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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: l. ZHustr. Sonntags- blatt (wöchentlich), S. Kine landtvirth- scHastlicHe Weilage (monatlich). Abonnements-Preis: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. A.lf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Blatt Amts des Königs. Amtsgerichts T'uL'snih Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KefcHästsslellen bei Herrn Buchdruckercibes. Pabst in Königsbrück, in den Nn- noncen-Bureaus von Haasin- stein L Vogler u. „Jnvalidrn- dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. für Pulsnitz, DM' Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Sweiundvier-sigflev Jahrgang. Mittwoch. Nr. 63. 6. August 189«. Bekanntmachung. Amtstag in Königsbrück fällt in diesem Monat aus. Kamenz, am 1. August 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. — —— Zezschwitz. Montag, den 11. August d. Z.: Viehmarkt in Königsbrück. Die Theilung Afrikas. Als in der ersten Hälfte der 80er Jahre durch die kolonisatorischen Bestrebungen der Deutschen und der Italiener in Afrika sich zum ersten Male der coloniale Wettkampf der europäischen Mächte im „dunkelen Kon tinente" bemerklich machte, da ertönte noch halb scherzhaft das Wort von der „Theilung Afrikas." Seitdem ist noch kein volles Jahrzehnt verflossen, und schon muß dies Wort durchaus ernsthaft genommen werden, denn die Fortschritte, welche seit jenem Zeitpunkt die Erwerbungen der hierbei überhaupt in Betracht kommenden europäischen Staaten auf afrikanischer Erde gemacht haben, rechtfertigen es voll kommen, wenn man von einer Vertheilung Afrikas spricht. Aber mit jedem Jahre, in welchem sich die Interessensphäre der verschiedenen Mächte in Afrika ausdehnte, wuchs auch die Gefahr ernsthafter Differenzen und Verwickelungen zwischen den Concurrenten und diese Gefahr trat ja auch thatsächlich bereits durch den scharfen englisch.portugiesischen Streit um die Gebiete südlich vom Nyassa-See in die Erscheinung. Außerdem lag jedoch die Befürchtung nahe, daß die „afrikanischen Verstimmungen" auch auf die gegen seitigen europäischen Beziehungen der interessirten Staaten zurückwirken könnten, und es konnte darum nur dringend gewünscht werden, daß eine diplomatische Verständigung IN Bezug auf die afrikanischen Colonialfragen eröffnet werden möchte. Nun wohl, diese Verständigung befindet sich jetzt im vollen Gange und das deutsch-englische Abkommen hat dieselbe in günstigster Weise eingeleitet. Der Vertrag zwischen Deutschland und England über die gegenseitige Abgrenzung der Interessensphären beider Mächte im öst lichen, wie im westlichen und südwestlichen Afrika beweist, wie wenig schwierig im Grunde eine derartige Verstän- digung bei einigem Nachgeben auf jeder Seite ist, und die Ausführungen der Caprivi'schen Denkschrift haben ja soeben so werthvolle Erläuterungen zu dem deutsch»englischen Ab kommen gegeben. Es kann deshalb nur freudig begrüßt werden, daß jetzt auch zwischen den übrigen in Afrika concurrirenden Mächten der colonialpolitische Ausgleich in Fluß kommt. Bereits sind die bezüglichen französisch englischen Besprechungen bis auf die das Nigergebiet be treffenden Einzelheiten zum Abschluß gelangt und gipfeln sie darin, daß Frankreich die Schutzherrschaft Englands in Zanzibar anerkennt, während jenem englischerseits das Protectorat über die reiche Insel Madagascar und das Recht, seine Interessensphäre vom Süden Algeriens und Tunesiens bis zum Tschadsee auszudehnen, zugestanden Wird. Weiter steht auch eine endgültige freundschaftliche Auseinandersetzung zwischen England und Portugal wegen Abgrenzung ihrer colonialpolitischen Interessen in Afrika bevor, ferner ist demnächst die Regelung der italienischen Einflußsphäre im östlichen Afrika zu erwarten und endlich