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Dienstag. —- Nr. 26S. . 17. November 1857. Die Zeitung erscheint mtt AuSNayiNe, de» Sonntag« täglich Nachmit tag S für de», folgenden Tag. Prei- für da« Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzeln« Nummer 2 Ngr. 'n "i! t// l . s ' : l -- Deutsche Mgeinkint Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zn beziehen durch all Postämter de« In- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Insertionsgebuhr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschlanv. Frankfurt a. M., 15. Nov. In der gestrigen Sitzung des Bun destags ist, dem Vernehmen nach, die Holstein-lauenburgische Angelegen heit noch nicht zur Bcrathung gekommen, indem der diesfallsige Ausschuß- vorlrag der Kürze der Zeit wegen nicht hat erstattet werden können. Von allgemeinerm Interesse dürste nur der Antrag Badens sein, welchen eS auf die Genehmigung einer Rheintrüche an der schweizer Grenze bei Waldshut gestellt hat. E« kommt nämlich darauf an, eine feste Verbindung für die beiden Eifenbahnstrecken Baftl-Waldshut und Waldshut-Zürich herzustellen, um di« Communication zwischen Bafel und Zürich möglichst zu beschleuni- gen und zu erleichtern. (Zeit.) — Die Reue Preußisch« Zeitung sagt: „Wir wiesen neulich darauf hin, daß es wünschcnswevth sei, Rendsburg zu einer deutschen Bundes- sestung zu machen., (Nr.266.) Au der in jenem Artikel beiläufig erwähn ten Grenzfrage geht uns aus guter Quelle eine Ergänzung zu, die wir mit bestem Dank hier »-drucken wie folgt: «Zn dem Aufsatz ,Eine hol steinische BundesfHlupg' wird beiläufig gesagt, daß ein Theil der (früher«) Festungswerk« von Rends-Uv- auf schleswigschem Boden gelegen habe. Hier über möchte ich'einige Bemerkungen machen. Der deutsche Theil der zur Ermittelung per Grenze zwischen Holstein und Schleswig nicdcrgesctzten Commission, welchem alte bezüglichen Urkunden zugänglich waren, hat hi storisch nachgewicsen, daß keins dec damaligen oder frühem Festungswerke Rendsburgs auf anderm als deutschem, mithin holsteinischem Grund und Boden, lag oder gelegen Hal. Außer mehren zum Theil beträchtlichen Land- strecken, auf dem jetzigen rechten Ufer der Eider und dem nördlichen Kanal ufer, konnte auch Rendsburg gegenüber auf dem rechten Eiderufer ein Raum als deutsch beansprucht werden, welcher weit über das Kronwerk und selbst die von der schleswig-holsteinischen Armee angelegten detachirtcn Werke Hin ausreichle. Dit dänischen Eommiffare haben allerdings das nicht zugegeben. Diese Commissave haben aber überhaupt mit und ohne Grund Alles be stritten, was nicht ihrem Interesse diente. Sie haben selbst der Stadt Rends burg die Eigenschaft einer deutschen Stadt abgclcugnet, trotz der Urkunden mehrer Hundert Jahre, welche daS Archiv von Rendsburg damals noch aufbewahrte.»" Preußen. ? Berlin, 15. Nov. Wie man gegenwärtig hört, wird der König Vas königliche Stadtschloß zu Potsdam nicht beziehen, sondern inSans- souci verbleiben, bis Schneewetler einlritt, wodurch die Vortheile, welche Sanssouri für die Spaziergänge des Königs bietet, wegfielen. Das könig liche Hoflager dürfte alsdann nach Charlottenburg übersiedeln, da das dor tige Schloß weit größer« Bequemlichkeiten darbictet. — Die Angabe fran zösischer Blätter, daß England, Frankreich und Rußland ihre guten Dienste zur Vermittelung in der holstein-lauenburgischen Angelegenheit angeboten hätten, wird erfreulicherweise hier sowie auch in Wien in Ab rede gestellt. Zur Genuglhuung für das deutsche Nationalgefühl muß es gereichen, daß der Andeutung der bloßen Möglichkeit