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87. Jahrgang. As ISS. Dienstag, 18. IM ISIS. vki»g»-«etühr »letteililhrl. tllk Dr«»> d«n bei »glich z«el. mallgerZulraaunglan Sonn- und Munlag'N nur «inmal» l.»0 LI., durch aurwSrltg« Nom- milltonilre dl, U,d0 M. Bel einmaliger Zu- Ilellung durch die Polt liM john-Bestellgeld». «u»land: velier. reich>»»»arn b.ti, Nr., Schwei, d.»5 Art».. Ilulten 7,17 Lire. — Nachdruck nur mit dkUtlicher Ouellen- anaab« <,,Drc»dner !Ilachr.">,U>l>ll>S.-Un. »erlangie Manuslripie werd.ntchlausbewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 » 2«»»« « lttiOl. Druck und Verlag von Liepsch Lc Rcichardt in Dresden. klie^ fein»timecic»r- Hsrie^ vrriamii. , fonrisak- Lstoco/acke > /kssim- c/iocol»cko «-»elsfet ' s/^ek»- Ldocolsils 1 0-l-so ^ tkz. 0o5e 2,40 III. 0-sssn/- xee Lsekon 2. 3 u. ^ Anzeigen-Taris. Annahme von Anilin- diaungen dt, nachm. 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Oresäner l^elcisLÜIössclien - I^agei' bleibt unübertroffen! ^scisbersssr weeu,,^ LeitenuW38clipulver ^.«dmi^l Lknil llSklnsr. leilenlödnli, sssüsbsi'g. 1s. il««l«Nie IlMllAlIIMiMel für Orunäslücksenlwasserungen «seil Iloi'ielii'M li» lalsi m iirosiloi,. Norisil vrillllei'ls iisiMlM löniüi« «> v ir b 8 r> k: l>l ^ s, i^, is. erkigo Lesov. Mutmastlichc Witterung: Wechselnde Winde »nd Bewölkung, »lästig warin, trocken, Ncignng zu Gewittrr- bildnng. Der König ist mit dem Prinzen Ernst Heinrich und den P r i n z e s s i n n e n - T ü ch t c r n am Sonntag adend nach Krimml abgercist. Nein, Kaditzcr L u s t s ch i s s h a l l c n b a u stürzte am Montag nachmittag der dritte eiserne Bugen zusammen. Ein Arbeiter wurde leicht verletzt. Das Prinzenpaar E r n st A » g u st ist am Sonntag abend in R a t l> e n v iv eingezogen. Nach einer Statistik des Kaiser!. Statistischen Amtes be trage» für das Jahr l!>12 die Staatsa»sgabcn des R eichcü und de r B u n d e s st a a t e n 6746 Mill., die Staatseinnahmen »722 Mill. Alk. Am Sonntag und Montag fanden in Breslau die Be ratungen des üö. Abgevrdnetentnges des Deutschen K r i c g c r b u n d c s statt. Die türkische A r m e c seht ihren LI ormars ch fort. Die Rumänen besetzten Dobritsch und Raltschik. König Ferdinand liest infolge des rumänischen Vormarsches die Minister und Parteichess zu einer Kvnscrenz bcrufcsi. Nach einem Mailänder Blatte wollen Italien und O c st e r r e i ch - U ü g a r n das rumänische Mor- g e h c n in Bnlgaric n znm Stillstand bringen. Die tKulgaren plünderten nach einer griechischen Meldung das Haus des österreichischen Konsuls in Scrcs und das italienische Kvnsnlat. In Tanger herrscht unter den Eingeborenen starke Erregung: man befürchtet einen Aufstand. Ne russisch-öfterrerchWen Beziehungen treten wieder in den Vordergrund des allgemeine» poli tischen Interesses je mehr die neue Lage am Balkan ihre Einivirknng ans die Grostmüchtc geltend macht. Die Zeiten des Hnndinhandgehens der beiden Bormächtc im nahen Orient sind vorüber, der Statusqnv ist von dem Sturme der jüngsten Ereignisse hinwcggefegt worden, und bisher hat sich keine diplomatische Formel finden lassen, ans deren Grundlage sich die ernstliche Aussicht eines aber maligen gemeinsamen russisch-österreichischen Aktions programms in dem alte» europäischen Wcttcrwinkcl cr- össiien könnte. Das Zarenreich und der Donaustaat gehen heute jeder seine» eigenen gesonderten Weg, und der nüch terne Realpolitiker m»st ganz die Illusion von sich ab- schütteln, dast es in absehbarer Zeit anders werden könnte. Diese Entwicklung bat deshalb eine besonders weittragende Bedeutung, weil sie sich in ihrer becinflnstenden