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Dresdner W Journal. Ttoniglich Sächstschrv Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 234. l> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung; Hofrat DoengeS in Dresden. <r Freitag, 8. Oktober 1909. Bezug-prei»: Beim Bezüge durch di« Expedition, Große Zwingerstraße SO, sowie durch die deutschen Postanstatten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag» nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 12S6, Redaktion Nr. 4374. Lnkündigungen: Die Zeile kl. Schrift der Smal gespalt. AnkündigungSseite 28 Pf., die Zeile größere, Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile SO Pf., unter dem RedaktivnSstrich (Eingesandt) 78 Pf. PreiSermLßigg. auf GeschLfttanzeigen. — Schlug der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kommerzienrat Johannes Reinecker und dem Ingenieur Richard Reinecker in Chemnitz das Ritter kreuz 1. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Buchhändler Kasprowicz bei der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig das Ritterkreuz 2. Klasse des Mrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Gerichtsdiener bei dem Landgerichte Chemnitz Karl August Baumann bei seinem Übertritt in den Ruhestand die Krone zum Ehrenkreuze zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem bisherigen Gemeindevorstande Schindler in Göppers dorf bei Wechselburg das Ehrenkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Farbenreiber Heinhold in Probstheida das Ehren kreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Friseur Max Katzschner in Dresden den ihm von Sr. König!. Hoheit dem Groß herzog von Mecklenburg-Strelitz verliehenen Titel „Hof friseur" annehme und in der Form „Hoffriseur Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz" Mre. ' ' Herr Bezirksarzt Obermedizinalrat vr. Erler in Meißen ist vom 16. bis mit 23. Oktober dieses Jahres beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Bezirksarzt Medizinalrat Dr. Petzholdt in Großenhain vertreten. 388 a VII Dresden, den 5. Oktober 1909. ggOb Königliche Kreishauptmannschaft. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 8. Oktober. Se. Majestät der König trai, von Rehefeld zurückkehrend, heute vormittag im Hoflager zu Pillnitz wieder ein, nahm die Vorträge der Heuen Staatsminister, sowie des Kabinettssekretärs ent gegen und empfing um 1 Uhr den Königl. Bayrischen Kämmerer Grafen v. Hohenthal und Bergen und dessen Neffen Grafen Adolf v. Hohenthal und Bergen in Audienz. Se. Majestät wird Sich am nächsten Montag, nach« mittag 1 Uhr 29 Min., mit Sonderzug ab Niedersedlitz zum Besuche des Herzoglichen Hofes nach Altenburg begeben und daselbst 4 Uhr 55 Min. eintreffen. Die Rückkehr erfolgt Dienstag, den 12. d. M., nachmittags 5 Uhr 36 Min. nach Niedersedlitz. Deutsches Reich. Bom Kaiserlichen Hof. (W. T. B.) Berlin, 7. Oktober. Se. Majestät der Kaiser empfing in Kabinen den neuen Bischof von Ermeland, Bludau, und hörte nachmittags den Bortrag des Chefs des Zivilkabinetts. (Wiederholt.) Anleihebedarf des Reiches. Der Nachtragsetat für 1909, der gleichzeitig mit dem Etat für 1910 dem Reichstage bei seinem Wieder zusammentritt vorgelegt werden wird, sieht, wie die „Berl. Pol. Nachr." mitteilen, einen Anleihebedarf deS Reiche- von etwa 500 Mill. M. vor. Er fetzt sich im großen und aanzen zusammen aus gestundeten Matrikularumlagen der Jahre 1906 bis 190« und auS den Fehlbeträgen der Reichskasse in den Jahren 1907 und 1908. Sodann ist im neuesten Finanzgesetze bestimmt, daß für 1909 von den Einzelstaaten an ungedeckten Matrikularumlagen höchstens 48,5 Mill. M. gezahlt zu werden brauchen. ES muß demgemäß dafür gesorgt werden, daß für die diesen Bettag im Etat für 1909 übersteigenden ungedeckten Um lagen Ersatz geschaffen und damit der diesjährige Etat wieder zur Balance gebracht wird. Es beläuft sich die Summe der ungedeckten Matrikularumlagen im Etat für 1909 auf weit mehr als 200 Mill. M. Ferner sind die großen Summen, die 1908 und 1909 an Besoldungs aufbesserungen gezahlt sind bez. noch gezahlt werden sollen, auf den Nachtragsetat gebracht worden. Hier handelt es sich um einen Betrag von etwa 150 Mill. M. Schließlich werden die infolge der schlechten Einnahmen aus der Postverwaltung und