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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230822
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230822
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-22
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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Zeile M.ISOOO.Stellenaes wm AetlrM.IZOOO.amll.Btkannim.Doppel- mw-Il.MSÖOOO.f.auSWMIlOooO.Rekl Wwwbr.ww-Zl M22LOVO,f auSW MLOOOVv.Ru»landSan,.m.Valuiaauss»l.BeiWikdrrb.Rachiab Dlad- u.Datrnvorsch unv»rb«ndl.arsaa..OrtLeipzig. Postscheck LeipzLOV« Da» L«l»»ig»r Tagebl«tt entHSlt »i« «»Uiche» UeSanntNeach«»««« de» »oltseiprässdinn,» Ur. 198 einrslnummvr S0000 küsrk LfUttvork, üea 22. Lugu8l 1923 ^srn-^uss«bs 117. /sLrA. 7 MMonen Mark »L Leipzig, 21. August. Die heutige Berliner Devisenbörse anschloß sich auf alle Fälle dem höheren Dollarkurse, der von New Jork gemeldet wurde, obwohl man angeblich nicht so recht weiß, worauf der neue Marksturz zurückzuführen ist. Aber — bei einer Markbesserung muß man vorsichtig sein; einer Markverschlechterung kann man sich bedenkenlos anschließen. Das ist die Mentalität der deutschen Jetztzeit. Abgaben der Reichsbank vermochten den Kurs amtlich wohl auf 5,5 Millionen Mark für einen Dollar herabzudrücken, nachbörslich zogen die Devisenkurse jedoch wieder an und der Dollarkurs stieg auf über 7 Millionen Mark. Man sucht nach Gründen für die plötzliche Markverschlechterung. Welches waren denn die Gründe, die den Dollarkurs, von Berlin amtlich 4,85 Millionen am 9. August auf 2,7 Millionen am 15. August herabdrückten? Gewiß doch die angekündigte Sanierung der Staatsfinanzen: das Reich sollte nicht mehr von der Noten- presse, sondern von dem Steueraufkom- men leben, und eine Goldanleihe sollte über die Uebergangszeit hinweghelfen. In wenigen Stun- den hat der Reichstag eine Reihe schwerwiegender Eteuergesetze verabschiedet, überall sah man Wille und Tat, den Marksturz aufzuhalten und die Gefahr, die dem Reiche von dieser Seite drohte, zu bannen. Sollte die zunächst allmählich und jetzt plötzlich schärfer hervortretende Markver schlechterung nicht darauf zurückzuführen sein, daß man in den bisher ergriffenen Maßnahmen noch keine Gewähr dafür sieht, daß es auch ge lingen wird, Ordnung im Staatshaushalte zu schaffen? Vergegenwärtigen wir uns, was seit dem Stillstände der Markverschlechterung am 9. August.bis heute geschehen ist. . - .. Die angekündigten und in letzter Stunde be gonnenen Sanierüngsmaßnahmen haben wohl die Aufwärtsbewegung der Devi- senkurse, nicht aber die Aufwärts- dewegung der Preise und Löhne zum Stillstand gärracht. Die beschlossenen Steuer- maßnahmen haben im Gegenteil das Empor schnellen der Warenpreise stark begünstigt, da jedermann die ihm auferlegten Ausgaben für Steuern zunichte zu machen suchte, indem er seine Einnahme zu erhöhen, die Stcuerausgaben also auf seine Kunden abzuwälzen suchte. Dieser Versuch ist im allgemeinen überraschend schnell gelungen; das geht schon daraus hervor, daß die Effektenbörse nur f l ü ch- tig auf die neuen Steuern, die von ihr zunächst als Eingriffe in die Substanz bezeichnet wurden, reagierte, schon am nächsten Börsentage aber wieder feste Tendenz zeigte. Die spielende Leichtigkeit, mit der die Steuerabwälzung gelang, ist darin begründet, daß die Einwirkungen auf den Geldmarkt unterblieben sind, die ein weiteres Steigen der Warenpreise hätten verhindern kön- uen. Jede Steigerung der Warenpreise aber hatte eine Steigerung der Löhne zur Folge und nicht nur dies: jede Steigerung der Warenpreise nahm einen Teil der ihr folgenden Lohnsteigerung vor- weg, und jede Lohnsteigerung ging über das im gegebenen Momente notwendige