Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster: in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi. elm Dahler, LigarrengeschSst an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zchl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in »»scheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. »«nähme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. »er AbonnementSpreiS beträgt vierteljähr- »ch 1 Mk. SS Pf. Einzelne Nrn. ü Pf. »nserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. »«bellarischer Satz wird doppelt berechnet. ««d ÜMenburger Anzeiger Amtsblatt für den Htadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteuftein-Calluberg, und in den Ortschaftm der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Sonnabend, den 13. Mai 109 1899. Witteruugsbericht, ausgenommen am 12. Mai, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 761 mm. reducirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 12* 6. (Morgens 8 Uhr -s- 11,!° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 87"/o. Thaupunkt -s- 10 Grad. Windrichtung: Nordwest. Daher Witteruugsausfichte« für den 13. Mai: Meist trübe mit Neigung zu Niederschlägen. Bekanntmachung. Der Fährverkehr auf der Malzhauigafse wird wegen der dort stattfindenden Schleuscnausbesferungen bis auf Weiteres verboten. Waldenburg, am 12. Mai 1899. Der Stadtrat h. Kretschmer, Bürgermeister. «Waldenburg, 12. Mai 1899. Während England und Frankreich direkt mit Amerika telegraphisch verbunden sind, wird der telegraphische Ver kehr zwischen Deutschland und Amerika bisher zum größten Theil durch daS deutsche Kabel von Emden nach Valenti« (Südspitze von Irland) und von hier durch die Kabel einer englischen Gesellschaft vermittelt. Bei der ständigen raschen Zunahme des deutsch-amerikanischen Verkehrs Machte sich der Mangel einer unabhängigen Verbindung von Jahr zu Jahr schärfer fühlbar. In den maßgeben- den Kreisen Deutschlands wurde daher schon lange die Absicht tzehegt, von Deutschland ebenfalls ein direktes Kabel nach Amerika zu legen. Nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten ist dieser Plan durch die Gründung der Deutsch-Atlantischen Telegraphen-Gesellschaft seiner Verwirklichung nahe gerückt. Das Kabel wird von Emden über Borkum durch die Nordsee, um die Nord« West-Küste von Frankreich und durch den Meerbusen von Biskaya nach Vigo an der Westküste Spaniens führen. Diese erste Theilstrecke des Kabels ist bereits im Jahre 1896 gelegt worden. Nun soll das Kabel über die Azoren nach New-Dork weiter geleitet werden. Bereits UM die Mitte des nächsten Jahres dürfte der Betrieb beginnen. Das deutsche Kabel-Unternehmen ist mit lebhafter Ge- NUgthuung zu begrüßen. Der Güter-Austausch zwischen Deutschland und Amerika hat längst einen gewaltigen Umfang erreicht, und eS ist in der That nothwendig, daß zwei durch so zahlreiche Beziehungen mit einander verbundene Mächte in direkten telegraphischen Verkehr miteinander treten können. Nicht mit Unrecht ist gerade in jüngster Zeit darauf hingewiesen worden, daß manche Mißstimmung und irrthümliche Auffassung der thatsäch- lichen Verhältnisse vermieden worden wäre, wenn beide Nationen von fremder Vermittlung befreit gewesen wären. Daß man auch in den Vereinigten Staaten die große Bedeutung dieses Fortschritts im telegraphischen Verkehr zwischen den beiden großen stammverwandten Nationen würdigt, beweist eine längere Ausführung deS „Chicago Time« Herald", der in dem Unternehmen „den Beginn einer neuen Aera in