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Mterhaltungs- und Intelligenz-Blatt. 44. Stück. Sonnabends, den 2. Novbr. 1833- XXI. J-Hrg. Vermischtes. Herr Professor Breithaupt in Freiberg hat ein neues Metall entdeckt, das gediegene Jrid; es fand sich in Körnern aus den Gold- und Platin- Wäschen am Ural, welche einige junge Russen, die in Freiberg studieren, mitgebracht haben, hat eine gelbliche Silberfarbe, viel Glanz, und ist jetzt das härteste und schwerste Metall, indem es an specifischem Gewicht die Platina und das Gold übertrifft, und widersteht allen Sauren. Aus der im Juli 1832 veranstalteten Volkszäh lung ergibt sich, daß in unserm Sachsen 1,528,187 Protestanten, 27,663 Katholiken, 1390 Neformirte, 39 Griechen und 874 Juden leben, von welchen letzteren in der Oberlausitz drei wohnen. Die preußische Staats-Zeitung gibt gründliche Auskunft über den Breslauer Herbst-Wollmarkt. Es waren im Ganzen 12,139 Centner Wolle zum Verkauf ausgestellt, darunter die größte Quantität aus Posen und Polen. Anfangs wollten die Ver käufer mit ihrer Wolle gewaltig hoch hinaus, aber bald sanken die Preise um 8 bis 10 Procent; die wohlfeilste szweischürige) ging zu 65 bis 70 Thlrn. ab, feine schlesische und polnische Sommerwolle zu 83 bis 88, und feine böhmische einschürige Wolle bis zu 112 Thalern. Zwischen Alzendorf und Magdeburg ist der Post wagen , welcher die mit den Leipziger-Braunschwei ger Schnell- und Fahrposten nach Magdeburg Und weiter bestimmten Briefschaften und Packete enthielt, mit allen Postgütern ein Raub der Flam men geworden. Nur die Korrespondenz von Leipzig Nach Hamburg ist gerettet worden. Wer sich zu helfen weiß. Der sehr löbliche Stadtmagistrat in Kronach hat ein Pro-Gymnasium in der Stadt errichtet; es fehlte dazu an Geld, aber die Herren wissen sich gut zu helfen; sie gaben ihren eigenen Jahresgehalt für die gute Sache her, und haben nun die Freude, daß nach ihrem Bei spiele auch die bürgerlichen Magifirats-Räthe in Bamberg die Hälfte ihres jährlichen Gehaltes für die dortige neue Gewerbschule.verwilligt haben. In Hamburg ist eine anatomisch-chirurgische Lehranstalt gegründet worden. In München war am Jahrestag der Leipzigir Schlacht diesmal eine große schöne Tovtenfeier. Den 30,000 Baiern, die Napoleon vor 21 Jahren nach Rußland führte und die ihr schönes Baier- land nimmer wieder sahen, sondern in Rußland in den großen Todtengruben oder in sibirischen Bergwerken begraben liegen — denen ist jetzt m München ein großes Grabmal errichtet worden: ein Obelisk aus Metall, 450 Centner schwer. Ark 18. October ist das Grabmal eingeweiht worden, und der alte Wrede und andere Generale und Officiere mit erfrornen Füßen, Invaliden mit ver krüppelten Gliedern und Bürger und Bauern, Alle auf einem kleinen Häuflein, standen neben dem Obelisk und dachten daran, wie's ihnen vor 21 Jahren in Rußland um's Herz war und wie der liebe Gott sie allein unter den 30,000 Kameraden wieder heimgeführt habe. Ringsum aber standen blanke Truppen, die noch nicht in Rußland waren, und eine Menge von Menschen, Fürsten und Bett ler, und als der König geritten kam und die letzte Hülle von dem Obelisk wegflog, da donnerten die Kanonen, die Trommeln wirbelten und alle Trup pen prafentirten — aber nicht vor dem König und nicht vor dem Obelisk, sondern vor denen, d-e in Rußland begraben liegen. Der alte Fürst Wrede hielt auch eine Rede an seine alten Kameraden vom russischen Feldzüge her, die jetzt in Generals- und in Bürgers- und Bauersröcken um ihn stan-