Maß hinaus, weil ja doch die Warenpreise weiter steigen, und die Lohnempfänger doch nicht bis zum nächsten Lohntage auskommen würden. Die Notenprejse konnte gar nicht so viel Geld drucken, als die Wirtschaft auf diese Weise benötigte. Große Mengen Notgeld mußten in Verkehr gebracht werden, und diese unheimliche Vermehrung des Geldumlaufes ohne entsprechende Vermehrung der ihm gegenüberstehenden Warenmenge mußte seinerseits dazu beitragen, die Warenpreise zu erhöhen. All dies hat schließlich dazu geführt, daß die deutschen Warenpreise über das Welt markt-Preisniveau hinausgetrieben wurden. Die letzte Kohlenpreiserhöhung hat es ein- dringlich genug vor Augen geführt, daß jedes Weitergehen auf dem bisherigen Wege nicht Ab- Hilfe schafft, sondern eher den Zusammenbruch nur noch beschleunigt. Ist es do ein Wunder, wenn die Devisen plötzlich wieder stärker zu rea- gieren beginnen und uns heute mit einem Dollar- kurs von 7 Millionen Mark beglücken? Die neue Regierung will den Kampf nicht so ohne weiteres verloren geben; aber viel zu lange schon hat sie damit gezö gert, Maßnahmen gegen die verhängnisvollen Erscheinungen im deutschen Wirtscijaftsleben zu treffen. Insbesondere sind Einwirkungen auf den Geldmarkt notwendig, wie die Steuerabwäl- zung lehrt.Den Geldmarkt zu beherrschen, ist Sache der Reichsbank. Die bisherige Reichsbankleitung lehnt es ab, dieses Ziel zu verfolgen. Sie glaubt, man könne keine Diskontpolitik machen. Aber Diskontpolitik ist nicht nur möglich, sondern notwendig. Der Leitsatz für die Reichsbank müßte heute lauten: Durch Diskontpoli tik zur Herschaft über den Geld markt. Das Reichsbankdirektorium glaubt, der Zweck der Reichsbank bestünde darin, die Wirt schaft in Gang zu hatten; der Zweck der Reichs- bank aber ist nach dem Bankgesetz, den Geldum-, kauf im Lande zu regulieren Vas ist gegen eine derartige Reichsbankleitung zu tun, wenn die Reichsbank autonom ist und ihr Präsident meint, daß das Land, das seinen Rücktritt stürmisch for dert, ihn nicht entbehren zu können glaubt? Keinesfalls darf das Wohl des Staates der Auto- nomie der Reichsbank geopfert werden, und die wichtigste Forderung des Tages ist immer noch, daß eine Aenderung in deil? Leitung der Reichs bank eintritt. Es müssen Männer in das Reichs- bankdirektorium berufen werden, die nicht dann sich gegen den Staat stellen, wenn dieser im Kampf um seine Existenz ihrer Unterstützung bedarf. Diese Forderung ist um so wichtiger, als das flüchtig aufgerollte Programm der angekündigten Notverordnungen zeigt, daß sich die Reichsregie rung über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage durchaus im klaren ist. Die Wirksamkeit dieser Notverordnungen setzt die Mitwirkung der Reichsbank ebenso voraus, wie seinerzeit die neuen Steuern. Die mangelnde Unterstützung der Reichsbank hat das Steuer-Sanierungsprogramm in wenigen Tagen zunichte gemacht. Den neuen Notverordnungen darf nicht das gleiche Schicksal beschieden sein. Deshalb ist die erste und wich tigste Forderung noch immer der Rücktritt Haven- steins und eine Aenderung der bisherigen Reichs- banknolitik. Ueberreichung der französischen Note Paris, 21. August. (Eig. Tel.) Wie der „Petit Parisien" meldet, wird die franzstsische Note heute in den frühen Vormittagsstunden dem englischen Geschäftsträger in Paris Herrn Eric Phtpps überwiesen werden. Das Dokument wurde gestern in die Druckerei gegeben und um faßt nach dem „Petit Parisien" etwa 50 Seiten des neuen Gelbbuchcs. Wie der politische Mit arbeiter der Festlandsausgabe der „Daily Mail" berichte», wird wahrscheinlich eine Kopie direkt an Lord Curzon übersandt, der sich in der Norman die zur Sommerfrische aushält. Die Rot« wird morgen früh in