den Handels- und internationalen Beziehungen der Vereinigten Staaten und des Reiches Kaiser Wilhelms" erblickt. Das amerikanische Blatt weist vor allem auf die Klagen hin, daß alle Nachrichten av« Deutschland für die amerikanischen Zeitungen durch englische Agenturen vermittelt werden, die niemals Be cken getragen haben, diese Nachrichten im englischen ^'"ne färben, um Mißstimmung zwischen Amerika und Deutschland hcrvorzurufen, und spricht die Zuver- stcht »us, daß das neue Kabel nicht unwesentlich dazu betrag«» werde, solche Verhetzungs-Versuche zu durch kreuzen und die guten, freundschaftlichen Beziehungen Zwischen Deutschland und Amerika noch enger zu knüpfen. Wie sehr unser Kaiser die Verhandlungen verfolgt und gefördert hat, ist in der hohen Ordens-Auszeichnung zu Tage getreten, die er beim Abschluß der Verhandlungen dem Staatssekretär des Neichspostamts, v. Podbielski, hat zu theil werden lasten; daS-geht nicht minder aus den überaus freundlichen Worten hervor, die er mit dem Präsidenten Mac Kinley telegraphisch ausgetauscht hat. Abermals hat unser Kaiser bewiesen, daß er mit weit vorausschauendem Blicke die Bedürfnisse des täglich wachsen den Verkehrs erkennt. Zu unserer besonder« Befriedi gung gereicht eS, daß es in unserer Verwaltung und in unserer Industrie nicht an Kräften fehlt, die dafür sorgen, daß die hohen, aufs Beste des Reiches gerichteten Be- strebungen des Kaisers zur That werden. Voiittsche Rundschau. Deutsches Reich. Der Aufenthalt des Kaiserpaar cs in den Reichs landen erreicht am heutigen Freitag sein Ende. Nach zutragen ist, daß die Majestäten am Dienstag und Mittwoch Metz besuchten. Der Kaiser legte auf dem St. Blaiseberge den Grundstein zu einem neuen Fort, das er „Gras Häseler" taufte, in seiner Rede die Hoff nung ausdrückend, daß ein Werk geschaffen werde, welches dem Feinde für alle Zeit Widerstand leistet. Am Mitt woch besichtigte Se. Majestät das Königs-Infanterie- regiment Nr. 145 und nahm sodann die Parade über die gesammte Metzer Garnison ab. Die Truppenschau verlief cxact, und ein zahlreiches Publikum huldigte den Majestäten. Der Kaiser speiste im Offiziercasino seines Königs-Regimentes und kehrte dann nach Urville zurück, wohin die Kaiserin schon vorauf gefahren war. Der ebenfalls anwesende Fürst Hohenlohe, der Statthalter, ist nach Straßburg zurückgereist. Am Himmelfahrtstagc be suchten die Majestäten den Gottesdienst in Kürzeln. Der commandirendr Graf Häseler ist zum Chef deS 2. Branden burgischen Ulanen-RegimenteS Nr. 11 ernannt. Ein Besuch deS österreichischen Thronfolgers am deut schen Kaiserhofe steht bevor. Erzherzog Franz Fer dinand wird Ende Mai in Potsdam eintreffen und an den Frühjahrsparaden des Gardecorps theilnehmen. König Oskar von Schweden hat am Mittwoch die neue direkte Verbindungslinie zwischen Deutsch land und Schweden: Saßnitz-Trelleborg-Malmö per sönlich eingeweiht. Jüngst sind Mittheilungen gemacht worden aus den Unterhaltungen des Fürsten Bismarck mit dem eng lischen Maler Sir W. Richmond, der sich im November 1887 eine Woche lang als Gast des Fürsten in Fricd- richsruh befand, um sein Bild zu malen. Nach den Auslastungen Richmonds sollte Bismarck u. A. gesagt haben, die natürliche Allianz sei die zwischen Deutsch land, England und Italien. Nun erklärt Herr v. Poschinger im 5. Bande des „Bismarck-Portefeuilles", Herr Richmond habe den Fürsten offenbar mißverstanden, da sich die Angaben in keiner Weise in das politische System Bismarck's einfügen lasten. Bismarck's Auf- sastung