der Einmischung des Auslandes in ein« reindeutsche Bundessache mit voller Entschiedenheit von Seiten der deutschen Presse begegnet worden ist. In den hiesigen höhcrn Kreisen ist man der Ansicht, daß cs nur des festen Willens und der ent schlossenen Thatkraft der deutschen Mächte bedarf, um die Holstein-lauen burgische Angelegenheit zu einem für die Wahrung der deutschen National- ehrr günstig«« Ergebniß zu führen. Was Preußen betrifft, so wird es an der Entschiedenheit, welche unumgänglich noththut, nicht fehlen. Es muß bei dieser Gelegenheit aber daran erinnert werden, daß cs das Interesse der Herzogthümer Holstein und Lauenburg gegenwärtig keineswegs fördert, wenn auch Schleswig von einem Theil der deutschen Presse mit in die jetzt vor liegende Streitfrage zwischen Deutschland und Dänemark verflochten wird. Der dänischen Regierung werden durch solche Auffassungen, welche augen blicklich durchaus nicht an der Zeit sind, nur Handhaben gegeben, um die ganze Angelegenheit als eine europäische und nicht als cine bloße Bundes angelegenheit bei den Cabineten des Auslandes darzustcllen. Wer es in Deutschland gut mit den Herzogthümern Holstein und Lauenburg meint, möge dringend gemahnt sein, In seinen öffentlichen Besprechungen der ge genwärtigen deutsch-dänischen Streitfrage über die von den beiden deutschen Großmächten fest und bcstimmt hingestellten Foderungen jetzt nicht hinaus- zugehcn. Nur durch die Einhaltung der scharfgezogenen Linie ist die Ein mischung des Auslandes von den deutschen Mächten mit vollem Erfolg ab- zuhaltcn. Wir haben bereits früher darauf hingewicsen, daß sich der rus sische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fürst Gortschakow, bei seiner letzten hiesigen Anwesenheit dahin geäußert haben soll, daß Rußland sich von jeder Einmischung in di« deutsch-dänische Streitfrage fernhalten werde, falls sich die deutschen Mächte streng innerhalb der Grenzen ihrer Bundesbefugnisse bei Erledigung dieser Angelegenheiten bewegen würden. Jeder Schritt darüber hinaus könne möglicherweise die Veranlassung zu einem europäischen Kriege sein. Es sei deshalb zu wünschen, daß von Sei ten der deutschen Mächte ein Schritt derart sorgsam gemieden werden möge. Rußland werde sich in diesem Falle über die deutsch-dänische Streitfrage nicht „echauffircn". In gleicher Weise scheint daS englische Cabinet die Sache aufzufassen. Von dem eigenen Interesse der Herzogthümer Holstein und Laucnburg ist eS daher dringend geboten, daß der Deutsche Bund bei sei nem Vorschreiten zur Wahrung der Rechte dieser deutschen Lande aus den Grenzen seiner Befugnisse um keine Linie hinausgehc und namentlich bei einer etwa nöthigwerdcnden Bundcsexccution in den Herzogthümer« das Bundesgebiet nicht überschreite. Es hieße nur zu Gunsten Dänemarks wir ken, wenn man vom Dcutschcn Bunde gegenwärtig mehr verlangen wollte, als er dem wirklichen Sachverhalt, den gegebenen vorliegenden Verhält nissen und den Stellungen der Großmächte Europa- nach vorderhand durck- zuführen im Stande ist. Man kann deshalb den Stimmführern in dec deutschen Presse nicht eindringlich genug zurufen, in die jetzige deutsch-da- nische Streitfrage nickt das Hcrzogthum Schleswig hincinzuziehen, sondern des alten Erfahrungssatzes zu gedenken, daß man nicht Alles zu jeder Zeit kann. Zur Erreichung des gewünschten Zieles ist die volle Einheit des Willens der deutschen Mächte, die von der gejammten deutschen Nation einmüthig getragen wird, vor allem nöthig. — r Berlin, 15. Nov. In Betreff der holstein-lauenburger An gelegenheit wird in der Presse auf