hat auch die Frage der Zukunft des Congostaates durch die bekannten Beschlüsse des belgischen Parlamentes ihre Lösung gefunden. Ungeheuere Gebiete Afrikas, die bisher einer bestimmten politischen Abgrenzung entbehrten, erhalten dieselbe nunmehr durch die erwähnten internationalen Vereinbarungen und diese friedliche Verständigung ist gewiß höchst erfreulich, denn es hätte von unberechenbaren Folgen für die gesammte Civilisation werden können, wenn die betheiligten Mächte wegen der Angelegenheiten des dunkelen Welttheiles in kriegerische Verwickelungen mit einander gerathen wären. Aber wenn jetzt auch zehntausende und äberzehntausende von Ouadratmeilen afrikanischer Erde zwischen den euro päischen Nationen getheilt worden sind, so ist der Begriff einer Theilung Afrikas hiermit offenbar noch nicht erschöpft. Ganz abgesehen davon, daß es in Afrika mindestens auf Jahrhunderte hinaus noch ausgedehnte Territorien geben wird, die infolge der Beschaffenheit theils ihres Bodens und Klimas, theils ihrer Einwohner für europäische An sprüche unerreichbar bleiben werden, so existiren daselbst noch Gebiete, die sich leaht zum Zankapfel für die con- currirenden europäischen Nationen gestalten können. Man braucht hierbei nur an Mcrokko, Tripolis, Fezzan, Abys- sinieu, einen Theil von Senegambien u. s. w. zu denken, um durch diese Namen daran erinnert zu werden, daß auch künftig trotz aller gegenwärtigen Theilungsverträge im dunkelen Erdtheile noch streitige Punkte genug übrig bleiben. Unzweifelhaft wird früher oder später auch be züglich der letztgenannten großen Länderstriche Afrikas ent schieden werden müssen, welchen europäischen Staaten sie angehören sollen und jedenfalls erscheint die Frage, wie diese zweite Theilung Afrikas zu vollziehen welle, zur Zeit noch schwierig genug. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Manchem unserer Leser wird es erwünscht sein, zu erfahren, daß das Directorium des ev. luth. Sächs. Haupt-Mlssionsvereins den Einsendnngs- termin der Gelder für dies Jahr ausnahmsweise auf Mitte August festgesetzt hat. Sollte also noch Jemand eine kleine oder große Gabe zum Besten der Verbreitung christlichen Glaubens und christlicher Gesittung unter den Heiden opfern wollen, so kann er sein Scherflein auch in nächster Zeit noch in einem der geistlichen Häuser hiesiger Parochie zur Weiterbeförderung abliefern. — Der Jahresbericht auf das Vereinsjahr 1888/89 ist nunmehr erschienen und kann im Pfarrhaus jederzeit unentgeltlich in Empfang genommen werden. Pulsnitz, Die Tage der vorigen Woche hatten sich mit ihrer fast unerträglichen Hitze so recht als Hundstage aus- <p zeichnet, es lechzte die Natur nach einer Erfrischung, die sich denn auch mit den am Sonnabend auftretenden Ge wittern einstellte. Allerdings waren diese in ihrer Art sehr heftig und mit sehr kräftigen Blitz- und Donnerschlü gen begleitet. Mehrfach hat der Blitz in unserer Umgebung eingeschlagen und gezündet. So fuhr ein Blitz in das massiv gebaute Wohnhaus des Waldarbeiters Julius Schäfer in Obersteina und zündete. Der Dachstuhl dieses Gebäudes, unter welchem Futter- und Feuerungsvorräthe aufbewahrt waren, verbrannte und das Gebäude selbst ist vom Blitz und den Löschungs-Arbeiten sehr beschädigt. Eine Ziege wurde vom Blitz getödtet. Der Blitz ent zündete auch in der Wohnstube 4 Gänge des Bandstuhles und wurde nur durch rasches Handeln der Frau Schäfer das Weitergreifen des Feuers in der Stube verhütet. Gegen '/;6 Uhr schlug der Blitz in das zweistöckige Wohn gebäude des Zimmermann Karl Ferdinand Müller in Lichtenberg und zündete ebenfalls. Das aus Fachwerk gebaute und mit Stroh gedeckte Haus nebst Stall und Schuppen brannte in kurzer Zeit bis auf die Umfassungs mauern nieder. Von dem nicht versichert gewesenen Mo biliar wurde wenig gerettet. Zu nämlicher