London eintreffen und alsdann dem Kabinett zugestellt werden. Vie Zorge um eine Zonderäktion Englands Paris, 21. August. (E i g. T e l.) Die Veröffent lichung der französischen Antwort auf die englische Note wird hier mit großer Spannung erwartet, da das Geheimnis ihres Inhaltes streng gewahrt worden ist. Man weiß einstweilen so gut wie nichts über das Dokument, das heute vormittag der englischen Botschaft zugestcllt und gleichzeitig in besonderer Ausfertigung kür Lord Curzon nach dem Badeort Bangnollcs geschickt wurde. Die Morgenblütter be- richten, die französische Note sei sehr umfangreich und fülle in dem für morgen angekündigten Gelbbuch 50 Seiten, von denen 18 den ersten konstruktiven Teil der Antwort mit dem Programm Frankreichs darstcllen, während die übrigen 32 Seiten eine detaillierte Erörterung der englischen Thesen ent halten. Einige Plätter versichern, dieser Teil des Dokumentes behandle ausschließlich die englischen Einwände gegen die Ruhraktion. Der „Petit Parisien* teilt mit, daß Poincar^ in der Note die Priorität de» französi. sch- belgischen Wiederaufbaues unter Hinweis auf eine Entschließung der französisch, belgischen Wirtschaftskonferenz vom Juni 1916 als berechtigt bezeichnet. Die meisten Blätter versichern, daß Frankreich in der Antwort auf die englische Note großes Entgegenkommen zeige. Der „Gaulois*, der eine baldige Regelung derReparations- frage wünscht, bemüht sich, Poincare-s Entgegen kommen im voraus gegen etwaige nationalistische Einwände zu verteidigen. Er bemerkt, di« Volks weisheit lehre, daß man nicht zwei Hasen zu gleicher Zeit jagen kann. Ebensowenig sei es zu raten, sich gleichzeitig zwei Feinde zu machen. Da Deutschland auch nach dem Berliner Kabinettswechsel entschlossen sei, den Versailler Vertrag nicht auszuführen, müsse Frankreich seine Stellung im Rheinlande durch eine solide Entente mit England festigen, festigen. Um die Sanierung der Entente London, 21. August. (Lig. Tel.) Nach amt licher englischer Ankündigung erwartet man heute vormittag die Aushändigung der neuesten fr an- zösischen Note an den eirglischen Geschäft»- träger in Paris. Am Donnerstag wird die belgische Negierung dem englischen Botschafter in Brüssel den Wortlaut ihrer Antwortnote an England über reichen. Baldwin trifft heute abend in London ein und wird den Inhalt der Note morgen mit einigen Kollegen besprechen. Erst wenn das telegraphische Gutachten von Lord Lurzon aus Frankreich ein getroffen ist, wird das Kabinett zu einer Sitzung zu sammentreten. . Von der Entscheidung des Kabinetts wird es alsdann abhAngen, ob England sich auf einen weiteren mündlichen oder schriftlichen Gedanken- austvusch mit Frankreich und Belgien einlüßt, bevor eine Antwort an Deutschland erfolgt. Der diplomatische Berichterstatter der „Daily Mail* stellt heute fest, daß man in amtlichen eng lischen Kreisen zwar keinen übertriebenen Optimis- mus hege bezüglich der Aussichten, auf der Grund lage der neuen französischen Note zu einer Per- ständigung mit Frankreich ,u gelangen. Es sei aber unrichtig, anzunehmen, daß das Kabinett, bevor es die letzte Note an Frankreich gesandt habe, bereits eine Politik seftgelegt habe, die r» im Falls, eine« völlig ungenügenden Antwort zu verfolgen gedenke. Notverordnungen für die Markstützung Besprechung -es Reichskanzlers mit -en Parteiführern Berlin, 21. August. (Eig. Tel.) Der Reichs kanzler wird heute nachmittag die Partei führer des Reichstages empfangen und sie von den im gestrigen Kabinettsrat gefaßten Be schlüssen über die wirtschaftlichen Maßnahmen in Kenntnis setzen, die der weiteren Entwertung der Mark vorbeugen und der täglich steigenden Teuerung entgegenwirken sollen. Die Notverordnungen, die die