der Brausteuer entstandenen Ausfälle in den Ausgleichungsbeträgen gedeckt werden müssen. Diesen Passiven im NachtragSetat stehen die Einnahmen aus den neuen Zöllen und Steuern von August bez. Oktober an bis zum Schluß des laufenden Finanzjahres und dann die rund 70 Mill. M. betragen den Summen aus Börsen- und Lossteuer gegenüber, die bei der Aufstellung des Etats für 1909 noch als Überweisungen für die Einzelstaaten angesehen wurden, im neuesten Finanzgesetze aber der Reichskasse zugewiesen sind. Beinahe die ganze angeforderte Summe von 500 Mill. M. lastet aber latent schon auf ausgegebenen Schatzanweisungen, die das letzte Etatsgesetz der Reichs verwaltung bis zur Höhe von 600 Mm. M. zur Ver- fügung gestellt hat. Bebels Antwort auf VaS Rundschreiben Haußmanns. Der „Vorwärts" veröffentlicht das Antwortschreiben, das Bebel privatim an Konrad Haußmann als Er widerung auf dessen offenen Brief gerichtet hat. Es heißt darin u. a.: „AuS Ihrem offenen Briefe ersehe ich erneut, daß die Prinzipien in der Auffassuna von der Natur de» Staates und der Gesellschaft und der Stellung, die unsere beiderseitrgen Parteien in den politischen und sozialen Kämpfen einnehmen, unüberbrückbar sind. Ich kann nicht anerkennen, daß auch nur einer der Einwürfe, die Sie in Ihrem offenen Briefe gegen mich bez. die sozialdemokratische Partei richten, Berechtigung hat." Bebel verbreitet sich dann über die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den liberal-demokratischen und den sozialdemokratischen Anschauungen und fährt fort: „Aber was wir erstreben, ist nicht von heute auf morgen durchsetzbar. Wir marschieren in Etappen. Jeder Fortschritt auf irgendeinem Gebiete führt mehr ans Ziel. Damit müssen wir den Fortschritt auf allen Gebieten erstreben wollen. Deshalb werden wir auch jede ehrlich liberale Forderung, die Vertreter des Bürgertums an den Staat stellen, krästig unterstützen. Das haben wir bisher getan und werden wir ferner tun, und es wird mir und sicher auch allen meinen Parteigenossen nur an genehm sein, wenn wir recht oft in die Lage kommen, die Forderungen der bürgerlichen Parteien unterstützen zu können. Auf unsere weitergehenden Forderungen verzichten wir damit nicht, wir hörten sonst auf, zu sein, was wir sind." Diese Antwort Bebels klingt doch ganz anders, als die spöttischen Bemerkungen, die der „Vorwärts" selbst vor einigen Tagen über Haußmanns offenen Brief ge macht hat. Ausland. Die „Tribuna" zum dreißigjährigen Bestehen des deutsch-österreichischen Bündnisses. (W.T.B.) Rom, 7. Oktober. Die „Tribuna" stellt in einem Artikel über das 30jährige Bestehen des deutsch-öster reichischen Bündnisses mit Genugtuung fest, daß man in Berlin und Wien Italien als pars inter pares im Drei bunde ansehe, und betont weiter, daß es dem Dreibunde auch zu verdanken sei, wenn der Zweibund immer einen friedlichen Charakter bewahrt habe. Dies sei ein Faltum, das nicht nur historische Bedeutung habe, sondern auch für die Zukunft von Wichtigkeit sei. Zur Rechtslage der Ausländer in Chardin. (W.T. B.) St. Petersburg, 7. Oktober. Das „Amtliche Jn- formationsbureau" teilt mit: Die Vertreter einiger Mächte, die in China Handelsinteressen haben, haben in Peking wie in St. Petersburg Zweifel über das Verfügungs- recht aeäußert, da- von feiten der Stadtverwaltung in Charlnn auSyeübt wird. In Noten sowohl wie in münd lichen Mitteilungen versuchten die erwähnten Vertreter festzustellen, daß einzelne Paragraphen de» am 10. Mai d. I. in Peking unterzeichneten Vertrags den ihren Reich-angehörigen durch die Traktate mit China ein geräumten Exterritorialrechten Abbruch tun. Die Ex territorialrechte, soweit sie durch Traktate gesichert sind, befreien aber den Ausländer keineswegs von der Ver pflichtung, Stadt- und andere Gebühren zu entrichten und sich der eingeführten Ordnung zu fügen. Es liegt im Interesse der ausländische« Mächte selbst, zum aller schleunigsten Abschluß der zwischen Rußland und China schwebenden Verhandlungen beizutragen, um der auf dem Territorium der China-Ostbahn vorhandenen un klaren Lage ein Ende zu bereiten. Bom griechischen Parlament. (W.T.B.) Athen, 7. Oktober. Deputiertenkammer. Justiz minister Roma wurde mit 119 von 161 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten gewählt. Dragumis