Zeit erschreck ten drei kurz aufeinanderfolgende furchtbare Donnerschläge die Bewohner von Gersdorf. Ein Blitz war in den Giebel des Wohnhauses des Gutsbesitzers Julius Wehner gefahren, hatte auf dem Boden gezündet und in der Wohn stube die an der Wand sitzenden Knechte betäubt. Das Feuer verbreitete sich mit rapider Schnelligkeit und legte auch hier in kürzester Zeit sämmtliche Gebäude in Asche. Dem Calamitoseu verbrannte Alles, auch die zum größten Theil schon hereingefahrene Roggenernte. Das Vieh konnte, nachdem man die beiden bewußtlosen Menschen herausge bracht hatte, noch rechtzeitig gerettet werden. Wehner hatte nicht versichert. Zwei Nachbarn desselben haben ihre Roggenernte, die sie in dessen Scheune untergebracht hatten, gleichfalls eingebüßt. Der zweite Blitz entzündete zwei hinter dem Besitzthum des Herrn Major Zundy auf dem Felde stehende Kornpuppen und der dritte Strahl fuhr unmittelbar hinter einem Gebäude in die Erde. Zu die sem Brande waren die Bischheimer und Oberlichtenauer Spritzen zu Hilfe geeilt. Blitzschläge trafen ferner ein Arbeiterwohnhaus der Glasfabrik Hirsch L Bedrich in Radeberg ohne zu zünden, den Kirchthurm in Kleinröhrs- dorf, ein Nebengebäude eines Bauergutes in Wilschdorf und einen Baun, im Schloßparke zu Pulsnitz. — Am 30. Juli Vormittag wurde die 13 Jahr alte Rosa Ida Schäfer, Tochter des Fabrikarbeiter Schäfer vom Gickelsberg bei Pulsnitz, während sie mit einem an deren Mädchen in der Nähe des Berghäuschens Himbeeren sammelte, von einer Kreuzotter in das linke Fußgelenk gebissen. Sie wurde sofort in ärztliche Behandlung ge nommen. Pulsnitz. Wir machen unsere geehrten Leser auf den im heutigen Jnseratentheil befindlichen Aufruf des Fest ausschusses für das Gauturnfest au die hiesige Bürgerschaft, die Schmückung der Häuser durch Kränze und Guirlanden betr. ganz besonders aufmerksam. Voraussichtlich wird die Betheiligung an der Schmückung eine ebensolche wie zu früheren Festen werden. Bestellungen auf Reißig sind, wie aus der darauffolgenden Bekanntmachung zu ersehen ist, beini Herrn Oberförster Ulbricht zu bewirken. Pulsnitz. Zu dein nächüen Sonntag stattfindenden Gauturnfeste, verbunden mit Fahnenweihe des Turner bundes haben zwei Mitglieder letztgenannter Vereinigung eine geschmackvoll ausgestattete Erinnerungs-Medaille prägen lassen. Dieselbe, stark vernickelt, zeigt auf der einen Seite einen um „Gut Heil" gewundenen Eichenkranz, darunter die Jahreszahl 1890 mit der Umschrift „VI. Gauturnfest nördlicher Oberlausitzgau Pulsnitz." Auf der anderen Seite in der Umschrift „Fahnenweihe Turnerbund Pulsnitz", zwei kreuzweis über einander gelegte Fahnen, darüber das Zeichen frisch-fromm-froh-frei. Der Preis für dieses Erinnerungszeichen ist ein sehr mäßiger: 25 Pfg. Feilge halten wird dasselbe am Festtage auf der Festwiese, außer dem sollen einige Verkaufsstellen in der Stadt errichtet werden. Pulsnitz. Mittwoch Abend giebt die Theater gesellschaft Korb zum zweiten Male auf vielseitigen Wunsch der „Walzerkönig". .Ferner beabsichtigt Herr Direktor Korb zu Sonntag, dem Gauturnfeste, eine Festvorstellung zu veranstalten. Das Nähere hierüber wird noch bekannt gegeben werden. — Der Monat August ist reich an hochwichtigen Gedenktagen an den glorreichen Krieg von 1870/71. Gestern, am 4. August, waren 20 Jahre vergangen seit dem Tage, an welchem die verbündeten deutschen Heere die erste größere Waffenthat und den ersten Erfolg in diesen! ewig denkwürdigen Feldzuge gegen einen über- müthigen Feind errangen. Am 4. August 1870 war es, als die Schlacht bei Weißenburg geschlagen wurde, welche mit der Erstürmung des stark befestigten und mit Schützen gräben versehenen Gaisberges durch die deutschen Truppen einen ruhmreichen Abschluß fand. Das freudige Ereigniß wurde durch folgendes Telegramm gemeldet, welches mit