Kraft nicht auf die beiden unmittelbar beteiligten Reiche beschränkt, sondern über diese» engeren Rahmen hinaus aus das Ver hältnis des Dreibundes zur Tripelententc cinwirkt und so die gesamte europäische Mächtegruppierung in Mitleiden schaft zieht. Unverkennbar ist i» dem gegenwärtigen Stadium der orientalischen Frage ein neuer Aufschwung des russische n A n s e h e n s. Die Einbuste, die Rnstland durch die im Krieg gegen die Türkei rücksichtslos zur Gel tung gebrachte Selbständigkeit der Balkanstaaten an seinem früheren Prestige als führende „Balkanschuhmacht", als ,.Befreier der slaiviichen Brüder" erlitten hatte, ist plötz lich reichlich wett gemacht worden durch den überraschen den Kniefakl, den Bulgarien i» der finstersten Not vor der Petersburger Diplomatie getan hat. Kaiser Nikolaus ist durch das bulgarische Niedcrsinken vor der Allmacht Ruß lands wieder in seine geschichtliche Rolle als „Zarbcfreier" gegenüber dem Slawentum auf dem Balkan eingesetzt wor den, und die Ministerpräsidenten der vier Baikanstaatcn Bulgarien. Serbien, Griechenland und Montenegro wer den sich nunmehr nach Petersburg begeben, um aus der Hand des Zaren de» Schiedsspruch entgegenzunehmen. der dem von Bulgarien leichtfertig hcraufbcschworenen „brndcrmörderischcn Kriege" ein Ziel sehen soll. Gegenüber diesen russischen Erfolgen ist die öster reichische Politik inö Hintertreffen gekommen. In Oesterreich selbst pfeife» das bereits alle Spatzen von den Dächern, und auch auf rcichsdcutscher Seite vermag selbst der bundeSfrcundltchstc Standpunkt gegenüber dem habsburgischen Nachbar nicht mehr zu verhindern, daß «dieser Erkenntnis offen Ausdruck verliehen wird. Tic j falsche Richtung, in welche die Wiener Diplomatie geraten ist. zeigt sich insbesondere an der Zwangslage, die durch die verfehlten Wiener Schachzügc in der gegenwärtigen Oricntpartie für Rumänien geschaffen worden ist. Das rumänische Königreich, das heute dank der weishcitsvollen Regierung König Earvls einen blühenden Kulturstaat dar- stcllt, war bisher stets eine feste und zuverlässige Stütze der Drcibundpolitik gegenüber den panslawistischcn russi schen Bestrebungen und den sonstigen politischen Quer treibereien der Tripelententc im nahen Qrient. Gras Berchtvld beging nun den verhängnisvollen Fehler, dast er bei dem ersten Anftauchen der bulgarisch-rumänischen Streitigkeiten nicht sofort unzweideutig auf die Seite Rumäniens trat, sondern unter dem Vvrgcbcn einer „Ver mittlung" die bulgarischen Ansprüche in einer Weise stützte und ermutigte, die in rumänischenreisen mit elementarer Notwendigkeit Verstimmung und Verärgerung, ja selbst Erbitterung auslösen muhte. Die Triebfeder, von der sich der verantwortliche Leiter der auswärtigen Angelegen heiten der habsburgischcn Monarchie bei dieser Stellung nahme beherrschen liest, war der Glaube an ein sich heran- bildcndes Grostbulgaricn, dns Gras Berchtvld als Bollwerk gegen Nttstland »nd Serbien im österreichischen Interesse zu vcrw/rten gedachte. Diese Rechnung hat sich aber als gründlich trügerisch erwiesen. In jähem Ansturm ist Bul garien tzon seinen Gegnern niebergcworscn worden, und Herrn Danew, der durch seine unglaubliche Kurzsichtigkeit und den Mangel an klarem politischen Urteil so viel des Unglücks über sein Land heraufbcschworcn hat, ist es nicht im Traume eingefallen, sich Oesterreich für sein Eintreten zu bulgarischen Gunsten durch Anrufung des Wiener Schutzes dankbar zu erweisen, sondern er hat sich aus Gnade »nd Ungnade „Väterchen" in die Arme geworfen und damit aufs neue die fast schon anher Uebnng gesetzte Regel bestätigt, dast Rustland der letzte