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-Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bald naht wieder für so manchen jungen Turner die Zeit, wo er als Rekrut den Turnplatz mit dem Exerzierplatz vertauschen muh. Es ist klar und erwiesen, daß demselben aus letzterem sehr viel zu statten kommt, was er sich auf ersterem erwarb. Dir turnerische Zucht und Unterordnung, durch die er die Beherrschung seines Leibes und seiner Gliedmaßen erlangte, die körperliche Gewandtheit, die Ausbildung und Stählung seiner Muskeln zur mög lichsten Leistungsfähigkeit, das sind kostbare Gaben für jeden Soldat, die ihm die Turnerei mitgiebt. Auch der hiesige Turnverein sieht aus obigem Grunde vier seiner Kameraden, Kcppler, Heil, Schneider undBöhme, scheiden, und nach alter guter Sitte wurde denselben gestern Abend nach der Turnstunde eine schlichte Abschieds feier bereitet. Vom Vorsitzenden, Herrn Eidner, wurde ihnen in einer Ansprache manch liebes und zu beherzi gendes Wort nebst Ueberreichung einer Tabakspfeife zu Gemüthe geführt, von den Turnbrüdern manch trautes Lied gesungen, manch „Gut Heil" zugerufen und mancher Schluck gebrächt. — Am bevorstehenden Sonntage wird in allen ev.-luth. Kirchen des Landes eine Kollekte gesammelt zum Besten des Kirchenneubaues in Lichte nsee (Eph. Großenhain). Wie sehr ein reicher Ertrag für diese Kollekte zu wünschen ist, geht aus folgenden Angaben des dortigen Kirchenvorstands hervor: Lichtensee, Tochtergemeinde von Streumen, zählt 500 evangelische Einwohner, darunter nur 146, welche zur StaatK- Einkommensteuer herangezogen werden können, die zusammen blos 792 Mark auszubringen vermögen. Von den 146 Steuerpflichtigen haben nicht weniger .als 117 ein Einkommen unter 1000 Mark; nur 7 Steuerpflichtige haben über 2000 Mark, und nicht ein einziger über 3000 Mark Einkommen. Die Gemeinde besteht zu zwei Dritttheilen aus Arbeitern, aber auch der der Landwirthschast angehöcende Theil der Be völkerung ist nicht wohlhabend, da er einen wenig fruchtbaren Boden bebaut. An Ortssteuern muß die Gemeinde jetzt bereits vier Mal soviel als die Staats- Ginkommensteuer (also 400 Proz. derselben) aufbringen, hierbei sind die durch den Kirchenbau entstehenden Lasten nicht gerechnet. Die neue Kirche wird in aller- Linfachster Gestalt errichtet werden. Immerhin wird der Bau nach dem Voranschlag 31000 Mark kosten, eine Summe, die für die kleine und arme Gemeinde mnaufbringlich ist. — Der seit Mittwoch fast ununterbrochen wehende Sturmwind hat besonders den Obstpächtern Schaden -gebracht, indem dieselben fortwährend zu thun hatten, das herabgeschleuderte Obst auszulcsen, welches natür lich bedeutend weniger Werth hat als das gepflückte. — Der große Teich ist Heuer früher als sonst, ischou gestern gefischt worden. Das Resultat schien -em günstiges zu sein, da viele 4psündige und stärkere ^Exemplare von Karpfen dem nassen Elemente ent nommen wurden. Der ganze Teich wurde überhaupt gründlich geleert, da die Pachtzeit des Herrn Lotze nunmehr abläuft und Herr Röllig als neuer Pächter den Betrieb übernimmt. — Herr Oberförster Winter wird am 1. Oktober Schmiedeberg verlassen, nm sich als Obersorstmeister nach Marienberg zu begeben, an seine Stelle wird Herr Oberförster v. Oppen in Morgenröthe treten. — Mr rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Thätigksit gelegentlich des durch Blitz schlag entstandenen Brandes der Reinhardt'schen Scheune in Hirschbach, am 29. Juli dss. Js., hat die König!. Brandoersicherungs-Kammer der Spritze der Gemeinde Hermsdorf bei Dippoldiswalde eine Prämie von 20 Ml. bewilligt. > Reichstädt. Die heilige Abendmahlsfeier für die Militärpflichtigen, welche nächsten Monat bei ihren Truppentheilen eintreffe« müssen, soll hier Mittwoch, den 30. September, stattfinden. Außer den Eltern und anderen Familienangehörigen, deren Theilnahme an dieser Feier seht erwünscht ist, können natürlich auch alle anderen erwachsenen Glieder der Gemeinde an dieser Kommunion theilnehmen. — Das diesjährige Erntedankfest findet