erhielt 9 Stimmen. Roma sprach vem Hause für seine Wahl )en Dank aus und hob hervor, daß der Patriotismus rer Deputierten der Krise, die durch das Land gehe, Rechnung tragen und seine Pflicht zu tun wissen werde. Zur Lage in Katalonien. (W.T. B.) Madrid, 7. Oktober. Ministerpräsident Maura er klärte, er könne die konstitutionellen Garantien in Kata lonien nicht wiederherstellen, da es seine erste Pflicht sei, für die öffentliche Sicherheit zu sorgen. Der Minister- iräsident gab jedoch Anweisungen, bei der Wahlkampagne >as Bersammlungsrecht liberal zu handhaben. Zur Lage in Marokko. (W. T. B.) Paris, 7. Oktober. Wie die „Agence Havas" meldet, hat Spanien einen Tag, bevor es einige seiner Vertreter im Auslande beauftragte, das Festhalten an dem vorher festgesetzten Programm für sein Vorgehen in Marokko zu versichern, durch seinen Botschafter in Paris denselben Schritt im Ministerium des Äußern tun lassen. London, 7. Oktober. Im Unterhause richtete Dillon (Nationalist) an die Regierung die Anfrage, ob die britische Regierung der spanischen irgendwelche Ver sicherung bezüglich der weiteren Operationen in Marokko gegeben habe, ferner, ob irgendeine Tatsache zu der An nahme berechtigen könnte, daß Spanien eine Besetzung Tetuans oder eines bedeutenderen maurischen Gebiets teiles plane, und ob bei der britischen Regierung von der spanischen sondiert worden sei, wie sie sich zu derartigen Unternehmungen stellen würde. Der Parlamentsunter sekretär Mc Kinnon Wood erwiderte, er müsse alle drei Fragen im verneinenden Sinne beantworten. Als hierauf Dillon weiter ansragte, ob das Parlament in Kenntnis gesetzt werden würde, bevor die britische Regierung irgendeinen Schritt zugunsten einer weiteren oder er weiterten Aktion in Marokko tun werde, antwortete Mc Kinnon Wood: Wir wissen von keiner Absicht Spaniens, die den rertraglichen Verpflichtungen zuwiderliefe, oder die sich in irgendeiner Weise mit den Interessen Groß britanniens kreuzen könnte. Paris, 7. Oktober. Der Kriegsminister ersuchte den General d'Amade, der sich gegenwärtig auf Urlaub in Montauban befindet, um Aufschluß über die Er klärungen, die er dem „Malin" über die militärischen Operationen der Spanier in Marokko gegeben hat. Melilla, 7. Oktober. Durch den Scheinwerfer des Leuchtturmes von Lancellos sind gestern abend im Ge biete der Beni Sitar mehrere Trupps von Eingeborenen entdeckt worden, die sich hinter Gestrüpp verborgen hielten. Sobald sie sich bemerkt sahen, eröffneten sie ein Feuer gegen die Vorposten von Melilla. Die Spanier erwiderten das Feuer und ließen eine Kompanie einen Ausfall unternehmen. Das Gefecht währte 1H Stunden, später fielen nur noch vereinzelte Schüsse. Madrid, 7. Oktober. Nach Depeschen aus Seluan errichten die Spanier dort um die Kasbah Verteidigungs werke, auch Geschütze schweren Kalibers sollen dorthin geschickt werden. Paris, 7. Oktober. Mehrere Blätter äußern sich über die heute veröffentlichte Erklärung General d'Amades ziemlich abfällig. Der „Temps" sagt, man könne diese Erklärungen nur mit Überraschung und mit Bedauern lesen. General d'Amade habe gezeigt, daß ihm die französisch spanischen Marokkoabkommen von 1904 und 1905 vollständig unbekannt seien. Spanien habe bisher seine Rechte nicht überschritten. Wenn General d'Amade verlange, daß Frankreich möglichst bald intervenieren solle, dann müsse man fragen: „Wo, wie und gegen wen? Gegen Spanien oder gegen Mulay Hafid?" Die Bevölkerung hätte einen bestimmten Rat vorgezogen. Unter diesen Umständen sei die Einmischung General d'AmadeS vollständig unnütz und bedauerlich. Pari», 8. Oktober. Die hiesige Ausgabe deS „New Vork Herold" veröffentlicht eine Unterredung mit dem Minister Pichon, der zufolge dieser zu den Erklärungen de- General- d'Amade gesagt haben soll, der Zwischenfall würde rasch erledigt sein. Sollte General d'Amade be stätigen, daß er die ihm zugeschriebenen Äußerungen getan hat, so werde er strengstens bestraft werden. E» ist unstatthaft, daß ein Offizier, wie groß auch seine Tüchtigkeit und die von ihm geleisteten Dienste sein mögen, sich in dieser Weise in die Politik einmischt. Die Regierung ist in diesem Punkte einmütig; aber ich will noch ein Dementi oder wenigstens eine Richtigstellung der Äußerungen erhoffen, die übrigen- keineswegs den