nahmen aeacn seine Ansicht Stellung, während andere chm berpfttchteten. Inzwischen wuro« di« De batte über diese Frag« unter den Anwesenden immer erregter. Besonders auf den Galerien gab man überhaupt nicht mehr auf die Reden der Abgeord neten acht, sondern unterhielt sich laut miteinander. Ein Zwischenfall ereignet« sich, al» der Agent Roose velts, Ilpnn, sich auf einen Stuhl stellt und mit lau- ter Stimme gegen die auf betrügerische Weise ge wählten Abgeordneten heftigen Protist erhebt E, entsteht «in großer Tumult. Ein Ordnungsruf de» Präsidenten verhallt völlig wirkungslos, und der Präsident droht, die Sitzung unverzüglich abzubrechen, wenn Tlynn nicht sofort schweige. L:r Tumult wird jedoch immer größer. Von allen Seiten ertönen Rufe: Rausschmeißen! Herunter mit oem Kerl! usf. Der Lärm wird immer ohrenbetäubender. Der Präsi dent Root unterbricht di« Sitzung auf 5 Minuten mit der Maßgabe, daß alle diejenigen, die nach Ablauf dieser Frist sich nicht ruhig verhalten, aus dem Saale verwiesen werden sollen. Bei 200 der Anwesenden muß drest Drohung durchgeführt werden. Di« Musik benutzte die Pause, um Ncgertänze zu spielen zur großen Freude der Negerdelegierten, die halblaut mrtsummen. Im Saale herrscht eine drückende Hitze, und die zahlreich anwesenden Damen der Finanzaristokratie New Ports und Chicagos ha ben daher ihre Hüte abgenommen und vorsichtig auf die Balustraden niedergelegt. Die etwa 500 neben, einanderliegenden prachtvollen Damenhüte gewähren einen eigenartigen Anblick. Unterdessen ist einiger maßen Ruhe eingetreten, und es werden ziemlich langweilige und nichtssagende Reden gehalten. Als um 4 Uhr Hadley von neuem erklärt, daß das Na tionallomitee nicht zugeben oiirfe^ daß die betrüge risch gewählten Abgeordneten abstimmen, zollt ihm die Versammlung lebhaften Beifall. Don allen Sei ten kommen die Abgeordneten auf ihn zu und reichen ihm die Hände zum Zeichen, daß sie mit seinen Aus« führungen eivverstanoen find. — In vielem Augen blick scheinen im Saal« wieder viele Abgeordnete, die nicht wissen, was während ihrer Abwesenheit ver handelt worden ist; es sind in der Hauptsache An hänger Tafts, die nun glauben, ihr Auserwählter habe in der Zwisck-enzeit irgendeine Schlapp« erlitten. Sofort machen sie einen Höllenlärm und schreien: Taft! Taft!, um die Aufmerksamkeit auf ihren Schutz befohlenen zu lenken. Die Rooseoeltleute lassen na. türlich mit dem entsprechenden Gegenruf nicht lange auf sich warten, und in der nächsten halben Stunde hört man überhaupt weiter nichts, als die beiden Na men: Taft und Roosevelt. Dabei weiß kein Mensch, um was es sich eigentlich handelt. Inzwischen ist die Frühstückspause herangevückt, und das Interesse der Versammlungsteilnehmer wird, während sie sich leib lichen Genüssen hingeben, mehr und mehr von den Verhandlungen abgelenkt. Niemand will jedoch sei nen Platz verlassen, um ihn nicht zu verlieren. Kell ner mit großen Korben voll Lebensmitteln drängen sich durch di« Reihen und sind kaum in der Lage, alle Wünsche der Anwesenden zu befriedigen. Nach der Frühstückspause erhebt sich noch einmal Hadley, um das Wort Zu ergreifen. Da die Unterhaltung aber noch allgemein ist, kann er sich kein Gehör verschaffen. Endlich ruft er mit lauter Stimm«, daß er einen neuen Vorschlag unterbreiten möchte, und er schlägt «ine Entschließung vor, nach der die betrügerisch ge wählten Abgeordneten ihre Stimme nicht abgeben dürfen. Chicago, 20. Juni. Di« Wahlprüfungskommis sion des republikanischen Nationalkonvents erwählt« gestern spät abends einen Anhänger Tafts gegen einen Anhänger Roosevelts mit 30 gegen 18 Stim men zum Präsidenten. Im Laurfe des Abends ver ließen die Rooseveltanhänger unter Protest die Kom mission, da die Wortsreiheit unterdrückt werde. Sie kehrten später zurück, um jedoch im Kürze endgültig die Beratungen zu verlassen, da sie auf ihr Ersuchen, di« Wahl aller angefochtenen Delegaten nachgupvü- fen, keine befriedigende