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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Lvkal-Anzeiger siir die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Adonnementrprei» inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltung«blatte»" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« i Mark >0 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. die 4gespaltene Korpu»zsile 10 Psg., sowie Bestellungen auf d-« All- gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser« sämtlichen Zeitun»»toten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung,» gewähr«» «i« Rabatt nach Nebereinkunst. Ansernte bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vrrmittag »/,n Uhr, für di« «onnabend-Nummer bi« Freitag vormittag »/.II Uhr ei«,»send««. ^chriftleitung, Bruck unö Verlag von N. Z8chuv!g, Drelmg. Kirchennachrichten von Bretnig. Sonntag Judika: Vorm. 9 Uhr Gottes dienst. P. Kleeberg-Frankenthal. Nachm. 2 Uhr: Prüfung der Kon firmanden, wozu Eltern, Angehörige und Paten herzlich eingeladen werden. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Adolf Erich, S. des Holzarbeiter» Adolf Emil Rentsch Nr. 208. — Gertrud Irma, T. de» Gastwirt« Georg Herzog Nr. 77. Rr. 26. 16. Jahrgang. Sonnabend den 3l. März 1906. Lertttche» und SSchstscheA. Bretnig. Vom 1. April ab werden die Schalter de« hiesigen Kaiser!. Postamtes bereit» um 7 Uhr morgen» geöffnet. — Der hiesige dramatische Verein „Thalia" hat die Absicht, am ersten Osterfeiertage im Gasthof jum deutschen Hause wiederum eine theatra lische Aufführung zu veranstalten. — Da» Königliche Ministerium de« In nern erläßt folgende Bekanntmachung, die Ein fuhr von Fleisch au« Rußland, Rumänien, Serbien und Bulgarien betreffend, vom 23. März 1906: Auf Grund de« 8 7 de« Reichtgesetze«, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen vom 23. Zuni 1880 und 1. Mai 1894 (Reichsgesetz, blatt S. 409 flg.), sowie mit Rücksicht auf den Stand der Viehseuchen m Rußland, Rumänien, Serbien und Bulgarien wird Mtr Aufhebung der bestehenüen bezüglichen Einfuhrbeschränkungen hierdurch für da» Gebiet de» Königreich« Sachsen angeordnet, Wa» folgt: 1. Die Einfuhr frischen Fleisches von Wiederkäuern (Rindern, Schafen, Ziegen) und Schweinen au» Rußland nach Sachsen, sowie die Durchfuhr solchen Fleische» ist verboten. Dagegen darf da» Fleisch der be zeichneten Tiergattungen, welche« al» zube reitet im Sinne de« 8 12 de» Rcichsgesetze», betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau, v°M 3. Juni 1900 (Reichrgefetzblatt S. 547) und der.dazu erlaßenen Au»führung»bestim- iüungen anzusehen ist, mit den Beschränkungen Md unter den Bedingungen, welche daselbst vorgesehen sind, ein- und durchgeführt werden. 2- Die Einfuhr frischen Fleische« von Wiederkäuern und Schweinen au« Rumänien, Serbien und Bulgarien nach Sachsen ist verboten, die Einsuhr und Durchfuhr de» Fleische« der bezeichneten Tiergattungen aber, welche» al» zubereilet anzusehen ist, in bem zu 1 angegebenen Maße zulässig. Weiter wird die Durchfuhr frischen, aus Rumänien, Serbien und Bulgarien stammenden Fleische, von Wiederkäuern und Schweinen Unter Beobachtung der Vorschriften de» Reichsgesetzes vom 3. Juni 1900 und der ^°zu erlassenen Ausführung« bestimmungen sowie unter der