Regierung zu erlassen beabsichtigt, sind bereits in der Ausarbeitung begriffen und sollen derart be- schleunigt werden, daß sie schon morgen mit sofortiger Wirksamkeit veröffentlicht werden können. Einzelheiten über die beschlossenen Maßnahmen sind noch nicht bekannt, doch soll durch sie der Re gierung die Möglichkeit gegeben werden, sich einer- seit« einen ansehnlichen Devisenfonds zur Markstützungzu sichern, anderseits die Schulden. Vermehrung zu verhindern, die Ausfuhr zu steigern und die Einfuhr zu drosseln, schließlich Preise und Kaufkraft in ein erträgliches Verhältnis zu bringen. Die Regierung ist fest entschlossen, die finanziellen und wirtschaftlichen Folgen der neuerlichen Mark verschlechterung abzuwehren oder mindestens abzu schwächen. Berlin, 21. August. (Erg. Tel.) Die Reichs regierung wird die in der gestrigen Kabinettssitzung beschlossenen Maßnahmen gegen «ine weitere Mark entwertung, nachdem sie sie den Parteiführern mitgr- teilt hat, voraussichtlich morgen den vereinigten Reichsratsausschüssen vorlegen. O Berlin, 21. August. (Eig. Tel.) Der Sozial demokratische Parlamentsdienst teilt über die Be schlüsse der gestrigen Kabinettssitzung mit, die Reichs rSgierung habe die Verordnung zur Schaffung eines Devisenfonds fertigstellen lassen, deren Sinn es sei, - dem mangelnden Pflichtdewußtsein der Devisen besitzer gegenüber dem Staat mit gesetzlichen Mitteln abzuhelfen. Diese Notwendigkeit wurde von allen Kabinettsmitgliedern anerkannt. Es herrscht auch eine einheitliche Auffassung darüber, daß dem ersten Schritt zu diktatorischen Maßnahmen gegebenfalls weitere folgen müssen. Die Regierung will nun mehr auch die letzte Möglichkeit ausnützen, um eini germaßen stabile Wertverhältnisfe zu schaffen. Nabineltsberatung in Bayern München, 21. August. (Eig. Tel.) Das bayrische Kabinett ist wegen der wirtschaftlichen Not des Lan- des in Besprechungen mit anerkannten Persönlich, keiten des Wirtschaftslebens getreten. Morgen wird es mit den Führern der Koalitionsparteien beraten. Das Ergebnis der Kabinettsverhandlungen, die sich auch mit der durch den Regierungswechsel in Berlin geschaffenen politischen Lage beschäftigen, soll dann in einer politischen Kundgebung der Regierung ver öffentlicht werden. Französische rtampfmethoden Frankfurt a. M., 21. August. Gestützt auf De» obachtungen deutscher Finanzkreise, die international tätig sind, stellt die „Frankfurter Zeitung* fest, daß unter den Ursachen des verhängnisvollen neuest.n Marksturze» französische Manipulativ- n e n in der ersten Reihe stünden. An diese Konsta tierung knüpft Vas Blatt folgende Bemerkungen: „Frankreich stiehlt im besetzten Gebiet mit Sauer- stoffgebläfe und Brechwerkzeugen Milliarden über Milliarden von Mark zusammen. Einen Teil davon mag es wohl zur Zahlung an seine Truppen verwen den. Lin erheblicher Teil aber wird auf den aus- ländischen Börsen oder auch indirekt über Firmen des besetzten Gebietes in Deutschland selbst anaeboten. Jur „Waffe* der Münzfälschung tritt die Wahrungssabotage. Jeder Krieg erzeugt neue und edlere Mittel: von den silbernen Kugeln über die Giftgase zur inflatorischen Infektion. Denkt Frank reich überhaupt noch an eine fachliche Lösung der Rrparationsfrage?