Netter in der Not für alle Balkansiaaten ist. Und Oesterreich? ES hat sich »eben der erbitterten Feindschaft Serbiens, die seit der bosnischen Annexionskrise nnausgckctzt im Wachsen begriffen ist, nun auch noch in ein zweideutiges Verhältnis zu Rumänien gesetzt, das sogar schon in antiösterrcichischcn Kundgebungen in Bukarest und verschiedenen anderen Städten znm Ausdruck gekommen ist. Diese für die orientalische Politik des gesamten Drei bundes, nicht blvst Oesterreichs, ans dem Balkan ungünstige Wendung ist flugs von der Tripelententc mit feinem Vcr- Die Lage ans dem Balkan gewinnt von Tag zu Tag! ein anderes Gesicht. Die im Mvntagblatt wiedergegebcnen Meldungen ans Konstanttnopel, wonach die türkischen Trup pe» den Vormarsch gegen die Bulgaren angctreten haben, bestätigten die wiederholt anfgetauchtcn Gerüchte, das; die! Pforte entschlossen sei, den Hanptfcind der Türkei, die Bul garen, soweit als möglich aus dem einst türkischen Gebiete zu vertreiben. Die aus der türkischen Hauptstadt ein- gctroffcnen Meldungen lassen darauf schlichen, dast Bul garien, ebenso wie dem rumänischen, nnn auch dem tür kischen Bormarsch Widerstand nicht entgegensetzen will. Be hält Bulgarien diese Praxis auch in Zukunft bei, dann dürfte die türkische Armee ihr Ziel wohl sehr leicht er reichen. Wie sich die Verhältnisse dann weiter entwickeln werden, ist »och in tiefes Dunkel gehüllt, denn inzwischen werde» Serben »nd Rumänen ihren Marsch im bulgarischen Gebiete fortgesetzt und in bedenkliche Nähe von Sofia ge rückt sei». An den mastgebcnden Stellen in Sofia wird man, der Not gehorchend, die Sprache wohl auch wicder- stnden, die den leitenden Persönlichkeiten, vor allem aber dem sonst so ruhmredige» Ministerpräsidenten Dr. Danew, völlig abhanden gekommen ist. Warum ihnen die Sprache abhanden gekommen ist, — diese Frage ist kaum schwer zis. beantworten. Mancherlei Vorgänge in Sofia, die zwar von dort ans durch ein Wiener Blatt dementiert wurde», dürsten der Schlüssel zu diesem Schweigen sein. Jedenfalls werden die nächsten Tage Klarheit darüber bringen, was ans Bulgarien geschehen soll. Vielleicht rafft sich das bul garische Volk, das in den letzten Monaten in einem wahren Freudentaumel infolge des Landznivachscs lebte, zu einem Bcrzivciflungslampf auf gegen Serbe» und Montenegriner, Rumäne», Griechen und Türken, oder cs versinkt ebenso schnell in ein Nichts, wie cs seit dem 8. Oktober vorigen Jahres grost geworden war. Nur ein Staat käme als Retter Bulgariens noch in Betracht: Rumänien, das als reifer, gut geleiteter Staat weist, was es will, das auch genau die Gefahren kennt, die et» Grohserbie» unter russischem Ein- flust bedeuten würde. Rumänien kann Bulgarien noch über Wasser Hallen »nd ihm seinen Platz nnler den Balkan völkern -ilweisc», zugleich aber auch den Serben und Mon- ständnis im Sinne einer entsprechenden Bearbeitung Ru mäniens verwertet morden. In der Presse der Tripel- entcnte, besonders in der Pariser, wird deutlich aus gesprochen, dast Rumänien jetzt der Gegenstand der be sondere» Fürsorge der Staaten des „dreifachen Einverständ nisses" sei, wobei man auch die keiner ernsthaften Wider legung bedürfende Verdächtigung nicht scheut, das; Oester- reich-llngarn nicht blvst die bulgarischen Ansprüche unter stützt. sondern Bulgarien direkt znm Kriege ausgcrcizt habe. Woraus diese neueste Phase der Politik der Tripelententc abziclt, ist klar. In Bukarest soll das Misstraue» gegen Wien bis zu einem solchen Grade gesteigert werden, dast die dortige Politik eine andere grundsätzliche Orientierung erhält und in eine vom Dreibünde abweichende, mit den Zwecken