hier orts Sonntag, den 4. Oktober, statt. Der FestgotteS- dienst nimmt wie gewöhnlich Nachmittags 2 Uhr seinen Anfang. Glashütte. Das 19. Schuljahr der Deutschen Uhrmacherschule zeigt gegen das Vorjahr eine er höhte Frequenz. Im 18. Schuljahr betrug dec Ge- sammtbesuch (ohne Zuhörer) 41, in diesem Schuljahre bereits 45. Unter den Schülern befindet sich u. A. ein Franzose, der bereits die Pariser Uhrmacherschule besucht Hal; der erste seit Bestehen der Schule. Kreiscka. Da die Diphtherie-Erkrankungen unter den hiesigen Kindern sich mehren und auch be denklicheren Charakters werden, hat die König!. Be- zirksschulinspeklion angeordnet, die Schule zu schließen und schon jetzt die Michaelisferien beginnen zu lassen. JohnSdach, Mit Rücksicht auf den günstigen Verlauf der Masern-Erkrankungen unter den hiesigen Schulkindern kann mit Genehmigung der Kgl. Bezirksschulinspektion in den geschlossen gewesenen Klaffen 3 und 4 der hiesiger Schule mit dem Unter richt wieder begonnen werden. Rehefkld - ZaunhauS. Zur Unterhaltung der hiesigen Fortbildungsschule sind auch für das laufende Jahr wiederum 50 Mk. aus Staatsmitteln als Unter stützung bewilligt worden. Lirbenau. Die Besserungen am hiesigen Kirch- gebäude sind nun vollendet. Das neue Schieferdach und die kupferne Thurmkuppel, überhaupt das ganze Aeußere der uralten Kirche ist nun recht schmuck. Auch im Innern wurde den Wünschen der Gemeindeglieder entsprechend Vieles gebessert. Ebenso wurde die Sak ristei würdig geziert, ingleichen die westliche Vorhalle, die durch schmückenden Aufbau erhöht ward und in welcher die Standbilder St. Marien'S und St. Martin's aufgestellt wurden, links und rechts von den schon 1882 wieder zu Ehren gebrachten Bildern der heiligen 12 Apostel. Diese in Holz geschnitzten Bilder stammen aus dem 15. Jahrhundert (ca. 1490) und blieben an ihren Stellen auf dem Altar auch nach der 1539 er folgten Einführung der Reformation und nach dem 1602 ausgeführten Anbau des Schiffes an die frühere Kapelle bis zur Erneuerung des Kirchinnern im Jahre 1771. In diesem Jahre 1771 wurden diese interes santen Figuren beseitigt und lagen seitdem, vielfach beschädigt, aus dem Kirchboden. Tharandt. Im Auftrage der Ministerien des Innern und der Finanzen wird auch in diesem Jahre in der königl. Forstakademie ein Lehrkursus für künst liche Fischzucht, vorzugsweise Forellenzucht, durch Prof. vr. Ritsche abgehalten werden. Derselbe be ginnt Donnerstag, den 12. November, Nachmittags 5 Uhr und schließt Sonnabend den 14. Nov., Nachm. 5 Uhr. Der Kursus wird wie früher aus Vorlesungen und praktischen Hebungen bestehen und Jedermann unentgeltlich gegen einfach: Einzeichnung seines Namens in die an Ort und Stelle ausliegende Liste zugäng lich sein. Dresden. Nach dem Umlegen einiger Hauptgleise hat man diese Woche w.stlich der Nossener Brücke mit dem Weiterausschachten der Chemnitzer Tiefgleise begonnen, welche an der Plauenschen Stadtgrenze wieder zum gewöhnlichen Bahnniveau emporsteigen. Diese Arbeiten sind ziemlich schwierig und zeitraubend, da zu beiden Seiten der Ausschachtung stark befahrene Personen- und Gütergleise sich befinden, welche sorg fältig abgesteift und mit Stützmauern versehen werden. An der erwähnten Brücke ist das jedenfalls höchste Centralwärterhaus im ganzen Bahnhofsumbaue jetzt sertiggestellt. ES ragt noch über die Nossener Brücke drei Stock hoch empor, zu dem Zwecke, dem Beamten 62. Jahrgang. Sonnabmd, dm 26. September 1896. Mntz-MiW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht »nd den Stadlrath zu Kippoldiswalde „ Weibe ritz-Jeftung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. PreiS vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., etiänonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern MPfg- — Postan- stqlten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bet der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreit« nafinden, werden mit 1V Psa. die Spältenzeile oder oeten Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.