Voraussetzung zugelaffen, daß die Durchfuhr bei ganzen Wagenladungen lu Plombierten Wagen ohne Um- und Zu- ladung oder bei Stückgutsendungen in festgeschloffenen Behältnissen erfolgt. Zu widerhandlungen gegen vorstehende Anord- uungen werden gemäß 8 328 de« Reicht- ürafgesetzbuche« oder gemäß 88 66 flg. de« Relchszesetzes vom 23. Juni 1880 und 1. Mai 1894 bestraft. — Die Anlegung eine« zweiten sächsischen Truppen-UebungSplatze« innerhalb der säch- Wen Grenze scheint nunmehr gesichert. Wenigsten« geht die« au» einer Vorlage der Königlichen Staatsregierung hervor, welche Äser Tage in der Zweiten Kammer zur Beratung gelangte. Danach wurde die Ge- uehmigung der Ständeversammlung nachge- fucht zur Veräußerung des Schwepnitzer Staatsforstrevier» oder von Teilen desselben ih angemessenen Preisen behufs Anlegung eine» Truppen-Uebung»platze» in der Gegend von Königsbrück. Damit ist begründete Hoff nung vorhanden, daß von einer Anlage des Platze» in der Gegend von Belgern-Torgau endgültig abgesehen werden kann. Wir können uns vom sächsischen Standpunkte au« den Gefühlen der Genugtuung, die in der Zweiten Kammer von allen Seiten über den jetzigen Stand der Angelegenheit geäußert wurden, au» ganzem Herzen anschließen. Denn durch die Errichtung de» zw«iten Uebungs- platze» in Sachsen werden dem Lande nicht nur Millionen erhalten, sondern e» wird auch berechtigten sächsischen Gefühlen, die mit den Hoheittrechten der Krone im Zusammenhang stehen, Rechnung getragen. Da« Verdienst, die öffentliche Aufmerksamkeit de» gesamten Lande« auf die Verhandlungen gelenkt zu haben, die bezüglich de« zweiten Truppen- Uebung»platze« mit außersächsischen Gemeinden schwebten, gebührt dem konservativen Vereine in Dresden. In seiner Versammlung, die Mitte Mai 1905 in Dresden staltfand, klärte Herr Generalmajor z. D. Sachse in einem allgemein verständlichen Vortrage die Be. völkerung darüber auf, was für Sachsen alle» in volkswirtschaftlicher und staatlicher Beziehung auf dem Spiele stände, wenn der Uebungsplatz in Preußen angelegt würde. In derselben Versammlung empfahl Herr Kommerzienrat Grumbt in Dresden da» Ge lände bei Königsbrück al» geeignet zur An- läge eines Truppen-Uebnngsplatzes. Von da ab kam Bewegung in die Sache und da» Interesse dafür, den UebungSplatz Sachsen unbedingt zu erhalten, wurde allgemein. Wir können e» dem sächsischen Krieg»ministerium nur Dank wissen, daß e« diesen Bestrebungen von Anfang an das größte Wohlwollen ent gegengebracht hat. — Höhere Anforderungen sollen in Zu kunft an Reserveoffiziere gestellt werden, da die Erfahrungen bei den in den letzten Jahren zu Uebungtzwecken aufgestellt gewesenen Re- erve-Jnfanterie-Regimentern ergeben haben, daß eine Ausbildung der Oberleutnants und Hauptleute de» Beurlaubtenstande» dringend erforderlich ist. Künftig soll ein strenge« Auge auf die Offiziere geworfen werden, die eine Beförderungsübung absolvieren. Auch bei den Mannschaften soll dafür ge sorgt werden, daß jeder Reservist mindesten« zweimal 14 Tage im Landwehrverhältni« übt, um die Mannschaften kriegstüchtig zu erhalten. Hauswalde. Sparkassenbericht. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat März d. I. in 55 Posten 4272 Mark 5 Pf. eingezahlt und 6 neue Bücher au«gestellt. Dagegen erfolgten 9 Rückzahlungen mit 1020 Mark. Kamenz, 28. März. Die von der Kgl. Generaldirektion der sächsischen StaatS- eisenbahnen zum 1. Mai d. I. in sichere Aursicht gestellte Einlegung einer Motor wagen-Verbindung aus ver Linie Arnsdorf- Kamenz wird mit dem Inkrafttreten des neuen Sommer-Fahrplane» ihre Verwirklich, ung finden. Nach dem ersten Fahrplanent wurfe wird im Anschluß an den den Dresdner Hauptbahnhof 8 Uhr und den Neustädter Bahnhof 8"> Uhr abend» verlassenden Per- onenzug Arnsdorf—Görlitz von Arnsdorf Uhr nach Kamenz ein Motorwagen ver- kehren, welcher in Pulsnitz 9" Uhr und in Kamenz 10'2 Uhr eintrifft. Die Rückkehr de» Motorwagens erfolgt von Kamenz 10^ Uhr, von Pulsnitz 10^2 Uhr, die Ankunft in Arns dorf 11^ Uhr, in Dresden 11^ Uhr abends. Die Verkehrserweiterung wird von der be teiligten Gegend als hochwillkommen begrüßt werden, gestattet die neue Verbindung doch auch an den 8^1 Uhr abend« Pirna verlassen den Personenzug in Arn«dorf den bisher als empfindlichen Mangel empfundenen direkten! Anschluß nach Kamenz. Im übrigen ist in dem neuen Fahrplanentwurfe bezüglich der Ankunft»- und Abfahrtszeiten der auf der Linie Arnsdorf—Kamenz verkehrenden Züge nur insofern eine kleine Aenderung zu ver zeichnen, al» der jetzt in Kamenz 92« Uhr ab gehende Abendzug die hiesige Station künftig erst 92» Uhr verläßt. Wir werden nach Er- scheinen de» neuen Fahrplane» auf die Ver- kehKerweiterung nochmal» zurückkommen. — Landes-Irrenanstalt in Arnsdorf. Die Finanzdeputation A der Zweiten Kammer entschied sich betreffs des Baue» einer Landes-Irrenanstalt einstimmig für Arnsdorf. — Die Tätigkeit de« sächsischen Landgen- darmeriekorp» erstreckte sich im vergangenen Jahre nach amtlichen Angaben auf 2319 Ver haftungen und 44 430 Anzeigen von Personen. Außerdem wurden 2541 Anzeigen über sonst vorgekommene Vergehen und Verbrechen und 50 033 Anzeigen über Polizei- und Dienst sachen erstattet. An dieser Tätigkeit hat das gesamte au« 27 Obergendarmen und 348 Gendarmen bestehende Gendarmeriekorp» Sach- sen« Anteil. — Der in der Zittauer Gegend sehr bekannte 65jährige Schneidermeister Peukert au« Seitendorf, der auf,dem Rade nach Zittau gekommen war, stürzte von seinem Fahrzeug und kam bei dem Falle unter einen Lastwagen zu liegen. Die Räder de« Wagen« gingen dem alten Manne über den Kopf, so daß der Tod sofort eintrat. Pirna. Ermittelter Einbrecher. Am 8. Februar v. I. wurde unser Nachbarort Lohmen durch einen frechen Eindruchsdiebstahl im dortigen Pfarrhause in Erregung versetzt. Dem Diebe waren, wie damals mitgeteilt, 700 Mark in Hundertmarkscheinen, sowie eine goldne Taschenuhr mit Kelle al» Beute m die Hände gefallen. Am Tatorte fand man ein au« der Küche de« Pfarrhause» ent nommene» Beil vor, wa« auf die Gefährlich keit de» Einbrecher» schließen ließ. Trotz sofortiger eifriger Nachforschungen der Gen darmerie konnte damal« von dem Diebe nicht die geringste Spur entdeckt werden. Jetzt kommt au« tum Zuchthause Moabit bei Berlin die Nachricht, daß einer der Sträflinge, der zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilte Stübner, eingestanden hat, den vorerwähnten Diebstahl im Lohmener Pfarrhause ausgeführt zu haben. Alle von Stübner gemachten Angaben über örtliche Verhältnisse usw. stimmen genau über ein mit der Wirklichkeit. Der