* vertrauen zu Stresemann in Italien R«o, 21. August. lEig. Tel.) Nach einer rö mischen Meldung der „Frankfurter Zeitung* emp finden dir Blätter Poinrar^s neueste Rede al« eine gewiss« Entspannung. Da» „Giornale d'Italia* warnt jedoch davor, eine radikale Aenderung der französisch-belgischen Politik zu ertt'arlen. „Italia Nationale* äußert sich sympathisch über die ersten Regierungshandlungen Stresemann», deren Erfolg allerding» von der Ovferbereitschaft der Deutschen und voa -«» Maß der Bewegungsfreiheit abhängt, das man auf französischer Seite anzuerken' nen bereit wäre. Der Protest der Repara tionskommission Argen dpe Gold anleihe sei zwar juristisch begründet, doch wäre seine praktische Durchsetzung geecignet, jeden Versuch zu einer Sanierung der deutschen Finanzen zu unterbinden. Stresemann zeige sich als erster be müht, die Währungsfrage im Zusammenhang mit der inneren politischen Lage Deutschlands zu lösen. Die unbarmherzige Grenzsperre Frankfurt, 21. August. (Eig. Tel.) Seit der Verhängung der Grenzsperre spielen sich täglich an der Grenze des besetzten Gebietes erschütternde Szenen ab. Ganze Familien, die in Frankfurt auf die Oeffnung der Grenze gewartet haben, ziehen täglich vorhin, um den Versuch zu machen, durchzukommen, werden aber von den Franzosen, die sehr scharfe Befehle zu haben scheinen, un barmherzig abgewiesen. französische Uebergriffe ins unbesetzte Gebiet Frankfurt a. M., 21. Argust. (Eig. Te l.> Auf Befehl des französischen Abschnittskommandanten wurden in Darmstadt 10 Eisenbahner, die dort in der ehemaligen Funkcrkaserne wohnten, aus gewiesen. Ihr Btobiliar mußten sie zurücklasscn. 40 weiteren Eisenbahnbeamten steht die Ausweisung bevor, weil si« sich weigerten, in französische Dienste zu treten. Diese Maßnahmen der Franzosen stellen insofern ein ungewöhnliches Verfahren dar, als die hier in Frage kommenden Eisenbahner im unbesetzten Gebiet bei der hessischen Eisenbahndirektion be schäftigt sind und in einer jener Straßen Darmstadts stadts wohnen, die zum Brückenkopf Mainz gehören. Auch das hessische Regierungsgebäude in Darmstadt liegt in jenem Teil der hessischen Haupt stadt; bisher aber haben die Franzosen infolge eines weiter zurückliegenden Ueberrintommens die in Frage kommenden Abschnitte weder betreten noch sich irgendwelche Hoheitsrechte dort ungemaßt. Damit scheint es jetzt vorbei zu sein. Frankreichs Macht im Saargebiet Frankfurt, 21. August. (Eig. Telegr.) Wie die „Frankfurter Zeitung" berichtet, ist es im Saargebiet ein öffentliches Geheimnis, daß die Regierungskommission eifrig bestrebt ist, die Er nennung des General-Finanz-Kontrolleurs Jean Davoine zum Nachfolger des Kanadiers Waugh durchzusetzen. Französische Rcgierungskreisc buchen den Abgang WaughS als einen Sieg der franzö sischen Diplomatie über die englische. Wenn Herr Daboine auch schweizerischer Nationalität sei, so liegt doch, wie unterrichtete Kreise betonen, aller Grund zu der Annahme vor, daß eine Ernennung DavoineS durch den Völkerbund einen voll kommenen Sieg Frankreichs bedeuten würde, denn Herr Davoine, früher leitender Beamter der LIeghptischen Bank in Kairo, sei seiner Gesinnung nach ganz und gar Franzose. Ein politischer Mord vor dem volksgericht München, 21. August. (E i a. T e l.) Morgen be- ginnt vor dem Volksgericht in München die Verhand lung gegen die des Mordes an dem Studenten Baur aus Wismar angeklagten Studenten Irrengauer, Dr. Arnold Rüge und der beiden Brüder Berger. Wie erinnerlich, hatte Baur ein Attentat gegen Scheidemann geplant, sich aber zur rechten Zeit noch eines Besseren besonnen und den Plan aufgcgeben. Lr wurde verhaftet, aber bald wieder freigelassen. Kurze Zeit darauf wurde die Leiche Baurs in der Isar aufgefunden; sie wirs an der Hinteren Seite des Kopfes einen Schuß auf. Als vermeintlicher Täter wurde zunächst der Student der Forstwirtschaft Zwcngauer verhaftet, bald darauf Dr. Rüge und die beiden Brüder Berger, die aus dem Hochvcrratsprozeß Fuchs-Machaus bekannt ge worden sind. Dollar In lSerlin smtl. «UtteNcurs: 5 soo ooo tklc. ämeriitsolMcr Kelklmurlü * 8oaäerIll»dEl 6e8 l. T SerNn I.anUoa pari» 4-026 rvrlod
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