der englischen Politik und Bündnißfähigkeit geht klar aus der von ihm befolgten Politik hervor. Auf eine so unstäte und von parlamentarischen Rücksichten beeinflußte Politik, wie die englische, können wir unserer seits keine bestimmten Pläne bauen, müssen uns viel mehr feste Allianzen auf dem Continente sichern. Ein schärferes Vorgehen gegen den unlauteren Wettbewerb hat der Finanzminister v. Miquel dem Centraloereine selbständiger Gewerbtreibrnder in Aussicht gestellt. Gegen die Lockartikel in den Waarenhäusern und Ausverkäufen, sowie gegen die schwindelhaften Ver steigerungen, die bislang alle gesetzlichen und polizeilichen Vorschriften zu umgehen wußten, soll energisch einge schritten werden. Zu der Novelle über das JnvalidenversicherungS- gesetz bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg." an leitender Stelle, daß für die namentlich aus Centrumskreisen ge förderten Bestrebungen auf Ausschluß von Landwirth- schast und Handwerk aus der Invalidenversicherung nicht die mindeste Aussicht vorhanden sei. Die Verbündeten Regierungen haben erklären lassen, daß sie keine Linie von dem Umfang der Versicherungspflicht zurückgehen würden, und damit ist diesen Bestrebungen das vernich tende Urtheil gesprochen. Es ist auch nicht einzusehen, wie die Angestellten in Landwirthschaft und Handwerk, die zusammen mit ihren Arbeitgebern nunmehr bereits nahezu ein Jahrzehnt Beiträge entrichtet und sich schon dadurch ein Anrecht auf eventuelle Entschädigung durch Invalidenrente und bei Erreichung deS 7V. JahreS sichere Altersrente erworben haben, nunmehr abgefunden werden sollten; jedoch wird diese Eventualität garnicht in Frage kommen. Obwohl in der Reichstagsdebattte nur die Socialdemokraten und freisinnigen Volksparteiler gegen die Berathung der Novelle zum Jnvaliditätsver« sicherungsgesetze eingetreten sind, bedauert eS doch auch die sreiconservative „Post", daß die Berathung diese» wichtigen und schwierigen Gegenstandes geradezu über» Knie gebrochen wird und meint, es wäre doch wohl bester gewesen, die Vorlage erst nach Pfingsten auf die Tagesordnung zu setzen, nachdem den Neichstagsabge- ordneten die Gelegenheit geboten war, den über 200 Seiten umfassenden Commissionsbericht zu studiren. Der Verband der deutschen Zeitungsverleger hat dem Reichstage eine Resolution unterbreitet, in welcher nament lich auf die Schädigung der kleineren Provinzialzei tungen durch den neuen PostzeitungStarif hingewiesen wird. Der Versuch, die sämmtlichen Buchdruckereien Ber lins in eine Zwangsinnung zu vereinigen und damit diese zum Theil sehr großen Fabrikbetriebe zu Hand- werksstättcn zu machen, ist abgeschlagen worden. Auf die Beschwerde der Berliner Buchdruckereien hat nämlich der Handelsminister die Verfügung des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg aufgehoben, der eine Zwangs innung für das Berliner Buchdruckereigewerbe errichtet hatte. Die Innung, welche im Ganzen nur 4 Tage gedauert hatte, ist überhaupt nicht in Wirksamkeit getreten. Mit den Vorbereitungen für ein Reichswohnungs gesetz ist man neuerlichen Meldungen zufolge an den zuständigen Stellen noch nicht beschäftigt. Richtig ist an den früheren Angaben nur, daß in verschiedenen Restarts Erwägungen darüber stattfinden, ob sich nicht aus dem Wege einer Polizeiverordnung eine Besserung der Miß stände im Wchnungswesen, namentlich in sittlicher und gesundheitlicher Beziehung erreichen laste, wie dies in einzelnen Gemeinden, so im ganzen Regierungsbezirk Düsseldorf, bereits geschehen ist.