Verbrecher, den die höchst zulässige Zuchthau«strafe ge troffen, war damals von Leipzig über Dresden nach Pirna und Lohmen gekommen und hatte nach verübter Tat sofort über Radeberg da» Weite gesucht. Oschatz, 27. März. Da» Kriegsgericht verurteilte den Vizewachtmeister Thiemer von der 2. Eskadron de» hiesigen Ulanen-Regiments wegen Verführung Minderjähriger zu 14 Monaten Gefängnis und Degradation. Es handelt sich um Mädchen, die bei Thiemer n Dienst gestanden. — Fortbildungsschülern zur Warnung teilt da« „L. T." folgendes Urteil mit: Der 16jährige Lehrbursche Paul Friedrich Hennig in Wahren besucht die oortige Fort bildungsschule. Al» der Unterricht am Abend de» 30. Januar beendigt war, schrieb er an die Wandtafel eine Bemerkung, die eine schwere Beleidigung de» Lehrers Sch., ver an der Volksschule angestellt ist, enthielt. Die Schuljungen lasen die Bemerkung am anderen Morgen und machten davon Anzeige. Die Folge davon war, daß gegen Hennig da» Strafverfahren wegen Beleidigung ein geleitet und daß er in Berücksichtigung der großen Frechheit, die er an den Tag gelegt hat, verurteilt wurde. Er gab dem Richter gegenüber ohne weitere» zu, die Bemerkung geschrieben zu haben. Er habe die» getan, um den Lehrer Sch. zu ärgern, welcher ihm früher einmal eine Ohrfeige gegeben habe. Herr Sch. selbst konnte sich daran nicht mehr erinnern, möglich sei e« aber bei dem öfteren flegelhaften Betragen de« Burschen. Da« Urteil lautete auf einen Monat Gefängnis- strafe. Hennig wurde zur Verbüßung dieser Strafe sofort in Haft genommen und abge- führt. — 33 Tage gehungert. Am Montag abend 6 Uhr wurde die Hungerkünstlerin Buschard, die in einem Dresdner Panoptikum 33 Tage in einer mit Glatwänden umgebenen und ständig bewachten Zelle gefastet hatte, unter großem Andrang de» Publikum« wieder au»- gemauert. Die Hungerkünstlerin hat den Rekord Sacco» in Wien um drei Tage über troffen und während dieser Zeit nur 1« Flaschen Mineralwasser zu sich genommen. Nach den Angaben de« Impresario soll sie 26 Pfund abgenommen haben. Sie hat sich bereit» 6 Mal produziert, doch war die die«- maligeHungerperiode die längste. DerMenschen- andrang zu der Au«mauerung war ein kolossaler. Hunderte konnten keinen Einlaß finden. — Da» schreckliche Drama, da» sich in >er Jößnitzerstraße in Plauen abspielte, hat ^etzt einen vorläufigen Abschluß gefunden. Am Dien»tag fand da« Begräbnis de» unglücklichen Opfer» de» Mörder», Frau Thoß, statt. Infolge de« Andrange« von Neugierigen mußte dsr Friedhof polizeilich geschlossen werden. Bezüglich der verletzten acht Personen kann jetzt mitgeteilt werden, daß eine Lebensgefahr für sie auegeschloffen zu sein scheint. Am besten ergeht e« noch >em Mörder. Er wird im städtischen Krankenhause sorgsam gepflegt und dürfte auch geheilt werden. Die schwerste Wunde, Schuß in den Mund, hat sich der Mörder elbst beigebracht. — Dem Schutzmann Buchwald, der den Unhold durch einen Revolverschuß unschädlich machte, wurde eiten« der Staat«anwaltschaft eine Belobig ung zuteil. — Wiege und Sarg. Vor einigen Tagen erkrankte in Prag die Näherin Berta König an einer Lungenentzündung. Nachmittag» chenkte sie im Zustande der Agonie einem rinde das Leben. Ohne wieder da» Bewußt- ein zu erlangen, starb sie. Da» Kind wurde n die Findelanstalt geschafft.