Zusicherung erhielten. Das Schilksdsupragrsmm in üer ruMlchen Dum«. In der russischen Reichsduma kam am Mittwoch die Gesetzesvorlage betreffend das Schiffsbauprogramm für 1912 Vis 1916 zur Verhandlung. Der Referent der Kommission für Landesverteidigung, ChwoschtfchinSky, erklärte, die geforderten 502 Millionen seien für folgenden Bedarf notwendig: Für den Bäu einer Kriegsflotte 392 Millionen; diese Flotte soll umfassen: vier Panzerkreuzer mit Gesamt posten von 182 Millionen, acht leichte Kreuzer, davon vier für das Baltische Meer, zwei für daS Schwarze Meer und zwei für den Stillen Ozean, ferner 36 Torpedobootszerstörer für die Baltische Flotte mit einem Kostenaufwand von 92 Millionen, achtzehn Unterseeboote, davon zwölf für die Baltische Flotte, sechs für die Stille. Ozeanflotte, mit einem Kostenaufwand von 33 Mil lionen. Außerdem seien erforderlich 16 400 000 Rubel für tzilfSschiffe, 13133000 Rubel für schwimmende Hafeneinrichtungen,. 70 900 000 Rubel für den Ausbau der Häfen Reval, Kronstadt, Sveaborg, Sebastopol, Nikolajew und Wladiwostok. Der gesamte Hafenbau erfordert 112 Millionen und wird 1923 abgeschlossen sein. Bon den für daS bestehende Quinguennat geforderten 70 900 000 Rubel entfallen vierzig Millionen auf den Hafen von Reval. Außerdem sind für Erweiterungen und Ver vollkommnungen der baltischen und der Obuchow- schen AdmiralitätS-Gchiffsweryten TO 654 000 Rubel erforderlich In daS Budget desQuinauennats sollen eingetragen werden für 1913 114 Millionen, für die folgenden drei Jahre je 102 Millionen und für 1917 82 Millionen. AuS den für 1912 bewilligten Summen sollen 15 Millionen für den Beginn der Schiffsbauten Verwendung finden. Es ist geplant- in der Ostsee eine neue Operati on S b asis zu schaffen, waS bis 1923 70 Millionen erforderlich macht. Eine zweitklassige Basis für kleinere Schiffe soll Sweaborg bilden. Der Referent wieS darauf hin, daß die ReichSkasi« den Anforderungen der Landesverteidigung durchaus gewachsen sei und daß die verlangten Summen ohne Staatsanleihen gedeckt werden konnten. Weiter benötigte das Marine ministerium 783 Millionen zur Vollendung der im Bau begriffenen Schiffe und für laufende Ausgaben. Die Gefanrtsirmme werd« sich im Quinguennat aus 1285 Millionen belaufen. Zum Schluß forderte der Rrfevent die Duma auf- auch das Schtfstbaupro- qramm anzunehmen. Sie werde damit eine Pflicht gegen das Vaterland und daS erlauchte Oberhaupt der russischen Kriegsmacht erfüllen. Miljukow erklärte, die Kadettenpartei fei nicht grundsätzlich gegen eine Flotte, wohl aber gegen eine Ausdehnung des Flotten Programms uird gegen eine Fesselung der Volksvertretung auf Jahre hinaus. Die Furcht vor der Möglichkeit eines deutschen Uebersalls sei daS Produkt einer kranken Phantasie. Tie russische Diplomatie habe in der letzten Zeit vielfach Ultimata gestellt, die Rußland durch feine Macht nicht zu unterstützen vermochte. Die aggressive rassische Diplomatie werde nach der Annahme der Marinevorlaqen noch ungezwungener handeln, und die Majorität, die dies Flottenpro gramm annehme, trage die Verantwortlichkeit für die Möglichkeit eines nahen Krieges. In der Abendsitzung erklärte der Minister präsident Kokowzew in längerer Rede auf die Ausführungen mehrerer Redner der Opposition, die russische Flotte sei notwendig, nicht wie Miljukow die Rolle der deutschen Flotte verstehe, zum Schutz des Handelsverkehrs, sondern zum Schutz der allgemeinen Interessen Rußlands, so wie zur Wahrung seiner Sicherheit und Würde. Die von Miljukow befürwortete Haltung als isrtius xauckeus, während andere Mächte sich in den Rüstun gen zu übertreffen suchten, führe Len Verlust der Selbständigkeit hevbei. Die Befürchtungen, daß die verlangten 502 Millionen Rubel nur der An fang weiterer wachsender Anforderungen für die Flotte sein würden, seien durchaus unbegründet. Im Laufe des Quinguennats werde das Marinemini sterium keine weiteren Kredit« beanspruchen. Ebenso