der Tripelententc übereinstimmende Richtung ge drängt wird. Bei der hohen Wichtigkeit, die Rumänien als führender Kulturträger auf dem Balkan besitzt, erscheint sogar die Annahme begründet, das; die Pariser und Peters burger diplomatischen Zirkel augenblicklich in der ihre Ab sichten fördernden Einwirkung auf Rumänien ihre Haupt aufgabe erblicken und dahinter die Beseitigung der bul garischen Nöte zurücktrcten lassen. Ein solches Spisl könnte freilich nur dann Erfolg haben, wenn Rumänien, das durch seine natürlichen Interessen ans die Anlehnung an den Dreibund hingewiescn 'st, von diesem hartnäckig im Stich gelassen würde. Das aber darf auf keinen Fall geschehen. Ujdd deshalb must auch die Wiener Politik, zu iürem wohlverstandenen eigenen Vorteil wie znm Nutzen tPs Dreibundes, eine entschlossene Umkehr voll- Mstien und sich von den bisher begangenen Fehlern frei »Dache». Rumänien must wissen, dast es sich auf Oesterreich- Higarn und den Dreibund in allen entscheidenden Fragen, die a»s dem Balkan anftauchen. unverbrüchlich verlassen khnn, und auch Serbien gegenüber wird in Wien eine ver änderte Grundlinie zu suchen sein, ans der sich die Wieder herstellung eines frcunbnachbarlichcn Verhältnisses zwischen den beiden Staaten ermöglichen lässt. Die richtige Würdi gung der hohen Ausgaben, die Oesterreich-Ungarn als Bal kanmacht zu erfüllen bat, wird und must dazu führen, das; die Wiener Oricntpolitik in dem angcdcuteten Sinne neu instradiert wird. Nur unter dieser Voraussetzung kann der von Wien ans ergangenen Anregung, den russischen Schieds spruch zu dem Urteil eines europäischen Arcopags zu er weitern. ohne Bedenken von seiten des Dreibundes zu- gcstimmt werden. tcncgrinern ein Halt znrufen, denen jetzt jedes Mittel recht ist, um den verhassten ehemaligen „Verbündeten" auf die Knie niedcrznringe», ja das in seinem Hasse gegen Bulgarien so iveit gegangen ist, den türkischen Vormarsch zu begünstigen, der doch daraus hniauszielt, coeniuell Adrianvpel de» Bili aren zu eiitrcisicn, ivie überhaupt zahlreiches Gebiet den inlgare» streitig zu machen, das noch vor Monaten znm Teil von serbischem Blut mit erkauft morden ist! Aus diese» Vorgängen ans dem Balkan, die jetzt erneut die Welt beunruhigen, ersieht man immer wieder, dast der Balkan der Wetterwinlel Europas bleibt und dast der Orient ein Gebiet ist, an dem jede Logik, jede Phantasie deS Europäers rettungslos zerschellt. Bor knapp :i Wochen noch war Bulgarien der Diktator ans dem Balkan, der Beherrscher seiner Verbündete», der stolz jede russische Vermittlung zn- rückweist. — jetzt ist Bulgarien der besiegte Sieger, der um die russiichc Vermittlung bitten must, die Griechen und Rumänen stolz ablehnen, während Rumänen, Serben, Griechen, Türken, Mvntenegrincr sich ans bulgarischem Ge biete breit machen. * Will Bulgarien gegenüber der Türkei nachgebe»? Wie das „Nene Wiener Tagblatt" erfährt, Hai Bul garien in eine freiwillige Räumung der von ihm noch be setzt gehaltenen türkischen Gebiete e i n g c iv i l l i g I. Damit dürste der türkische Bormarsch kaum noch anf- zuhaltcn sei». Der Vormarsch der Türken «legen die Bulgaren nimmt inzwischen seine» Fortgang. Offiziellen türki schen Meldungen zufolge findet die türkische Armee bei ihrem Bormarsch von Bulair und T s ch a I a l d s ch a keinen Widerstand. lieber die Absichten der türkische» Armee, die seit Sonntag von Tschaialdscha westlich in; Vormarsch begriffen ist, wird von der Pforte mitgctcilt: Die Armee Kat Befehl erhalten, das „der Türkei zusiehcndc Gebiet" zu besehe«. Darunter dürfte aber schwerlich die Linie Enos— Der vereinte Kamps gegen Bulgarien.