die guten Dienste hingewiescn, welche die Vertreter Frankreichs, Englands und Rußlands dem Bunde angeboten haben sollen. Hier ist an unterrichteter Stelle von einem solchen Anerbie ten durchaus nichts bekannt und dürfte dasselbe wol auch cinstweilen nock nichts sein als eine leere Phanlasmagorie, zu der die erhitzte Einbildungs kraft der Berichterstatter Anlaß gegeben hat. Die drei Staaten, denen man so übertriebenen Diensteifer zutraut, dürften doch wol soviel politische« Schicklichkcitsgefühl haben, erst cinen Beschluß des Bundes abzuwarten. — Uebcr den Inhalt der zweiten türkischen Note, die in der Donaufür stenthümerfrage an die Großmächte ergangen ist, kann ich Ihnen aus guter Quelle melden, daß dieselbe nur auf das Bedenkliche der Divansaüßerun- gen aufmerksam macht, ohne selbst irgendein bestimmtes Verlangen i« Be- zug auf die Angelegenheit auszusprechen. Sie nimmt in der Frage ganz den preußischen Standpunkt ein, indem sie die definitive Entscheidung dem bevorstehenden pariser Congrcsse vorbehält, wie es der Pariser Frieden mit- sichbringt. — Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus Berlin vom 13. Nov.: „Eine etwas auffällige Nachricht geht uns aus Frankfurt zu. Bestätigt sie sich, so wäre der Ursprung des Gerüchts über das angeblich erfolgte An erbieten ausländischer Vermittelung in der holsteinischen Sache, das auch in unsern Berichten als mindestens sehr zweifelhaft bezeichnet wurde, zum Thcil erklärt. Jener Miltheilung zufolge hätten nämlich die Vertreter der auswärtigen Mächte in Frankfurt in ihren Unterhaltungen mit den be treffenden deutschen Gesandten auf eine eventuelle Vermittelung ihrer Re gierungen in der holsteinischen Angelegenheit vertraulich hingcwiesen. Dies soll sogar nach den ihnen zugegangenen Instruktiven geschehen sein. Ich kann die Nachricht nicht ganz verbürgen, möchte sie aber angesichts der oft unterrichteten Quelle auch nicht zurückhalten. Man fügt übrigens hinzu, selbst jener officiöse Hinweis auf cine eventuelle Vermittelung sei von kom petenter Seite sofort zurückgewicsen worden." Demselben Blatt wird gleichfalls auS Berlin vom 1ä. Nov. geschrie ben: „Von einem hochgestellten Freunde der Herzogthümer soll an hiesiger einflußreicher Stelle eine Denkschrift über die gegenwärtige Lage der Ange- legcnheit mitgetheilt und mit Interesse entgegcngenommen worden sein." — Aus Hamm vom 15. Nov. schreibt die Berliner Börsen-Zeitung: „Wir haben heute in erster Reihe einer Pflicht zu genügen, deren Erfül lung uns zur aufrichtigen Freude gereicht, weil wir damit ein Unrecht gut machen, daS ohne unser Verschulden durch unsere Zeitung begangen wor den ist. Wir hatten vorgestern nach einer Correspondenz auS Hamm mit getheilt, daß Hr. H. Hermann (Eisengießerei und Maschinenbauanstalt zu Vorsterhauscn bei Hamm) genöthigt gewesen sei, seine Zahlungen unter Verhältnissen einzustellen, welche die Staatsanwaltschaft veranlaßt hält««, die Sache zu ihrer Cognition zu ziehen. (Nr. 268.) Die Nachricht ist, wie wir mit Befriedigung berichten können, in allen ihren Theilen unwahr. ES liegen uns heute die Belege vor, daß weder eine Zahlungseinstellung erfolgt ist, noch daß die Staatsanwaltschaft die Sache zu ihrer Cognition gezogen hat." Württemberg. Aus Württemberg, 10. Nov. In Stuttgart ist soeben auf Requisition der rheinbairischcn Behörden die Verhaftung des Herausgebers deö Telegraphen, vr. Gall aus Trier, eines preußischen Un- ttrthanen, durch die stuttgartcr Polizei erfolgt. Auf Ansuchen des Redac- teurs des Telegraphen hat die preußische Regierung Schritte gelhan, um