unbegründet sei die Befürchtung, die Flottenrüstun gen würden die Reichswehr zu Lande beein trächtigen. Beide stehen vollkommen im Einklang. Gegenüber den Behauptungen, daß di« von ihm ge machte Berechnung der Steigerung der Staatseinnahmen, die «r bereits vor der Budgetkommission motiviert habe, unrichtig sei, suchte der Ministerpräsident eingehend nachzuweisen, daß seine Berechnung durchaus berechtigt sei. Es sei be scheiden, wenn er ein jährliches Anwachsen der Ein nahmen um 3^2 Prozent annohme. Die Vorwürfe, das russische Budget sehe eine zu geringe Summe für produktive und kulturelle Zwecke vor gegenüber den unproduktiven Ausgaben, unter Einschluß der Aus gaben Mr die Landesverteidigung, seien unberechtigt, da die Ausgaben Mr die Landesverteidigung unter die Kategorie der unproduktiven Ausgaben zählen, denn die Kriegsvüstung fei die Bürgschaft Mr di« kul- turelle Entwicklung, die in den letzten Jahren so große Fortschritte gemacht habe. Rußland befasse lich nicht mit Abenteuern, drohe niemandem und wolle niemanden überfallen; aber es wolle stark sei«, um seine friedliche Existenz zu sichern. Nur ein Reich, das in dieser Beziehung ruhig sein könne, erfreue sich der Achtung der Welt, und nur mit einem solchen Reiche werde gerechnet. Durch die Flottenvorlage werde von der Duma nichts Neues verlangt, denn die Duma hab« hchwits die Mittel Mr die Gründung der neuen Baltischen Flotte bewilligt. Von der Duma sei gemeinsam mit der Regierung die Initiative zur Schaffung einer neuen Schwär z- meerflotte ausgegangen. Die Regierung plan« nur, das begonnene Werk zu vervollkommnen. Der Minister schloß: Mitglieder der Reichsduma, erfüllt Eure Pflicht, indem Ihr di« nötigen Mittel Mr das Flottenprogramm bewilligt. Dann wird auch das Marineministerium und die gesamte Regierung ihr« Pflicht vor dem Vaterlands und dem Kaiser erfüllen. Nach längeren Debatten wurde dieGesetzes- vorlag« in der Fassung der Budgetkom mission, also mit Streichung von 71 Millionen Mr den Ausbau der Häfen, angenommen. Ferner wurde ein Antrag des Oktoibrrstonführers Gutsch kow angenommen, in dem di« Regierung wuftzefor- dert wird, unverzüglich den Stand der Reichswehr zu Lande und die Bedürfnisse der Armee zu prüfen und die nötigen Kredit« zu fordern, um auch diesen wich tigen Teil der Reichswehr auf die nötig« Höh« zu bringen. Z« den Wirren in Lhlna. Wie wir in unserer Donnerstag-Morgennummer aus London meldeten, soll der Premierminister Tangschaoyi Peking am Freitag heimlich ver lassen und sich nach Kanton begeben haben. Jetzt wird nun vom Reuterbureau aus Peking eine Meldung verbreitet, daß Premierminister Tangschaoyi sich zur Abreis« nach Hongkong rüste. Der llnter- richtsminister Tsaiyuencal, ein Anhänger Tangschaoyi», ist am Mittwoch nach Tientsin abgereist. Man nimmt an, daß er nicht wieder zurückkehren wirb. Weitere Austritte aus dem Kabinett werden nicht er- wartet. Sämtliche übrigen Kabinettsmitglieder haben beschlossen, Puanschikai zu unterstützen. Man erörtert eifrig die Frage, wer der nächst« Pre- mierminister kein wird. Eine wachsende Gruppe de- günsttgt di« Ernennung Wutingfangs. Dagegen drängt di« Nationalversammlung auf Abschaf- fungde» Amtes des Premierministers, das ein« stete Quelle von Friktionen gewesen sei und die Macht befugnisse des Präsidenten beschränke. Die Mandschus für den Abfall von China. Zizikar, 20. Juni. Unter den hiesigen Man- dschu » wird stark fürden Abfallvon China agitiert. Rußland soll ersucht werden, das Pro tektorat über da» Gouvernement Zizikar zu über nehmen. „ Eine neue Partei in Schanghai. Schanghai, 20. Juni. Fünf politische Bereinigung gen SchanAai» haben sich p» einer großen poli- tischen Partei zusammengetan: Der Einheit», bvnd, der Büraerbund, die Bürgerpartei, di« republi kanische Bereinigung und die republikanisch-fortfchritt» 1 WM" Man beacht« anch -1« Inserate in -ee Abend-Ausgab«. "MW
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