-—EitMe- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzetle 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhnc in Dippoldiswalde. WM achtseitigem .Hllustrirteu Unterhaltungsblatt". Mit land- «ud hauSwirthschastlicher MonatSbeilage. Nr. 111. eine Uebersicht über das Terrain zu gewähren. Mancherlei Neubauten, als Lokomotiv- unv Kohlenschuppen, Wohn- und Dienstgebäude der Heizhausverwaltung, füllen jetzt den gesammten südlichen Theil der Zwickauer Straße bis zur Plauenschen Grenze. — Nachdem bereits vor etwa acht Tagen ein hiesiger Maler und ein Graveur verhaftet wurden, welche verdächtig sind, Reichspostmarken nach geahmt und solche in Geld umgesetzt zu haben, ist es nunmehr den Bemühungen der Kriminalpolizei ge lungen, in der Person eines in Löbtau wohnhaften Gewerbtretbenden einen Mitschuldigen zu ermitteln. Die zur Herstellung der ReichSpostwerthzeichen ver- wendeten und von den Betrügern verborgen gehaltenen Maschinen und Werkzeuge sind ausfindig gemacht uttd der Justizbehörde eingeliefert worden. Freiberg. Zum Schwurgerichtsvorsitzenden für die im vierten Kalendervierteljahr 1896 beginnende Sitzungsperiode ist beim hiesigen Landgericht Land gerichtsdirektor v. Wolf ernannt worden. Pegau. In diesem Jahre vollenden sich 8 Jahr hunderte, daß Graf Wieprecht von Groitzsch das einst so berühmte Mönchskloster zu Pegau einweihte. Er stiftete es in der Ehre des Apostels Jakobus, um die Bestürmung der Peterskirche zu Rom, an der er Theil genommen, und die von ihm bewirkte Verbren nung der Jakobskirche in Zeitz, wobei er viele ihm feindlich gesinnte Edelleute niedermachen lieb, zu sühnen. Der Klosterbau erfolgte von 1091 bis 1095 und die Einweihung am 27. September 1096. Bei der Weihe des vom Ritter Erp erkauften, unfern der Burg Groitzsch, beim Dörfchen Pegau gelegenen Bauplatze» trugen Graf Wieprecht und mehrere seiner Waffen genoffen demuthSooll auf ihren Schultern 12 Körbe voll Steine zum Baugrund an die 12 Ecken der Ge bäude. Aus dem unscheinbaren Dörfchen Pegau ent stand, zugleich mit dem Kloster, eine wohlbesestigte blühende Stadt, sodaß das Jahr der Vollendung de» Klosters, 1096, wo der Stifter und seine Gemahlin Judith, eine Tochter deS böhmischen Herzogs WratiS- law, auch begraben liegen, als das der Entstehung der Stadt Pegau zu bezeichnen ist. Reichenbach. Ein sogenanntes „Geldmänn el" ist am 21. September der Polizei in die Hände ge fallen. Ein in der hiesigen Burgstraße seine» Amte waltender Schutzmann wurde plötzlich von einem Fremden darauf aufmerksam gemacht, daß sein (de» Fremden) Freund mit einem Falschmünzer die Straße daher komme. Bei näherer Ermittelung ergab sich denn auch, daß die beiden Fremden aus dem Dorfe Irchwitz bei Greiz, der angebliche Falschmünzer aber ein gewißer Müller, aus Weißensand bei Reichenbach gebürtig, sei; derselbe hat früher selbständig Backereien in Altenburg, Falkenstein rc. betrieben, ist auch Hefen händler gewesen und hat jetzt seinen Wohnsitz in Netztch- kau. Die beiden Jrchwitzer gaben an, Müller hätte dem einen von ihnen billig Geld angeboten, und zwar 100 Mk. für 20. Mk., hätte dabei aber durchblicken lassen, daß e» falsches Geld sel. Der Handel schwebte schon längere Zeit, die Auszahlung sollte immer in einem ferneren Orte, als in Klingenthal, Adorf rc., statlfinden. Da der Jrchwitzer jedoch nicht daraus ein ging, war das Geldmännel Müller auch einverstanden, daß man sich im Gasthof „zum Reichsadler" in Mylau treffe; was Montag Nachmittag der Fall war. Der Ort schien aber für dieses Geschäft nicht so recht ge eignet, und man ging deshalb nach Reichenbach, um in einem dortigen Lokal das Geschäft abzuschließen. Da nun die Jrchwitzer sahen, daß sie es mit einem Schwindler zu thun hatten, Übergaben sie ihn der Po lizei und Dienstag Morgen wurde er in das AmtS- gerichtsgesängniß abgeliesert. Müller ist wegen eine gleichen Vergehens schon einmal vorbestraft. Plauen i. V. Ein Krüppel, der 19 Jahre alte Handarbeiter Ernst Otto Seifert aus Lengenfeld, hat in der Zeit vom 22. bi» 28. Juni d. I. auf der